April - Euroregion Elbe/Labe
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Standortfaktoren (EU-Mitgliedschaft, Produktivität und Qualifikation der Arbeitnehmer,<br />
Verfügbarkeit lokaler Zulieferer) bekamen nur durchschnittliche Noten zwischen "zufrieden"<br />
und " durchschnittlich".<br />
Dagegen hat sich Einschätzung der negativen Standortkriterien weiter verschlechtert.<br />
Korruption, Wirtschaftskriminalität, Bürokratie, die politische Stabilität und Rechtssicherheit<br />
werden von den deutschen Unternehmen im Land als sehr kritisch eingeschätzt."Probleme gibt<br />
es vor allem bei der Umsetzung und Durchsetzung von Rechtsvorschriften", erläutert<br />
Kammersprecher Lachmann. Die Dauer von juristischen und administrativen Verfahren<br />
erschwere das unternehmerische Handeln. "In den letzten Jahren hat sich die Situation leider<br />
verschlechtert", sagt Lucie Vorlickova, Geschäftsführerin der Prager Kanzlei Vorlickova Partners<br />
und Vorstandsmitglied der AHK Tschechien.Zu Jahresbeginn 2012 hatte die<br />
Auslandshandelskammer in Prag diese Themen auch in einem Positionspapier heftig kritisiert.<br />
Die häufigen und in kurzen Intervallen vorgenommenen Gesetzesänderungen seien eine<br />
Herausforderung für die Unternehmen, heißt es darin. Das Handelsgesetzbuch wurde in den<br />
vergangenen fünf Jahren 26mal geändert. In der Steuergesetzgebung gab es insgesamt mehr<br />
als 370 Änderungen.<br />
Viele Neuregelungen treten bereits kurz nach der Verabschiedung in Kraft. So wurde erst zehn<br />
Tage vor dem Jahreswechsel entschieden, dass ab 2013 nicht wie ursprünglich geplant ein<br />
einheitlicher Mehrwertsteuersatz von 17,5% gelten wird, sondern zwei jeweils erhöhte Sätze<br />
von 15 und 21%. Ebenso kritisiert der Arbeitskreis Recht und Steuern bei der AHK Tschechien<br />
die lange Dauer von Gerichtsverfahren. Ein handelsrechtlicher Streitfall könne sich von der<br />
ersten<br />
Eingabe beim Gericht bis zum Erlass einer rechtskräftigen Entscheidung fast sieben Jahre<br />
hinziehen. Bemängelt werden zudem die Schwierigkeiten bei der Durchsetzung von<br />
Gerichtsurteilen, insbesondere bei Steuerfragen. "Es sind leider keine Einzelfälle mehr, dass<br />
Unternehmen ihren Anspruch auf Steuererstattungen trotz gewonnener Gerichtsverfahren bei<br />
der Finanzverwaltung nicht durchsetzen können", erklärt Steuerexpertin und<br />
Wirtschaftsprüferin Vorlickova. Nicht zuletzt solche Probleme im Alltag der Unternehmen haben<br />
dazu geführt, dass Tschechien erstmals seit vielen Jahren nicht mehr der beliebteste<br />
Investitionsstandort in Mittelosteuropa ist. Es rangiert 2013 nach Auswertung der Befragungen<br />
aller Auslandshandelskammern in der Region nun knapp hinter Polen, aber noch vor Estland<br />
und der Slowakei. Ein Grund ist aber auch die schwache wirtschaftliche Dynamik.<br />
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) war 2012 nach ersten vorläufigen Zahlen um 1,2% gesunken.<br />
Für 2013 ist kaum mit einem erneuten Aufschwung zu rechnen. Nach neuesten Schätzungen<br />
der sieben größten Banken im Land wird das BIP um 0,2% schrumpfen. Erst 2014 sollte wieder<br />
ein Wachstum von 1,8% möglich sein. Auch die Nationalbank erwartet für 2013 ein Minus von<br />
0,3%. Nur das Finanzministerium hofft noch auf ein leichtes Plus von 0,1%. Die<br />
Industrieproduktion ist in ersten beiden Monaten 2013 um über 5% zurück gegangen. Dabei<br />
musste die Fahrzeugindustrie ihren Ausstoß sogar um ein Zehntel drosseln.<br />
Auch die Aussichten für das verarbeitende Gewerbe sind trüb, denn das Volumen der<br />
Neuaufträge lag im Januar und Februar um 9% unter dem Vorjahresvolumen.Ebenso<br />
verschlechtert sich die Lage am Arbeitsmarkt. Im März 2013 waren knapp 63.000 Menschen<br />
mehr erwerbslos gemeldet als im Vorjahresmonat. Die Arbeitslosenquote lag mit 8,0% um<br />
einen Prozentpunkt höher als im März 2012. Um die Konjunktur schneller wieder auf Kurs zu<br />
bringen, hat die Regierung Anfang <strong>April</strong> 2013 ein Maßnahmenpaket vorgestellt. Geplant sind<br />
Steuererleichterungen für Unternehmen, schnellere Abschreibungen für Investitionen und<br />
Startkapital für Existenzgründer, die zuvor arbeitslos waren.<br />
Sie erhalten vom Staat 40.000 bis 80.000 Tschechische Kronen (Kc; rund 1.500 bis 3.000<br />
Euro, Wechselkurs am 10.4.13: 1 Euro = 25,87 Kc) für die Unternehmensgründung. Betriebe,<br />
die jugendliche Arbeitslose einstellen, können ein Jahr lang eine Beihilfe von 24.000 Kc<br />
monatlich bekommen. Außerdem steigen die staatlichen Zuschüsse für Exportgarantien.<br />
Ebenso will das Wirtschaftsministerium in Zukunft verhindern, dass die Strompreise durch die<br />
Förderung erneuerbarer Energiequellen überdurchschnittlich steigen. Um die Bauwirtschaft<br />
anzukurbeln, sind Investitionsprogramme für die Wohnraumsanierung und mehr Mittel für den