Monatsbericht des BMF Dezember 2013 - Bundesministerium der ...
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<strong>Monatsbericht</strong> <strong>des</strong> <strong>BMF</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong><br />
Analysen und Berichte<br />
Lohnpolitik – geeignet zur Korrektur von Leistungsbilanzungleichgewichten im Euroraum?<br />
allen Handelspartnern bis zu + 0,5 % mehr<br />
importieren. Zudem wird die inländische<br />
Güternachfrage teilweise zugunsten <strong>der</strong><br />
Produktion in den betrachteten Eurolän<strong>der</strong>n<br />
und zulasten von Exportlän<strong>der</strong>n wie<br />
Deutschland umgelenkt (Substitutionseffekt).<br />
In <strong>der</strong> Summe induziert die gestiegene<br />
Binnennachfrage jedoch auch eine<br />
Ausweitung <strong>des</strong> realen Importvolumens<br />
(z. B. + 0,25 % in Italien). So steigen die<br />
deutschen Exporte um bis zu 0,2 %. Der<br />
Nettoeffekt im Außenhandel wird von<br />
den Nachfrageelastizitäten <strong>des</strong> Auslands<br />
nach Gütern aus den „Schockstaaten“<br />
beziehungsweise <strong>der</strong> inländischen Nachfrage<br />
nach ausländischen Gütern determiniert.<br />
Die Auswirkungen auf den (nominalen)<br />
Leistungsbilanzsaldo <strong>der</strong> untersuchten<br />
Eurostaaten sind bis auf Italien mittelfristig<br />
leicht negativ. Die mengenmäßige Ausweitung<br />
<strong>der</strong> Exporte wird zum Teil durch eine<br />
Senkung <strong>der</strong> Exportpreise konterkariert. Die<br />
Verbesserung <strong>der</strong> preislichen Wett bewerbsfähigkeit<br />
ist bei Weitergabe <strong>der</strong> Lohnstückkostenvorteile<br />
an die Abnehmer im Ausland<br />
mit einem negativen Terms-of-Trade-Effekt<br />
verbunden.<br />
4 Expansive Fiskalpolitik<br />
Simulationen zu den gesamtwirtschaftlichen<br />
Auswirkungen von fiskalpolitischen Impulsen<br />
auf <strong>der</strong> Einnahmen- und Ausgabenseite<br />
<strong>des</strong> Staates mit NiGEM im <strong>Monatsbericht</strong><br />
November <strong>2013</strong> haben verdeutlicht, dass<br />
auch eine kreditfinanzierte expansive<br />
Finanzpolitik in Deutschland nicht nachhaltig<br />
den deutschen Leistungsbilanzüberschuss<br />
korrigiert. 3 Selbst bei hohem Mitteleinsatz sind<br />
die positiven Wachstumseffekte bei wichtigen<br />
Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Wirtschafts- und Währungsunion<br />
und Handelspartnerlän<strong>der</strong>n sehr eng<br />
3<br />
Bun<strong>des</strong>ministerium <strong>der</strong> Finanzen (<strong>2013</strong>):<br />
Gesamtwirtschaftliche Auswirkungen<br />
fiskalpolitischer Impulse, in: <strong>Monatsbericht</strong> <strong>des</strong> <strong>BMF</strong><br />
November <strong>2013</strong>, S. 15-22.<br />
begrenzt. Zudem hätten diese Szenarien den<br />
Nachteil einer dauerhaften Erhöhung <strong>der</strong><br />
staatlichen Schuldenstandsquote.<br />
5 Fazit<br />
Wie mithilfe <strong>des</strong> makroökonometrischen<br />
Weltwirtschaftsmodells NiGEM gezeigt<br />
wurde, stellt die Lohnpolitik allein kein<br />
geeignetes Instrument zur Korrektur von<br />
Leistungsbilanzungleichgewichten dar.<br />
Dies gilt sowohl für eine Lohnexpansion<br />
in Deutschland als auch für eine<br />
Lohnmo<strong>der</strong>ation in den betrachteten<br />
Eurostaaten. Eine übermäßige Erhöhung<br />
<strong>der</strong> Löhne in Deutschland würde die intensiv<br />
im Wettbewerb mit Län<strong>der</strong>n außerhalb<br />
<strong>der</strong> Europäischen Union stehenden<br />
deutschen Unternehmen einseitig belasten<br />
und <strong>der</strong>en Exportaussichten eintrüben.<br />
Davon wären auch die Handelspartner im<br />
Euroraum negativ betroffen, die umfänglich<br />
Vorleistungen für die deutschen Exporte<br />
produzieren. Darüber hinaus ist die Frage<br />
aufzuwerfen, ob <strong>der</strong> Staat überhaupt in die<br />
in Deutschland grundgesetzlich geschützte<br />
Tarifautonomie zwischen Arbeitnehmern<br />
und Arbeitgebern eingreifen sollte. Eine<br />
an <strong>der</strong> Produktivitätsentwicklung <strong>der</strong><br />
Volkswirtschaft orientierte Lohnpolitik<br />
kann das Wirtschaftswachstum langfristig<br />
begünstigen und die Binnennachfrage über<br />
eine Zunahme <strong>der</strong> Kaufkraft stärken, was die<br />
Nachfrage nach Importen merklich steigert.<br />
Damit würde eine Reduktion <strong>des</strong> deutschen<br />
Leistungsbilanzüberschusses – auch ohne<br />
eine verzerrende Absenkung <strong>der</strong> preislichen<br />
Wettbewerbsfähigkeit – einhergehen.<br />
Überdies eröffnet die auf Konsolidierung <strong>der</strong><br />
Staatsfinanzen ausgerichtete Finanzpolitik<br />
<strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>regierung <strong>der</strong> zurückliegenden<br />
Jahre begrenzten Raum für eine zielgerichtete<br />
wachstumsorientierte Ausweitung <strong>der</strong><br />
öffentlichen Investitionen speziell auf<br />
den Fel<strong>der</strong>n Bildungs-, Forschungs- und<br />
Verkehrsinfrastruktur.<br />
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