Großer Erfolg des 4. Kultur-Selbsthilfetages für seelische Gesundheit
Großer Erfolg des 4. Kultur-Selbsthilfetages für seelische Gesundheit
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<strong>Großer</strong> <strong>Erfolg</strong> <strong>des</strong> <strong>4.</strong> <strong>Kultur</strong>-<strong>Selbsthilfetages</strong> <strong>für</strong> <strong>seelische</strong> <strong>Gesundheit</strong><br />
Open Air „Alle Augen zählen“: Information, Begegnung, außergewöhnliche <strong>Kultur</strong>bühne<br />
von Gangolf Peitz, Saarbrücken<br />
Wadern-Morscholz (at/pg). Alle Augen zählen. Samstag, 9. Juni 2012 war es wieder<br />
soweit. Unter diesem Titel hatte die saarländische Selbsthilfe SeelenLaute <strong>für</strong> dieses Jahr<br />
gemeinsam mit Hofgut Per la Vita in Morscholz zum <strong>4.</strong> SeelenLaute-Fest nach Wadern<br />
eingeladen. Der von der Betroffenen-Selbsthilfe organisierte <strong>Kultur</strong>tag <strong>für</strong> <strong>seelische</strong><br />
<strong>Gesundheit</strong> hat inzwischen überregionale Bedeutung. Die Kombination bewies sich als<br />
attraktiv und enormer <strong>Erfolg</strong>: ein alternativer <strong>Gesundheit</strong>stag mit Betroffenenkompetenz<br />
als öffentliche Informations- und <strong>Kultur</strong>veranstaltung, innerhalb der örtlichen Waderner<br />
Stadtwoche als Open Air beim und mit dem Tageszentrumähnlichen Hilfe- und<br />
Begegnungszentrum Hofgut Per la Vita in Morscholz.<br />
Unter der Schirmherrschaft von Andreas Storm, Minister <strong>für</strong> Soziales, <strong>Gesundheit</strong>, Frauen<br />
und Familie, in Zusammenarbeit mit dem <strong>Kultur</strong>amt Wadern, dem Ortsteil Morscholz, sowie<br />
in bewährter Kooperation mit dem Saarländischen Bündnis gegen Depression und der<br />
Europäischen Gesellschaft zur Förderung von Kunst und <strong>Kultur</strong> in der Psychiatrie e.V.<br />
drehte sich diesmal alles ums Thema Kunst und <strong>Kultur</strong> als Basis gesellschaftlicher Teilhabe.<br />
Über 150 Gäste aus Nah und Fern – Ministerium betont Bedeutung der Selbsthilfe<br />
Über 150 Gäste aus Nah und Fern fanden den Weg ins nördliche Saarland, darunter<br />
Besucher aus Kaiserslautern, Nordrhein-Westfalen und Luxemburg. Für Besucher mit<br />
Behinderung war vom Hof ein kostenloser Fahrdienst im Raum Wadern bzw. ab und zum<br />
Hauptbahnhof Merzig eingerichtet.<br />
Frau Dr. Renate Klein, Leiterin beim <strong>Gesundheit</strong>sreferat im Saarbrücker Ministerium,<br />
eröffnete gemeinsam mit Ortsvorsteher Markus Wollscheid <strong>für</strong> die Stadt Wadern und<br />
Manuel Kulzer <strong>für</strong> das Hofzentrum Per la Vita den Saarländischen kulturellen<br />
Selbsthilfetag <strong>für</strong> <strong>seelische</strong> <strong>Gesundheit</strong> 2012. Zuvor aber las eine Betroffene ein<br />
markantes Zitat zu Menschen mit Psychiatrieerfahrung. Ein Auftakt, der großen Anklang<br />
fand. In ihrem Grußwort reflektierte Frau Dr. Klein die gewachsene und immer wichtigere<br />
Bedeutung der Selbsthilfe in unserem heutigen <strong>Gesundheit</strong>ssystem und lobte das<br />
Engagement von Selbsthilfe SeelenLaute im Saarland, gerade auch über den Weg von<br />
Kunst und <strong>Kultur</strong> <strong>seelische</strong> <strong>Gesundheit</strong> zu fördern. Dies gelte es zu intensivieren und<br />
vermehrt zu unterstützen. Herr Wollscheid hob die Bereicherung <strong>für</strong> die Stadt Wadern und<br />
den Ortsteil Morscholz als Veranstaltung hervor, bot <strong>für</strong> 2013 zusätzliche inhaltliche<br />
Zusammenarbeit an und überreichte eine Spende. Manuel Kulzer brachte <strong>für</strong> den Hof die<br />
Freude zum Ausdruck, dass die Selbsthilfe diesen wichtigen Tag jetzt bei Per la Vita<br />
durchführe. Dem Hof sei die Zusammenarbeit mit einer Betroffenenorganisation sehr<br />
wichtig.
Mit Bündnis gegen Depression, vielen Informationen und interessanten Ständen<br />
Frank Lessel vom Bündnis gegen Depression stellte die Saarländischen Wochen <strong>für</strong><br />
<strong>seelische</strong> <strong>Gesundheit</strong> vor und machte im Publikum spontane Stimmungstests. An diesem<br />
Tag war die „Flemm“ wenig präsent! Beliebter Treffpunkt waren die Informations- und<br />
Verkaufsstände selbsthilfeorientierter Initiativen, Vereine, Einrichtungen und Aktivisten aus<br />
<strong>Gesundheit</strong>s- und sozialer Arbeit, Kunst, <strong>Kultur</strong>. Da informierte man sich bei Mitarbeitern<br />
von SeelenLaute und LAG PE Saarland über die saarländische<br />
Psychiatrieerfahrenenbewegung, Ina Weber und Johannes Bischoff berieten zum<br />
Bun<strong>des</strong>verband BPE e.V., Referenten und Vortragende boten Literatur und CDs an,<br />
gesundheitliche und kulturelle Fachliteratur wurde gekauft. Auch gab es Informationen zur<br />
jungen lokalen Selbsthilfegruppe Sonnenschein oder zu den Vereinen Malclub-Saar und<br />
Gaugriis e.V., in denen heute Betroffene ganz normal mitarbeiten. Gangolf Peitz,<br />
Koordinator von SeelenLaute, skizzierte Struktur und Angebote dieser kreativ orientierten<br />
freien Selbsthilfe, würdigte mit Dank an alle Mitarbeitenden das hier gelungene fruchtbare<br />
Kooperationsnetz und erläuterte: „Kunst und <strong>Kultur</strong> sind eine <strong>für</strong> uns alle gesunde und<br />
gesundende Basis gesellschaftlicher Teilhabe.“<br />
Ute Leuners „Papageienexpress“ faszinierte von der <strong>Kultur</strong>bühne<br />
Dazu trugen dann entscheidend die sieben Akteure auf der <strong>Kultur</strong>bühne bei. Hier gab es<br />
selbst geschriebene Live-Programme von außergewöhnlichen KünstlerInnen und<br />
AutorInnen mit und ohne Psychiatrieerfahrung aus ganz Deutschland. Barde Patric Ludwig<br />
aus Saarburg spielte seine hintersinnigen moselfränkischen Songs, Autor Jan Michaelis<br />
aus Düsseldorf erzeugte mit dem Krimi „Fliegenplage“ Gänsehaut, der Ensdorfer Lyriker<br />
Ernst J. Messinger las seine kritisch-heitere Sicht aufs „Persönliche Budget“, Annette<br />
Wilhelm aus Bühl-Altschweier räumte im Sketch als Putzfrau Erna Krautwickler mit so<br />
manchem auf und Ute Leuner, aus Hamburg angereiste Musikkabarettistin, brachte das<br />
Publikum mit ihrem „Papageienexpress“ begeisternd in Fahrt.<br />
Bei Schwenker und Musik kommt man ins Gespräch zu <strong>Gesundheit</strong> und Miteinander<br />
Engagierte Ortsbewohner und viele gute Hände sorgten <strong>für</strong> einen reibungslosen Ablauf,<br />
halfen bei der Bewirtung mit Kaffee, Kuchen, Schwenkbraten und Getränken, bei der<br />
Koordination von Mitfahrgelegenheiten etc. Eifrig wurden Ponyreiten und Hofführungen<br />
genutzt. Das interdisziplinäre Team von Per la Vita bietet besonders <strong>für</strong> den wachsenden<br />
Bedarf im nördlichen Landkreis Merzig-Wadern als ambulantes Zentrum Hilfen <strong>für</strong><br />
Menschen mit psychischen Handicaps an. Mit einem ganzheitlichen Konzept, inklusive<br />
Kreativkursen und Reittherapie, im Zusammenspiel von sozialarbeiterischen Kräften,<br />
Betroffenenhelfern, professionellen Dozenten aus Literatur, Musik, Kunst und<br />
<strong>Gesundheit</strong>ssektor sowie im Zusammenleben mit den Tieren <strong>des</strong> Hofes, die mitunter auch<br />
mit Leiden hier ankommen. Am Abend spielte die Eifel-Band „StringGrass“ eine feurige<br />
Melange aus Blue(s)grass, Country, Folk und Reggae, mit Gitarren, Banjos und gut<br />
gelaunter Stimmgewalt.<br />
Ausstellung „4x4 Outsider Art“ verlängert bis 25. August 2012<br />
Zum <strong>Erfolg</strong> steuerte schließlich auch die Ausstellung „4x4 Outsider Art“ ihren Teil bei. Das<br />
europäische Kunstprojekt Art-Transmitter präsentierte in einer harmonischen Konzeption
16 expressive Malereien von so genannten Outsider Art-Künstlern von Saar und Mosel.<br />
Die Saarbrücker Künstlerin Gertrud Hessedenz war persönlich anwesend. Ingrid Nölle, 1.<br />
Vorsitzende <strong>des</strong> Dortmunder Trägervereins von Art-Transmitter in einem Geleitwort: „Wir<br />
freuen uns sehr, in Wadern präsent sein zu können. Gemeinsam möchten wir Vorurteile<br />
gegenüber Menschen mit psychischen Behinderungen abbauen und außergewöhnliche<br />
künstlerische Arbeiten vorstellen“. Das übernahm mit seinen Einführungsworten en detail<br />
Gérard Carau, Chefredakteur <strong>des</strong> <strong>Kultur</strong>magazins „Paraple“ aus Bouzonville (Frankreich).<br />
Die Künstler hätten hier bewiesen, so Carau, dass sie Kunst können und „damit voll<br />
dazugehören“. Man möge also bitte das „Outsider“ streichen. Wegen der guten Resonanz<br />
-inzwischen hat sogar eine Schulklasse um eine Besichtigung mit Führung angefragt-<br />
wurde die Ausstellung bis 25. August 2012 verlängert. An diesem Samstag gibt’s dann in<br />
einer besonderen Finissage mit Mundart auch einen spannenden Fachtalk mit Journalist<br />
Liberto Balaguer aus Köln, in Form eines Künstlerinterviews. Die Ausstellung kann nach<br />
Terminvereinbarung (Tel. 0175/5214285) besichtigt werden, die Bilderliste ist unter<br />
www.art-transmitter abrufbar. Bei Interesse an einem Bildankauf wende man sich direkt<br />
ans europäische Kunstprojekt Art-Transmitter, telefonisch unter 0231/39980493<br />
Auf zum 5. SeelenLaute-Fest am 8. Juni 2013!<br />
Der Tag wurde gefördert aus Mitteln <strong>des</strong> Saarländischen Ministeriums <strong>für</strong> Soziales,<br />
<strong>Gesundheit</strong>, Frauen und Familie und von gesetzlichen Krankenkassen. Bei (mühsam<br />
organisiertem) freiem Eintritt war die Spendenbereitschaft der Besucher <strong>für</strong> den<br />
Selbsthilfetag nach dem Motto „Statt Eintritt Spende – wer will/kann/hat..“ erfreulich, denn<br />
ein kompetenter <strong>Gesundheit</strong>s- und <strong>Kultur</strong>event kostet.. Dieser kreative Tag <strong>des</strong><br />
Informations- und Erfahrungsaustauschs, mit hochwertigem Bühnenprogramm und vielen<br />
Begegnungen im Rahmen eines gemeinsamen Feierns zeigt nachhaltige positive<br />
Wirkung im wichtigen Thema psychische <strong>Gesundheit</strong>, Inklusion und Miteinander ohne<br />
Barrieren.<br />
Die letzten Teilnehmer saßen noch nach 22 Uhr auf dem Freigelände zusammen. Silke<br />
Kulzer-Schütt, als Heilerziehungspflegerin Leiterin <strong>des</strong> Hofes, war überrascht von der<br />
großen Akzeptanz dieses ersten <strong>Selbsthilfetages</strong> auf dem Hof und unterstrich in einem<br />
Zeitungsinterview die effiziente Mischung aus <strong>Gesundheit</strong>stag, <strong>Kultur</strong>veranstaltung und<br />
Dorffest, offen <strong>für</strong> jeden und mit einem erstaunlichen Interesse und Echo auch bei den<br />
Medien. Beim Mondschein stand es dann fest: Fortsetzung folgt! Aufgrund <strong>des</strong> enormen<br />
<strong>Erfolg</strong>es soll der 5. Saarländische kulturelle Selbsthilfetag <strong>für</strong> <strong>seelische</strong> <strong>Gesundheit</strong> schon<br />
nächstes Jahr, und wieder hier als Open Air stattfinden, am Samstag den 8. Juni.<br />
„Alle Augen zählen“ hieß es diesmal. Fürs kommende Jahr ist als Untertitel „Himmel und<br />
Hölle“ in der Diskussion. Frank Lessel vom Bündnis gegen Depression mailte den<br />
Veranstaltern das positive Feedback das bei ihm in Saarbrücken zu diesem etablierten<br />
bedeutsamen <strong>Kultur</strong>-Selbsthilfetag eingegangen war. Mit dem freudigen Fazit: „Na, dann<br />
auf zum SeelenLaute-Fest 2013!“<br />
Gangolf Peitz ist freiberuflicher Sozialhelfer, Autor, Künstler und Referent und bei der dem<br />
Bun<strong>des</strong>verband BPE e.V. angeschlossenen Selbsthilfe SeelenLaute Saar koordinierend tätig.<br />
Kontakt: buero_kultur_sozialarbeit-bous@email.de