de lëtzebuerger Ziichter 3/2013 - Convis Herdbuch Service Elevage ...

FLEISCHRINDER 55
eine Rasse nur dann zertifiziert werden
kann, wenn das Tier auch im Herdbuch
geführt wird. Bei Tieren ohne Herdbuchführung
soll keine Rasse angegeben werden.
Andererseits steht in den Anhängen
4, 5 und 6, dass Tiere ohne Herdbuchführung
als Kreuzungstiere ausgewiesen
würden. Letztere Vorgehensweise wäre
jedenfalls eine Irreführung des Konsumenten.
Überhaupt stößt die Wahl der
Rassen bei den Landwirten und auch
bei uns Tierzuchttechnikern auf Kopfschütteln.
Eigentlich wäre jede Rasse für
dieses Projekt geeignet. Im Swijn, einem
der schönsten Naturschutzreservate und
Vogelschutzgebiete an der belgisch-niederländischen
Küste weiden sogar Weiß-
Blaue Belgier. Dass Highland und Galloway
von der Umweltverwaltung bevorzugt
wurden, zeigt, dass die verantwortlichen
Beamten nicht viel Ahnung von Rindern
haben. Diese Rassen sind nämlich unter
unseren klimatischen und topografischen
Bedingungen zu unerträglichen Leiden
verurteilt. Durch ihr längeres Haarkleid
werden sie die Hautparasiten wie Läuse,
Zecken, Räude, ... nicht los. Es wurde sogar
schon beobachtet, dass neugeborene
Kälber durch den Schleim im langen Haar
die Fleischmücken anzogen und anschließend
von deren Maden bei lebendigem
Leib regelrecht aufgefressen wurden. Auf
den luftigen Plateaus der schottischen
Highlands gibt es dieses Phänomen nicht.
Warum also nicht die hier üblichen Rassen
nutzten? In den Niederlanden werden
die meisten Naturschutzgebiete durch
Limousin genutzt! Mit Besatzdichten von
durchschnittlich 1,6 GVE/ha, also doppelt
so hoch wie bei uns maximal vorgeschrieben.
Natürlich müssen diese Tiere nicht
den ganzen Winter im Schlamm verbringen.
Die momentane europäische und weltwirtschaftliche
Situation sollte auch den
Verantwortlichen der Umweltverwaltung
zu denken geben, unsere Steuergelder
sinnvoller und effizienter sowohl zum Nutzen
des Naturschutzes als auch der Landwirtschaft
einzusetzen. Das Label ist an
und für sich eine lobenswerte Initiative.
Was wir aber inakzeptabel finden, ist dass
dieses Label jegliche bestehende Glieder
der Qualitätsfleischkette einfach ignoriert
und sich die Beamten der Umweltverwaltung
dann selbst auf den Weg machen
(müssen), um das Produkt zu vermarkten.
Anderen Labels und Initiativen hingegen,
die auch einen nachweislich positiven Einfluss
auf unsere Umwelt haben, wird jede
staatliche Unterstützung verwehrt.
Schade, dass eine ursprüngliche gute
Idee im Sinne des Naturschutzes und der
Landwirtschaft, so praxisfremd ungesetzt
werden soll.
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de lëtzebuerger ziichter 3|2013