de lëtzebuerger Ziichter 3/2013 - Convis Herdbuch Service Elevage ...

MILCHRINDER 25
beginnt. Vielmehr sollten folgende Begriffe
auch zur Trockenstehphase gehören:
California-Mastitis-Test (Schalmtest), regelmäßiges
Abtasten (Kontrolle) des Euters,
Sauberkeit der Tiere, Klauenpflege,
angepasste Fütterung und Vermeidung
von Stress für die Tiere.
Während der Trockenstehphase sollen
Zellschäden repariert werden, Infektionen
ausheilen und das Eutergewebe regenerieren.
Um das Risiko einer Infektion während
des Trockenstellens zu reduzieren,
sollte der Strichkanal mittels eines natürlichen
Keratinpfropfens möglichst schnell
geschlossen sein. Dies ist der natürliche
Schutzmechanismus der Milchkuh gegen
das Eindringen von Erregern. Die
Hochleistungskühe haben einen kurzen
aber erweiterten (größerer Durchmesser)
Strichkanal, was ein vollständiges Verschließen
des Kanals erschwert. Zitzenversiegler
unterstützen bzw. ersetzen die
natürliche Funktion des Keratinpfropfens.
Dabei muss zwischen internen und externen
Versieglern unterschieden werden.
Externe Zitzenversiegler sind ähnlich wie
Dippmittel und bilden außen auf der Zitze
einen Schutzfilm. Dies müsste allerdings
mehrfach während der Trockenstehphase
wiederholt werden, da sich der Schutzfilm
von der Zitzenhaut löst.
Der interne Zitzenversiegler ist eine viskose
Paste, welche mittels Injektor (Tube)
in den Zitzenkanal eingebracht wird und
so die Zitze über die gesamte Trockenstehzeit
mechanisch verschließt. Selbstverständlich
muss der Versiegler vor dem
nächsten Melken wieder entfernt werden.
Interne Zitzenversiegler haben nur eine
mechanische Funktion und keine bakteriologische
Wirkung, weshalb eine Wartezeit
entfällt. Mehrere Untersuchungen
haben gezeigt, dass gesunde Euterviertel
genauso gut vor Neuinfektionen mit internen
Zitzenversiegler geschützt sind wie
mit Antibiotikatrockensteller.
FAZIT
Selektives Trockenstellen bedeutet die Art
und Weise des Trockenstellens kuhindividuell
zu entscheiden. Hierzu gibt es drei
„Werkzeuge“: Zellzahlberichte der letzten
Milchkontrollen, Schalmtest und Viertelgemelksproben.
Der Entscheidungsbaum
zeigt die Vorgehensweise beim
selektiven Trockenstellen, mit welchem
versucht werden sollte, den Antibiotikaeinsatz
zu reduzieren. Zwei Wochen vor
dem Trockenstellen sollte der Betriebsleiter
eine Entscheidung treffen, wie er die
Kuh trockenstellt, da die Ergebnisse einer
Viertelgemelksuntersuchung einige Tage
benötigen.
Eine weitere Möglichkeit zur Senkung
klinischer sowie subklinischer Mastidien
und damit verbunden der Tankmilchzellzahl,
ist eine Mastitisimpfung. Dies sollte
aber genau mit dem Hoftierarzt im Vorfeld
abgesprochen werden und muss termingerecht
erledigt werden.
Es kann festgehalten werden, dass eine
Reduzierung des Antibiotikaeinsatzes
durchaus möglich ist, dies aber mit einer
gesteigerten Tierbetreuung und -beobachtung
einher geht. Im Moment ist aber
auch klar, dass nicht gänzlich auf antibiotische
Trockensteller verzichtet werden
kann.
Die beiden oben erläuterten Punkte, schmerzfreies Enthornen und reduzierter Antibiotikaeinsatz,
stehen zunehmend in öffentlicher Diskussion. Die Milcherzeuger
müssen pro aktiv handeln und dürfen nicht auf irgendwelche gesetzliche Vorlagen
warten. Auch beim Tierhalter muss ein Umdenken erfolgen, dies zum Wohle der
Tiere und Verbraucher.
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de lëtzebuerger ziichter 3|2013