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MILCHRINDER 23 Handeln, bevor sich die Regeln verschärfen Schmerzfreies Enthornen und reduzierter Antibiotikaeinsatz zum Trockenstellen Die Debatten in der Öffentlichkeit rund um Tier- und Verbraucherschutz werden zunehmend größer, aus diesem Grund sollten die Milcherzeuger sich bereits mit einigen Kritikpunkten auseinandersetzen. Auch auf Molkereiebene werden die Auflagen verschärft. In folgendem Artikel werden zwei kritische Punkte, welche immer wieder zur Diskussion stehen, erläutert. Tom Dusseldorf, Steve Turmes ■■ Kälber enthornen In den modernen Tierhaltungssystemen ist vorgesehen, dass die Rinder meist schon als Kalb enthornt werden, um die Verletzungsgefahr für Mensch und Tier zu minimieren. Unter Enthornen versteht man die Zerstörung der kompletten Hornanlage bei gehörnten Tieren, die aber vor allem bei Rindern durchgeführt wird. Das Enthornen zählt zu den nicht kurativen Eingriffen und darf laut deutschem Tierschutzgesetz nur unter Betäubung durchgeführt werden. Einzige Ausnahme ist das Enthornen der Tiere, welche weniger als 6 Wochen alt sind. In letzter Zeit wird oftmals diskutiert, wie eine solche Enthornung durch zu führen ist, damit die Tiere nach Möglichkeit kein Trauma erleiden oder unnötige Schmerzen ertragen müssen. So findet man in verschiedenen Ländern (Schweiz), Bundesländern (NRW) oder auf Molkereiebene (Arla Gården) Vorgaben zum Enthornen. Zukünftig soll das Enthornen nur noch unter Sedation oder Lokalanästhesie und anschließender Schmerzbehandlung erfolgen. Unter Sedation versteht man die medikamentöse Beruhigung des zu enthornenden Tieres. Zum Einsatz kommen hier oft Xylazin-haltige Mittel, die zudem eine kurze schmerzlindernde Wirkung haben. Die Tiere sollten vor der Applikation allerdings möglichst nüchtern sein. Eine Lokalanesthäsie schaltet die Weiterleitung der Schmerzen zum Gehirn aus, vergleichbar mit einer Spritze beim Zahnarzt. Die Spritze wird an beiden Kopfseiten des Tieres und meistens vom Tierarzt appliziert. Die nach dem Enthornen angewandte Schmerzbehandlung wirkt entzündungshemmend, fiebersenkend und vor allem schmerzlindernd. Der nicht-steroïdale Entzündungshemmer Meloxicam (Metacam®) ist seit kurzem EU-weit als Schmerzmittel nach dem Enthornen zugelassen worden. Im Gegensatz zu den Beruhigungsmitteln hält die schmerzlindernde Wirkung bei dieser Art von Medikamenten länger an. Alternativ zum Enthornen setzen die Besamungsstationen auf gute genetisch hornlose Bullen. Die Züchtung auf komplett hornlose Tiere wird sicherlich aber noch etliche Jahre dauern. Bis zu dem Zeitpunkt werden sich die Tierhalter noch mit dem Enthornen auseinander setzen müssen. ■■ Antibiotika-Einsatz zum Trockenstellen Es wird immer wieder über eine Reduzierung des Antibiotikaeinsatzes in der Milch bzw. Fleischproduktion gesprochen. In letzter Zeit kommt es in der Milchproduktion häufig zu Diskussionen über präventiven Antibiotikaeinsatz zum Trockenstellen bei gesunden Tieren. Es sollte jedem klar sein, dass Antibiotika nicht präventiv eingesetzt werden sollten, sondern gezielt gegen einen bestimmten Erreger, da langfristig „blindes“ antibiotisches Behandeln zu Resistenzen der Erreger führt. Es kann aber auch sicherlich nicht ganz auf Antibiotika verzichtet werden, stattdessen sollte ein selektives antibiotisches Trockenstellen erfolgen. Ein erheblicher Anteil der Euterentzündungen hat ihren Ursprung in der Trockenstehphase. Das größte Risiko einer Infektion besteht in den ersten 2 Wochen nach dem Trockenstellen und den 2 Wochen vor dem Abkalben. Aus diesem Grund bedeutet „eine Kuh trockenstellen“ nicht: antibiotische Trockensteller in jedes Euterviertel und dann warten, bis die Geburt de lëtzebuerger ziichter 3|2013
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