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Die Reichsabtei Werden an der Ruhr

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58 2. Archiv und Bibliothek<br />

Vorwort zum 2. B<strong>an</strong>d rühmt er die Schätze <strong>der</strong> <strong>Werden</strong>er Bibliothek und<br />

hebt beson<strong>der</strong>s zwei sehr alte liturgische H<strong>an</strong>dschriften hervor. Von weiteren<br />

Besuchern soll <strong>an</strong> dieser Stelle nur noch Aegidius Gelenius, <strong>der</strong> bek<strong>an</strong>nte<br />

Kölner Kirchenhistoriker, erwähnt werden. Er ließ sich die Bibliothek<br />

am 12. Juli 1646 zeigen und notierte 4 H<strong>an</strong>dschriften, darunter die<br />

Annales actorum Caroli Magni in vetusto exemplari scripto pulpito V 2,<br />

ferner die Historia Ursulae, die nach einer R<strong>an</strong>dbemerkung den Text aus<br />

<strong>der</strong> Legenda aurea des Jacobus de Voragine aufwies (vgl. S. 85: Verschollene<br />

H<strong>an</strong>dschriften N r. 5 und 6, ferner Leonard Ennen, Auszug aus alten<br />

Bücherverzeichnissen. AnnHistVNdRh 15, 1864, S. 209 f.). Zur Zeit sind<br />

diese beiden Werke unter den bek<strong>an</strong>nten <strong>Werden</strong>er H<strong>an</strong>dschriften nicht<br />

festzustellen.<br />

Aber die Folge dieser Besuche in <strong>der</strong> <strong>Werden</strong>er Bibliothek war, daß<br />

ihre H<strong>an</strong>dschriftenschätze ein begehrtes Ziel von Sammlern wurden. Der<br />

Codex Argenteus, <strong>der</strong> schon vor 1600 in den Sammlungen Kaiser Rudolfs<br />

auftauchte, ist ein Beispiel, <strong>der</strong> Psalmencodex des 11. Jhs. im Besitz <strong>der</strong><br />

Glaser von Syntzheim vor 1592 ein <strong>an</strong><strong>der</strong>es. Inwieweit das Kloster selbst<br />

<strong>an</strong> <strong>der</strong> Entfremdung seiner H<strong>an</strong>dschriften schuld ist, läßt sich nicht mehr<br />

mit Sicherheit feststellen. Während <strong>der</strong> kriegerischen Wirren in <strong>der</strong> ersten<br />

Hälfte des 17. Jhs. hat m<strong>an</strong> aber mit dem Archiv auch die bedeutendsten<br />

H<strong>an</strong>dschriften nach Köln in Sicherheit gebracht.<br />

M<strong>an</strong> hatte von <strong>Werden</strong> aber <strong>an</strong>scheinend nur die dem Kloster beson<strong>der</strong>s<br />

wichtig erscheinenden H<strong>an</strong>dschriften nach Köln geschafft. Ein Teil<br />

wenigstens muß in <strong>Werden</strong> zurückgeblieben sein. Wir wissen das durch<br />

die Besuche Bernhard Rottendorffs, des gelehrten Leibarztes <strong>der</strong> münsterschen<br />

Bischöfe Christoph Bernhard von Galen und Ferdin<strong>an</strong>d von Fürstenberg.<br />

Rottendorff war ein emsiger Sammler von H<strong>an</strong>dschriften und<br />

alten Drucken aus Klosterbibliotheken, die er bei seinen häufigen Reisen<br />

besuchte. Dazu gehörte <strong>Werden</strong>. Hier erwarb er zwar nicht die H<strong>an</strong>dschrift<br />

<strong>der</strong> Seneca-Briefe, aber einen Sallust, ferner die Psychomachie des<br />

Prudentius, sowie Sedulius, Arator und Prosper omnia in membr<strong>an</strong>is<br />

<strong>an</strong>tiquissimis eleg<strong>an</strong>ter mss, wie er in einem Brief vom 19. Aug. 1648 <strong>an</strong><br />

den bedeutenden Hamburger Philologen und damaligen Professor in<br />

Deventer Friedrich Gronovius (1611-1671) schrieb (Lehm<strong>an</strong>n, Aus dem<br />

Leben, S. 169 f.). Um 1650 muß er wie<strong>der</strong> in <strong>Werden</strong> gewesen sein. Er<br />

merkte sich damals aus dem reichen Inkunabelbest<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Bibliothek 19<br />

Nummern <strong>an</strong>, und übergab seine Notizen dem münsterischen Domdech<strong>an</strong>ten<br />

Bernhard von Mallinkrodt für dessen Studien zu den Anfängen<br />

<strong>der</strong> Buchdruckerkunst (Kurt Ohly, Das Inkunabelverzeichnis Bernhards<br />

von Mallinkrodt: Westfälische Studien, Festschr. Alois Bömer 1928,<br />

S.61).

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