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Die Reichsabtei Werden an der Ruhr

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§ 5 <strong>Die</strong> Bibliothek 57<br />

In <strong>Werden</strong> lag <strong>der</strong> Schwerpunkt <strong>der</strong> Arbeiten für die Bibliothek seit<br />

<strong>der</strong> Reformzeit bis in das 16. Jh. auf Schreibstube und Buchbin<strong>der</strong>ei. Aber<br />

m<strong>an</strong> vergaß d<strong>an</strong>eben nicht die Möglichkeit, die durch den jungen Buchdruck<br />

zur Ergänzung <strong>der</strong> Bibliotheksbestände gegeben wurde. Dazu dienten<br />

vor allem Käufe auf dem Kölner Büchermarkt. Davon sind eine große<br />

Anzahl von Inkunabeln <strong>Werden</strong>er Provenienz in deutschen Bibliotheken,<br />

vor allem in Münster und Düsseldorf, erhalten. An<strong>der</strong>e lassen sich in<br />

Budapest und London nachweisen. Wie Stichproben ergaben, wurde bei<br />

Käufen vom Kloster jene Literatur bevorzugt, die von Synoden und<br />

Kirchenreformern immer wie<strong>der</strong> zur Anschaffung empfohlen wurde.<br />

Wenn naturgemäß die Theologie bei diesen Käufen im Vor<strong>der</strong>grund<br />

st<strong>an</strong>d,. so fehlten klassische Autoren und Werke <strong>der</strong> bek<strong>an</strong>nten Hum<strong>an</strong>isten<br />

wie Erasmus bei diesen Käufen durchaus nicht. Auch die juristische<br />

Literatur wurde sehr gepflegt.<br />

Duden (Historia, S.37) und ebenso auch <strong>der</strong> Anonymus (S.79) berichten,<br />

daß Abt Herm<strong>an</strong>n v. Holten die Bibliothek in den Jahren 1542<br />

und 43 mit Pulten und Sitzgelegenheiten neu einrichten ließ, nachdem<br />

schon sein Vorgänger, Abt Joh<strong>an</strong>n von Groningen, einen vergrößerten<br />

Bibliotheksraum errichtet hatte. <strong>Die</strong>ser bef<strong>an</strong>d sich damals wie später im<br />

gewölbten Obergeschoß des nördlichen Kreuzflügeis in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong><br />

Kirche und st<strong>an</strong>d mit <strong>der</strong> Abtskapelle in Verbindung (Lage<strong>an</strong>gaben bei<br />

Duden, Historia, S. 36; Anonymus, S. 78; Gregor Overham, S. 138; dazu<br />

Effm<strong>an</strong>n 1, S. 10 f.). Abt Herm<strong>an</strong>n ließ die Bibliotheksbestände durch<br />

J oh<strong>an</strong>nes Cincinnius neu ordnen. Er bedeutet für die <strong>Werden</strong>er Bibliotheksgeschichte<br />

den Höhepunkt ihrer letzten Blütezeit (vgl. über ihn<br />

unter § 52, Nr.5 b), vor allem seit <strong>der</strong> 2. Hälfte des 16. Jhs., scheint <strong>der</strong><br />

Bibliothek wegen <strong>der</strong> politischen und religiösen Wirren, die das Kloster<br />

berührten, nicht mehr die alte Pflege zuteil geworden zu sein. Wir besitzen<br />

dafür wenigstens keine Zeugnisse.<br />

In dieser Zeit war die Kenntnis <strong>der</strong> <strong>Werden</strong>er Bibliotheksschätze<br />

schon unter den Gelehrten weit verbreitet. So besuchten die beiden Hum<strong>an</strong>isten<br />

Cornelius Wouters und Georg Cass<strong>an</strong><strong>der</strong> um 1550 <strong>Werden</strong> und<br />

durchstöberten die Bibliothek. Wohl hier verschaffte sich Wouters die<br />

Kenntnis von den Viten des hl. Bonifatius, des hl. Liudger und des Abtes<br />

Gregor von Utrecht, für <strong>der</strong>en Abschrift sich <strong>der</strong> Bremer Dek<strong>an</strong> Joh. Hatstedt<br />

im Februar 1550 bed<strong>an</strong>kte, während Cass<strong>an</strong><strong>der</strong> den Codex argenteus<br />

entdeckte, was sich in Hum<strong>an</strong>istenkreisen bald herumsprach (lahn,<br />

<strong>Die</strong> ältesten Sprachdenkmäler, S. 13 f.). Von weiteren Besuchern vor 1700<br />

sei <strong>der</strong> Liturgiewissenschaftler Cornelius Schulting gen<strong>an</strong>nt, <strong>der</strong> die<br />

Bibliothek für seine 1599 erschienene "Bibliotheca ecclesiastica seu commentarii<br />

de expositione et illustratione missalis et breviarii" benutzte. Im

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