Die Reichsabtei Werden an der Ruhr

238 5. Religiöses und geistiges Leben
haben. Immerhin hat man es zu einigen Abtskatalogen gebracht (übersicht
bei Jacobs, Annalen, S. 15 f.), welche die eine oder andere bemerkenswerte
Nachricht bringen. Einen dieser Kataloge hat Gelenius erhalten
(Farragines Gelenii XX, BI. 629-644 STaAK), ebenso eine Abschrift aus
dem Liber Priv. maior (Diekamp, Die Vitae, Einl. S. 93). Als ruhigere Zeiten
eingekehrt waren, und die kirchlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse
im Kloster sich gefestigt hatten, griff ein Brüderpaar zur Feder, das
in der Gelehrtenrepublik des 17. Jhs. eine geachtete Rolle spielte. Es waren
die bei den Br,iider Gregor und Adolf Overham. Gregor schrieb ein umfangreiches
Werk, das für jene Zeit als musterhaft gelten konnte (Jacobs,
Annalen, S. 13). Er gab ihm den Titel Annales imperialium immediatorum
et exemptarum ecclesia rum Werdinensis et H elmstadiensis und behandelt
die Abteigeschichte von Liudger bis Abt Heinrich Dücker. Das
von Bucelin in seiner Germania topo-chrono-stemmatographica sacra et
profana (2, S. 306-322) veröffentlichte Chronicon coenobii Werthinensis
rührt gleichfalls von Gregor Overham her und · ist im wesentlichen ein
Auszug aus seinem größeren Werke.
Die gleiche Liebe zur Geschichtsschreibung besaß Gregors Bruder
Adolf Overham. Ihn darf man ohne übertreibung als das Musterbild
benediktinischen Bienenfleißes bezeichnen. Wohin er auch immer in seinem
durchaus nicht beschaulichen Leben verschlagen wurde, Bibliothek
und Kloster des betreffenden Stiftes oder Klosters wurden durchforscht
und in Abschriften festgehalten, was ihm wichtig oder merkwürdig erschien.
Die Spuren dieser Arbeit finden sich überall zerstreut noch heute
in Bibliotheken und Archiven. Ihre Aufzählung würde mehrere Seiten
füllen. Zu selbständigen und geschlossenen Arbeiten oder gar Veröffentlichungen
hat er es dagegen bei seinem Wanderleben kaum gebracht. Nur
einmal ist ihm eine solche 1681 mit der Veröffentlichung der Vita Meinwerci
gelungen, "die beste, man kann sagen die klassische Ausgabe jener
früheren Zeit ... Es ist zugleich die erste vollständige Ausgabe. In demselben
Band hat Overham die Vita Mainulfi und die Vita Haimeradi
veröffentlicht" (Franz Tenckhoff in der Einleitung zur Ausgabe der Vita
Meinwerci ep. Pad. MGH SS in usum schol. 1921, S. 26). Seiner Abschrift
ist auch die Kenntnis des Memorienkalenders von Werden iu verdanken
(hg. v. Kötzschke 1, S. 332 ff.), das Original dürfte verloren sein. i\hnliches
läßt sich von seinen Abschriften anderer Originale aus zahlreichen
weiteren Stifts- und Klosterarchiven behaupten.
In einem seiner zahlreichen Briefe an Mabillon hatte Adolf Overham
diesen gebeten, sich für seinen Übertritt in die französische Kongregation
von St. Maur einzusetzen. Mabillon konnte ihm nur einen ablehnenden
Bescheid mitteilen (vgI. Akten VI Nr. 4). Die Gründe für Overhams Ge-