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Die Reichsabtei Werden an der Ruhr

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§ 33 Literarische Tätigkeit 235<br />

Das 12. Jh. schließt die Zeit <strong>der</strong> bedeutenden Leistungen auf dem<br />

Gebiet <strong>der</strong> Literatur in <strong>Werden</strong> endgültig ab. In <strong>der</strong> 1. Hälfte dieses<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts entst<strong>an</strong>d noch ein größeres Werk, die Vita rythmica (<strong>Die</strong>kamp,<br />

Vitae, S. 135-220, dazu Einl. S. 71 ff.). Sie ist unter Abt Bernhard<br />

(1125-1140) und in dessen Auftrag geschrieben. Auf Grund <strong>der</strong><br />

vorliegenden drei Viten des 9. Jhs. versifizierte <strong>der</strong> Verfasser, einer im<br />

12. Jh. beliebten Mo<strong>der</strong>ichtung folgend, das Liudgerusleben. Großenteils<br />

unter demselben Abt ist auch noch eine Abtsliste entst<strong>an</strong>den, die allerdings<br />

nur die Namen <strong>der</strong> einzelnen Abte und ihre Ordnungszahl enthält<br />

(hg. von Hol<strong>der</strong>-Egger, MGH SS 13 S. 288).<br />

Was die in dieser Zeit eingeführte Reform d<strong>an</strong>n noch weiter hervorgebracht<br />

hat, sind keine selbständigen Leistungen mehr, son<strong>der</strong>n beschränkt<br />

sich auf Abschriften älterer Autoren etwa <strong>der</strong> Werke des im Mittelalter<br />

so beliebten Flavius Josephus. Seine und <strong>an</strong><strong>der</strong>e <strong>Werden</strong>er H<strong>an</strong>dschriften<br />

dieser Zeit zeigen noch einmal, was m<strong>an</strong> in <strong>Werden</strong> nach <strong>der</strong><br />

Jahrhun<strong>der</strong>tmitte <strong>an</strong> vornehmer Schreibkultur zu bieten vermochte (vgl.<br />

Stüwer, Zur Geschichte, S. 163 f.). Der Schreiber des Josephus hat auch<br />

den Liber Privilegiorum maior geschrieben und in ihm einige, nicht in<br />

den älteren Viten enthaltene Wun<strong>der</strong>erzählungen eingetragen, die nur so<br />

auf uns gekommen sind (Druck: <strong>Die</strong>kamp, <strong>Die</strong> Vitae, S. 232 f., dazu Einl.<br />

S. 92 f.). In welcher Zeit sie entst<strong>an</strong>den sind, ist ungewiß. <strong>Die</strong>se Arbeiten<br />

des <strong>Werden</strong>er Scriptoriums sind das letzte Zeugnis <strong>Werden</strong>er Klosterkultur<br />

im Hochmittelalter.<br />

Erst das Jahr 1474 sollte mit <strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong> Bursfel<strong>der</strong> Kongregation<br />

Grundlagen für ein neues religiöses Leben nach <strong>der</strong> Regel Benedikts<br />

legen. In jahrzehntel<strong>an</strong>ger harter Arbeit und Entbehrung beseitigte<br />

m<strong>an</strong> den jahrhun<strong>der</strong>tealten Verfall. In diesem Ringen war für wissenschaftliche<br />

Betätigung, die in <strong>der</strong> älteren Bursfel<strong>der</strong> Generation im allgemeinen<br />

ohnehin nicht gern gesehen wurde, durchaus kein Platz. Nur<br />

die Bibliothek und ihre Vermehrung durch Abschriften und Ankäufe<br />

f<strong>an</strong>d in <strong>Werden</strong>, wo m<strong>an</strong> vieles aufzuholen hatte, von Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong> eine<br />

sorgfältige Pflege, wie die Ausgabeposten <strong>der</strong> Rechnungen zeigen. Aus<br />

dem gleichen Grund wurde auch das Scriptorium neu belebt und dafür<br />

das erfor<strong>der</strong>liche Material <strong>an</strong>geschaffi. Das kam vor allem den liturgischen<br />

H<strong>an</strong>dschriften zugute. Das Scriptorium konnte wie<strong>der</strong> künstlerische<br />

Leistungen aufweisen, die sich vor allem <strong>an</strong> den Namen Friedrich<br />

Hugenpoets knüpfen (s. § 50).<br />

Während in dem mit <strong>Werden</strong> verbundenen Helmstedt Henning Hagen<br />

seine beachtenswerten chronikalischen Arbeiten schrieb, blieb das<br />

Hauptkloster ohne ein Zeugnis größerer literarischer Betätigung. Denn<br />

eine jüngere Vita metrica, von <strong>der</strong> die älteste unvollständige H<strong>an</strong>dschrift

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