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Die Reichsabtei Werden an der Ruhr

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§ 33 Literarische Tätigkeit 233<br />

Lebuin wird deshalb von <strong>der</strong> Forschung nach <strong>Werden</strong> verlegt und als<br />

Entstehungszeit zumeist die Zeit von 840 bis 864 <strong>an</strong>genommen (Karl<br />

Jord<strong>an</strong>, Sachsen u. das deutsche Königtum im Mittelalter. HZ 210. 1970,<br />

S. 529 ff. mit Übersicht über Forschungsst<strong>an</strong>d und Literatur).<br />

Auch die germ<strong>an</strong>istische Forschung nimmt <strong>Werden</strong> für die Entstehung<br />

einiger wichtiger Sprachdenkmäler in Anspruch (dazu Jahn, S. 72 f.).<br />

Nach W. Förste (Untersuchungen zur westfälischen Sprache d. 9. Jhs.<br />

Münsterische Forschungen 2. 1950) sollen das von ihm als altwestfälisch<br />

bezeichnete altsächsische Taufgelöbnis, ferner die altsächsische von ihm<br />

altwestfälisch gen<strong>an</strong>nte "Beichte" mit großer Wahrscheinlichkeit in <strong>Werden</strong><br />

entst<strong>an</strong>den sein (zustimmende Rezension von Ferd. Holthausen, in:<br />

AnzDtAlt 66.1952, S.54). Das Taufgelöbnis möchte Förste bis in die<br />

Mitte des 9. Jhs. hinaufrücken, die Entstehungszeit <strong>der</strong> "Beichte" dagegen<br />

mit einiger Wahrscheinlichkeit im zweiten Viertel des 9. Jhs. <strong>an</strong>setzen.<br />

Strittig dagegen bleibt <strong>der</strong> Entstehungsort des Heli<strong>an</strong>d (übersicht<br />

über die in Frage kommenden Orte bei Gustav Ehrism<strong>an</strong>n, Geschichte d.<br />

deutschen Literatur 61. 1932, S.163 f.). <strong>Die</strong> von Drögereit (<strong>Werden</strong> und<br />

<strong>der</strong> Heli<strong>an</strong>d) für das Liudgeruskloster in Anspruch genommene Dichtung,<br />

hat hinsichtlich dieser Lokalisierung entschiedenen Wi<strong>der</strong>spruch erfahren.<br />

Während Bernhard Bischoff in seiner Besprechung von Drögereit (Anz­<br />

DtAltDtLit 66.1952/53, S.ll) dessen Forschungsergebnisse für <strong>Werden</strong><br />

ablehnte, aber die Heimat des Heli<strong>an</strong>d d<strong>an</strong>n doch "mit größter Wahrscheinlichkeit"<br />

in <strong>Werden</strong> suchte, ist er später (Paläographische Fragen<br />

deutscher Denkmäler d. Karolingerzeit. Frühmittelalterliche Studien 5.<br />

1971, S. 127 f.) auch von dieser Wahrscheinlichkeitsthese abgerückt, ohne<br />

auf die neuen Ausführungen von Drögereit (Der Heli<strong>an</strong>d. Das erste Jahrtausend<br />

Textb<strong>an</strong>d. 1964, S. 762-784) noch einzugehen.<br />

Immerhin bleibt die Aufmerksamkeit beachtenswert, die das Kloster<br />

seit den Tagen Liudgers <strong>der</strong> Volkssprache entgegenbrachte. <strong>Die</strong> <strong>an</strong>gelsächsischen<br />

und sächsischen Glossen in ehemaligen <strong>Werden</strong>er H<strong>an</strong>dschriften<br />

zeigen das zur Genüge (J. H. Gallee, Altsächsische Sprachdenkmäler,<br />

S. 330 ff.). Sie gehören dem ausgehenden 9. o<strong>der</strong> dem Anf<strong>an</strong>g des 10. Jhs.<br />

<strong>an</strong> (vgl. auch die Zu stammen stellung bei Ehrism<strong>an</strong>n, a. a. O. S. 262 f.).<br />

Drögereit (Des Friesen Liudgers Eigenkloster, S. 18) setzt sie aus paläographischen<br />

Gründen in die Mitte des 9. Jhs.<br />

Schließlich sind hier noch die versifizierten Grabinschriften zu erwähnen,<br />

welche die Liudgeridengräber in <strong>der</strong> Krypta schmücken. Sie, die<br />

m<strong>an</strong> früher wegen ihrer <strong>der</strong> Zeit vorauseilenden reinen leoninischen<br />

Reime für jünger <strong>an</strong>gesehen hat, sind noch dem 9. Jh. zuzuschreiben<br />

(MGH Poetae Lat. 4, S. 1083 ff.; dazu Strecker, Studien S. 209 f.).

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