Die Reichsabtei Werden an der Ruhr

230 5. Religiöses und geistiges Leben
kapitel auf die Wichtigkeit der Studien zurück (ebd. S. 84 Nr. 10, S.88
Nr. 10, S. 92 Nr. 6, S. 124 Nr. 13).
In Werden hatte Abt Hermann von Holten schon vor dem Generalkapitel
von 1541 in Sorge um die Bildung seiner Mönche Schritte zur
Besserung dieses Zustandes getan. Nach Dudens Bericht (Historia, S. 36)
berief er 1541 den Humanisten Johannes Pering als paedagogus conventualium
Werdenensium Iuniorum. Damit hatte er einen der bekanntesten
und angesehensten Pädagogen Westdeutschlands für Werden gewonnen.
Pering, um 1480 in der Nähe von Büderich bei Wesel geboren, war
Schüler des Alexander Hegius in Deventer, besuchte 1498 die Universität
in Köln, wo er zum Bakkalaureus promoviert wurde, und übernahm dann
anschließend Schulämter in Münster und Wesel. 1539 schied er in Wesel
endgültig aus dem Schuldienst aus und verwaltete für kurze Zeit seine
Heimatpfarrei Büderich, bis ihn der Ruf Abt Hermanns nach Werden
zog (über ihn Hermann Hamelmanns Schriften z. niedersächsisch-westfälischen
Gelehrtengeschichte. VeröffHistKomm Westf 13.1908, S. 121 f.).
Unter ihm blühten die Studien im Kloster auf. Die jungen Fratres durften
sogar eine Komödie, sicherlich die eines klassischen Autors, aufführen,
wie die Rechnung 1553/54 berichtete (Akten X Nr.20 BI. 57). Sie fand
das Wohlgefallen des Abtes. Aber dieser begnügte sich nicht nur mit der
Heranziehung dieses bedeutenden Pädagogen. Er ging noch einen Schritt
weiter, indem er sich entschloß, seinen Konventualen auch die Möglichkeit
zum Universitätsstudium zu bieten. So schickte er z. B. den jungen
Frater Ludgerus Ulner auf die Universität nach Köln, wie dessen spätere
Leichenpredigt erzählt (s. § 50). Dem Abt fällt damit das Verdienst zu,
die Studien in Werden neu belebt zu haben. Die Urkunde des Kölner
Erzbischofs über die Inkorporation der Werden er Kirchen und Kapellen
vom 13. August 1551 erkannte dieses Verdienst denn auch durchaus an.
Sie gibt als einen der Gründe für die Genehmigung der Inkorporation den
Umstand an: cum ipse (sc. abbas) bonarum literarum et praesertim sacrarum
studia in eodem suo monasterio non sine magnis sumtibus instauraverit
(Jacobs, Geschichte, S. 417 f. AnI. 6). Nach dem erklärten Willen
des Abtes sollten diese Studien, wie die Urkunde aussagt, auch weiterhin
perpetuo cursu gepflegt werden.
Der paedagogus iuniorum ist denn auch bis in die ersten Jahrzehnte
des 17. Jhs. vorhanden gewesen (vgl. die Liste ·der Offertoria des Abtes
Konrad Kloedt zu Weihnachten aus den Jahren 1602-13, PRAW. Die
von 1602 bei Jacobs, Geschichte, S.478 Beil. Nr.35), ohne daß wir
Einzelheiten über sein Aufgabengebiet erfahren. Das Generalkapitel von
1571 hatte unter Berufung auf die Bestimmungen des Papstes Benedikt
XII. über das Studium im Benediktinerorden erneut vorgeschrieben,