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Die Reichsabtei Werden an der Ruhr

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228 5. Religiöses und geistiges Leben<br />

Rechnung 1489/90 einen Ausgabeposten für bestimmte <strong>Werden</strong>er Kleriker<br />

in Deventer auf (Akten X Nr. 7 BI. 289).<br />

Einen gewissen Ersatz für die eingeg<strong>an</strong>gene Klosterschule bildete die<br />

sogen<strong>an</strong>nte lateinische Schule, die seit dem 17. Jh. unter diesem Namen<br />

bek<strong>an</strong>nt ist. Nur auf diese Schule k<strong>an</strong>n sich eine Bestimmung in <strong>der</strong> Urkunde<br />

Abt Wilhelms vom 24. Juli 1311 beziehen. Sie besagt, daß <strong>der</strong><br />

rector scholae nur die Einkünfte eines puer claustralis, eines noch nicht<br />

em<strong>an</strong>cipierten Konventsmitgliedes be<strong>an</strong>spruchen könne (Jacobs, Annalen,<br />

S. 66 f., Anm. 101). Nicht mehr ein älterer Mönch, son<strong>der</strong>n ein Weltgeistlicher<br />

k<strong>an</strong>n d<strong>an</strong>ach nur Leiter dieser Schule gewesen sein, wie es auch<br />

in <strong>der</strong> Folgezeit bezeugt ist. Seine und seiner Schüler kirchliche Verpflichtung<br />

regelte <strong>der</strong> Schiedsspruch von 1381 (Jacobs, Geschichte, S. 414 f.<br />

Beil. Nr. 5). Wohl schon damals war die Kapelle am Markt Schulkirche.<br />

Ihre Patrozinienfeste Nikolaus und vor allem Katharina wurden, wie<br />

sich aus den spätmittelalterlichen Rechnungen ergibt, feierlich beg<strong>an</strong>gen<br />

und brachten dem Rektor und den Schülern ein Geldgeschenk des Klosters<br />

ein. Dasselbe geschah, wenn am Vorabend bestimmter Feste (Martin,<br />

Weihnachten, Neujahr und Epiph<strong>an</strong>ie) die Schüler <strong>an</strong> <strong>der</strong> Klosterpforte<br />

Lie<strong>der</strong> s<strong>an</strong>gen. <strong>Die</strong> Rechnung 1489/90 (Akten X Nr. 7 BI. 288) kennt den<br />

weit verbreiteten Brauch, einen Schülerbischof zu wählen und schenkt<br />

den scholaribus cum episcopo suo 2 albi. <strong>Die</strong> Einführung <strong>der</strong> Bursfel<strong>der</strong><br />

Kongregation im Jahre 1474 än<strong>der</strong>te <strong>an</strong> diesen Verhältnissen zunächst<br />

nichts.<br />

Das 16. Jh. mit seinen Religionsumwälzungen brachte aber dem <strong>Werden</strong>er<br />

Schulwesen Verän<strong>der</strong>ungen. <strong>Die</strong> Generalkapitel dieses Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

waren öfter gezwungen, sich mit den Studien <strong>der</strong> Mönche und ihrer<br />

hum<strong>an</strong>istischen Vorbildung zu befassen. Da <strong>der</strong> Nachwuchsm<strong>an</strong>gel in den<br />

Klöstern allmählich immer bedrohlichere Formen <strong>an</strong>nahm, riet schon das<br />

Generalkapitel von 1545 den Kbten, junge Knaben mit hoffnungsvollen<br />

Anlagen geson<strong>der</strong>t zu erziehen (Volk, Rezesse 2, S. 72 f. Nr.2; S.88<br />

Nr. 10 und Nr.ll; S.92 Nr. 6; S.96 Nr. 7). Das Verhältnis des Klosters<br />

zur lateinischen Schule scheint davon unberührt geblieben zu sein.<br />

Spätestens seit dem 17. Jh. wurden <strong>an</strong> ihr jedoch keine Laien o<strong>der</strong><br />

Weltgeistliche mehr als Rektoren <strong>an</strong>gestellt, son<strong>der</strong>n nur Mönche für dieses<br />

Amt vom Abt ern<strong>an</strong>nt, das sie auch bis zum Ende des Klosters verwalteten<br />

(unvollständige Liste <strong>der</strong> Rektoren b. J acobs, Geschichte,<br />

S. 136 f. und Kirchner, S. 28 f.). Sie hielten den Unterricht in den vom<br />

Abt zur Verfügung gestellten Räumen des Klosters ab, bis 1787 die<br />

Schule in ein <strong>an</strong><strong>der</strong>es Gebäude verlegt wurde (Flügge, Chronik, S.253).<br />

Zweifellos hat sich für das Kloster die Verwaltung <strong>der</strong> Schule durch<br />

die Mönche gelohnt. <strong>Werden</strong> hatte seit dieser Zeit keine Nachwuchssorgen

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