Die Reichsabtei Werden an der Ruhr

226 5. Religiöses und geistiges Leben
Das dürfte auch der gleiche Grund für den Boten des österreichischen
Stiftes St. Lambrecht gewesen sein. Dieser suchte zwar Klöster wie Brauweiler
und Siegburg auf, ließ aber Werden liegen (Otto Schmid, Die
St. Lambrechter Totenrotel von 1501-1502. StudMittBenedCist 8.1887,
S. 593 ff.).
Wie mit geistlichen Korporationen, so trat Werden auch mit einzelnen
Persönlichkeiten in Konfraternitätsverbindung. Die Werdener Urkunden
bieten schon in verhältnismäßig früher Zeit dafür eine reiche Ausbeute
(Beispiele s. § 8). Schenkungen an das Kloster erfolgten häufig mit der
Absicht, des fürbitten den Gedenkens, vor allem nach dem Tode, teilhaftig
zu werden.
Diese Vielzahl zweiseitiger Konfraternitätsverhältnisse zwischen Kloster
und Einzelpersonen weltlichen und geistlichen Standes, löste die Bursfelder
Kongregation durch eine kollektive, von seinem Generalkapitel
vermittelte Konfraternität ab. Die Rezesse spiegeln in ihren Konfraternitätsverzeichnungen
die Beziehungen der einzelnen Klöster zu den mit
ihnen verbundenen Laien und Geistlichen in etwa wieder. Bis in die
ersten Jahrzehnte des 16. Jhs. bringen diese Rezesse aus Werden keine
Verbrüderungen. Nur die Aufnahme des Klever Herzogs Johann I. in die
Gemeinschaft der Kongregation dürfte wegen seiner Verdienste um die
Einführung der Reform in Werden wohl auf Initiative dieses Klosters
zurückgehen. Sie kam zustande beim endgültigen Anschluß des Werdener
Konventes 1478 (Volk, Rezesse 1, S. 180, Nr. 1). Der Tod des Herzogs
und seine Konfraternität werden im Rezeß von 1482 erwähnt (Volk,
ebd. S. 196). Dann hören wir nichts mehr über Aufnahmen aus Werden.
Erst seit dem Generalkapitel von 1517 werden wieder einige verzeichnet
(vgl. Volk, Rezesse 1, S. 461,515,541; 2, S. 38,62 f.). Die Liste von 1543
ist der Höhepunkt aber auch der zeitweilige Abschluß des Konfraternitätsgedankens
in Werden. In den folgenden Stürmen der Reformationszeit
erlosch er in der Bursfelder Kongregation nicht ganz, aber wie die
Rezesse deutlich zeigen, wurde seiner jahrzehntelang aus Werden keiner
Erwähnung mehr gewürdigt.
Das beginnende 17. Jh. mit seinen kirchlichen Reformen brachte auf
diesem Gebiete allmählich neues Leben. Der Rezeß von 1617 verzeichnet
die Aufnahme eines Werdener Beamten, des Rentmeisters Rutger Winkelmann
und seiner Frau (Volk, Rezesse 2, S. 419). Sie bleibt vereinzelt. Die
Nachrichten setzen erst wieder ein mit der Aufnahme des für Werden
am Kaiserhof tätigen Agenten Philipp Lister im Jahre 1722 (ebd. 3,
S. 261). Noch in verschiedenen Rezessen der folgenden Jahrzehnte werden
dann einige weitere Persönlichkeiten aus Werden angegeben (ebd.
S. 277, 321, 334, 350,381, 393,411). Sie gehören alle zu einem Personen-