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Die Reichsabtei Werden an der Ruhr

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§ 29 Wallfahrten 221<br />

falen, Friesl<strong>an</strong>d und <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>rhein als die Haupteinzugsgebiete für die<br />

Wallfahrt nach <strong>Werden</strong> gelten können. Sie blieben es in <strong>der</strong> Folgezeit.<br />

Auch die Geschichte dieser Wallfahrt kennt Zeiten <strong>der</strong> Blüte und des<br />

Verfalls. Sie hängen eng mit dem Auf und Ab <strong>der</strong> Klostergeschichte zusammen.<br />

Das zeigt sich schon im 9. Jh. Als die Wirren um das Erbe des hI.<br />

Liudger das innere Leben im Kloster durch die improbiores praepositi zerrüttete,<br />

ging auch das Wallfahrtswesen zurück. Es hob sich erst, als mit dem<br />

Jahre 864 eine Wende zum Besseren eintrat und <strong>der</strong> Heilige wie<strong>der</strong> Wun<strong>der</strong><br />

wirkte. So <strong>der</strong> Bericht <strong>der</strong> Vita tertia (<strong>Die</strong>kamp, <strong>Die</strong> Vitae, S. 123).<br />

Einen erneuten Höhepunkt brachte das beginnende 12. Jh. <strong>Die</strong> Erhebung<br />

<strong>der</strong> Liudgerusreliquien und ihre Aufstellung in einem kostbaren<br />

Schrein hinter dem Hochaltar unter Abt Adalwig am Ende des 11. Jhs.<br />

waren wohl <strong>der</strong> Grund dafür. Aber <strong>der</strong> Ende des 12. Jhs. in <strong>Werden</strong><br />

l<strong>an</strong>gsam einsetzende Verfall scheint sich auch auf die Liudgeruswallfahrt<br />

erstreckt zu haben. Wir hören in <strong>der</strong> Folgezeit nur wenig von ihr. Doch<br />

trotz aller Einbußen hielten sich Wallfahrten auch im Spätmittelalter,<br />

wie gelegentliche Eintragungen in den <strong>Werden</strong>er Rechnungen zeigen. Z. B.<br />

hat die Rechnung 1397 unter den Einnahmen einen Posten super altam<br />

stratam 2 sol. ab peregrinis (Kötzschke 2, S. 334 Nr. 18). Unter ihnen fehlten<br />

bis zur Reformation auch nicht die Friesen. So weist die Rechnung<br />

1489/90 zweimal unter den einkommenden Geldspenden auch solche<br />

a peregrinis ex Frisia auf, wozu noch solche von Pilgern aus Bentheim<br />

kamen (Akten X Nr. 7, BI. 254 f.). Noch immer kam es vor, daß m<strong>an</strong> bei<br />

persönlichen Dr<strong>an</strong>gsalen dem Klosterheiligen Stiftungen machte, wie dieselbe<br />

Rechnung berichtet: per mulierem obsessam in Vehusen pro tritico,<br />

quem dedit s<strong>an</strong>cto Ludgero . .. 1 Fl. (ebd. BI. 188).<br />

Der in Köln lebende Karthäuser Werner Rolevinck (t 1502) berichtet<br />

in seinem bek<strong>an</strong>nten Werk de laude veteris Saxonie nunc Westphaliae<br />

dictae von Wun<strong>der</strong>n zu seiner Zeit (stupendis signis clarus usque hodie.<br />

Vgl. <strong>Die</strong>kamp, <strong>Die</strong> Vitae, S. 303).<br />

Schwere Verluste fügten die Reformationsunruhen und die kriegerischen<br />

Wirren in den Nie<strong>der</strong>l<strong>an</strong>den und <strong>an</strong>grenzenden nie<strong>der</strong>rheinischen<br />

Gebieten <strong>der</strong> Liudgeruswallfahrt zu. Sie konnten auch durch die tridentinische<br />

Erneuerung des <strong>Werden</strong> er Klosterwesens nicht mehr wettgemacht<br />

werden. Im 17./18. Jh. waren es nur die Katholiken <strong>der</strong> engeren und<br />

weiteren Umgebung, die das Grab des Klosterheiligen aufsuchten, zumeist<br />

<strong>an</strong> seinen Festtagen. Dazu kamen einige Prozessionen von auswärts,<br />

wie wir aus den Religionsunruhen dieser Zeit erfahren (Jacobs,<br />

Geschichte, S. 173).<br />

Zwei hervorragende Persönlichkeiten bef<strong>an</strong>den sich unter diesen<br />

Wallfahrern: Der bek<strong>an</strong>nte Fürstbischof von Münster Christoph Bern-

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