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Die Reichsabtei Werden an der Ruhr

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§ 28 Reliquienkulte und Ablässe 217<br />

h<strong>an</strong>den ist (s. § 5 Nr.33 des H<strong>an</strong>dschriftenverzeichnisses). Abt Wilhelm<br />

(1151-60) vermehrte den Reliquienschatz durch solche aus <strong>der</strong> Kölner<br />

Ursula-Gesellschaft (Gregor Overham, S. 81).<br />

Was <strong>Werden</strong> im Ausg<strong>an</strong>g des Mittelalters <strong>an</strong> Reliquien besaß, wurde<br />

in einem eigenen Heiltumschr<strong>an</strong>k aufbewahrt. <strong>Die</strong>ser wird in den Rechnungen<br />

<strong>der</strong> 1. Hälfte des 15. Jhs. gelegentlich gen<strong>an</strong>nt, so in <strong>der</strong> von<br />

1426/27 (X Nr. 1, BI. 116). <strong>Die</strong> Anzahl <strong>der</strong> Reliquien war bis zum Ende<br />

des 15. Jhs. noch mächtig <strong>an</strong>gestiegen. Das Verzeichnis des Cincinnius,<br />

das dieser seiner nie<strong>der</strong>deutschen Fassung des Liudgeruslebens von 1512<br />

einverleibte (Hs 136, Altertumsverein Münster StAM, Auszüge bei <strong>Die</strong>kamp,<br />

<strong>Die</strong> Vitae, S. 274 f.), zählt über 120 Stücke auf. Sie wurden jährlich<br />

am Kirchweihfest gezeigt. <strong>Die</strong>se Heiltumschau ging in den Religionsunruhen,<br />

die das Kloster in <strong>der</strong> 2. Hälfte des 16. Jhs. erfaßten, ein, da<br />

das Kirchweihfest nach einer Bemerkung Adolf Overhams (VII B Hs 92,<br />

BI. 37 v StA W) in dieser Zeit jahrel<strong>an</strong>g nicht mehr gefeiert wurde.<br />

In dem Verzeichnis des Cincinnius fallen beson<strong>der</strong>s die zahlreichen<br />

Liudgerusreliquien auf, die geson<strong>der</strong>t von den in einem Schrein geborgenen<br />

Hauptreliquien aufbewahrt wurden. An erster Stelle wird ein<br />

Kreuz gen<strong>an</strong>nt, das nach <strong>der</strong> <strong>Werden</strong>er überlieferung Liudger bei seinen<br />

Missionsreisen zu tragen pflegte. <strong>Die</strong>ses Liudgeruskreuz st<strong>an</strong>d in <strong>Werden</strong><br />

in beson<strong>der</strong>s hohem Ansehen. Erwähnt wird es in <strong>der</strong> Rechnung 1453/54<br />

(X Nr. 1, BI. 146 V ) bei <strong>der</strong> Einnahme des Opfers am Kirchweihtag <strong>der</strong><br />

Krypta (Item op sunte Agneten Dach gebeden in <strong>der</strong> Krucht myt sunte<br />

Ludgers Kruce 3 1/2 s.). Bei feierlichen Gelegenheiten wurde es dem Abt<br />

vorausgetragen, so z. B. 1520 bei <strong>der</strong> Einführungsfeier des Abtes Joh<strong>an</strong>n<br />

von Groningen (Jacobs, Inthronisation, S. 40 f.). Als Liudgerusreliquie<br />

galt auch eine bis heute in <strong>Werden</strong> aufbewahrte Schale. Das Verzeichnis<br />

von 1512 erwähnt sie als nap s. Ludgers, darynne helichdom besloeten is<br />

v<strong>an</strong> s. Jorgen, v<strong>an</strong> s. Hubert und v<strong>an</strong> <strong>der</strong> geselschop s. Mauritii. Wie dasselbe<br />

Verzeichnis weiter berichtet, tr<strong>an</strong>k m<strong>an</strong> aus <strong>der</strong> Schale bei Fieber<br />

und <strong>an</strong><strong>der</strong>en Kr<strong>an</strong>kheiten. <strong>Die</strong> Entstehungszeit <strong>der</strong> Schale ist unsicher,<br />

spätestens jedoch im 13. Jh. <strong>an</strong>zusetzen (EIbern, Kunstgeschichtliche Erinnerungen,<br />

S. 19). Als eine weitere Reliquie des Heiligen galt ein Gürtel,<br />

den m<strong>an</strong> nach demselben Verzeichnis schw<strong>an</strong>geren Frauen umlegte. <strong>Die</strong>se<br />

Angaben von 1512 finden ihre Bestätigung in einer entsprechenden Mitteilung<br />

<strong>der</strong> Rechnung 1494/95 (X Nr.10, BI. 220: Item cellerario ad<br />

Cliuis cum duobus equis port<strong>an</strong>do ibidem cyphum ac singulum (I) s<strong>an</strong>cti<br />

Ludgeri illustr. duxisse Cliuensi ex desi<strong>der</strong>io eiudem . .. ). Das Verzeichnis<br />

nimmt d<strong>an</strong>n noch einige Gew<strong>an</strong>d- und Stoff reliquien für Liudger in Anspruch.<br />

Sie können aber teilweise erst später entst<strong>an</strong>den sein (EIbern,<br />

Kunstgeschichtliche Erinnerungen, S. 21 f.).

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