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Die Reichsabtei Werden an der Ruhr

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212 5. Religiöses und geistiges Leben<br />

bei <strong>der</strong> Kreuzverehrung und Bereitung des Grabes, m<strong>an</strong>che Eigenheiten<br />

auf. <strong>Die</strong> Predigt hielt seit dem 15. Jh. nach Ausweis <strong>der</strong> Rechnungen ein<br />

Fr<strong>an</strong>zisk<strong>an</strong>er aus Dorsten, <strong>der</strong> im 17. Jh. durch einen Kapuziner aus Essen<br />

abgelöst wurde. In ähnlicher Weise hatte auch <strong>der</strong> Karsamstag bestimmte<br />

eigene Gebräuche (Cap.66). Nachdem schon am Morgen die Ostervigil<br />

stattgefunden hatte, wurde am Nachmittag, zwei o<strong>der</strong> drei Stunden vor<br />

<strong>der</strong> Komplet, die Zusammenkunft von Konvent, Weltklerus und Ritterschaft<br />

im Kapitelssaal wie<strong>der</strong>holt, jetzt aber im Zeichen vorösterlicher<br />

Freude. M<strong>an</strong> konnte so viel Wein trinken, wie m<strong>an</strong> wollte. Der Höhepunkt<br />

war d<strong>an</strong>n aber die Feier in <strong>der</strong> Osternacht (Cap. 67). Dabei f<strong>an</strong>d<br />

eine dramatische Ausgestaltung <strong>der</strong> liturgischen Auferstehungsfeier statt,<br />

die noch die ältere einfachere Form dieser in Deutschl<strong>an</strong>d weit verbreiteten<br />

Spiele zeigt (über diese Spiele s. Carl L<strong>an</strong>ge, <strong>Die</strong> lateinischen Osterfeiern.<br />

1887; ferner Wilhelm Tack, Heiliges Grab u. Osterspiel im Pa<strong>der</strong>borner<br />

Dom. WestfZ 82. 1924, S. 19 ff. mit zahlreichen Literaturhinweisen).<br />

Das Pfingstfest (Cap.90) zeitigte in <strong>Werden</strong> einen beson<strong>der</strong>en<br />

Brauch: Das Aufsteigen eines Taubenpaares mit brennendem Werg sollte<br />

das Pfingstwun<strong>der</strong> symbolisieren. Da <strong>der</strong> erste Sonntag nach Pfingsten in<br />

<strong>Werden</strong> als Octava Pentecostes gefeiert wurde, bestimmte <strong>der</strong> Cursus die<br />

drei folgenden Tage für die Beachtung des Dreifaltigkeitsfestes, was<br />

we<strong>der</strong> römischem noch Kölner Brauch entsprach.<br />

über die Marien- und Heiligenfeste erfahren wir aus dem Cursus nur<br />

weniges. Der Marienkult f<strong>an</strong>d in <strong>Werden</strong> schon seit <strong>der</strong> Gründungszeit<br />

seine Pflege, wie die Patrozinien <strong>der</strong> Krypta und des Westwerkes <strong>der</strong><br />

späteren Peterskirche, sowie die vielen erhaltenen Marienbil<strong>der</strong> aus <strong>Werden</strong><br />

zeigen (Viktor EIbern, Mariendarstellungen i. Kirche u. Abtei <strong>Werden</strong>.<br />

MünsterHellw.20. 1968, S.29-43). <strong>Die</strong> Erwähnung <strong>der</strong> Festfeier<br />

Mariä Empfängnis in <strong>der</strong> großen Stiftung des Propstes Gerhard, die<br />

Kötzschke zwischen 1165 und 1174 datiert, gehört zu den ältesten Belegen<br />

für das Vorkommen des Festes in Deutschl<strong>an</strong>d. In den Kalendarien<br />

<strong>der</strong> Erzdiözese Köln wird es erst um die Mitte des 14. Jhs. erwähnt<br />

(Zilliken, S.121), zu einer Zeit also, wo <strong>Werden</strong> dieses Fest schon zu<br />

Datierungen in seinen Rechnungen benutzte (vgl. z. B. Kötzschke 2, S. 9,<br />

Nr. 126, zum Jahre 1346).<br />

Wegen seines fragmentarischen Charakters enthält <strong>der</strong> Cursus kein<br />

S<strong>an</strong>ctorale mehr und nur Angaben über die Begleitfeste von Weihnachten,<br />

wie Steph<strong>an</strong>us, Joh<strong>an</strong>nes Ev., Unschuldige Kin<strong>der</strong> usw. Gelegentlich erwähnt<br />

er noch solche Feste, die als Dedikationstage <strong>der</strong> Kapellen und<br />

Kirchen in Betracht kamen. Wir sind deshalb für unsere Kenntnis <strong>der</strong><br />

<strong>Werden</strong>er Heiligenkulte im wesentlichen auf die wenigen erhaltenen<br />

<strong>Werden</strong>er Kalendarien <strong>an</strong>gewiesen, ohne daß uns durch die einschlägigen

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