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Die Reichsabtei Werden an der Ruhr

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204 4. Verfassung<br />

die Einführung des Abtes Joh<strong>an</strong>n von Groningen zeigt (Jacobs, Inthronisation<br />

S. 23 f.). Höhepunkt war dabei die Eidesleistung von Bürgermeister,<br />

Rat und Schöffen. Sie erfolgte in <strong>der</strong> Nähe des Rathauses auf den<br />

Stufen des Löwenportals <strong>der</strong> Nikolaikapelle und galt dem Abt als<br />

"Erb- und Grundherren" sowie dem Herzog als Vogt und Schirmherrn.<br />

Der Abt seinerseits gab <strong>an</strong>schließend das eidliche Versprechen ab, die<br />

Stadt bei ihren Rechten und Privilegien zu halten (Wortlaut <strong>der</strong> Eidesformeln<br />

b. Jacobs, Inthronisation, S. 41 ff.). D<strong>an</strong>n gab <strong>der</strong> Abt die Schlüssel<br />

<strong>der</strong> Stadt <strong>an</strong> den Bürgermeister zurück.<br />

In ähnlicher Weise vollzogen sich noch die Einführung des folgenden<br />

Abtes Herm<strong>an</strong>n von Holten (1540-1572), vielleicht auch noch Heinrich<br />

Dudens (1573-1601). D<strong>an</strong>n aber muß eine Unterbrechung eingetreten<br />

sein. Grund dafür war <strong>der</strong> schwere Rückschlag, den das Verhältnis <strong>der</strong><br />

beiden Parteien durch die Einführung <strong>der</strong> Reformation erhalten hatte.<br />

Ihr hatte sich <strong>der</strong> größte Teil <strong>der</strong> Stadt und des Magistrats zugew<strong>an</strong>dt.<br />

Das Verhältnis zum Stift wurde gesp<strong>an</strong>nt, als Magistrat und Gemeinde<br />

aus eigener Machtvollkommenheit am 16. März 1610 den ersten lutherischen<br />

Pfarrer beriefen, ihm das Rathaus für seine Predigten und Gottesdienste<br />

zur Verfügung stellten und auf die Nikolaikapelle Ansprüche<br />

erhoben. Das Aussterben des Klever Fürstenhauses und das Aufkommen<br />

Br<strong>an</strong>denburgs hatte die Lage zu ungunsten des Stiftes verän<strong>der</strong>t, und die<br />

Stadt <strong>an</strong> dieser neuen Macht einen Rückhalt in ihrem Kampf gewonnen.<br />

Durch die g<strong>an</strong>ze Zeit des Dreißigjährigen Krieges sollte sich bei<strong>der</strong>seits<br />

das Ringen um die Macht in <strong>der</strong> Stadt hinziehen (Einzelheiten darüber<br />

b. L<strong>an</strong>genbach, Stift und Stadt <strong>Werden</strong>, S. 18 ff.).<br />

Erst <strong>der</strong> Vergleich von Goch, den <strong>der</strong> Kurfürst von Br<strong>an</strong>denburg und<br />

<strong>der</strong> Abt am 24. August 1647 abschlossen, machten den Abt wie<strong>der</strong> zum unbestritteten<br />

L<strong>an</strong>desherrn in <strong>Werden</strong>. <strong>Die</strong> Stadt regelte daraufhin sofort<br />

ihr Verhältnis zum Abt. Am 18. Februar 1648 leistete sie ihm den Huldigungseid,<br />

was seit hun<strong>der</strong>t Jahren nicht mehr vorgekommen war. Und<br />

noch am 4. Februar 1671 sicherte sie dem neugewählten Abt Ferdin<strong>an</strong>d<br />

von Erwitte (1670-1706) die Aufrechterhaltung des Vergleiches von<br />

1648 zu (Kr<strong>an</strong>z, <strong>Die</strong> Gilden, S. 17 f.). Bis zum Ende des Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

war damit <strong>der</strong> Friede gesichert.<br />

In die Sp<strong>an</strong>nungen und Streitigkeiten <strong>der</strong> Abtei mit Preußen wegen<br />

<strong>der</strong> Vertretungsgel<strong>der</strong> und L<strong>an</strong>deshoheit wurde die Stadt nicht verwickelt.<br />

Zwischen Bürgerschaft und Abtei herrschte Ruhe. Erst die Verhaftung<br />

des Abtes Anselm Sonius im Jahre 1765 wegen Verweigerung<br />

<strong>der</strong> Verpflegung preußischer Truppen im Stiftsgebiet zog weitere Kreise<br />

in <strong>der</strong> Stadt. Bei <strong>der</strong> Ratswahl 1767 kam es zu Ausein<strong>an</strong><strong>der</strong>setzungen,<br />

weil die Luther<strong>an</strong>er die Wahl eines reformierten Bürgermeisters nicht

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