09.01.2014 Aufrufe

Die Reichsabtei Werden an der Ruhr

Die Reichsabtei Werden an der Ruhr

Die Reichsabtei Werden an der Ruhr

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

§ 25 Verhältnis zur Stadt 203<br />

men war. Seine Bedeutung war dem Stift noch im 17./18. Jh. vollständig<br />

klar. Es behauptete damals, daß es vom Kloster niemals <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt gewesen<br />

sei und allen früheren und späteren Verträgen wi<strong>der</strong>spreche (magnum<br />

datum civibus privilegium. quod tamen ab abbatia nunquam agnitum<br />

est seu verum, cum repugnet <strong>an</strong>terioribus et sequentibus contractibus,<br />

Notiz b. Kötzschke, a. a. O. S. 50). In <strong>der</strong> Tat mußte Graf Engelbert v. d.<br />

Mark schon im folgenden Jahre, am 17. September 1372, urkundlich erklären,<br />

daß er we<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Stadt noch im Gericht <strong>Werden</strong> irgendwelche<br />

Rechte besitze, die Vogtei und Vogtgeld sowie bestimmte namentlich<br />

gen<strong>an</strong>nte Einkünfte ausgenommen. Er verpflichtete sich ferner, außerhalb<br />

des Stifts und <strong>der</strong> Stadt we<strong>der</strong> H<strong>an</strong>del noch Markt, we<strong>der</strong> Wein- noch<br />

Bierschenk, Kettwig und Bredeney ausgenommen, dulden zu wollen. Von<br />

den Brüchten sollte <strong>der</strong> Abt zwei Drittel, <strong>der</strong> Vogt ein Drittel erhalten<br />

(Urk. b. Kötzschke, Anfänge, S. 26 f. Beil. Nr. 5).<br />

Der Verfall des Klosters im 15. Jh. brachte <strong>der</strong> Stadt gewisse Vorteile.<br />

So gel<strong>an</strong>g es ihr, den im Stadtbereich liegenden großen Bungardshof<br />

unter dem 18. März 1417 käuflich zu erwerben (Kötzschke 1, S. 446 f.<br />

Nr. 60) und von Abt Adolf von Spiegelberg eine Ziese (Accise) von dem<br />

im Stift verzapften Wein und Brückengeld zu erhalten. Dafür sollte die<br />

Stadt Mauerbau und Brückenbefestigung übernehmen (ebd. S. 448 f.<br />

Nr. 62; Jacobs, Zerstörung <strong>der</strong> <strong>Werden</strong>er <strong>Ruhr</strong>brücke: BeitrrG<strong>Werden</strong> 4.<br />

1895, S. 32 ff.).<br />

Erst nach <strong>der</strong> l<strong>an</strong>gwierigen Sicherung <strong>der</strong> 1474 eingeführten Reform,<br />

die in <strong>der</strong> <strong>Werden</strong>er Bürgerschaft durchaus nicht einhellig mit Freuden<br />

begrüßt worden war (vgl. oben § 9), konnte das Kloster dar<strong>an</strong>gehen,<br />

seine Rechte gegenüber <strong>der</strong> Stadt wie<strong>der</strong> energischer wahrzunehmen. Das<br />

läßt sich durch das g<strong>an</strong>ze 16. Jh. hindurch beobachten. Während am<br />

7. März 1528 Herzog Joh<strong>an</strong>n die Erneuerung des Stadtprivilegs von<br />

1372 auf gemeinsame Bitten von Stadt und Abt noch allein vornimmt<br />

(Kr<strong>an</strong>z, Gilden, S. 30 f. Anl. 9), tat es am 24. April 1563 nur <strong>der</strong> Abt<br />

(ebd. S. 37 Beil. Nr.13). 1581 schärfte <strong>der</strong> Herzog dem Rat die Einhaltung<br />

<strong>der</strong> Privilegbestimmungen von 1372 ein v<strong>an</strong> onser ind des Abtz wegen<br />

(ebd. S. 38 Anl. Nr. 14). Hatte das Tuchmacheramt (Wullenamt) 1528 sich<br />

seine Satzungen unter Übergehung des Abtes und Vogtes geben können<br />

(ebd. S. 9,31 f. Anl. Nr. 10), so erschien das in <strong>der</strong> 2. Hälfte des 16. Jhs.<br />

nicht mehr möglich. Am 20. J<strong>an</strong>uar 1585 war es <strong>der</strong> Abt, <strong>der</strong> dem<br />

Schusteramt eine neue Rolle verlieh (ebd. S. 10,38 f. Anl. Nr. 15); ebenso<br />

nahm er 1609 und 1610 die Verleihung von Rollen <strong>an</strong> das Schmiede- bzw.<br />

Schnei<strong>der</strong>amt vor (ebd. S. 10 f., 42 f. Anl. Nr. 16 und S. 47 f. Anl. Nr. 17).<br />

Am deutlichsten trat die Verflechtung von Stadt und Stift bei <strong>der</strong> Einführung<br />

eines neuen Abtes zutage, wie <strong>der</strong> Bericht des Cincinnius über

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!