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Die Reichsabtei Werden an der Ruhr

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§ 23 Das Verhältnis zu Helmstedt 191<br />

423). <strong>Die</strong> dauernden Mißhelligkeiten mit den Bürgern schlugen in den<br />

Jahren <strong>der</strong> Reformationseinführung hohe Wellen. Sie führten zu einem<br />

Klostersturm, dem ein Teil <strong>der</strong> Abteigebäude und <strong>der</strong> prachtvollen Abteikirche<br />

zum Opfer fiel (Anonymus, S. 80 zum Jahre 1552; Gregor Overharn,<br />

S. 138 zum Jahre 1553). Abt Herm<strong>an</strong>n von Holten, <strong>der</strong> die Sp<strong>an</strong>nungen<br />

zwischen Kloster und Bürgerschaft ausräumen wollte und einsah,<br />

daß das Kloster selbst wegen m<strong>an</strong>gelnden Nachwuchses und reformatorischer<br />

Neigungen einiger Konventualen gefährdet war, faßte mit dem<br />

<strong>Werden</strong>er Konvent den Pl<strong>an</strong>, die Verwaltung des Klosters bis zum Eintritt<br />

besserer Zeiten <strong>der</strong> Stadt Helmstedt zu überlassen, und gelobte in <strong>der</strong><br />

darüber ausgestellten Urkunde vom 1. November 1546, nach dem Tode<br />

des <strong>der</strong>zeitigen Lehnsinhabers, des Herzogs von Braunschweig, den Rat<br />

von Helmstedt mit <strong>der</strong> Stadt zu belehnen. Als Grund für diese Maßnahme<br />

gab <strong>der</strong> Abt die durch das Eindringen <strong>der</strong> reformatorischen<br />

Ideen entst<strong>an</strong>dene schwierige Lage <strong>an</strong>: dwill itzo in disser geschwinden<br />

Zeitten die geistliche cloisterpersonnen iren habitum zu <strong>an</strong><strong>der</strong>n und <strong>an</strong>zuzehen<br />

und die ceremonien fallen zu laissen und von irer reht und<br />

werdicheit in Sachsenl<strong>an</strong>de beredet und abgeweyset sind worden (WU<br />

Nr. 1594). Wenn dieser Pl<strong>an</strong> sicherlich wegen des Braunschweiger Wi<strong>der</strong>st<strong>an</strong>des<br />

auch nicht zur Ausführung gekommen ist, so hatte Abt Herm<strong>an</strong>n<br />

auf Anraten seines damaligen Kellners Heinrich Duden und seines einflußreichen,<br />

historisch sehr bew<strong>an</strong><strong>der</strong>ten hum<strong>an</strong>istischen Mitarbeiters Joh<strong>an</strong>nes<br />

Cincinnius doch von dort einige mit Liudger in Verbindung gebrachte<br />

Altertümer, wie Kelch und Kreuz, nach <strong>Werden</strong> in Sicherheit gebracht,<br />

so daß sie dem Klostersturm entgingen (Duden, Historia, S.47;<br />

Anonymus, S. 80).<br />

Da aus den nie<strong>der</strong>sächsischen, <strong>der</strong> Reformation <strong>an</strong>heimgefallenen<br />

Gebieten <strong>der</strong> Nachwuchs für das Kloster ausfiel, mußten Mönche aus<br />

<strong>Werden</strong> den Helmstedter Klosterbetrieb aufrechterhalten. Bei dem geringen<br />

Nachwuchs, den <strong>Werden</strong> selbst im ausgehenden 16. und beginnenden<br />

17. Jh. aufwies, blieb auf l<strong>an</strong>ge Zeit die Helmstedter Personalfrage<br />

eine schwere Belastung für das Kloster <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Ruhr</strong>. Zeitweise hatte<br />

<strong>Werden</strong> in Helmstedt nur drei bis vier o<strong>der</strong> fünf Mönche. Erst nach <strong>der</strong><br />

Mitte des 17. Jhs. war die Personalfrage etwas günstiger, so waren 1693<br />

(März 2) einschließlich des Propstes sieben Konventualen in Helmstedt<br />

<strong>an</strong>wesend (VII B Hs 95 BI. 2 StAW).<br />

Weil <strong>Werden</strong> den Helmstedter Mönchen die Teilnahme <strong>an</strong> den Abtswahlen<br />

in <strong>Werden</strong> verweigerte, was schon die oben erwähnte Urkunde<br />

Abt Gerhards vom 25. Juli 1230 unter g<strong>an</strong>z <strong>an</strong><strong>der</strong>en geschichtlichen Umständen<br />

festgelegt hatte, kam es zu schweren Sp<strong>an</strong>nungen, vor allem bei<br />

<strong>der</strong> Wahl des Abtes Dücker im Jahre 1646. Sie wurden schließlich durch

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