Die Reichsabtei Werden an der Ruhr

186 4. Verfassung
1570 eingreifen und zwei Abte zur Visitation und Ordnung der Verhältnisse
nach Werden schicken (ebd. S. 205; Akten Kleve Kammer XXIV
Nr. 3; Ziegler, S. 120).
In dieser rund hundertjährigen traditionell guten Verbindung bildete
die Regierungszeit des nachfolgenden Abtes Heinrich Duden (1573-
1601) einen tiefen Einschnitt. Seine Stellung zu den Bursfeldern entsprach
nicht mehr der überkommenden Haltung seiner Vorgänger. Er erschien
zwar 1575 auf dem Generalkapitel persönlich zur Eidesleistung (Volk,
Rezesse 2, S. 226), erhielt auch einmal auf dem Generalkapitel von 1578
das Amt eines Definitors (ebd. 5.238), aber in der Folgezeit nahm er an
den Sitzungen nicht mehr teil und ließ sich vertreten. So war er denn auch
im Dienste der Kongregation sehr selten tätig. Wiederholt in Aussicht
genommene Sitzungen in Werden kamen nie zustande (ebd. S. 244, 251).
Sie scheiterten nicht nur an den Zeitverhältnissen, sondern offenbar auch
an der Gleichgültigkeit des Abtes. 1582 schickte er nicht einmal die Gelder
für das Prokuratorium (ebd. S. 248 Nr. 6). Als auch der Nuntius den Abt
bei der Kongregation der Häresie verdächtigte und seine Absetzung
forderte, kam es im März 1597 zu einer gründlichen Visitation. Sie stellte
zahlreiche bedenkliche Mißstände fest. Aber das einen Monat später
tagende Generalkapitel mußte sich schon wieder mit ihm befassen, da
weder sein Prokuratorium in Ordnung noch die Beitragszahlung des Vorjahres
geleistet war. Es erinnerte darum den Abt eindringlich an sein Versprechen
bei der Visitation und verlangte die Einsendung einer vom Abt
und Konvent unterschriebenen professio fidei (ebd. S.265). Der Abt
erschien dann ausnahmsweise persönlich auf dem Generalkapitel 1598
und legte die geforderte Professio vor (ebd. S.279). Auf den folgenden
Generalkapiteln fehlte er wieder, aber die Kongregation ließ ihn nicht
aus den Augen und plante in enger Verbindung mit dem Herzog von
Kleve, dem Klostervogt, eine neue Visitation für 1601 und gegebenenfalls
die Einsetzung eines Koadiutors. Aber wegen der Todeskrankheit
des Abtes kamen diese Pläne nicht mehr zur Ausführung (Kleve-Mark
XXIV Nr. 3 BI. 446 f.).
Dagegen nahm der neue Abt Konrad Kloedt (1601-1614) wieder
eine positive Haltung ein. Er erschien schon auf dem Generalkapitel von
1602 in Mainz, obwohl er noch nicht konfirmiert war (Volk, Rezes~e 2,
S. 304, 305) und leistete auf dem Generalkapitel des nächsten Jahres seinen
Eid (ebd. S. 313). Hier wurde beschlossen, die vor sieben Jahren in
Werden vorgenommene Visitation auf ihre Ergebnisse hin zu prüfen. Ob
das geschehen ist, läßt sich nicht feststellen. Ein Visitationsrezeß ist jedenfalls
unter den Werdener Akten nicht vorhanden. Die schwierige Religionslage
im Stifts gebiet beschäftigte wiederholt die Generalkapitel der