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Die Reichsabtei Werden an der Ruhr

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§ 11 Kirchliche Wirren und Dreißigjähriger Krieg 109<br />

Pfalz-Neuburg und Br<strong>an</strong>denburg noch l<strong>an</strong>ge <strong>an</strong>hielt und damit das <strong>Werden</strong>er<br />

Vogteiproblem in <strong>der</strong> Schwebe blieb. So erscheint schon das letzte<br />

Jahrzehnt vor dem Großen Krieg für <strong>Werden</strong> als eine dunkle Zeit, sowohl<br />

in kirchlicher, als auch in wirtschaftlicher und politischer Hinsicht.<br />

<strong>Die</strong> Leiden des Dreißigjährigen Krieges mußten d<strong>an</strong>n Kloster und<br />

Stadt in reichem Maße tragen (ausführlich darüber L<strong>an</strong>genbach, Stift und<br />

Stadt <strong>Werden</strong>, S. 8 ff.). Sie steigerten sich im Laufe des Krieges und wurden<br />

beson<strong>der</strong>s drückend für das Kloster nach Einnahme des <strong>Werden</strong>er<br />

Kastells durch die Nie<strong>der</strong>län<strong>der</strong> am 17. Oktober 1629. <strong>Die</strong> Abtei wurde<br />

am 29. Dezember durch drei Komp<strong>an</strong>ien besetzt. An einer Plün<strong>der</strong>ung<br />

kam m<strong>an</strong> durch Erlegung einer größeren Geldsumme vorbei. Aber Anf<strong>an</strong>g<br />

Mai 1630 wurde d<strong>an</strong>n doch die Abtei bei einem Überfall mehrere<br />

Tage l<strong>an</strong>g ausgeplün<strong>der</strong>t, die Kirche als Pferdestall benutzt und <strong>der</strong><br />

Cellerar mit Erschießen bedroht. Auch Mißh<strong>an</strong>dlungen von <strong>Die</strong>nern und<br />

Knechten kamen dabei vor. Der allein bei diesem Überfall <strong>an</strong>gerichtete<br />

Schaden betrug <strong>an</strong> die 2000 Tlr. Da solche Heimsuchungen in <strong>der</strong> folgenden<br />

Zeit häufiger vorkamen, flüchteten die meisten Konventsmitglie<strong>der</strong><br />

und f<strong>an</strong>den zum Teil in St. P<strong>an</strong>taleon in Köln Aufnahme. Hier bef<strong>an</strong>d<br />

sich schon das Archiv und die sonstigen wertvollsten Schätze <strong>der</strong> Abtei.<br />

Einige <strong>an</strong><strong>der</strong>e Mönche begaben sich nach Düsseldorf, wo auch <strong>der</strong> Abt<br />

sich häufiger in einem gemieteten Haus aufhielt.<br />

Nur zwei ältere und nicht mehr reisefähige Mönche waren im Kloster<br />

zurückgeblieben, dazu <strong>der</strong> Cellerar Joh<strong>an</strong>nes Schörfberg, den das Kloster<br />

Maria Laach <strong>an</strong> <strong>Werden</strong> wegen dem dortigen Personalm<strong>an</strong>gel ausgeliehen<br />

hatte. Auf diesem mutigen und energischen M<strong>an</strong>n ruhte im Wesentlichen<br />

die g<strong>an</strong>ze Ver<strong>an</strong>twortung für das Kloster. Immer wie<strong>der</strong> diente er den<br />

Nie<strong>der</strong>län<strong>der</strong>n als Geisel für ihre Kontributionsfor<strong>der</strong>ungen und wurde<br />

von ihnen mindestens dreimal als Gef<strong>an</strong>gener fortgeführt, um Zahlungen<br />

zu erpressen.<br />

Nachdem schon am 11. Oktober 1632 eine schwedische Abteilung das<br />

Kloster wie<strong>der</strong> überfallen und elf Tage l<strong>an</strong>g ausgeplün<strong>der</strong>t hatten, drohte<br />

dem Kloster im folgenden Jahre erneut eine Plün<strong>der</strong>ung durch Schweden.<br />

Der Cellerar konnte sie nur durch ein Trinkgeld von 60 Tlrn. abwenden.<br />

Im selben Jahr 1633 for<strong>der</strong>ten die Hessen eine monatliche Kontribution<br />

von 300 Tlrn., die Nie<strong>der</strong>län<strong>der</strong> eine jährliche Kontribution von 4500<br />

Tlrn. Sie verhafteten, um ihren For<strong>der</strong>ungen Nachdruck zu geben, Anf<strong>an</strong>g<br />

April den Küchenmeister P. Joh<strong>an</strong>n Brempt, <strong>der</strong> sich bis dahin in<br />

verschiedenen Verstecken verborgen gehalten hatte. Er blieb über ein<br />

halbes Jahr ihr Gef<strong>an</strong>gener.<br />

We<strong>der</strong> Stadt noch Stift konnten auf die Dauer die unerschwinglichen<br />

fin<strong>an</strong>ziellen und wirtschaftlichen Anfor<strong>der</strong>ungen erfüllen. M<strong>an</strong> suchte sich

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