09.01.2014 Aufrufe

Die Reichsabtei Werden an der Ruhr

Die Reichsabtei Werden an der Ruhr

Die Reichsabtei Werden an der Ruhr

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

§ 11 Kirchliche Wirren und Dreißigjähriger Krieg 107<br />

<strong>der</strong>ten 1598 Kettwig, Heisingen usw. (Gregor Overham, S. 114 f.). So ist<br />

es erklärlich, daß <strong>der</strong> Abt zu jedem Mittel griff, um in dieser Notlage des<br />

Stiftes zu Geld zu kommen. Er verschenkte das berühmte Gregoriusreliquiar<br />

<strong>an</strong> den in Düsseldorf weilenden kaiserlichen Ges<strong>an</strong>dten Graf<br />

Hoyos, um durch dessen Vermittelung die auf dem Kloster lastenden<br />

700 Tlr Reichsschulden loszuwerden. Aber die Vermittlung des Grafen<br />

blieb ohne Erfolg. So hatte m<strong>an</strong> ein kostbares Stück aus dem Reliquienschatz<br />

verloren, aber die Schulden behalten. Der Anonymus, <strong>der</strong> (a. a. O.<br />

S. 82 f.) von dieser peinlichen Schenkungsgeschichte berichtet, sieht darin<br />

einen Beweis für die Hinneigung des Abtes zur reformatorischen Lehre.<br />

§ 11 Kirchliche Wirren und Dreißigjähriger Krieg<br />

<strong>Die</strong> Reformation war in <strong>Werden</strong> nicht mehr aufzuhalten, selbst wenn<br />

<strong>der</strong> Abt es gewollt hätte. Zwar scheinen die vor <strong>der</strong> Abtswahl aus ihren<br />

Kmtern entfernten und mit Zustimmung <strong>der</strong> Bursfel<strong>der</strong> Kongregation<br />

und von Kleve wie<strong>der</strong> in ihre Pfarreien zurückgerufenen Mönche Paulus<br />

Bruyn und Friedrich von Kamen entsprechend einer schriftlichen Verpflichtung<br />

ihre Pfarreien nach den Vorschriften <strong>der</strong> alten Kirche verwaltet<br />

zu haben (Kleve Mark Akten XXIV Nr. 3). Aber nach ihrem Hinscheiden<br />

mußte <strong>der</strong> Abt wegen seines geringen in Betracht kommenden<br />

Klosterpersonals wie<strong>der</strong> auf Weltgeistliche zurückgreifen. Er geriet dabei<br />

<strong>an</strong> einen Kleriker Fr<strong>an</strong>z Homberg, <strong>der</strong> die neue Lehre in <strong>Werden</strong> endgültig<br />

einwurzelte, wobei Abt und Konvent durch ihre schw<strong>an</strong>kende, sich<br />

jeweils nach <strong>der</strong> politischen und militärischen Konstellation richtenden<br />

Haltung keineswegs ein Bollwerk <strong>der</strong> alten Kirche bildeten. Da auch in<br />

<strong>an</strong><strong>der</strong>en von <strong>Werden</strong> abhängigen Kirchen ohne nennenswerten Wi<strong>der</strong>st<strong>an</strong>d<br />

des Klosters die reformatorische Lehre Eing<strong>an</strong>g f<strong>an</strong>d, so in Velbert,<br />

F riemersheim und Hochemmerich, geriet das Kloster selbst allmählich in<br />

den Verdacht reformatorischer Neigungen, und das Generalkapitel <strong>der</strong><br />

Bursfel<strong>der</strong> ordnete 1596 auf Drängen des Kölner Nuntius eine Visitation<br />

<strong>an</strong>.<br />

Sie beg<strong>an</strong>n am 16. März 1597 im Beisein Klevischer Räte und dauerte<br />

sieben Tage (Akten IV Nr. 15). <strong>Die</strong> Visitatoren stellten in <strong>der</strong> Tat <strong>der</strong>art<br />

bedenkliche Mängel fest, daß nach ihren Worten <strong>der</strong> Verdacht <strong>der</strong> Häresie<br />

durchaus gegeben war. Sowohl die eingerissenen Mißstände im liturgischen<br />

<strong>Die</strong>nst als auch im Auftreten. Kleidung und Tagesablauf <strong>der</strong><br />

Mönche erbrachten dafür zahlreiche Anhaltspunkte. Deshalb mußten alle<br />

Mönche mit dem Prior <strong>an</strong> <strong>der</strong> Spitze eine schriftliche Professio fidei nach<br />

<strong>der</strong> Vorschrift des Tridentiner Konzils bis zum 3. April 1597 in Köln <strong>der</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!