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Die Reichsabtei Werden an der Ruhr

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§ 10 Blüte und erneuter Nie<strong>der</strong>g<strong>an</strong>g im 16. Jahrhun<strong>der</strong>t. Beginn <strong>der</strong> Reformation 105<br />

den. Dazu kam eine m<strong>an</strong>gelhafte Verwaltungs- und Aufsichtstätigkeit.<br />

So nimmt es nicht Wun<strong>der</strong>, daß sich allmählich eine bedenkliche Schuldenlast<br />

<strong>an</strong>gesammelt hatte.<br />

Der Konvent hatte mit Besorgnis schon längere Zeit diese Entwicklung<br />

beobachtet und mehrfach beim Abt seit 1565 interveniert, auch<br />

Herzog und Räte von Kleve eingeschaltet (Verh<strong>an</strong>dlungen s. Kleve Mark<br />

XXIV Nr.3 BI. 34 ff.), ohne daß eine merkbare Besserung eingetreten<br />

wäre. <strong>Die</strong> Hauptschuld <strong>an</strong> dem Verfall schob m<strong>an</strong> im Konvent dem<br />

Konventualen Paulus Bruyn zu, <strong>der</strong> ein Günstling des Abtes war und in<br />

<strong>der</strong> Kellnereiverwaltung den entscheidenden Einfluß ausübte, d<strong>an</strong>eben<br />

aber noch das Pfarramt von St. Lucius Neukirchen und Hochemmerich<br />

versah sowie das Benefizium in Bredeney besaß. Er hatte dem Konvent<br />

jahrel<strong>an</strong>g von seiner Verwaltung keine Rechnung gelegt, dabei in Asterlagen<br />

und sogar in Helmstedt bauliche und wirtschaftliche Maßnahmen<br />

getroffen, die nach Ansicht des Konvents dem Kloster schwersten Schaden<br />

zufügte. Wie die Beilage zu <strong>der</strong> Bittschrift einiger Konventualen <strong>an</strong> den<br />

Herzog vom 18. Sept. 1566 weiter ausführt, hatte Bruyn auch im Verein<br />

mit seinem Mitbru<strong>der</strong>, dem Pfarrer von St. Klemens in Born, Friedrich<br />

von Kamen das Closterleben und sun<strong>der</strong>ling das Tempelwerck (als sy<br />

nennen) Cleidung, Tonsura und <strong>der</strong>gleichen up dem Predigstuelen lasteren,<br />

verdammen und verechtlich halden (ebd. BI. 41 v ).<br />

Bewogen durch diese schwierigen religiösen und wirtschaftlichen Verhältnisse<br />

trug sich <strong>der</strong> alternde und kränkelnde Abt Herm<strong>an</strong>n von Holten<br />

1569 mit <strong>der</strong> Absicht, einen Koadjutor mit dem Recht <strong>der</strong> Nachfolge zu<br />

wählen. Seine Absicht offenbarte er auf einer Reise nach Helmstedt dem<br />

dortigen Propst, einigen Konventualen, sowie den Äbten von Königslutter<br />

und Berge b. Magdeburg, <strong>der</strong>en Professheimat gleichfalls <strong>Werden</strong><br />

war. Alle sprachen sich einmütig für Paulus Bruyn aus. An<strong>der</strong>s in <strong>Werden</strong>.<br />

Hier zeigte sich, daß vor allem die älteren Konventualen nicht gewillt<br />

waren, <strong>der</strong> Absicht des Abtes zuzustimmen. Es folgten unerquickliche<br />

Ausein<strong>an</strong><strong>der</strong>setzungen und Parteiungen in denen immer wie<strong>der</strong> die<br />

Klever Regierung um Hilfe <strong>an</strong>gerufen wurde und vermittelnd eingreifen<br />

mußte. Schließlich kam eine Visitation von Äbten <strong>der</strong> Bursfel<strong>der</strong> Kongregation<br />

und von klevischen Räten im Jahre 1570 zust<strong>an</strong>de. Sie enthüllte<br />

den kläglichen Zust<strong>an</strong>d des Stiftes, vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht.<br />

Zu ihrer Unterrichtung erhielten die Visitatoren eine keineswegs vollständige<br />

übersicht über den Vermögens best<strong>an</strong>d. D<strong>an</strong>ach betrug die<br />

Summe aller Rückstände 5138 Tlr, 20 Albi. Zu ihrer Behebung ordneten<br />

die Visitatoren eine Reihe von Maßnahmen <strong>an</strong>, wobei sie sich aber im<br />

klaren waren, daß diese nicht ausreichen würden. Drei Jahre später wur-

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