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Die Reichsabtei Werden an der Ruhr

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104 3. Historische übersicht<br />

des Malermönches Friedrich Hugenpoet und des in Kölner Hum<strong>an</strong>istenkreisen<br />

verkehrenden, in <strong>der</strong> Klosterverwaltung arbeitenden Joh<strong>an</strong>nes<br />

Cincinnius eng verknüpft sind. <strong>Die</strong> Abgabe von Reformäbten und Reformmönchen<br />

<strong>an</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>e Klöster beweist, welches Ansehen <strong>Werden</strong> in den<br />

Kreisen <strong>der</strong> Bursfel<strong>der</strong> Kongregation und <strong>der</strong> Geistlichkeit überhaupt<br />

genoß. Da zudem eine sparsame und sorgfältige Fin<strong>an</strong>zgebarung die<br />

Klosterkasse gefüllt hatte, konnte durch eine rege Bautätigkeit, die bis<br />

tief in die Zeit des Abtes Herm<strong>an</strong>n von Holten (1542-72) reichte, ein<br />

neues stattliches, allen Ansprüchen <strong>der</strong> Zeit gerecht werdendes Kloster<br />

errichtet werden. Seine Baulichkeiten genügten im wesentlichen noch am<br />

Beginn des 18. Jhs. den Lebensgewohnheiten <strong>der</strong> Mönche.<br />

Bis in die Jah~hun<strong>der</strong>tmitte hielt dieser geistige und wirtschaftliche<br />

Hochst<strong>an</strong>d des Klosters <strong>an</strong>. Aber d<strong>an</strong>n kamen die Rückschläge, die eine<br />

neue Epoche einleiteten und jene kirchlichen und politischen Kräfte ins<br />

Spiel brachten, die in <strong>der</strong> <strong>Werden</strong>er Geschichte <strong>der</strong> Folgezeit eine Rolle<br />

spielen sollten.<br />

<strong>Die</strong> Reformation machte auch vor <strong>Werden</strong> keinen Halt. Ihre Anfänge<br />

im Stift sind umstritten. Nachdem sich ihre Lehre im Stadt- und L<strong>an</strong>dgebiet<br />

ausgebreitet und ihre Gottesdienste zunächst im Verborgenen gefeiert<br />

hatte, waren ihre Anhänger in den letzten Lebensjahren des Abtes<br />

Herm<strong>an</strong>n von Holten (1540-1572) <strong>an</strong> die öffentlichkeit getreten. Nach<br />

dem Bericht des Abtes Konradt Kloedt vom Jahre 1602 (Jacobs, Annalen,<br />

S. 216 ff. Beil. 4) soll das erst um 1567 geschehen sein. Zeugenverhöre von<br />

1634 behaupten dagegen, daß schon um 1551 <strong>der</strong> damalige Pfarrer Petrus<br />

DIner von St. Lucius die Lehre Martin Luthers in Predigt und Gottesdienst<br />

eingeführt habe (Jacobs, Geschichte, S. 471 f. Beil. 33). <strong>Die</strong> Kennzeichen<br />

dieser Neuerungen in <strong>Werden</strong> waren Abschaffung <strong>der</strong> Vigilien,<br />

des Weihwassers und <strong>der</strong> Kr<strong>an</strong>kensalbung und die Austeilung des Abendmahls<br />

sub utraque specie. Sie geschahen wenn nicht auf Ver<strong>an</strong>lassung, so<br />

doch mit Zustimmung <strong>der</strong> beiden Pfarrer von St. Lucius und St. Klemens.<br />

<strong>Die</strong>se Pfarrer waren aber Mönche des Klosters, dem seit 1551 die beiden<br />

Kirchen voll inkorporiert waren. Der Abt war nicht in <strong>der</strong> Lage, die<br />

reformatorischen Strömungen aufzuhalten.<br />

Neben <strong>der</strong> Verbreitung reformatorischen Ged<strong>an</strong>kengutes war <strong>der</strong><br />

wirtschaftliche Rückg<strong>an</strong>g des Klosters das zweite schwierige Problem,<br />

dessen Lösung für Abt und Kloster eine immer dringlichere Aufgabe<br />

wurde. Es zeigte sich, daß das Kloster in den letzten zw<strong>an</strong>zig Jahren vor<br />

1570 nicht gut gewirtschaftet hatte. Neben <strong>Werden</strong> bef<strong>an</strong>den sich noch<br />

eigene Hofhaltungen in Hetterscheid und Asterlagen mit dazugehörigem<br />

Personal und Bauten. <strong>Die</strong> Klosterämter waren z. T. von verheirateten<br />

Laien besetzt. Auch sonstiges Personal war in übergroßer Stärke vorh<strong>an</strong>-

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