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Die Reichsabtei Werden an der Ruhr

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§ 9 Verfall und Neuaufbau bis zum Ende des 15. Jahrhun<strong>der</strong>ts 101<br />

dungen von Gütern und Einkünften waren die unausbleiblichen Folgen,<br />

in die das Kloster sich immer mehr verstrickte.<br />

Wenigstens ein Versuch, diese mißliche Lage zu beheben, wurde in<br />

<strong>Werden</strong> nun doch gemacht. Als Joh<strong>an</strong>n Stecke 1432 zum Abt gewählt<br />

wurde, mußte er sich am 4. Oktober dieses Jahres dazu verstehen, einen<br />

ständischen Rat, bestehend aus je einem Vertreter des Klosters, <strong>der</strong> <strong>Werden</strong>er<br />

Ritterschaft und des Klostervogtes, also des Herzogs von Kleve,<br />

einzusetzen und zu versprechen, nur in ihrer Gegenwart über Güter und<br />

Renten zu verfügen und zu siegeln. Auch die Küsterei wollte <strong>der</strong> Abt<br />

zusätzlich selbst übernehmen, offenbar aus Sparsamkeitsgründen (E. Dösseler,<br />

Geistliche Sachen aus den Registern <strong>der</strong> Grafschaft Mark: JbV­<br />

WestfKG 44. 1951, S.66). Als Begründung für die Einsetzung dieses<br />

Rates diente die durch Krieg und Unfrieden im L<strong>an</strong>de hervorgerufene<br />

große Schuldenlast des Klosters und seine erfor<strong>der</strong>liche Reformierung.<br />

Beide Gründe waren durchaus stichhaltig. <strong>Die</strong> Gef<strong>an</strong>genschaft seines Vorgängers,<br />

des Abtes Adolf von Spiegel berg, <strong>an</strong>läßlich eines überfalls auf<br />

<strong>der</strong> Rückreise von Helmstedt und die Erpressung eines hohen Lösegeldes<br />

zeugt dafür und wirft zugleich ein Schlaglicht auf die verworrenen Zustände<br />

im L<strong>an</strong>de. Was die Reform <strong>an</strong>geht, so gehörte sie seit dem Konzil<br />

von Konst<strong>an</strong>z und <strong>der</strong> dabei stattgefundenen großen Versammlung <strong>der</strong><br />

Benediktineräbte im benachbarten Kloster Petershausen für alle deutschen<br />

Klöster dieses Ordens zu den großen und drängenden Aufgaben <strong>der</strong> Zeit.<br />

Aber die Persönlichkeit dieses <strong>Werden</strong>er Abtes war <strong>der</strong> Durchführung<br />

einer solchen schweren Aufgabe we<strong>der</strong> in moralischer noch sonstiger Hinsicht<br />

gewachsen. So blieb schließlich alles beim alten und <strong>der</strong> Weg in die<br />

Katastrophe unvermeidlich. <strong>Die</strong> ältere <strong>Werden</strong> er Geschichtsschreibung<br />

datiert diesen erst in die Zeit dieses Abtes (Duden, Historia, S. 32; Anonymus,<br />

S.73; Gregor Overham, S. 127 f.); sicher zu Unrecht. <strong>Die</strong> Anfänge<br />

lagen viel früher.<br />

Da <strong>der</strong> Nachfolger Steckes, Konrad von Gleichen (1452-1474) ein<br />

ebenso unwürdiger Vertreter war, geriet das Kloster in wirtschaftlicher<br />

und geistiger Hinsicht vollends <strong>an</strong> den R<strong>an</strong>d des Abgrundes (Joh. Linneborn,<br />

<strong>Die</strong> Reformation <strong>der</strong> westfälischen Benediktinerklöster: StudMitt­<br />

Benedeist 20. 1899, S. 545 f. mit Einzel<strong>an</strong>gaben). Neben dem Abt waren<br />

schließlich nur noch vier, d<strong>an</strong>n drei und am Ende nur noch zwei hochadelige<br />

Konventualen vorh<strong>an</strong>den. Er versuchte deshalb diesem überst<strong>an</strong>d<br />

mit einem Mittel zu begegnen, das schon sein Vorgänger <strong>an</strong>gew<strong>an</strong>dt haben<br />

soll: Er nahm entlaufene bürgerliche Mönche <strong>an</strong><strong>der</strong>er Orden in <strong>Werden</strong><br />

auf, schloß mit ihnen regelrechte Verträge und gab ihnen Expect<strong>an</strong>zen<br />

auf freiwerdenden Pfründen, um sie zu halten (vgl. unten § 50).<br />

Das Kloster kam dadurch bei den <strong>an</strong><strong>der</strong>en Orden naturgemäß in einen

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