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Die Reichsabtei Werden an der Ruhr

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94 3. Historische übersicht<br />

noch eine Mehrung des Besitzes vor allem in <strong>der</strong> Umgebung des Klosters.<br />

Zweifellos machte die Entwicklung des Lebens im innerklösterlichen<br />

Bereich keine Ausnahme von den Verhältnissen in den <strong>an</strong><strong>der</strong>en Reichsklöstern<br />

während <strong>der</strong> ottonischen und salischen Jahrhun<strong>der</strong>te, dazu war<br />

<strong>der</strong> geistige und wirtschaftliche Austausch zwischen ihnen zu groß, sind<br />

doch z. B. <strong>Werden</strong>er Beziehungen bis zur Reichenau in Spuren nachweisbar<br />

(vgl. o. § 3 Nr. 9). <strong>Die</strong> prächtige und aufwendige Haushaltung, die in<br />

den Klöstern während dieser g<strong>an</strong>zen Zeit herrschte, war in <strong>Werden</strong> noch<br />

bis in die Wende des 10./11. Jhs. üblich, wie die urbarialen Aufzeichnungen<br />

zeigen. Das wurde entscheidend <strong>an</strong><strong>der</strong>s mit dem Regierungs<strong>an</strong>tritt<br />

Kaiser Heinrichs 11. im Jahre 1002. Er war <strong>der</strong> Hauptför<strong>der</strong>er <strong>der</strong><br />

lothringischen Reformbewegung aus Gorze, die er überall in den Klöstern<br />

einzuführen suchte. Heinrich 11. war Allerheiligen 1012 in Helmstedt<br />

(Thietmar, Chronicon Lib. 6 cap. 84, S. 374), Pfingsten 1017 in <strong>Werden</strong><br />

gewesen (ebd. Lib. 7 cap. 56, S. 469). Er hatte dessen damaligen Abt auf<br />

Anraten Erzbischofs Heribert von Köln, <strong>der</strong> gleichfalls ein För<strong>der</strong>er dieser<br />

Reform war, eingesetzt (ebd. Lib.7 cap.13, S.412), wie Thietmar<br />

berichtet. Ob es dabei ohne Wi<strong>der</strong>stände in <strong>Werden</strong> und Helmstedt abgeg<strong>an</strong>gen<br />

ist, wissen wir nicht. Angesichts <strong>der</strong> aus <strong>an</strong><strong>der</strong>en Reichsklöstern,<br />

wie Corvey und Hersfeld, berichteten Unruhen möchte m<strong>an</strong> es auch für<br />

die beiden Liudgerstiftungen <strong>an</strong>nehmen, zumal Thietmar gelegentlich von<br />

einer Flucht zweier Helmstedter Mönche und ihrem Versuch K<strong>an</strong>oniker<br />

zu werden, berichtet (Lib.4 cap. 68, S. 208). <strong>Die</strong> Regierungszeit Heinrichs<br />

11. (1002-1024) darf m<strong>an</strong> auf jeden Fall für die Einführung <strong>der</strong><br />

Gorzer Consuetudines in <strong>Werden</strong> <strong>an</strong>setzen.<br />

Ihr sichtbares Zeichen ist eine schlichtere und strengere Lebensführung<br />

von Abt und Konvent. <strong>Die</strong> Urbare lassen das deutlich erkennen. <strong>Die</strong> Berufung<br />

mehrerer Abte aus Fulda, einem <strong>der</strong> großen Gorzer Reformzentren<br />

<strong>der</strong> damaligen Zeit, ließ die Gorzer Consuetudines so tief einwurzeln,<br />

daß sie sich bis in die 1. Hälfte des 12. Jhs. in <strong>Werden</strong> gehalten<br />

haben. Erst d<strong>an</strong>n sind sie abgelöst worden.<br />

In <strong>der</strong> sparsamen <strong>Werden</strong>er Urkundenüberlieferung dieser Jahrhun<strong>der</strong>te<br />

kommt <strong>der</strong> bei den Gorzern übliche Dec<strong>an</strong>us-Titel noch in einer<br />

undatierten Urkunde aus <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> beiden Abte mit Namen Rudolf,<br />

also aus <strong>der</strong> Periode von etwa 1104-1112, vor. In <strong>der</strong> Zeugenreihe ein:er<br />

Urkunde aus dem mit <strong>Werden</strong> verbundenen Kloster Helmstedt ist <strong>der</strong><br />

Dec<strong>an</strong>us sogar noch 1133 vertreten (Behrends, Diplomatarium Nr.3,<br />

S. 455 f.). Da Abt Berengoz bis zu seinem Tode (etwa 1125) auch das<br />

damals noch von <strong>der</strong> Gorzer Reform bestimmte Kloster St. Maximin leitete,<br />

dürfte diese in <strong>Werden</strong> gleichfalls noch vorherrschend gewesen sein.<br />

Erst 1160 ist hier <strong>der</strong> bei den Reformern gebräuchliche Priortitel statt des

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