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Die Reichsabtei Werden an der Ruhr

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§ 8 Entwicklung und Blüte bis zum Ende des 12. Jahrhun<strong>der</strong>ts 91<br />

gültige Umgrenzung. Bei <strong>der</strong> Kirchweihe 875 wies <strong>der</strong> Kölner Erzbischof<br />

<strong>der</strong> Kirche des hl. Liudger Zehntbezirk, Kirchspiel und Sendsprengel zu,<br />

in dessen Umf<strong>an</strong>g die <strong>Werden</strong>er Kirche bis weit in die Reformationszeit<br />

hinein ungestört blieb (vgl. § 24).<br />

Im Schutz des Reiches nahm das Kloster einen kräftigen Aufschwung,<br />

geför<strong>der</strong>t durch die Privilegien <strong>der</strong> Herrscher aus dem ottonischen und<br />

salischen Hause. <strong>Die</strong> wichtigsten enthielten die Verleihung <strong>der</strong> Immunität<br />

und <strong>der</strong> freien Abtswahl, die Befreiung vom Heeresdienst und von den<br />

Verkehrszöllen und die übertragung des Markt- und Münzregals, das<br />

<strong>der</strong> Abt für <strong>Werden</strong> und Lüdinghausen in Anspruch nahm. <strong>Die</strong>se von<br />

den Herrschern ausgesprochenen Gunstbezeugungen waren für das materielle<br />

Aufblühen <strong>Werden</strong>s von entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung. Soweit wir<br />

wissen, hat darum <strong>Werden</strong> in den Kämpfen des Reiches immer auf kaiserlicher<br />

Seite gest<strong>an</strong>den. Bei Heinrich IV. st<strong>an</strong>d <strong>der</strong> <strong>Werden</strong>er Abt <strong>an</strong>scheinend<br />

in beson<strong>der</strong>s großer Gunst. Rog<strong>an</strong>te etiam domno imperatore erreichte<br />

<strong>der</strong> kbt auf <strong>der</strong> Diözes<strong>an</strong>synode in Köln 1103 die Entscheidung<br />

zugunsten seines Klosters in <strong>der</strong> Frage des bestrittenen Pfarrechtes seiner<br />

Abteikirche (vgl. § 24). Der letzte Salier, Heinrich V., stellte <strong>der</strong> Abtei<br />

am 27. Mai 1122 das Gut Eitera (Eiteren nw. von Iysselstein) zurück, das<br />

sein Urgroßvater, Konrad 11., am 10. akt. 1036 <strong>an</strong> <strong>Werden</strong> geschenkt<br />

hatte (MGH. DK 11. Nr. 232, dazu Bendel, <strong>Die</strong> älteren Urkunden Nr. 20).<br />

In <strong>Werden</strong> hat m<strong>an</strong> deshalb den deutschen Herrschern immer ein<br />

ehrendes Andenken bewahrt und ihre Todestage in das Totenbuch eingetragen,<br />

wie seine erhaltenen wenigen Fragmente zeigen. Von <strong>der</strong> Karolingern<br />

ist es Karl d. Gr. (28. J<strong>an</strong>.), dessen Gedächtnis in <strong>Werden</strong> g<strong>an</strong>z<br />

beson<strong>der</strong>s hoch gehalten wurde. Das kam schon in den legendenhaften<br />

Erzählungen <strong>der</strong> Vita secunda (<strong>Die</strong>kamp, <strong>Die</strong> Vitae, S. 78 f. und 82 f.)<br />

zum Ausdruck. <strong>Die</strong>se Karlsverehrung setzte sich durch das g<strong>an</strong>ze Mittelalter<br />

hindurch bis tief in die Barockzeit fort. Beispiele dafür sind die<br />

Karlsdarstellung <strong>der</strong> Vierungskuppel (L. Lohde, <strong>Die</strong> Abteikirche zu <strong>Werden</strong><br />

a. d. <strong>Ruhr</strong>, ZBauwesen 7, 1857, S.170); und das heute in Aachen<br />

befindliche Gemälde aus dem Kapitelsaal sowie das mit Karls Namen<br />

verbundene Lehnszepter (Elbern, Ein Bildnis Karls d. Gr., S. 117 f.; <strong>der</strong>selbe,<br />

Sceptrum Caroli, S. 150 f.).<br />

Wenn die übrigen deutschen Herrscher auch nicht auf eine gleichstarke<br />

Tradition in <strong>Werden</strong> rechnen konnten, vergessen hat m<strong>an</strong> sie im Reichskloster<br />

<strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Ruhr</strong> deshalb nicht. So sind z. B. von den Nachfahren<br />

Karls d. Gr. noch Karl 111. (t 888 J<strong>an</strong>. 13) zum 19., und Ludwig 111.<br />

(t 882) zum 21. J<strong>an</strong>uar im Totenbuch vermerkt. Während bei Ludwig<br />

diese Eintragung immerhin verständlich ist, da seine Verleihung von<br />

Königsschutz und Immunität die Rolle <strong>Werden</strong>s als Reichskloster ein-

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