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August 2013 - Falkenseer Stadtjournal

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Stadtgeschehen<br />

Das Ende des<br />

Barackenzeitalters<br />

Der im Juli erfolgte Abriss der Baracken auf dem Gelände<br />

der Europaschule am Gutspark symbolisiert das nahende<br />

Ende eines fast hundertjährigen Kapitels der <strong>Falkenseer</strong><br />

Baugeschichte. In diesem langen Zeitraum hat sich vor<br />

allem das schulische und öffentliche Leben der Stadt zu<br />

einem beachtlichen Teil innerhalb der Brettern und<br />

Mauern von Barackenbauten abgespielt.<br />

Alles begann mit dem schnellen Bevölkerungswachstum<br />

im Gefolge der Kolonisierungen<br />

und Parzellierungen zu Anfang<br />

des 20. Jahrhunderts. Schon der<br />

erste moderne Schulneubau in Seegefeld<br />

- die 1902 errichtete Parkschule<br />

und heutige Stadtbibliothek - erwies<br />

sich sehr schnell als zu klein konzipiert,<br />

so dass bereits 1909 der Bau der alten<br />

Diesterwegschule in Neu-Seegefeld<br />

folgte. In der Zeit war die junge Gemeinde<br />

Falkensee nicht mehr in der<br />

Lage, die neuen Schulen wie noch in<br />

der Kaiserzeit als massive Backsteinbauten<br />

zu errichten. Um die Schulkapazitäten<br />

zu erweitern, musste einfach,<br />

billig und schnell gebaut werden – es<br />

begann das Zeitalter der Baracken.<br />

Die ersten dieser ebenerdigen Bauwerke<br />

entstanden an der alten Diesterwegschule<br />

– wo noch bis zum Brand im<br />

vorigen Jahr der Jugendklub „Die Baracke“<br />

stand – sowie an der Gutsparkschule,<br />

wo nach und nach eine ganze<br />

Barackenlandschaft entstanden war.<br />

1932 wurde gleich hinter der Stadtbibliothek<br />

ein Schulpavillon gebaut und<br />

1934 sowie 1936 errichtete die <strong>Falkenseer</strong><br />

Holzhaus-Baufirma Loeb die jetzt<br />

abgerissenen Barackenbauten an der<br />

Südseite des Schulcampus.<br />

Diese Baracken waren solide Bauwerke.<br />

Namentlich die Firma Loeb – ein in<br />

jüdischem Familienbesitz befindlicher<br />

Betrieb, der an der Dallgower Straße<br />

ansässig war – errichtete diese Schul-<br />

baracken als Holzhäuser in Fertigteilbauweise<br />

mit Wärme- und Schallschutz<br />

und garantierte eine Lebensdauer von<br />

80 Jahren. „Das war solides Holz“, bescheinigte<br />

im Juli der Polier der Abrissfirma,<br />

„und wir haben jede Menge Kork<br />

gefunden, der zur Dämmung verwendet<br />

wurde“.<br />

In der Nachkriegszeit erlebte das Barackenbauprogramm<br />

weitere Blütezeiten.<br />

1948 entstand am Eingang zum Gutspark<br />

ein weiteres Barackengebäude für<br />

die Gutsparkschule - das schon in den<br />

1960er Jahren abbrannte. Die Lessingschule<br />

erhielt eine Baracke als Erweiterungsbau<br />

und auch am Standort des<br />

heutigen Vicco-von-Bülow-Gymnasiums<br />

begann der Schulbetrieb in – allerdings<br />

steinernen - Barackenbauten. In<br />

Falkenhöh wurde ein komplett neuer<br />

Schulstandort gegründet, als in den<br />

1960er Jahren an der Fröbelstraße<br />

zwei geräumige hölzerne Barackenbauten<br />

für die achtklassige 5. Grundschule,<br />

die spätere Geschwister-Scholl-<br />

Schule, errichtet wurden. Diese Barackenschule<br />

wurde erst mit dem Neubau<br />

der Kantschule in den 1980er Jahren<br />

leer gezogen und diente danach noch<br />

als Außenstelle der Poliklinik.<br />

Doch damit ist die Geschichte der <strong>Falkenseer</strong><br />

Barackenlandschaften noch<br />

längst nicht zu Ende. Es gab eine Baracke,<br />

die als „Kulturhaus Kölner Straße“<br />

und nach der Wende noch als „Jugendklub<br />

Hans Huckebein“ fungierte und<br />

das „Kulturhaus Wilhelm-Busch-Straße“<br />

hieß im <strong>Falkenseer</strong> Jargon schlicht<br />

die „Busch-Baracke“. Am Ende der<br />

Ruppiner Straße wurde ein weiterer Barackenbau<br />

als Altersheim und später<br />

als Heim für geistig behinderte Kinder<br />

und als Obdachlosenheim genutzt. Nur<br />

noch eine Erinnerung ist auch das<br />

längst abgebrannte „Fichte-Heim“ an<br />

der Gartenstraße, das sich einst ein Arbeitersportverein<br />

errichtet hatte.<br />

Noch heute sind einige der Barackenbauten<br />

in Betrieb. Zu besichtigen sind<br />

diese auf dem Hof des Rathauses oder<br />

auch im Gutspark, wo der Kleintierzüchterverein<br />

einen Barackenbau als<br />

Vereinsheim nutzt, der in den 1940er<br />

Jahren als „Marine-Kraftfahrer-Depot“<br />

errichtet wurde.<br />

Selbst im <strong>Falkenseer</strong> Zentrum war das<br />

Stadtbild noch bis in die 1990er Jahre<br />

hinein von diversen Barackenbauten<br />

geprägt. Erinnert sei an die lang gestreckten<br />

Holzbaracken in der Bahnstraße<br />

und der Hertzstraße, die als<br />

Fahrradaufbewahrungen für die Bahnpendler<br />

dienten, sowie an den Intershop<br />

an der Hansastraße, der zwar aus<br />

Stein, aber dennoch in der guten alten<br />

Barackenform errichtet worden war.<br />

Nach und nach verschwanden und verschwinden<br />

diese Barackenbauten aus<br />

dem <strong>Falkenseer</strong> Stadtbild, womit praktisch<br />

ein ganzes baugeschichtliches<br />

Zeitalter zu Ende geht. UG<br />

ACHTUNG!<br />

Ab September neue Öffnungszeiten:<br />

Mo - Fr. 6.30 - 12.00 und 12.30 - 18.00 Uhr<br />

Sa. 6.30 - 13.00<br />

So. und an Feiertagen geschlossen<br />

8 FALKENSEER STADT - JOURNAL 8/<strong>2013</strong>

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