August 2013 - Falkenseer Stadtjournal
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Historische Blätter<br />
Im Museum der Stadt Nauen lagern die vergilbten Jahrgänge des<br />
„Osthavelländischen Kreisblattes“, das einst über das Geschehen im Kreis<br />
Osthavelland berichtete. In dieser Rubrik dokumentiert das Stadt-Journal<br />
historische Artikel, die einen Einblick in das Alltagsleben des Jahres 1913 geben.<br />
Im <strong>August</strong> vor 100 Jahren<br />
Im <strong>August</strong> 1913 wird das Fort Hahneberg zur Übungsfestung für das<br />
Gardekorps bestimmt. Auf dem Döberitzer Truppenübungsplatz werden<br />
erneut zwei Spandauer festgenommen, die Kugeln und Sprengstücke<br />
sammelten, um das Metall zu Geld zu machen. Auf dem Nauener<br />
Funkturm wird für die Orientierung der Luftschiffer ein elektrisches<br />
Blinkfeuer montiert.<br />
Neue Felduniformen<br />
2. <strong>August</strong> 1913, Spandau. In<br />
der neuen Felduniform, graugrün,<br />
zeigte sich kürzlich das<br />
Pionier-Bataillon Nr. 3 zum<br />
erstenmal. Das Bataillon zog<br />
bei dem Marsch durch die<br />
Stadt in der neuen schmucken<br />
Uniform die allgemeine<br />
Aufmerksamkeit auf sich.<br />
Hahneberg wird<br />
Übungsfestung<br />
9. <strong>August</strong> 1913, Spandau.<br />
Die letzte Befestigung der<br />
ehemaligen Festung<br />
Spandau, das Fort Hahneberg,<br />
das erst vor 25 Jahren<br />
als „uneinnehmbar“ erbaut<br />
worden ist, wird (auch nach<br />
dem Fallen der Stresowwälle)<br />
bestehen bleiben. Das<br />
Fort liegt, neueren Ansichten<br />
des Festungsbaues entsprechend,<br />
mehr unter als über<br />
der Erde und wird daher aus<br />
der Ferne kaum wahrgenommen.<br />
Hahneberg soll nach<br />
den Bestimmungen des<br />
Kriegsministeriums als Uebungsfestung<br />
des Gardekorps<br />
bestehen bleiben und<br />
das umgebende Gelände<br />
wird daher als Aufmarschterrain<br />
für die Truppen dienen.<br />
Das Fort ist auch Kasernement<br />
der Strafabteilung des<br />
Gardekorps.<br />
Bedrohung eines<br />
Forstbeamten<br />
18. <strong>August</strong> 1913, Spandau.<br />
Schöffengericht. Die Bedrohung<br />
eines Forstbeamten<br />
ließ sich der Badeanstaltspächter<br />
Hermann B. in Döberitz<br />
zuschulden kommen. Die<br />
Abwässer seiner Anstalt fließen<br />
in einen Graben, welcher<br />
der Forstverwaltung untersteht.<br />
Diese ordnete die<br />
Absperrung des Wassers an.<br />
Der Angeklagte glaubte sich<br />
hierdurch geschädigt und riß<br />
die Schüttung fort. Am 29.<br />
Mai sollte die Absperrung<br />
des Wassers wieder erneuert<br />
werden, was der Angeklagte<br />
und sein Sohn zu verhindern<br />
suchten. Bei dieser<br />
Gelegenheit ging der Sohn<br />
dem die Aufsicht führenden<br />
Förster Ladewig zu Leibe<br />
und drohte mit einer Hacke,<br />
die der Förster dem Angreifer<br />
entreißen wollte. Jetzt<br />
kam der Angeklagte hinzu,<br />
ergriff eine Flasche, um auf<br />
den Beamten einzuschlagen,<br />
indem er rief: „Ich schlage<br />
Ihnen den Schädel ein!“ Der<br />
Beschuldigte wandte ein, er<br />
habe nur gesagt, ich schlage<br />
Ihnen auf die Hände. Die Beweisaufnahme<br />
ergab, daß B.<br />
senior tatsächlich das Wort<br />
„Schädel“ gebraucht hat.<br />
Das Schöffengericht sah die<br />
Bedrohung als erwiesen an<br />
und bestrafte ihn mit 30<br />
Mark.<br />
Blinkfeuer auf<br />
dem Funkturm<br />
19. <strong>August</strong> 1913, Nauen.<br />
Blinkfeuer. Die Telefunken-<br />
Gesellschaft hat auf Anregung<br />
der Militärbehörde auf<br />
der Funkenstation Nauen ein<br />
elektrisches Blinkfeuer für<br />
Zwecke der Luftschifffahrt<br />
eingerichtet. Die Anlage ist<br />
2000 Kerzen stark und tritt<br />
jede Nacht bei Eintritt der<br />
Dunkelheit bis zum Morgen<br />
in Tätigkeit. Die Lichtstrahlen<br />
werden ununterbrochen im<br />
Rhythmus des Buchstabens<br />
„N“ des Morse-Alphabets<br />
(d.h. Strich, Punkt - . lang,<br />
kurz) ausgesendet, so daß<br />
die Luftschiffer erkennen<br />
können, daß es sich um das<br />
Leuchtfeuer „Nauen“ handelt.<br />
Die Erprobung des<br />
Leuchtfeuers erfolgte von einem<br />
Freiballon aus, dem es<br />
gelang, das Leuchtfeuer auf<br />
etwa 40 Kilometer zu sichten.<br />
Neuer Stadtkommandant<br />
21. <strong>August</strong> 1913, Spandau.<br />
Der neue Stadtkommandant.<br />
Zum Kommandanten von<br />
Spandau an Stelle des am<br />
13. <strong>August</strong> verstorbenen Generalleutnants<br />
v. Horn ist der<br />
Kommandeur der 40. Infanteriebrigade<br />
in Braunschweig,<br />
Generalmajor v. Einem,<br />
ernannt worden.<br />
Dreister Hutdiebstahl<br />
22. <strong>August</strong> 1913, Nauen.<br />
Schöffengericht. Im Juni befand<br />
sich der Kutscher Otto<br />
M. aus Hoppenrade im<br />
Schneiderschen Restaurant<br />
in Wustermark. Beim Nachhausegehen<br />
nahm er einen<br />
fast neuen, ihm nicht gehörigen<br />
Hut im Werte von 4,50<br />
Mark und ließ seine alte, unansehnliche<br />
Kopfbedeckung<br />
dafür liegen. Am Sonntag<br />
darauf hatte er die Stirn, mit<br />
dem neuen Hut das Gagelsche<br />
Lokal in Wustermark zu<br />
besuchen, wo sich gerade<br />
der Eigentümer des besseren<br />
Hutes auch befand. Auf<br />
seine Reklamation erhielt<br />
der letztere sein Eigentum<br />
zurück. M. aber muß den<br />
Tausch, den er nach Ansicht<br />
des Gerichts vorsätzlich begangen<br />
hat, mit 10 Tagen<br />
Gefängnis büßen.<br />
Kugelsucher auf<br />
dem Übungsplatz<br />
27. <strong>August</strong> 1913, Döberitz.<br />
(Kugelsucher.) Obwohl das<br />
Betreten des Truppenübungsplatzes<br />
Döberitz, das<br />
mit großer Lebensgefahr verbunden<br />
ist, weil fast täglich<br />
Schießübungen mit scharfer<br />
Munition stattfinden, streng<br />
verboten ist, gibt es immer<br />
noch Personen, die es tun,<br />
das sind die Kugelsucher. Ihnen<br />
ist es darum zu tun, aus<br />
den umherliegenden Sprengstücken<br />
das wertvolle Material<br />
zu sammeln und zu Geld<br />
zu machen. Militärpatrouillen<br />
und Gendarmen haben ein<br />
scharfes Auge auf sie. Zwei<br />
dieser Kugelsucher wurden<br />
am Sonntag früh gestellt. Sie<br />
hatten am Sonnabend abend<br />
von Seeburg aus den Uebungsplatz<br />
betreten und mit<br />
dem ersten Morgengrauen<br />
gegen 40 Pfund Metall gesammelt.<br />
Bei Amalienhof ereilte<br />
sie ihr Schicksal. Ein<br />
Gendarm, dem die Sache<br />
gemeldet worden war, holte<br />
die beiden bei Amalienhof<br />
ein und nahm sie fest. Es<br />
sind zwei Spandauer; sie<br />
mußten den Sonntag über in<br />
der Arrestzelle zu Staaken<br />
zubringen und sind am Montag<br />
vormittag dem Spandauer<br />
Amtsgericht zugeführt<br />
worden.<br />
Selbstmordversuch<br />
in Finkenkrug<br />
29. <strong>August</strong> 1913, Finkenkrug.<br />
Hierselbst wurde auf dem<br />
Felde, in der Nähe der Seegefelder<br />
Grenze, ein Mädchen<br />
in schwerleidendem<br />
Zustande aufgefunden und<br />
mit Fuhrwerk nach dem Lazarett<br />
des Truppenübungsplatzes<br />
Döberitz gebracht.<br />
Hier erkannte man sofort,<br />
daß das Mädchen Lysol zu<br />
sich genommen hatte. Es<br />
wurde ihm darauf der Magen<br />
ausgepumpt. Nach einem<br />
vorgefundenen Zettel gibt<br />
das Mädchen, das in Finkenkrug<br />
in Dienst steht, als<br />
Grund der Tat schlechte Behandlung<br />
an. Der Zustand<br />
der Kranken ist sehr bedenklich,<br />
so daß an ihrem Aufkommen<br />
gezweifelt wird.<br />
FALKENSEER STADT - JOURNAL 8/<strong>2013</strong><br />
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