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August 2013 - Falkenseer Stadtjournal

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Portrait<br />

Exklusives aus der<br />

Falkenwerkstatt<br />

Margarete Kühne nennt ihren Mann Arnim und seine Hobby-Kollegen<br />

liebevoll: „Die Holzwürmer“. Der Spitzname passt: Arnim Kühne ist<br />

leidenschaftlicher Handwerker - er arbeitet am liebsten mit Holz und wenn<br />

er das dann noch in seine Drehbank einspannt und den Drehmeißel ansetzt,<br />

dann entsteht daraus Einzigartiges. Zum Beispiel ein exklusives<br />

Schreibgerät.<br />

Das, was Arnim Kühne aus den Holzstücken<br />

hervorzaubert, ist beeindruckend:<br />

Edel-Kugelschreiber und Tintenroller<br />

mit fein gemaserten Holzgriffen,<br />

Füller mit geschwungenen Federn,<br />

Griff und Deckel aus fein poliertem<br />

Edelgehölz. Und auch das liegt bei ihm<br />

in seinem kleinen Büro auf dem Regal:<br />

Rustikale Kugelschreiber aus einem<br />

Weiden- oder Lindenast, groß, schwer,<br />

natürlich: „Meine Öko-Linie“ grinst Kühne.<br />

Alles entsteht in einem kleinen Kellerraum<br />

im Einfamilienhaus an der Reinickestraße.<br />

Darin selbstgebaute Ständer,<br />

bestückt mit Bandsäge, Schleifmaschinen,<br />

Bohrgeräten und der alten<br />

Drehbank. Die „Falkenwerkstatt“ nennt<br />

er sein Refugium.<br />

Arnim Kühne wurde 1934 im Kreis Ruppin<br />

geboren und wuchs in Nauen auf.<br />

Als 15-jähriger begann er im „<strong>Falkenseer</strong><br />

Landmaschinenbau“ eine Lehre, arbeite<br />

danach als Werkzeugmacher,<br />

Meister und technischer Zeichner. 1957<br />

hängte er noch ein Studium in Leipzig<br />

zum „Ingenieur für Fertigungstechnik<br />

und Technologie des Maschinenbaus“<br />

an und kehrte mit Diplom zurück zum<br />

<strong>Falkenseer</strong> Landmaschinenbau: „Dort<br />

begann meine zweite Karriere“. Kühne<br />

arbeite als Werkzeugkonstrukteur und<br />

arbeitete sich hoch bis zum Betriebsdirektor.<br />

Was nur wenige erinnern: Die<br />

<strong>Falkenseer</strong> Firma war spezialisiert auf<br />

Förder- und Fütterungstechnik, zu guten<br />

Zeiten hatte sie 700 Mitarbeiter und<br />

lieferte komplette Anlagen zur Förder-<br />

und Fütterungstechnik in alle Welt.<br />

<strong>Falkenseer</strong> kennen Arnim Kühne aber<br />

nicht nur aus dem Job: Der kleine drahtige<br />

Mann war jahrelang Tischtennisspieler,<br />

langjähriger Vorstand beim SV<br />

Motor Falkensee und gehört heute dem<br />

Senioren-Computer-Club an.<br />

1997 dann offiziell der Eintritt ins Rentenalter<br />

- was Arnim Kühne nicht wirklich<br />

zu Ruhe setzen konnte: „Ich habe<br />

zunächst noch bei einem Autozulieferer<br />

in Brieselang gearbeitet und diverse<br />

Firmen in Berlin technisch beraten.“<br />

Ausgleich zum Job ist nicht nur die Zeit,<br />

die er gern mit seiner Ehefrau Margarete<br />

(„wir sind 52 Jahre glücklich verheiratet,<br />

steuern auf die Diamantene<br />

Hochzeit zu“), den erwachsenen Kindern<br />

und dem Enkelkind verbringt:<br />

Arnim Kühne<br />

In den 80er Jahren begann Kühne mit<br />

dem „Drechseln von Holz“, so nennt er<br />

sein Hobby. Der Begriff klingt wesentlich<br />

rustikaler als das Ergebnis. Zunächst<br />

verarbeitet er Holz aus <strong>Falkenseer</strong><br />

Gärten und formt daraus Schmuck,<br />

Kerzenständer, Teegläser oder kleinen<br />

Dosen. Dann kam die Wende und für<br />

Kühne eine „holztechnische Horizonterweiterung“:<br />

„Es war fantastisch, plötzlich<br />

konnte man ausländische Edelhölzer<br />

und Zubehör kaufen.<br />

Und man konnte weltweit andere<br />

Drechsler treffen – eben die vielen<br />

Arnim Kühne in seiner Werkstatt. Sein Hut ist aus Holz und selbstgedreht.<br />

Fotos: bvs<br />

Arnim Kühne zeigt seine Kollektion<br />

(oben), zu der auch Edel-Schreibgeräte<br />

aus Titan und exotischem Wurzelholz<br />

gehören (unten).<br />

„Holzwürmer“, die es so gibt. „Wir treffen<br />

uns alle zwei Jahre zum Erfahrungsaustausch.“<br />

Mit den Treffen und<br />

dem ausländischen Einfluss verstärkte<br />

sich Kühnes Lust am Schreibgerät:<br />

„Die Vielfalt an Hölzern ist unerschöpflich<br />

zur Anfertigung von Füllfederhaltern,<br />

Kugel- und Tintenschreibern.“ Einige<br />

seiner Schreibegräte haben ein<br />

Metallgehäuse aus Titan, ein paar auch<br />

aus Silber und Gold. Die Füller sind mit<br />

Federn aus Gold oder Rhodium beschichtet,<br />

ihre Iridiumspitze sorgt für<br />

einen einwandfreien, sanften Tintenfluss.<br />

Jedes Stück ist ein Unikat. So etwas<br />

kann man doch verkaufen? „Och<br />

nö“, sagt der Rentner, „daran habe ich<br />

selten gedacht, meine Familie ist groß,<br />

da fällt immer mal wieder das eine oder<br />

andere Geschenk an.“<br />

Das Holz aus Falkensee ist ihm aber<br />

weiterhin ans Herz gewachsen: Wenn<br />

jemand ein Stuhlbein oder einen Ast<br />

übrig hat – einfach zu mir bringen, ich<br />

baue daraus einen Kuli“, grinst er. Natürlich<br />

gehört zu jedem seiner Schreibgeräte<br />

auch die individuelle Verpackung:<br />

Eine kleines Holzschächtelchen,<br />

das den Füller beim Öffnen automatisch<br />

in Greifposition schiebt, oder<br />

der Gitarrenkasten mit Kulihalterung.<br />

Auf der Terrasse hinterm Haus steht<br />

sein neuestes Projekt: Ein selbstgedrehtes<br />

Schachspiel mit 20 Zentimeter<br />

großen Figuren – exklusiv aus der Falkenwerkstatt.<br />

bvs<br />

10 FALKENSEER STADT - JOURNAL 8/<strong>2013</strong>

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