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2 Krieg und Frieden - f.sbzo.de

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Inhaltsverzeichnis<br />

2 <strong>Krieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong><br />

Einstiegsdoppelseite 2<br />

Afghanistan in <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong>s- <strong>und</strong> <strong>Krieg</strong>szeiten 4<br />

1 Nachkriegsordnungen im Vergleich<br />

Der Vertrag von Versailles 5<br />

Von Jalta nach Potsdam<br />

Neue Wege <strong>de</strong>r <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong>ssicherung – Völkerb<strong>und</strong> <strong>und</strong> UNO<br />

2 Politik nach 1918 <strong>und</strong> nach 1945 im Vergleich<br />

„Back to Normalcy“ – Rückzug statt <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong>spolitik 7<br />

Japanische Aggressionen stören <strong>de</strong>n <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong> 7<br />

Faschistische Eroberungen – Beschwichtigungen <strong>de</strong>r Alliierten 8<br />

„Der große Diktator“ – Wie Charlie Chaplin <strong>de</strong>n Einmarsch in Österreich sah 8<br />

Internationale Wirtschaftspolitik nach 1918 8<br />

ExpertInnengespräch: Fragen zum Zweiten Weltkrieg 9<br />

1945 – eine verän<strong>de</strong>rte Welt 10<br />

Wirtschaftspolitik nach <strong>de</strong>m Zweiten Weltkrieg 10<br />

3 Imperien zerfallen infolge <strong>de</strong>r Weltkriege<br />

Vom Osmanischen Reich zur mo<strong>de</strong>rnen Türkei 11<br />

Von <strong>de</strong>r Habsburgermonarchie zur Ersten Republik 11<br />

Das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Kolonialismus nach <strong>de</strong>m Zweiten Weltkrieg 12<br />

ExpertInnengespräch: Der Prozess <strong>de</strong>r Entkolonisierung 12<br />

4 Alltagsleben in <strong>Krieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong><br />

Die „neue Frau“ zwischen Wunschbild <strong>und</strong> Wirklichkeit 12<br />

Bruch mit <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rne – das NS-Frauenbild 13<br />

Männerwelten – Frauenwelten nach <strong>de</strong>m <strong>Krieg</strong> 13<br />

Es geht aufwärts! Von <strong>de</strong>r Notstands- zur Wohlstandsgesellschaft 14<br />

5 Die „heißen Phasen“ <strong>de</strong>s Kalten <strong>Krieg</strong>es<br />

Erste Schritte in <strong>de</strong>n Kalten <strong>Krieg</strong> 14<br />

Korea – die erste „heiße Phase“ 15<br />

Am Ran<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Dritten Weltkrieges – die Kubakrise 15<br />

Der <strong>Krieg</strong> in Vietnam 15<br />

Der Nahostkonflikt 16<br />

Die BRD – vom „Bollwerk gegen <strong>de</strong>n Kommunismus“ zur Wie<strong>de</strong>rvereinigung 16<br />

Letzter Höhepunkt <strong>und</strong> En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Kalten <strong>Krieg</strong>es 17<br />

Metho<strong>de</strong>: Das Lied als historische Quelle 17<br />

6 <strong>Krieg</strong> ohne En<strong>de</strong> – Kleine Geschichte <strong>de</strong>s Kongo<br />

Transfer-Einheit zum Abschluss von Kapitel 2 19<br />

Die Kolonie Belgisch-Kongo bis zur Unabhängigkeit 19<br />

Die nachkoloniale Ära 20<br />

Kopiervorlagen<br />

K2 Fre<strong>und</strong>eskreis: Leg <strong>de</strong>in Ohr auf die Schiene <strong>de</strong>r Geschichte (Liedtext) 21<br />

1


2 <strong>Krieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong><br />

Themen <strong>und</strong> Aufbau<br />

Konzept- bzw. aspektorientierte Themen:<br />

<strong>Krieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong><br />

Metho<strong>de</strong>norientiertes Thema:<br />

Das Lied als historische Quelle<br />

Gegenwartsbezug als Kapiteleinstieg:<br />

Bildquelle: 05. März 2009, in <strong>de</strong>r afghanischen Stadt Herat stationierte US-Soldatinnen unterhalten<br />

sich auf <strong>de</strong>r Straße mit einheimischen Kin<strong>de</strong>rn, ein Afghane in Zivilkleidung nähert sich <strong>de</strong>r Gruppe, im<br />

Hintergr<strong>und</strong> sieht man zwei verschleierte Frauen. Das Foto vereint <strong>Krieg</strong> <strong>und</strong> (Sehnsucht nach)<br />

<strong>Frie<strong>de</strong>n</strong> in einem Bild.<br />

Textquellen: Ausschnitte aus <strong>de</strong>n Jugendbüchern „Drachenläufer“ (Khaled Hosseini) <strong>und</strong> „Hesmats<br />

Flucht“ (Wolfgang Böhmer) zeigen zwei sehr persönliche Sichtweisen von Jugendlichen auf<br />

Afghanistan in <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong>szeiten (Hosseini) <strong>und</strong> während <strong>de</strong>s <strong>Krieg</strong>es (Böhmer).<br />

• Das wesentliche didaktische Strukturprinzip dieses Kapitels ist <strong>de</strong>r Vergleich. Erster <strong>und</strong> Zweiter<br />

Weltkrieg wer<strong>de</strong>n einan<strong>de</strong>r gegenübergestellt. Dieser „an<strong>de</strong>re“ Zugang nimmt die bei<strong>de</strong>n <strong>Krieg</strong>e<br />

aus <strong>de</strong>m chronologischen Narrativ heraus <strong>und</strong> führt „automatisch“ in ein analytisches Denkmuster.<br />

Der Vergleich macht offensichtlich, dass unterschiedliche politische Vorgangsweisen zu<br />

unterschiedlichen Ergebnisse führen: Während die <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong>bemühungen nach 1918 scheiterten,<br />

entstand nach 1945 unter <strong>de</strong>r Schirmherrschaft <strong>de</strong>r USA für große Teil Europas eine nachhaltige<br />

<strong>Frie<strong>de</strong>n</strong>sordnung.<br />

• Der Vergleich <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Weltkriege wird auf insgesamt vier Ebenen durchgeführt:<br />

Nachkriegsordnungen im Vergleich<br />

Politik nach 1918 <strong>und</strong> nach 1945 im Vergleich<br />

Imperien zerfallen infolge <strong>de</strong>r Weltkriege<br />

Alltagsleben in <strong>Krieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong><br />

• In einem ExpertInnengespräch beantwortet <strong>de</strong>r Historiker Rolf Steininger wichtige Fragen zum<br />

Zweiten Weltkrieg. Die Beschäftigung mit <strong>de</strong>m „Kalten <strong>Krieg</strong>“ als Folgeerscheinung <strong>de</strong>s Zweiten<br />

Weltkrieges bil<strong>de</strong>t <strong>de</strong>n Abschluss <strong>de</strong>s Abschnittes „Wissen erwerben“.<br />

• Im Metho<strong>de</strong>nteil „Das Lied als historische Quelle“ wird eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für die<br />

Analyse von Lie<strong>de</strong>rn vorgestellt. Als Beispiele dienen zwei Songs mit <strong>de</strong>m Thema <strong>Krieg</strong> aus <strong>de</strong>n<br />

1980er Jahren, „Amerika“ von Herbert Grönemeyer <strong>und</strong> „Russians“ von Sting.<br />

• Der Transfer-Abschnitt beschäftigt sich mit <strong>de</strong>m Kongo, einem von jahrzehntelanger Ausbeutung<br />

<strong>und</strong> jahrelangen <strong>Krieg</strong>en bzw. Bürgerkriegen geprägten Gebiet. Die „Kleine Geschichte <strong>de</strong>s Kongo“<br />

von <strong>de</strong>r kolonialen Besitznahme durch Belgien bis heute geht <strong>de</strong>r Frage nach, weshalb ein so<br />

rohstoffreiches Land <strong>de</strong>rzeit zu <strong>de</strong>n ärmsten Staaten <strong>de</strong>r Welt gehört.<br />

Einstiegsdoppelseite<br />

Seite 48/49<br />

Lösungsvorschläge<br />

Bildinformationen: Foto einer Straßenszene in <strong>de</strong>r afghanischen Stadt Herat während <strong>de</strong>s <strong>Krieg</strong>es,<br />

US-Soldatinnen im Kontakt mit einheimischen Kin<strong>de</strong>rn<br />

© Jalil Rezayee, EPA/picture<strong>de</strong>sk.com, 2009<br />

• Lage: Herat liegt im Nordwesten Afghanistans <strong>und</strong> ist die Hauptstadt <strong>de</strong>r gleichnamigen Provinz.<br />

• Zeitleiste “Afghanistan seit 1970“:<br />

1973: Staatstreich General Daouds: En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Monarchie <strong>und</strong> Ausrufung <strong>de</strong>r Republik<br />

1978: Putsch <strong>de</strong>r Marxistischen Partei mit Unterstützung <strong>de</strong>r UdSSR – Errichtung <strong>de</strong>r<br />

Demokratischen Volksrepublik<br />

1979–1983: Einmarsch sowjetischer Truppen. Die USA unterstützen die Wi<strong>de</strong>rstandsgruppe <strong>de</strong>r<br />

Mudschaheddin – Bürgerkrieg wird zum Stellvertreterkrieg; Massenflucht nach Pakistan <strong>und</strong><br />

in <strong>de</strong>n Iran. Verurteilungen <strong>de</strong>r sowjetischen Invasion durch UNO-Vollversammlung<br />

1988/89: Abzug sowjetischer Truppen<br />

2


1992: Errichtung <strong>de</strong>r Islamischen Republik Afghanistan; interne Machtkämpfe; unabhängige<br />

Lokalregierungen<br />

1996: Radikal-islamische Taliban nehmen Kabul ein – Errichtung eines islamischen<br />

„Gottesstaates“; <strong>Krieg</strong> gegen die vereinigte „Nordallianz“; Massaker <strong>de</strong>r Taliban an <strong>de</strong>r<br />

Zivilbevölkerung; restriktive Reformen v. a. gegenüber Frauen (z. B.<br />

Ganzkörperverschleierung)<br />

2001: Nach „09/11“ Angriff <strong>de</strong>r „Koalition gegen <strong>de</strong>n Terror“ unter UN-Mandat (ISAF) <strong>und</strong> US-<br />

Führung gegen Taliban <strong>und</strong> al-Qaida, Einnahme Kabuls, Einsetzung von Harmid Karzai als<br />

Chef <strong>de</strong>r Interimsregierung (ab 2004 Präsi<strong>de</strong>nt)<br />

2002: Große Stammesversammlung zur Unterstützung <strong>de</strong>r Regierung; UN-Wie<strong>de</strong>raufbau- <strong>und</strong><br />

Stabilisierungsprogramm; Kämpfe <strong>de</strong>r Warlords in Ost <strong>und</strong> Nord<br />

2005: Erste freie Wahlen in Afghanistan<br />

Ab 2006: Terroranschläge <strong>de</strong>r Taliban gegen Zivilisten <strong>und</strong> ISAF-Truppen (Unterstützung <strong>und</strong><br />

Ausbildung <strong>de</strong>r Terroristen durch Pakistan)<br />

2011: Stetiger Anstieg <strong>de</strong>r „<strong>Frie<strong>de</strong>n</strong>struppen“ (2011: 100.000 US-Soldaten); weitere Attentate<br />

2014: Vollständiger Truppenabzug <strong>de</strong>r NATO <strong>und</strong> <strong>de</strong>r USA geplant<br />

Linktipps: www.bpb.<strong>de</strong>/ [Afghanistan <strong>und</strong> Pakistan]; www.spiegel.<strong>de</strong>/flash/flash-23924.html<br />

• Mögliche Bildunterschriften: US-Soldatinnen beschenken afghanische Kin<strong>de</strong>r / „Atempause“ / „Wie<br />

lange noch?“<br />

• Bildanalyse:<br />

Es sind 10 Personen dargestellt.<br />

Mögliche Unterscheidungen: Kleidung (Uniform <strong>de</strong>r US-Soldatinnen, Verschleierung islamischer<br />

Frauen, neutrale Kleidung <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Mannes); statische Position o<strong>de</strong>r Bewegung; Blick in<br />

die Kamera, Blick an<strong>de</strong>rswohin; Lächeln o<strong>de</strong>r ernster bzw. fragen<strong>de</strong>r Gesichtsausdruck;<br />

einheimisch o<strong>de</strong>r fremd<br />

Aktivitäten: Eine lächeln<strong>de</strong> Soldatin spricht mit afghanischen Kin<strong>de</strong>rn, sie hält Geschenke in <strong>de</strong>r<br />

Hand <strong>und</strong> gestikuliert; ihre Kameradin sieht in eine an<strong>de</strong>re Richtung, auch sie wirkt entspannt. Zwei<br />

<strong>de</strong>r fünf Buben blicken in die Kamera, zwei sehen auf die Gegenstän<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Hand <strong>de</strong>r Soldatin,<br />

ein Bub hat die Augen geschlossen. Der Mann im Hintergr<strong>und</strong> trägt Schuhe in <strong>de</strong>r Hand, er hat die<br />

Augen fast geschlossen. Die bei<strong>de</strong>n verschleierten Frauen beachten die Szene auf <strong>de</strong>r Straße<br />

nicht.<br />

Anmerkung: Genaueres zur Fotoanalyse vgl. GO! 6, S. 173 ff.<br />

• <strong>Krieg</strong>seinsatz o<strong>de</strong>r <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong>smission?<br />

Die Szene wirkt friedlich, die Stimmung scheint nicht allzu bedrückt – allerdings lächeln nur die<br />

Soldatinnen. Das Bild vermittelt <strong>de</strong>n Eindruck eines <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong>seinsatzes, 2009 herrschte jedoch<br />

<strong>Krieg</strong> gegen die Taliban. Das Foto könnte z. B. eine Pressefotografin, ein <strong>Krieg</strong>sreporter o<strong>de</strong>r eine<br />

Soldatin gemacht haben.<br />

• Entschei<strong>de</strong>nd für die Argumentation ist das Verständnis von „Politik“, entwe<strong>de</strong>r als Interaktion<br />

zwischen Staaten (eher Clausewitz‘ Verständnis) o<strong>de</strong>r als Synonym für die Sorge um die<br />

Menschenrechte, für Demokratie <strong>und</strong> Schutz <strong>de</strong>s Lebens etc.<br />

Pro:<br />

Wenn Diplomatie, Wirtschaftspolitik etc. versagen, kann man auf militärischem Weg zum Ziel<br />

kommen; <strong>Krieg</strong> als letzte Option; nicht je<strong>de</strong>r <strong>Krieg</strong> ist schlecht (Theorie vom „gerechten <strong>Krieg</strong>“); <strong>de</strong>r<br />

<strong>Krieg</strong> ist nach Clausewitz ja <strong>de</strong>r Politik untergeordnet, nicht eigenständig; <strong>Krieg</strong> folgt <strong>de</strong>n<br />

Gr<strong>und</strong>mustern <strong>de</strong>r Diplomatie: er muss vorbereitet, ein Ziel erarbeitet <strong>und</strong> verfolgt wer<strong>de</strong>n, er ist<br />

Mittel zum Zweck; <strong>de</strong>r Blick in die Geschichte <strong>und</strong> die Gegenwart zeigt, dass <strong>Krieg</strong> nicht zu<br />

verhin<strong>de</strong>rn ist.<br />

Contra:<br />

<strong>Krieg</strong> ist gescheiterte Politik; Politik be<strong>de</strong>utet nicht, <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren auszuschalten, son<strong>de</strong>rn<br />

Kompromisse einzugehen; durch <strong>Krieg</strong>e wer<strong>de</strong>n Menschen getötet, nicht geschützt; gera<strong>de</strong> die<br />

„an<strong>de</strong>ren Mittel“ <strong>de</strong>s <strong>Krieg</strong>es (Töten, Zerstören) können nicht mit Politik, Demokratie etc. in<br />

Einklang gebracht wer<strong>de</strong>n; Rechtfertigung für <strong>Krieg</strong> stützt sich nur auf die eingeschränkte<br />

Sichtweise <strong>de</strong>r <strong>Krieg</strong>führen<strong>de</strong>n; <strong>Krieg</strong>e entwickeln eine zerstörerische Eigendynamik, sie lösen<br />

niemals politische o<strong>de</strong>r soziale Probleme, son<strong>de</strong>rn verschärfen sie eher.<br />

Linktipp: www.clausewitz.com/ [Vom <strong>Krieg</strong>e – Band 3, Buch 8, Kapitel 6 B]<br />

• Keine Musterlösung möglich.<br />

3


Afghanistan in <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong>s- <strong>und</strong> <strong>Krieg</strong>szeiten<br />

Seite 50<br />

Lösungsvorschläge<br />

• Analyse <strong>de</strong>r Textausschnitte:<br />

Für Amir be<strong>de</strong>utete das Drachensteigen Ausleben kindlicher Freiheit, Herausfor<strong>de</strong>rung <strong>und</strong><br />

Eibindung in eine lebendige Tradition.<br />

Hesmat verlor nach <strong>de</strong>r Machtübernahme <strong>de</strong>r Taliban 1996 Heimat <strong>und</strong> Familie. Er flüchtete aus<br />

Afghanistan, weil er dort keine Lebensmöglichkeiten für sich sah.<br />

• Exemplarische Recherche zur Entstehung von „Hesmats Flucht“:<br />

Der 1970 geborene Innsbrucker Wolfgang Böhmer ist ORF-Journalist. Seine Tätigkeit als<br />

Auslandskorrespon<strong>de</strong>nt führte ihn u. a. nach Afghanistan. Hesmat jedoch traf er in einem SOS-<br />

Kin<strong>de</strong>rdorf in Tirol. Der elfjährige Junge erzählte ihm von seiner Flucht aus Afghanistan nach<br />

Österreich. Interviews im Umfang von 30 Audio-CDs bil<strong>de</strong>ten die Gr<strong>und</strong>lage das Buch.<br />

Linktipps: www.randomhouse.<strong>de</strong>/cbt/ [Hesmats Flucht]; www.berlinverlag.<strong>de</strong>/ – Autoren –<br />

Autorensuche [Hosseini]<br />

• Eignung als Informationsquelle <strong>und</strong> Vertrauenswürdigkeit:<br />

Ein historischer Roman berücksichtigt zwar zeithistorische Gegebenheiten <strong>und</strong> setzt die Figuren<br />

relativ authentisch in das vergangene Geschehen. Daneben wer<strong>de</strong>n jedoch auch erf<strong>und</strong>ene<br />

Gegebenheiten eingefügt. Die Authentizität historischer Romane wird stark von <strong>de</strong>r Qualität <strong>de</strong>r<br />

Recherche zum historischen Hintergr<strong>und</strong> bestimmt.<br />

Autorinnen <strong>und</strong> Autoren von Autobiographien erzählen selbst Erlebtes. Dieses Involviert-Sein<br />

bringt zwangsläufig eine subjektive Sicht <strong>de</strong>r Dinge mit sich, die zwar meist fesselt, aber nicht<br />

notwendigerweise einer „vollen“ intersubjektiven/objektiven Wahrheit entspricht.<br />

Vermutlich bieten bei<strong>de</strong> Texte eine Kombination von authentischer <strong>und</strong> perspektivisch verzerrter<br />

Darstellung.<br />

Zu <strong>de</strong>n Adressatinnen bzw. Adressaten <strong>und</strong> Zielen <strong>de</strong>r Autoren gibt es Selbstaussagen:<br />

Böhmer in einem auf www.randomhouse.<strong>de</strong>/cbt abgedruckten Interview:<br />

„[…] es soll zum Nach<strong>de</strong>nken anregen <strong>und</strong> zeigen, dass nicht alles schwarz o<strong>de</strong>r weiß ist. Der Begriff<br />

„Flüchtling“ hat lei<strong>de</strong>r einen negativen Beigeschmack. Doch je<strong>de</strong>r Mensch hat eine eigene Geschichte.<br />

Wie Hesmat. Außer<strong>de</strong>m soll das Buch Interesse wecken für Menschen an<strong>de</strong>rer Herkunft. Deshalb ist<br />

es auch beson<strong>de</strong>rs für junge Menschen geeignet, in <strong>de</strong>nen Vorurteile erst gar nicht aufkeimen sollten.“<br />

Interview mit Wolfgang Böhmer,<br />

http://www.randomhouse.<strong>de</strong>/SPECIAL_zu_Wolfgang_Boehmer_Hesmats_Flucht/aid14254.rhd?mid=2<br />

429, (Oktober 2013)<br />

Die Ziele Hosseinis wer<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m Interview mit <strong>de</strong>m Berlin-Verlag <strong>de</strong>utlich:<br />

„Ich möchte, dass sie sehen, wie die Menschen in Afghanistan gelebt haben, bevor es <strong>de</strong>n <strong>Krieg</strong> […]<br />

gab. Ich möchte, dass sie verstehen, dass die Dinge, die wir heute in Afghanistan sehen […]<br />

Ursachen haben, die mehrere Jahrh<strong>und</strong>erte weit zurückreichen. Ich habe versucht, einige dieser<br />

Dinge durch die Erlebnisse von Amir <strong>und</strong> seines Hazara-Dieners, Hassan, zu beleuchten. Die Leser<br />

sollen die Lektüre <strong>de</strong>s Romans genießen <strong>und</strong> sich gut unterhalten. Ich möchte, dass die Geschichte<br />

sie berührt, <strong>de</strong>nn Schreiben ist für mich zuallererst Geschichtenerzählen. […]“<br />

Kahled Hosseini. Interview, http://www.berlinverlag.<strong>de</strong>/autor/autor<strong>de</strong>tails.php?autorid=6, (Oktober<br />

2013)<br />

4


1 Nachkriegsordnungen im Vergleich<br />

1.1 Der Vertrag von Versailles<br />

Seite 52<br />

Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />

1 Bildinterpretation:<br />

Die historische Distanz zwischen Gegenwart <strong>und</strong> <strong>de</strong>n dargestellten Ereignissen wird mittels<br />

Perspektive <strong>und</strong> Farbe ausgedrückt:<br />

• Das am weitesten zurückliegen<strong>de</strong>s Ereignis ist – ausgeführt in fast transparenten Grau- <strong>und</strong><br />

Brauntönen – im Hintergr<strong>und</strong> „ins Bild montiert“: Ein A<strong>de</strong>liger <strong>und</strong> ein Bischof (ver-)beugen sich<br />

(stellvertretend für ihre Stän<strong>de</strong>) vor Ludwig XIV. Frankreich steigt in <strong>de</strong>r Folge politisch wie kulturell<br />

zur führen<strong>de</strong>n Macht Europas auf.<br />

• Zeitlich näher liegt die Proklamation <strong>de</strong>s Deutschen Kaiserreiches am 18. 1. 1871 im Spiegelsaal<br />

<strong>de</strong>s Schlosses. Die Szene ist in <strong>de</strong>r Bildmitte in etwas stärker <strong>de</strong>cken<strong>de</strong>r Malweise mit etwas mehr<br />

Farben (Grau, Weiß, Braun, Rot, Gold) dargestellt <strong>und</strong> überlagert die Saaltäfelung. Ein vereinigtes<br />

Deutschland hat seinen Erzrivalen Frankreich besiegt <strong>und</strong> die Führung übernommen.<br />

• Rechts im Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong> sieht man die Unterzeichnung <strong>de</strong>s Vertrages im Spiegelsaal von Versailles<br />

am 28. 06. 1919. Diese Szene steht im Zentrum <strong>de</strong>s Blickes, Tisch, Blätter <strong>und</strong> Personen sind in<br />

kräftigen, <strong>de</strong>cken<strong>de</strong>n Farben (Braun, Schwarz, Weiß, Grau, Rot) gemalt. Nach <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />

Ersten Weltkrieges bestimmten die Siegermächte über das Schicksal <strong>de</strong>s Deutschen Reichs.<br />

Versailles kann als symbolischer „Schicksalsort Europas“ angesehen wer<strong>de</strong>n, da die dort getroffenen<br />

Entscheidungen die Geschichte Europas bis zum Zweiten Weltkrieg entschei<strong>de</strong>nd mitbestimmten.<br />

2 Vergleich 14-Punkte-Programm <strong>und</strong> Vertrag von Versailles:<br />

• Erfüllt:<br />

„4. Rüstungsbeschränkungen“ (100 000 Mann, Verbot großer Marine- <strong>und</strong> Luftstreitkräfte); „8.<br />

Rückgabe Elsass-Lothringens“ an Frankreich<br />

• Nicht erfüllt:<br />

„3. Weitgehen<strong>de</strong> Beseitigung aller wirtschaftlichen Schranken …“ (Reparationen,<br />

Rheinlandbesetzung); „9. Berichtigung <strong>de</strong>r Grenzen Italiens nach <strong>de</strong>n genau erkennbaren<br />

Abgrenzungen <strong>de</strong>r Nationen (Südtirol)“<br />

Seite 53<br />

Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />

1 Grafik-Analyse:<br />

Als „Korridor“ wird <strong>de</strong>r – seit <strong>de</strong>m Versailler Vertrag – durch Polen führen<strong>de</strong> Zugang zwischen<br />

<strong>de</strong>utschem Kerngebiet <strong>und</strong> Ostpreußen bezeichnet.<br />

2 Grün<strong>de</strong> für die Negativbeurteilung:<br />

Langfristige Schädigung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Volkswirtschaft durch die Reparationszahlungen<br />

Verlust <strong>de</strong>r Stellung als Militär- <strong>und</strong> Kolonialmacht, Gebietsverluste<br />

Das Deutsche Reich wur<strong>de</strong> zum alleinigen <strong>Krieg</strong>sverursacher erklärt.<br />

3 Der Versailler Frie<strong>de</strong> fiel nicht so hart aus, wie in <strong>de</strong>n Pariser Verhandlungen vorgesehen war, z. B.<br />

blieb die staatliche Einheit erhalten. „Russland“ war u. a. mit <strong>de</strong>r kommunistischen Umgestaltung<br />

<strong>und</strong> internen Kämpfen beschäftigt. Großbritannien för<strong>de</strong>rte eine „stärkere Position Deutschlands“<br />

gegenüber einem übermächtigen Russland im Sinne <strong>de</strong>r „Balance of Power“. Dadurch konnte<br />

Deutschland seine „Machtposition“ aufrechterhalten, mit größerer außenpolitischer Freiheit in<br />

Südosteuropa.<br />

5


1.2 Von Jalta nach Potsdam<br />

Seite 55<br />

Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />

1 Vergleich <strong>de</strong>r Vorgangsweisen nach <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Weltkriegen:<br />

Unterschie<strong>de</strong>: nur nach <strong>de</strong>m Ersten Weltkrieg<br />

• Verlierer bleiben eigenständige Staaten<br />

• Stärkere Zentralisierung in <strong>de</strong>r Verfassung <strong>de</strong>r Weimarer Republik<br />

• Reparationen<br />

• „<strong>Krieg</strong>sverbrecherprozesse“ durch <strong>de</strong>utsches Reichsgericht (Leipzig)<br />

• „<strong>Frie<strong>de</strong>n</strong>sverträge“<br />

Unterschie<strong>de</strong>: nur nach <strong>de</strong>m Zweiten Weltkrieg<br />

• Errichtung von Besatzungszonen, militärische Präsenz <strong>de</strong>r Besatzungsmächte<br />

• Verankerung <strong>de</strong>s Fö<strong>de</strong>ralismus in <strong>de</strong>r Verfassung <strong>de</strong>r BRD 1949<br />

• Wirtschaftsför<strong>de</strong>rung im Westen (Marshall-Plan)<br />

• „<strong>Krieg</strong>sverbrecherprozesse“ durch Gerichtshöfe <strong>de</strong>r Sieger (Nürnberg), Entnazifizierung<br />

• Keine als <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong>sverträge bezeichneten Vereinbarungen<br />

Parallelen: nach Erstem <strong>und</strong> Zweitem Weltkrieg<br />

• Beschlussfassungen über Zukunft unter Ausschluss <strong>de</strong>r Besiegten<br />

• Entmilitarisierung; Demokratisierung<br />

• Reparationen; Einfluss <strong>de</strong>r „Siegermächte“ in die Wirtschaftspolitik etc.<br />

2 Der Slogan „Besiegt – Besetzt – Befreit“ trifft auf die Nachkriegsordnung <strong>de</strong>s Zweiten Weltkrieges<br />

zu. Nach <strong>de</strong>r „bedingungslosen Kapitulation“ („Besiegt“) wur<strong>de</strong>n Deutschland <strong>und</strong> Österreich von<br />

UdSSR, USA, Großbritannien <strong>und</strong> Frankreich besetzt <strong>und</strong> in Zonen eingeteilt („Besetzt“). 1949<br />

wur<strong>de</strong> die vereinigte Westzone zur BRD, die Ostzone zur DDR erklärt. Österreich erhielt 1955 seine<br />

Selbstständigkeit als neutrale Republik. Österreich <strong>und</strong> Deutschland wur<strong>de</strong>n durch <strong>de</strong>n Sieg <strong>de</strong>r<br />

Alliierten vom nationalsozialistischen Regime befreit („Befreit“).<br />

Anmerkung: Vgl.: Putzger/Bruckmüller, Historischer Atlas, S. 91, Karte 2; Diercke. Weltatlas<br />

Österreich. Fächerübergreifend, S. 65, Karte 3.<br />

3 Ziele <strong>de</strong>s Weltdokumentenerbes („Memory of the World“): Zugänglichmachen <strong>und</strong> „Sicherung <strong>de</strong>s<br />

dokumentarischen Erbes vor Gedächtnisverlust <strong>und</strong> Zerstörung“.(http://www.unesco.<strong>de</strong>/mowziele.html,<br />

Oktober 2013)<br />

Der Zwei-plus-Vier-Vertrag wur<strong>de</strong> zusammen mit Dokumenten zum Bau <strong>und</strong> Fall <strong>de</strong>r Berliner Mauer<br />

aufgenommen, weil sie „wichtige Bestandteile <strong>de</strong>s politischen <strong>und</strong> kollektiven Gedächtnisses<br />

Deutschlands, Europas <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Welt sind. […] Der Zwei-Plus-Vier-Vertrag von 1990 ist die<br />

Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rvereinigung Deutschlands <strong>und</strong> ein maßgeblicher diplomatischer Beitrag zur<br />

<strong>Frie<strong>de</strong>n</strong>sordnung in Europa. […]“.<br />

(Ausschnitt aus <strong>de</strong>r Begründung auf <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen UNESCO-Homepage,<br />

http://www.unesco.<strong>de</strong>/berliner_mauer.html, Oktober 2013).<br />

1.3 Neue Wege <strong>de</strong>r <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong>ssicherung – Völkerb<strong>und</strong> <strong>und</strong> UNO<br />

Seite 57<br />

Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />

1 Bildanalyse, Symbolanalyse:<br />

• „Der Sinn von Genf“: Eine von einem Bajonett durchbohrte Taube (Frie<strong>de</strong>) dominiert das Bild, im<br />

Hintergr<strong>und</strong> sieht man das Völkerb<strong>und</strong>-Gebäu<strong>de</strong>. Die Darstellung reagiert auf die Erschießung<br />

zahlreicher Arbeiter durch die Genfer Polizei im Jahr 1932. Der Völkerb<strong>und</strong> mit Sitz in Genf sollte<br />

<strong>Frie<strong>de</strong>n</strong> <strong>und</strong> Demokratie sichern, <strong>de</strong>nnoch wur<strong>de</strong>n dort <strong>de</strong>mokratische Aktivisten erschossen, da<br />

Kapitalismus <strong>und</strong> <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong> nicht vereinbar sind. Die Fotomontage verbin<strong>de</strong>t die (An-)Klage über <strong>de</strong>n<br />

Tod Unschuldiger <strong>und</strong> Kritik am Kapitalismus <strong>und</strong> an <strong>de</strong>r Wahl von Genf als Völkerb<strong>und</strong>-Sitz.<br />

• UNO-Flagge: Die Weltkarte mit <strong>de</strong>n fünf Kontinenten symbolisiert <strong>de</strong>n Interessensbereich <strong>de</strong>r<br />

UNO. Der Olivenblätterkranz steht für <strong>de</strong>n <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong>, <strong>de</strong>n zu sichern eine Hauptaufgabe <strong>de</strong>r UNO ist.<br />

2 Vergleich Völkerb<strong>und</strong>satzung – UNO-Charta:<br />

6


• Unterschie<strong>de</strong> bzw. nur in einem Dokument ausdrücklich erwähnt:<br />

Völkerb<strong>und</strong>satzung: ehrliche <strong>und</strong> gerechte Beziehungen unter <strong>de</strong>n Nationen; Verpflichtungen<br />

gegen <strong>Krieg</strong>serklärungen; Vertragsverpflichtungen „peinlich zu achten“<br />

UNO-Charta: Überzeugung von <strong>de</strong>n Gr<strong>und</strong>rechten <strong>de</strong>r Menschen, Wert <strong>und</strong> Wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Person,<br />

Gleichberechtigung <strong>de</strong>r Geschlechter <strong>und</strong> Nationen, Einsatz für sozialen <strong>und</strong> wirtschaftlichen<br />

Fortschritt, bessere Lebensbedingungen durch internationale Einrichtungen; „Waffengewalt nur<br />

noch im gemeinsamen Interesse“<br />

• Parallelen: Achtung <strong>de</strong>s Internationalen Rechts/Völkerrechts; För<strong>de</strong>rung friedlichen<br />

Zusammenlebens von Nachbarn/Staaten, Einsatz für Weltfrie<strong>de</strong>n <strong>und</strong> internationale Sicherheit<br />

3 Argumente für die UNO: Gemeinsames Vorgehen mehrerer Staaten ermöglicht es, größeren Druck<br />

auf „Aggressoren“ auszuüben (z. B. durch Embargo); multinationale Beschlüsse fin<strong>de</strong>n weltweit<br />

größere Zustimmung; UNO unterstützt Schaffung eines gemeinsamen Wertekonsenses <strong>und</strong><br />

Kriterienkataloges; die Arbeitsweise <strong>de</strong>r UNO kommt v. a. kleineren <strong>und</strong> schwächeren Staaten zu<br />

Gute; je<strong>de</strong>s Land kann spezifische Ressourcen miteinbringen, muss nicht alles leisten (z. B. bei<br />

Militäreinsätzen) etc.<br />

Linktipp: www.unric.org/<strong>de</strong><br />

4 Historischer Hintergr<strong>und</strong> am Beispiel Srebrenica:<br />

Während <strong>de</strong>s Bosnienkrieges (1992–1995) flüchteten tausen<strong>de</strong> muslimische Männer, Frauen <strong>und</strong><br />

Kin<strong>de</strong>r aus Bosnien-Herzegowina vor <strong>de</strong>r serbisch-nationalistischen Armee unter Radko Mladić.<br />

Viele suchten Zuflucht im von <strong>de</strong>r UNO zum Schutzgebiet erklärten Srebrenica. . Am 12./13. Juli<br />

fand dort ein Massaker an ca. 8000 Bosniaken statt, das schwerste <strong>Krieg</strong>sverbrechen in Europa<br />

nach <strong>de</strong>m Zweiten Weltkrieg. Die Rolle <strong>de</strong>r Blauhelmsoldaten wird bis heute heftig diskutiert.<br />

2. Politik nach 1918 <strong>und</strong> nach 1945 im Vergleich<br />

2.1 „Back to Normalcy“ – Rückzug statt <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong>spolitik<br />

Seite 58<br />

Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />

1 Das Adjektiv „ridiculous“ charakterisiert die Haltung <strong>de</strong>r amerikanischen Gesellschaft einige Jahre<br />

nach <strong>de</strong>m Ersten Weltkrieg: Während unmittelbar nach <strong>Krieg</strong>sen<strong>de</strong> Heimkehrer fast hysterisch als<br />

Hel<strong>de</strong>n gefeiert wor<strong>de</strong>n waren, wur<strong>de</strong> Krebs einige Jahre später behan<strong>de</strong>lt, als sei er selbst<br />

verantwortlich für seine verspäteten Rückkehr, als sei sie lächerlich, unpassend, ein persönliches<br />

Versagen.<br />

2.2 Japanische Aggressionen stören <strong>de</strong>n <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong><br />

Seite 59<br />

Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />

1 Plakatanalyse:<br />

Ein Mandschu-Mädchen <strong>und</strong> ein chinesischer Junge haken sich bei einem etwas größeren<br />

japanischen Burschen unter. Alle drei schwingen Fähnchen, die ihre Nationalitäten ausweisen.<br />

Kin<strong>de</strong>r verweisen auf Zukunft, Hoffnung <strong>und</strong> auf die Verantwortung <strong>de</strong>r Erwachsenen. Der rote<br />

Himmel mit gelben Wolken steht als Symbol für Asien (vgl. Aufgabe 2). Die weißen Tauben weisen<br />

auf <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong>szeiten hin. Das Gebäu<strong>de</strong> im Hintergr<strong>und</strong> ähnelt <strong>de</strong>m japanischen Kaiserpalast in Tokio<br />

(Hinweis darauf, dass auch für die Hegemonie Japans in Asien Propaganda gemacht wird). Der<br />

Kampf gegen die „europäischen Eindringlinge“ soll Asien einen <strong>und</strong> <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong> bringen (vgl. Aufgabe<br />

2).<br />

2 Ziel: Schaffung eines autarken Blocks ohne westlichen Einfluss unter Führung Japans, auch durch<br />

militärische Mittel (z. B. im Zweiten Weltkrieg)<br />

Grün<strong>de</strong> für das Expansionsstreben: Lebensraumgewinnung; Selbstversorgung mit Rohstoffen <strong>und</strong><br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Abhängigkeit von europäischen Kolonialmächten in Südostasien; Erlangen eines<br />

Großmacht-Status über Kolonialbesitz<br />

7


Affronts <strong>de</strong>r Westmächte för<strong>de</strong>rten in Japan für eine anti-westliche Stimmung <strong>und</strong> größere<br />

Zustimmung für die „Co-Prosperity-Sphere“, man warb dort intensiv für ein „Asia for Asians“ – d. h.<br />

ohne <strong>und</strong> gegen „Europäer“ ( Abb. 59.1).<br />

2.3 Faschistische Eroberungen – Beschwichtigungen <strong>de</strong>r Alliierten<br />

Seite 60<br />

Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />

1 Großbritannien <strong>und</strong> Frankreich scheuten direkte Konflikte, um einen neuerlichen <strong>Krieg</strong> zu<br />

verhin<strong>de</strong>rn, Deutschland (<strong>und</strong> Italien) traten <strong>de</strong>nnoch immer aggressiver auf, <strong>und</strong> <strong>de</strong>r <strong>Krieg</strong> konnte<br />

letztlich nicht verhin<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. Trotz <strong>de</strong>s Scheiterns vor <strong>de</strong>m Zweiten Weltkrieg spielen<br />

Überlegungen <strong>de</strong>s Appeasements auch heute noch eine Rolle, z. B. beim Eintreten für o<strong>de</strong>r gegen<br />

härtere Maßnahmen <strong>und</strong> Präventivschläge im Irak-<strong>Krieg</strong> o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Diskussionen über ein (Nicht-<br />

)Eingreifen in <strong>de</strong>n Bürgerkrieg in Syrien. Allgemein wird das Scheitern <strong>de</strong>s Appeasements von 1938<br />

als warnen<strong>de</strong>s Beispiel für zögern<strong>de</strong> Politik gegenüber aggressiven Diktatoren verwen<strong>de</strong>t.<br />

2.4 „Der große Diktator“ – Wie Charlie Chaplin <strong>de</strong>n Einmarsch in Österreich sah<br />

Seite 61<br />

Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />

1 Hinter <strong>de</strong>n „bakterischen“ (italienischen) Kulissen ärgert sich Hynkel über die Besetzung <strong>de</strong>r<br />

Brennergrenze <strong>und</strong> reißt Herring = Göring sämtliche Or<strong>de</strong>n ab. Chaplin karikiert die bei<strong>de</strong>n<br />

Diktatoren (z. B. Empfang Napalonis am Bahnhof, Szene auf <strong>de</strong>n Friseurstühlen). Der Einmarsch in<br />

Österreich erscheint im Film zwar geplant, Hitler ist aber nicht wirklich informiert („Where are we<br />

going?“ – „You're invading Osterlich.“)<br />

2 Hitler <strong>und</strong> Mussolini in Slapstick-Szenen lächerlich zu machen ist eine Möglichkeit für die<br />

Aufarbeitung <strong>de</strong>r Geschichte. Die überspritzte Darstellung <strong>de</strong>r Charaktere verweist auf tatsächliche<br />

Verhaltensweisen bzw. Eigenschaften (Mussolini als „Möchtegern-Napoleon“, die Inhaltslosigkeit<br />

von Hitlers Re<strong>de</strong>n, seine Verschlagenheit in „normaler Sprache“). Die Schlussszene, in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

jüdische Barbier an die Menschlichkeit appelliert, enthält eine ernste Botschaft.<br />

Linktipp: www.filmzentrale.com/ [Große Diktator].<br />

2.5 Internationale Wirtschaftspolitik nach 1918<br />

Seite 62<br />

Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />

1 Zahlreiche <strong>Krieg</strong>swaisen <strong>und</strong> -witwen, die arbeitslosen heimgekehrten Soldaten <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

Wie<strong>de</strong>raufbau <strong>de</strong>r Infrastruktur belasteten die Haushalte <strong>de</strong>r europäischen Staaten. Der Verlust <strong>de</strong>r<br />

außereuropäischen Märkte <strong>und</strong> generelle wirtschaftliche Not ließen Europa in eine jahrelange<br />

Depression schlittern. <strong>Krieg</strong>sverlierer wur<strong>de</strong>n zusätzlich durch die Reparationen belastet.<br />

2 Lösungen aus <strong>de</strong>r Krise versprach man sich etwa durch die „Völkerb<strong>und</strong>anleihen“ (z. B. für<br />

Österreich 1922 <strong>und</strong> 1932) sowie für Deutschland durch <strong>de</strong>n „Dawes-Plan“ (1924).<br />

3 Nach <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>r Hyperinflation entwickelte sich <strong>de</strong>r Schilling zu einer <strong>de</strong>r stabilsten Währungen<br />

Europas, was ihm im Volksm<strong>und</strong> <strong>de</strong>n Spitznamen „Alpendollar“ einbrachte. Stabilste Währung war<br />

<strong>de</strong>r US-Dollar.<br />

Linktipp: http://www.nachrichten.at/ [Notnagel Alpendollar]<br />

8


ExpertInnengespräch: Fragen zum Zweiten Weltkrieg<br />

Seite 64<br />

Lösungsvorschläge<br />

1 Begriffsklärungen, Ergänzungen: Vierjahresplan = auf vier Jahre angelegte Zielsetzung, 1933 zur<br />

Beseitigung <strong>de</strong>r Arbeitslosigkeit bis 1936; 1936 für eine autarke <strong>und</strong> kriegsfähige Wirtschaft bis<br />

1939.<br />

Linktipps: (wikipedia.org [Vierjahresplan]; www.politik-lexikon.at [Suchbegriff]<br />

2 Der Konflikt mit <strong>de</strong>r UdSSR war unumgänglich, weil die „Eroberung von Lebensraum im Osten“ für<br />

Hitler oberste Priorität hatte. Der Nichtangriffspakt von 1939 war nur strategisches Spiel.<br />

3 Mit <strong>de</strong>m <strong>Krieg</strong> (v. a. zur „Lebensraumgewinnung“) ging die Vernichtung <strong>de</strong>r “jüdischbolschewistischen<br />

Untermenschen“ einher. Auf die Eroberungstruppen folgten die SS-Einsatzkräfte,<br />

die zusammen mit <strong>de</strong>r Wehrmacht die „Vernichtung <strong>de</strong>r jüdischen Rasse“ durchzuführen <strong>und</strong> die<br />

„Untermenschen“ zu versklaven <strong>und</strong> zu liquidieren hatten. <strong>Krieg</strong> <strong>und</strong> Vernichtung waren langfristig<br />

geplant.<br />

4 Eventuell hätten die Menschen die langfristigen Ziele Hitlers nicht akzeptiert <strong>und</strong> Wi<strong>de</strong>rstand gegen<br />

<strong>de</strong>n <strong>Krieg</strong> geleistet. Außer<strong>de</strong>m hätte sich das Deutsche Reich selbst als Aggressor enttarnt <strong>und</strong><br />

damit nicht mehr die Möglichkeit gehabt, am 1. September 1939 „zurückzuschießen“, also sich als<br />

reagierend darzustellen. Das Bündnis mit Stalin ließ einen schnellen, sicheren Sieg im Osten<br />

möglich erscheinen. Von Beginn an einen Zweifrontenkrieg zu führen hätte die Hoffnung auf einen<br />

Sieg wohl verringert.<br />

5 Unterschie<strong>de</strong>:<br />

• Erster Weltkrieg:<br />

10 Mio. <strong>Krieg</strong>stote<br />

kein Einzelstaat als <strong>Krieg</strong>sschuldiger (Begeisterung, Wettrüsten, Imperialismus etc.)<br />

Mittelmächte (Deutsches Reich, Österreich-Ungarn, Osmanisches Reich, Bulgarien, [Italien]) vs.<br />

Entente/Alliierte (Großbritannien, Frankreich, Russland, Italien [ab 1915], Japan, USA etc.)<br />

<strong>Krieg</strong>sschauplatz Europa<br />

militärisches Gleichgewicht<br />

Schützengräben, Stellungskrieg, erste Panzer & U-Boote, vereinzelt Flugzeugeinsatz etc.<br />

Waffenstillstand (Erschöpfung)<br />

• Zweiter Weltkrieg:<br />

60 Mio. <strong>Krieg</strong>stote (8 Mio. Jüdinnen <strong>und</strong> Ju<strong>de</strong>n)<br />

Deutschland (mit UdSSR) als „<strong>Krieg</strong>sschuldige“: Überfall auf Polen, i<strong>de</strong>ologische <strong>Krieg</strong>sziele<br />

Dreimacht (Deutsches Reich, Italien, Japan <strong>und</strong> kleinere Staaten) vs. Alliierte (Großbritannien,<br />

Frankreich, USA, UdSSR <strong>und</strong> die halbe Welt)<br />

weltweite <strong>Krieg</strong>sschauplätze (v. a. Europa, Pazifik, Nordafrika)<br />

militärische Übermacht NS-Deutschlands<br />

Angriffskrieg, „Blitzkrieg“; Panzer; U-Boot-<strong>Krieg</strong>, große Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Luftwaffe etc.<br />

Bedingungslose Kapitulation (Vernichtung)<br />

6 Nach <strong>de</strong>m <strong>Krieg</strong> entwickelte sich <strong>de</strong>r „Ost-West-Konflikt“ o<strong>de</strong>r Kalte <strong>Krieg</strong>. Durch die Vorstöße <strong>de</strong>r<br />

sowjetischen Armee konnte die UdSSR weite Teile Ost-Mittel-Europas unter ihre Kontrolle bringen<br />

<strong>und</strong> dort kommunistische Systeme etablieren. US-Truppen stießen Richtung Osten gegen die<br />

„Festung Europa“ <strong>und</strong> das <strong>de</strong>utsche Kernland vor. Mit <strong>de</strong>r Kapitulation am 7. 5. 1945 war <strong>de</strong>r<br />

gemeinsame Feind besiegt. Kapitalismus <strong>und</strong> Kommunismus stan<strong>de</strong>n sich nun gegenüber – <strong>und</strong><br />

Deutschland war „mitten drin“ <strong>und</strong> bis 1990 geteilt. Konflikte zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Gegnern wur<strong>de</strong>n<br />

außerhalb ihrer Territorien ausgetragen.<br />

7 Die Nachkriegsgeneration hat zwar die materiellen Trümmer <strong>de</strong>r <strong>Krieg</strong>szeit beseitigt, aber nicht über<br />

die Ereignisse <strong>und</strong> Erfahrungen an <strong>de</strong>n Fronten, in <strong>de</strong>r Heimat <strong>und</strong> in <strong>de</strong>n Lagern gesprochen.<br />

Dieser Teil <strong>de</strong>r Vergangenheit wur<strong>de</strong> nicht aufgearbeitet, son<strong>de</strong>rn verschwiegen <strong>und</strong> zu vergessen<br />

versucht.<br />

8 Mögliche Grün<strong>de</strong>:<br />

Sich nicht als Mitschuldige o<strong>de</strong>r MitwisserInnen bekennen können o<strong>de</strong>r empfin<strong>de</strong>n, von sich selbst<br />

enttäuscht sein, sich schuldig fühlen, das damalige Denken <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>ln nach wie vor befürworten<br />

<strong>und</strong> Ablehnung befürchten, sich quälen<strong>de</strong>n Erinnerungen nicht stellen können o<strong>de</strong>r wollen usw.<br />

9


2.6 1945 – eine verän<strong>de</strong>rte Welt<br />

Seite 66<br />

Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />

1 Kartenarbeit:<br />

• Satellitenstaaten: DDR, Polen, Tschechoslowakei (CSSR), Ungarn, Rumänien, Bulgarien,<br />

Albanien, Jugoslawien (geringerer sowjetischer Einfluss; ab 1948 „blockfrei“)<br />

• Verlauf <strong>de</strong>s Eisernen Vorhangs: an <strong>de</strong>r Grenze <strong>de</strong>r UdSSR zu Finnland (unbefestigt); <strong>de</strong>r DDR zur<br />

BRD, <strong>de</strong>r CSSR zur BRD <strong>und</strong> zu Österreich, Ungarn zu Österreich (<strong>und</strong> zu Jugoslawien),<br />

Rumänien zu Jugoslawien, Bulgarien zu Jugoslawien <strong>und</strong> zu Griechenland <strong>und</strong> Türkei, Albanien<br />

zu Griechenland <strong>und</strong> Jugoslawien (befestigt); durchlässig an <strong>de</strong>r Grenze Jugoslawiens zu Italien,<br />

Österreich <strong>und</strong> Griechenland<br />

Geringerer Einfluss Moskaus: Ungarn<br />

2 Die USA müssen (auch) <strong>de</strong>n osteuropäischen Staaten helfen, damit sie sich ihrer totalitären Regime<br />

entledigen <strong>und</strong> ihr Schicksal selbst bestimmen können. Ökonomische <strong>und</strong> finanzielle Unterstützung<br />

sollen wirtschaftliche Stabilität <strong>und</strong> geordnete politische Verhältnisse bringen.<br />

3 Bildanalyse <strong>und</strong> Interpretation:<br />

• Gesamteindruck: Zwei von oben kommen<strong>de</strong> Hän<strong>de</strong> schließen mithilfe <strong>de</strong>s „Bausteines“ BRD <strong>de</strong>n<br />

aus <strong>de</strong>n USA <strong>und</strong> einigen europäischen Staaten bestehen<strong>de</strong>n Schutzwall, um das Eindringen <strong>de</strong>r<br />

„roten Flut“ in eine idyllische Landschaft zu verhin<strong>de</strong>rn.<br />

• Details:<br />

• Dominante Bil<strong>de</strong>lemente sind die Hän<strong>de</strong>, die <strong>de</strong>n Schutzwall schließen, <strong>und</strong> die noch durch die<br />

Lücke drängen<strong>de</strong> rote Flut. Den Hintergr<strong>und</strong> bil<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r idyllische Garten. Grün, Blau, Weiß →<br />

Hoffnung, Ruhe, Wachstum, Frie<strong>de</strong>; Rot → Aggression, Kampf; Flaggensymbole<br />

• Das Plakat ruft zur Vereinigung <strong>de</strong>r Westmächte <strong>und</strong> zur Abwehr <strong>de</strong>s sowjetischen Kommunismus<br />

aus <strong>de</strong>m Osten auf. Es zielt darauf ab, durch Schaffen eines Bedrohungsszenarios durch einen<br />

gemeinsamen Feind Gemeinschaft zu stiften.<br />

Literaturtipp: Steininger, Rolf ( 4 2006): Der Kalte <strong>Krieg</strong>. Fischer Taschenbuch, S. 4–23, 68–72.<br />

2.7 Wirtschaftspolitik nach <strong>de</strong>m Zweiten Weltkrieg<br />

Seite 68<br />

Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />

1 Das west<strong>de</strong>utsche Plakat präsentiert Aufbau <strong>und</strong> Entwicklung als positive Folgen <strong>de</strong>s Marshall-<br />

Plans <strong>und</strong> wirbt für die US-Hilfe.<br />

Das Ost<strong>de</strong>utsche Plakat sieht <strong>de</strong>n Plan als Hegemonialinstrument <strong>de</strong>r USA, lehnt ihn ab <strong>und</strong><br />

verspricht durch innerstaatliche Verbesserungen Aufschwung.<br />

2 Zusammenfassung <strong>und</strong> Bewertung:<br />

Grün<strong>de</strong> für die Hilfe: Zusammenbruch <strong>de</strong>r Wirtschaft während <strong>de</strong>s <strong>Krieg</strong>es, geringe<br />

Zahlungsfähigkeit, steigen<strong>de</strong> Bedürfnisse, Stabilisierung <strong>de</strong>r Situation. Europa sollte finanziell <strong>und</strong><br />

materiell unterstützt wer<strong>de</strong>n, um seine Wirtschaft aufzubauen <strong>und</strong> seine Zukunft zu sichern („Hilfe<br />

zur Selbsthilfe“).<br />

Linktipp: http://www.wienerzeitung.at/ [Wie <strong>de</strong>r Westblock entstand].<br />

3 Unterschie<strong>de</strong>: Ulbricht stellt die BRD als von <strong>de</strong>n USA ausgebeutete Kolonie dar, die<br />

Rohstofflieferungen leisten <strong>und</strong> Fertigwaren einkaufen muss, um damit die kapitalistische US-<br />

Wirtschaft zu füttern. Die Fakten hingegen zeigen, dass die Mittel <strong>de</strong>s ERP-Fonds von <strong>de</strong>n<br />

einzelnen Regierungen selbst verwaltet wur<strong>de</strong>n; die Initiative lag bei <strong>de</strong>n Staaten selbst. Die USA<br />

leisteten Hilfe in Form von Rohstoffen <strong>und</strong> Nahrungsmitteln, verursachten also we<strong>de</strong>r<br />

Rohstoffmangel noch Hunger.<br />

10


3 Imperien zerfallen infolge <strong>de</strong>r Weltkriege<br />

3.1 Vom Osmanischen Reich zur mo<strong>de</strong>rnen Türkei<br />

Seite 69<br />

Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />

1 Die Gebiete um Anatolien, auf die die Türkei nach <strong>de</strong>m Ersten Weltkrieg beschränkt wur<strong>de</strong>, wur<strong>de</strong>n<br />

selbständig bzw. autonom (Armenien, Kurdistan) o<strong>de</strong>r von europäischen Mächten (Griechenland,<br />

Italien, Frankreich) verwaltet. Das Gebiet um <strong>de</strong>n Bosporus <strong>und</strong> die Dardanellen wur<strong>de</strong> zur<br />

internationalen Zone erklärt. Mit <strong>de</strong>m Vertrag von Lausanne (1923) wur<strong>de</strong>n diese Teilgebiete<br />

wie<strong>de</strong>r zu einem türkischen Staat vereint.<br />

2 Republikanisch, revolutionär: Abschaffung <strong>de</strong>s Sultanats bzw. <strong>de</strong>s Kalifats, Einführung von<br />

Verfassung sowie von Straf- <strong>und</strong> Zivilrecht nach westlichem Vorbild<br />

Nationalistisch: Erhebung von Türkisch zur Lan<strong>de</strong>ssprache<br />

Volksverb<strong>und</strong>en: Einführung <strong>de</strong>r allgemeinen Schulpflicht<br />

Laizistisch: Abschaffung <strong>de</strong>r geistlichen Gerichtsbarkeit, Verbot <strong>de</strong>r Vielehe, Verbot von Fez <strong>und</strong><br />

Schleier, Auflösung <strong>de</strong>s Derwisch-Or<strong>de</strong>ns, Beseitigung aller religiösen Formeln aus <strong>de</strong>r Verfassung<br />

3 Mustafa Kemal Atatürk reformierte <strong>und</strong> mo<strong>de</strong>rnisierte die Türkei nach europäischem Vorbild (z. B.<br />

Einführung <strong>de</strong>s lateinischen Alphabets, Verfassung, Straf- <strong>und</strong> Zivilrecht nach europäischen<br />

Vorbil<strong>de</strong>rn, Laizismus).<br />

Linktipp: www.medienwerkstatt-online.<strong>de</strong> [Atatürk]<br />

3.2 Von <strong>de</strong>r Habsburgermonarchie zur Ersten Republik<br />

Seite 70/71<br />

Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />

1 Wirtschaftliche Probleme: Wegfall von Rohstoff-, Industrie- <strong>und</strong> Agrargebieten, Wegfall von<br />

Absatzmärkten, Wegfall <strong>de</strong>s Zuganges zum Meer, überdimensionierte Rüstungsproduktion<br />

gesellschaftliche Probleme: arbeitsuchen<strong>de</strong> Soldaten, Personalüberschuss in <strong>de</strong>r Verwaltung<br />

I<strong>de</strong>ntitätsproblem: Wegfall <strong>de</strong>r Kronlän<strong>de</strong>r, Neubeginn als Kleinstaat<br />

2 Entwicklungsmöglichkeiten:<br />

(konstitutionelle) Monarchie unter <strong>de</strong>n Habsburgern; eigenständige Republik; Teil <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Republik; Teil einer Donaufö<strong>de</strong>ration<br />

3 Auch in <strong>de</strong>r Sozial<strong>de</strong>mokratie gab es Stimmen für einen Anschluss (Deutsch-)Österreichs an die<br />

<strong>de</strong>utsche Republik: Victor Adler argumentierte, dass sich <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsche Volksstaat mit seinen<br />

Nachbarlän<strong>de</strong>rn zu einem „freien Völkerb<strong>und</strong>“ vereinigen solle, unter <strong>de</strong>r Bedingung, dass die<br />

Völker damit einverstan<strong>de</strong>n seien. Adler hält <strong>de</strong>n Kleinstaat Deutsch-Österreich für wirtschaftlich<br />

nicht überlebensfähig.<br />

4 Vergleich Österreich – Türkei, Gemeinsamkeiten:<br />

Verlierer <strong>de</strong>s Ersten Weltkriegs; harte Bestimmungen in <strong>de</strong>n <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong>sverträgen; Zerfall eines<br />

Großreichs in einzelne Gebiete; Entstehung von <strong>de</strong>mokratischen Staaten.<br />

In <strong>de</strong>r Türker gab es jedoch bis 1945 gab es in <strong>de</strong>r Türkei aber nur eine Partei, die Cumhuriyet<br />

Halk Partisi von Kemal Pascha.<br />

Unterschie<strong>de</strong>:<br />

Die Nachfolgestaaten Österreich-Ungarns waren selbständige Republiken, die nicht von<br />

europäischen Mächten fremdverwaltet wur<strong>de</strong>n. Die Türkei wi<strong>de</strong>rsetzte sich <strong>de</strong>n Bestimmungen <strong>de</strong>r<br />

Pariser <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong>sverträge erfolgreich <strong>und</strong> konnte ihr gesamtes Staatsgebiet konsolidieren.<br />

11


3.3 Das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Kolonialismus nach <strong>de</strong>m Zweiten Weltkrieg<br />

Seite 72/73<br />

Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />

1 Mögliche Absichten Gandhis:<br />

Rückbesinnung auf die eigene indische Nation, Kultur <strong>und</strong> Tradition; Ermutigung zum Verzicht auf<br />

Gewalt; Ermutigung zum Boykott <strong>de</strong>r britischen Textilindustrie<br />

2 Mögliche I<strong>de</strong>ntitäten:<br />

BewohnerIn eines Stadtteiles/Bezirkes, einer Gemein<strong>de</strong>/Stadt, eines B<strong>und</strong>eslan<strong>de</strong>s,<br />

ÖsterreicherIn, EuropäerIn, WeltbürgerIn<br />

Linktipp: www.zeit.<strong>de</strong> [Mali-Abenteuer]<br />

ExpertInnengespräch: Der Prozess <strong>de</strong>r Entkolonisierung<br />

Seite 74/75<br />

Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />

1 Keine Musterlösung möglich.<br />

2 Begriffe für historische Ereignisse dienen oft nicht nur <strong>de</strong>r Beschreibung, son<strong>de</strong>rn auch <strong>de</strong>r<br />

Interpretation. Schicho geht in <strong>de</strong>r ersten Frage auf folgen<strong>de</strong> Formulierungen ein: „die<br />

Kolonialmacht ‚übergibt‘, ‚schenkt‘ Unabhängigkeit“; „entlässt die Kolonisierten in die<br />

Unabhängigkeit“; „die einheimischen Eliten ‚erkämpfen mit politischen Mitteln die Unabhängigkeit‘“<br />

etc. Auch <strong>de</strong>r Begriff „Dritte Welt“ verleitet zu Fehlinterpretationen(Abwertung dieser Staaten).<br />

3 Von April bis Juli 1994 ermor<strong>de</strong>ten Angehörige <strong>de</strong>r Hutu, die die Mehrheit <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />

Ruandas bil<strong>de</strong>ten, zwischen 800 000 <strong>und</strong> 1 000 000 Tutsi <strong>und</strong> mo<strong>de</strong>rate Hutu auf grausamste Art.<br />

Der Genozid wurzelte in einem Konflikt zwischen <strong>de</strong>r ruandischen Regierung <strong>und</strong> einer<br />

Rebellenbewegung. Die in Ruanda stationierten UN-<strong>Frie<strong>de</strong>n</strong>struppen (UNAMIR, United Nations<br />

Assistance Mission for Rwanda) wur<strong>de</strong>n bei Ausbruch <strong>de</strong>r Gewalt <strong>und</strong> nach <strong>de</strong>r Tötung von zehn<br />

belgischen Blauhelm-Soldaten verringert. Sie griffen nicht in die Vorgänge ein, weil das UN-Mandat<br />

nur die Erhaltung, nicht aber das Erzwingen <strong>de</strong>s <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong>s vorsah.<br />

Linktipps: www.bpb.<strong>de</strong> [Ruanda],<br />

www.spiegel.<strong>de</strong> [Genozid in Ruanda; Mein Nachbar, ein Massenmör<strong>de</strong>r]<br />

4 Alltagsleben in <strong>Krieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong><br />

4.2 Die „neue Frau“ zwischen Wunschbild <strong>und</strong> Wirklichkeit<br />

Seite 77<br />

Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />

1 Der <strong>de</strong>utsche Industrielle <strong>und</strong> Motorsportler Fritz von Opel, auch „Raketen-Fritz“ genannt, galt als<br />

Prototyp <strong>de</strong>s mo<strong>de</strong>rnen Menschen. Seine Versuche mit Rennautos <strong>und</strong> Raketen zogen viele<br />

ZuschauerInnen an. Einer Frau wäre seine Karriere vermutlich verwehrt geblieben, die<br />

Durchführung <strong>de</strong>r Experimente hätte wohl als zu gefährlich gegolten; das Universitätsstudium<br />

stand Frauen in <strong>de</strong>n 1920er-Jahren aber bereits offen.<br />

2 Projekte <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rne, Beispiele:<br />

Kino:<br />

In <strong>de</strong>n 1920ern hatte Deutschland innerhalb Europas die meisten Kinos (ca. 5000), täglich gingen<br />

damals etwa zwei Millionen Menschen ins Kino. Zusätzlich zum Hauptfilm wur<strong>de</strong>n kurze Vor-,<br />

Natur- o<strong>de</strong>r Reisefilme <strong>und</strong> die Wochenschau gezeigt. Die <strong>de</strong>utsche UFA (Universum-Film AG in<br />

Potsdam-Babelsberg) produzierte europaweit am meisten Filme. In <strong>de</strong>n 1930ern etablierte sich <strong>de</strong>r<br />

12


Tonfilm in Deutschland.<br />

Linktipp: www.dhm.<strong>de</strong> [Lichtspiele]<br />

Reformpädagogik:<br />

Die Reformpädagogik <strong>de</strong>r Weimarer Republik entwickelte vor allem die ab etwa 1890<br />

entstan<strong>de</strong>nen I<strong>de</strong>en weiter. Wichtige Einflüsse aus <strong>de</strong>m europäischen Ausland: Montessori- <strong>und</strong><br />

Freinet-Pädagogik. Wichtige Richtungen: Jena-Plan-Schule von Peter Petersen, Berliner Rütli-<br />

Schule.<br />

Die von einer sehr liberalen Gr<strong>und</strong>haltung ausgehen<strong>de</strong>n reformpädagogischen Ansätze waren eng<br />

mit <strong>de</strong>r Jugend-, Frauen- <strong>und</strong> Arbeiterbewegung verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> wur<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Regierung<br />

unterstützt.<br />

Linktipp: paed.com/reformpaedagogik/<br />

3 Coco Chanel, eine „neue Frau“:<br />

eigentlich Gabrielle Cha[s]nel, 19. 08. 1883–10. 01. 1971, eröffnete 1911 ihr erstes Mo<strong>de</strong>haus in<br />

Paris. Chanel entwarf neue, funktionale Mo<strong>de</strong> <strong>und</strong> wandte sich damit gegen <strong>de</strong>n bisherigen Stil.<br />

Als finanziell unabhängige, eigenständige Frau mit eigenem Unternehmen, die sich auch modisch<br />

von <strong>de</strong>r Traditionen distanzierte, entsprach sie <strong>de</strong>m neuen Frauentyp <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rne.<br />

Die „neue Frau“ Marlene Dietrich:<br />

eigentlich Marie Dietrich, 27. 12. 1901–06. 05. 1992, ausgebil<strong>de</strong>te Konzertgeigerin, ab 1922<br />

Schauspielerin. Der Durchbruch gelang Dietrich mit <strong>de</strong>m Film „Der blaue Engel“ (1930), danach<br />

stand sie bei Paramount Pictures in <strong>de</strong>n USA unter Vertrag. Angebote <strong>de</strong>r Nationalsozialisten, in<br />

<strong>de</strong>utschen Filmen mitzuspielen, lehnte sie ab. Ihr androgynes Aussehen <strong>und</strong> Auftreten (schlanker<br />

Körper, lange Beine, tiefe, erotische Stimme, Hosenanzüge) machten sie ebenso zu einem<br />

Prototyp <strong>de</strong>r „neuen Frau“ wie ihre Lebensweise (finanzielle Unabhängigkeit, sexuelle<br />

Selbstbestimmung).<br />

Linktipp: www.dhm.<strong>de</strong> [Marlene Dietrich]<br />

4.3 Bruch mit <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rne – das NS-Frauenbild<br />

Seite 78<br />

Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />

1 Keine Musterlösung möglich.<br />

4.4 Männerwelten – Frauenwelten nach <strong>de</strong>m <strong>Krieg</strong><br />

Seite 79<br />

Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />

1 Frauen übernahmen in <strong>de</strong>r Nachkriegszeit innerhalb <strong>de</strong>r Familie oft die Positionen, die traditionell<br />

Männer innehatten. Sie sorgten z. B. für die Ernährung, in<strong>de</strong>m sie „Hamsterfahrten“ aufs Land<br />

machten. Manche Männer erlebten sich aufgr<strong>und</strong> physischer <strong>und</strong>/o<strong>de</strong>r psychischer <strong>Krieg</strong>sschä<strong>de</strong>n<br />

als min<strong>de</strong>rwertig. An<strong>de</strong>re litten darunter, dass durch die lange Abwesenheit Entfremdung zwischen<br />

ihnen <strong>und</strong> ihren Familien entstan<strong>de</strong>n war.<br />

2 Viele Frauen waren während <strong>de</strong>s <strong>Krieg</strong>es durch das Übernehmen von (beruflichen, familiären)<br />

„Männeraufgaben“ zu mehr Selbstbewusstsein <strong>und</strong> Autonomie gelangt. Auch in <strong>de</strong>r Nachkriegszeit<br />

verlangte man von ihnen aktive Mithilfe beim Wie<strong>de</strong>raufbau („Trümmerfrauen“). Gleichzeitig sollten<br />

sie jedoch in ihre tradierte Rolle als Familien-Versorgerinnen zurückkehren. Die Erfahrungen <strong>de</strong>r<br />

<strong>Krieg</strong>s- <strong>und</strong> Nachkriegsjahre führten dazu, dass die tradierten Rollenbil<strong>de</strong>r hinterfragt wur<strong>de</strong>n <strong>und</strong><br />

ihre Wirksamkeit <strong>und</strong> Gültigkeit nicht mehr ungebrochen aufrecht blieb. .<br />

13


4.5 Es geht aufwärts! Von <strong>de</strong>r Notstands- zur Wohlstandsgesellschaft<br />

Seite 80<br />

Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />

1 Bildanalyse <strong>und</strong> -interpretation:<br />

Das Foto zeigt eine zerstörte Häuserfront in Innsbruck. Während <strong>de</strong>s Zweiten Weltkrieges hatte<br />

man die Stadt bombardiert. Die Ruinen stehen symbolhaft für die Zerstörungen durch <strong>de</strong>n <strong>Krieg</strong>.<br />

Die Plakate im Bildvor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong>, die für politische Parteien (ÖVP) <strong>und</strong> für Lebensmittel (Kaffee,<br />

„Vöslauer“) sowie Bedarfsartikel (Kleidung, Radio) werben, wirken fröhlich <strong>und</strong> heben sich stark<br />

vom tristen Hintergr<strong>und</strong> ab. Sie stehen für <strong>de</strong>n Beginn <strong>de</strong>s Aufschwunges <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Entwicklung zur<br />

Wohlstandsgesellschaft.<br />

2 Die Nachkriegszeit war von Konsumgütermangel <strong>und</strong> Lebensmittelknappheit geprägt. Die<br />

amerikanischen Besatzungssoldaten wur<strong>de</strong>n relativ gut versorgt, u. a. auch mit Schokola<strong>de</strong> <strong>und</strong><br />

Kaugummis, die sie manchmal an österreichische Kin<strong>de</strong>r verschenkten – ähnlich <strong>de</strong>m Nikolaus,<br />

<strong>de</strong>r traditionell Süßigkeiten an die Kin<strong>de</strong>r verteilt.<br />

3 ZeitzeugInnen-Erinnerungen:<br />

„überall weiße Tücher“: Mit <strong>de</strong>n weißen Tüchern gab die Bevölkerung <strong>de</strong>n alliierten Soldaten zu<br />

verstehen, dass sie keinen Wi<strong>de</strong>rstand leisten wür<strong>de</strong>.<br />

„unheimliche Stille“: Gemeint ist jene Zeit <strong>de</strong>r Ungewissheit, die zwischen <strong>de</strong>m Untergang <strong>de</strong>s NS-<br />

Regimes <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Befreiung durch die Alliierten herrschte.<br />

„Gott sei Dank die Amerikaner“: Die BewohnerInnen Westösterreichs waren erleichtert, dass<br />

zunächst US-amerikanischen Soldaten gekommen waren <strong>und</strong> nicht Angehörige <strong>de</strong>r Roten Armee,<br />

die als potenzielle Vergewaltiger gefürchtet wur<strong>de</strong>n.<br />

„Hamsterfahrten“: Viele Menschen fuhren aus <strong>de</strong>n Städten, in <strong>de</strong>nen es nur wenige Lebensmittel<br />

gab, aufs Land, um dort Nahrungsmittel zu kaufen.<br />

„CARE-Pakete“: Nach <strong>de</strong>m <strong>Krieg</strong> wur<strong>de</strong>n im Rahmen von amerikanischen Hilfsprogrammen<br />

Nahrungsmittelpakete nach Deutschland <strong>und</strong> Österreich geschickt. CARE („Cooperative for<br />

American Remittances to Europe“) war eine private Organisation, an <strong>de</strong>r sich auch die US-Armee<br />

beteiligte. Ein CARE-Paket hatte einen Nährwert von etwa 40 000 Kilokalorien.<br />

„Aus- bzw. Einquartierungen“: Aufgr<strong>und</strong> von <strong>Krieg</strong>sschä<strong>de</strong>n mussten sowohl private Haushalte als<br />

auch öffentliche Institutionen, Betriebe usw. ausquartiert <strong>und</strong> an<strong>de</strong>rswo beherbergt wer<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>n<br />

Besatzungsgebieten mussten Gebäu<strong>de</strong> geräumt wer<strong>de</strong>n, um die alliierten Soldaten<br />

einzuquartieren. Auch durch Bombenangriffe obdachlos gewor<strong>de</strong>ne Menschen wur<strong>de</strong>n in<br />

Wohnungen an<strong>de</strong>rer zwangseinquartiert.<br />

„Balkonhenne“: Manche Familien hielten Hühner am Balkon, um sich selbst mit Eiern versorgen zu<br />

können.<br />

4 Auswirkungen <strong>de</strong>r „großen Geschichte“, Beispiel:<br />

Die Terroranschläge vom 11. September 2001 („große Geschichte“) haben u. a. dazu geführt, dass<br />

die alltäglichen Sicherheitskontrollen an Flughäfen strenger gewor<strong>de</strong>n sind.<br />

5 Die „heißen Phasen“ <strong>de</strong>s Kalten <strong>Krieg</strong>es<br />

5.1 Erste Schritte in <strong>de</strong>n Kalten <strong>Krieg</strong><br />

Seite 81<br />

Lösung zu Fragen & Aufgaben<br />

1 Truman tritt für einen harten Kurs gegenüber <strong>de</strong>n verhandlungsunwilligen Sowjets ein. Sein<br />

Außenminister Bevin sieht die Russen als aggressive <strong>Krieg</strong>streiber. Die sowjetische I<strong>de</strong>ologie sah<br />

die UdSSR als Wahrer von Demokratie, <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong> <strong>und</strong> Freiheit, die es gegen die imperialistischen<br />

USA zu verteidigen galt.<br />

14


5.2 Korea – die erste „heiße Phase“<br />

Seite 82<br />

Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />

1 Bildinterpretation, Aspekte, die die Frau <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Soldat ansprechen könnten:<br />

• Koreanische Frau: japanischer Kolonialismus, Teilung Koreas, neuerliche Gewalt,<br />

Wie<strong>de</strong>rvereinigung; Machtanspruch von Kim Il-Sung; materielle Not (zunächst wegen Japan, dann<br />

geteiltes Land, jetzt <strong>Krieg</strong>); Flucht aus <strong>de</strong>m <strong>Krieg</strong>sgebiet in Richtung Sü<strong>de</strong>n, Zurücklassen fast<br />

allen Besitzes usw.<br />

• US-Soldat: schneller Befehl Trumans zum Eingreifen gegen <strong>de</strong>n Angriff <strong>de</strong>r Sowjets auf das freie<br />

Südkorea (1949 räumten USA das Land); Engagement <strong>de</strong>r freien Welt für Südkorea gegen die<br />

kommunistische Aggression (UN-Beschluss); Einnahme von Nordkorea als Ziel usw.<br />

Literaturtipp: Steininger, Kalter <strong>Krieg</strong>, S. 57–68.<br />

2 Obwohl sich Kim Jong-un in seiner ersten Neujahrsansprache für Entspannung <strong>und</strong> Kooperation<br />

aussprach, han<strong>de</strong>lt(e) er immer provokativ <strong>und</strong> aggressiv. So führte Nordkorea im Februar 2013<br />

erste Atomwaffentests durch, <strong>de</strong>nen verschärfte UN-Sanktionen <strong>und</strong> verstärkte US-Militärmanöver<br />

im Pazifik folgten. Im März drohte Kim Südkorea mit <strong>de</strong>r Kündigung <strong>de</strong>s Waffenstillstan<strong>de</strong>s von<br />

1953 <strong>und</strong> <strong>de</strong>n USA mit einem nuklearen Angriff, weiters rief er <strong>de</strong>n (völkerrechtlich seit 1953<br />

bestehen<strong>de</strong>n) <strong>Krieg</strong>szustand gegen <strong>de</strong>n Sü<strong>de</strong>n aus. Nach <strong>und</strong> nach nahm er seine Drohungen<br />

wie<strong>de</strong>r zurück, sodass im Juli 2013 Verhandlungen über die Wie<strong>de</strong>reröffnung <strong>de</strong>r –2004<br />

gegrün<strong>de</strong>ten, im April 2013 geschlossenen – gemeinsamen Son<strong>de</strong>rwirtschaftszone Kaesŏng<br />

aufgenommen wur<strong>de</strong>n.<br />

Linktipps: www.zeit.<strong>de</strong>/ [Nordkorea]; www.20min.ch/ [Suchverlauf: Ausland – Dossier – Korea-Krise]<br />

5.3 Am Ran<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Dritten Weltkrieges – die Kubakrise<br />

Seite 83<br />

Lösung zu Fragen & Aufgaben<br />

1 Bildanalyse <strong>und</strong> -interpretation, Karikatur:<br />

Die Geschichte <strong>de</strong>s Kalten <strong>Krieg</strong>es ist auch eine Geschichte <strong>de</strong>s Kräftemessens in <strong>de</strong>n Bereichen<br />

<strong>de</strong>r atomaren Rüstung <strong>und</strong> strategischen Positionierung von Nuklearwaffen. Wäre das<br />

Kräfteverhältnis zwischen USA <strong>und</strong> UdSSR in diesen Bereichen aus <strong>de</strong>m Gleichgewicht gekommen,<br />

hätte dies Atomkrieg <strong>und</strong> atomare Weltzerstörung be<strong>de</strong>uten können.<br />

Die Karikatur zeigt, dass die Atombombe, auf <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Frie<strong>de</strong> (symbolisiert durch das Häuschen <strong>und</strong><br />

die Familie im Garten) beruht, in <strong>de</strong>n Abgr<strong>und</strong> führen kann. 1948 war für die USA laut CIA-Berichten<br />

bereits klar, dass sie das Atommonopol verloren hatten. Der Zeichner erkannte die Gefährlichkeit<br />

<strong>de</strong>s „Wettrüstens“ <strong>und</strong> stellte die dadurch entstehen<strong>de</strong> „atomare Weltbedrohung“ dar.<br />

1949 zün<strong>de</strong>ten die Sowjets ihre erste Atombombe.<br />

Literaturtipp: Steininger, Kalter <strong>Krieg</strong>, S. 72–91.<br />

5.4 Der <strong>Krieg</strong> in Vietnam<br />

Seite 84<br />

Lösung zu Fragen & Aufgaben<br />

1 Das Plakat zeigt <strong>de</strong>n verw<strong>und</strong>eten „Uncle Sam“ mit Bandagen an Kopf <strong>und</strong> rechter Hand <strong>und</strong> in<br />

zerfetzter <strong>und</strong> schmutziger Kleidung. Sein Blick <strong>und</strong> die ausgestreckte Hand appellieren an die<br />

BetrachterInnen auf, ihn aus dieser Lage zu befreien.<br />

Anmerkung: Die zunehmen<strong>de</strong>n Erfolge <strong>de</strong>r Guerillatruppen Nordvietnams ab 1968 sorgten für ein<br />

stetiges Sinken <strong>de</strong>r Moral <strong>de</strong>r US-Truppen: Befehlsverweigerungen, Tötungen von Vorgesetzten,<br />

<strong>und</strong> Drogenkonsum nahmen stark zu. Die große Zahl an Verlusten, die hohen Militärausgaben<br />

sowie die Informationen über äußerst brutale Übergriffe amerikanischer Truppen führten ab En<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r 1960er Jahre zur Entstehung einer immer stärker wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Anti-<strong>Krieg</strong>sbewegung.<br />

Literaturtipp: Steininger, Rolf (2004): Der Vietnamkrieg. Fischer Taschenbuch.<br />

15


5.5 Der Nahostkonflikt<br />

Seite 85<br />

Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />

1 Die UN-Resolution von 1947 sah die Bildung eines palästinensischen <strong>und</strong> eines jüdischen Staates<br />

vor. Jerusalem sollte international verwaltet wer<strong>de</strong>n. Israel erstreckte sich entlang <strong>de</strong>s Jordan<br />

nördlich <strong>und</strong> südlich <strong>de</strong>s See Genezareth, dann westlich an <strong>de</strong>r Küste entlang, im Sü<strong>de</strong>n gehörte<br />

ein großer inländischer Streifen südlich <strong>de</strong>s Toten Meeres bis Eilat dazu. Der Rest sollte <strong>de</strong>n<br />

Palästinensern zugesprochen wer<strong>de</strong>n.<br />

Nach <strong>de</strong>r Staatsgründung Israels am 14. 5. 1948 verloren die Palästinenser 1/3 ihres Territoriums<br />

<strong>und</strong> (außer bei Gaza) <strong>de</strong>n Zugang zum Meer. Jerusalem sollte nun gänzlich jüdisch wer<strong>de</strong>n. Seit<br />

1967 halten die Israelis auch die jenseits <strong>de</strong>s Jordan gelegenen Golanhöhen besetzt. Der jüdische<br />

Siedlungsbau wur<strong>de</strong> weiter forciert <strong>und</strong> die Grenzen wan<strong>de</strong>rten – mit <strong>de</strong>n jüdischen Siedlungen –<br />

weiter nach Osten. Heute leben viele Palästinenser in Enklaven. 2003 begann Israel <strong>de</strong>n Bau<br />

riesiger Sperranlagen, um die Grenze zwischen Kernland <strong>und</strong> Westjordanland zu sichern. 2010<br />

waren etwa 60 % <strong>de</strong>r über 700 km langen Anlagen fertiggestellt.<br />

Linktipp: http://www.palaestina-israel-zeitung.<strong>de</strong>/ – Downloads<br />

2 Sichtweise <strong>de</strong>r Unabhängigkeitserklärung Israels:<br />

Die Staatsgründung ermöglicht die Rückkehr <strong>de</strong>r einst vertriebenen Ju<strong>de</strong>n in ihr Land, das jüdischen<br />

Volk bekommt damit endlich eine Heimat <strong>und</strong> einen eigenen Staat.<br />

Sichtweise <strong>de</strong>s Palästinensischen Manifests:<br />

Palästina, die Heimat, die <strong>de</strong>n Palästinensern genommen wur<strong>de</strong>, muss mit Waffengewalt<br />

zurückerobert wer<strong>de</strong>n. Der Zionismus ist rassistisch, aggressiv <strong>und</strong> faschistisch.<br />

Im Manifest <strong>de</strong>r PLO sind die Erfahrungen <strong>de</strong>r Konflikte <strong>und</strong> <strong>Krieg</strong>e mit <strong>de</strong>n Israelis (v. a. <strong>de</strong>r Sechs-<br />

Tage-<strong>Krieg</strong> 1967) verarbeitet, die Unabhängigkeitserklärung Israels vertritt v. a. die zionistische I<strong>de</strong>e<br />

„Ein Land ohne Volk für ein Volk ohne Land“.<br />

Die Beziehung zwischen Ju<strong>de</strong>n <strong>und</strong> Palästinensern in Israel sind nach wie vor extrem konfliktiv.<br />

Eine Lösung <strong>de</strong>s Konfliktes scheint <strong>de</strong>rzeit nicht möglich. Seit Jänner 2013 wird <strong>de</strong>r Siedlungsbau in<br />

<strong>de</strong>r Westbank wie<strong>de</strong>r forciert. Laut <strong>de</strong>r Zeitung „Ha Aeraetz“ vom 23. 10. 2012 befürwortet eine<br />

Mehrheit <strong>de</strong>r Israelis ein Apartheidregime.<br />

Literaturtipp: Steininger, Rolf ( 4 2006): Der Nahostkonflikt. Fischer Taschenbuch.<br />

5.6 Die BRD – vom „Bollwerk gegen <strong>de</strong>n Kommunismus“ zur<br />

Wie<strong>de</strong>rvereinigung<br />

Seite 87<br />

Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />

1 Begriffsanalyse <strong>und</strong> Vergleich:<br />

Bei<strong>de</strong> Bezeichnungen basieren auf <strong>de</strong>m Bild <strong>de</strong>r Mauer als Schutz vor etwas Feindlichem.<br />

• „Bollwerk gegen <strong>de</strong>n Kommunismus“: Ab 1947 (Bruch zwischen <strong>de</strong>n Verbün<strong>de</strong>ten wur<strong>de</strong><br />

offenk<strong>und</strong>ig) sollte die BRD als „Wi<strong>de</strong>rstands- <strong>und</strong> Verteidigungsnest“ gegen die kommunistische<br />

I<strong>de</strong>ologie <strong>und</strong> die UdSSR fungieren. Die BRD hatte strategische Be<strong>de</strong>utung, weil sie (wie<br />

Österreich) direkt an <strong>de</strong>r Grenze <strong>de</strong>r Einflusssphären lag.<br />

• „Antifaschistischer Schutzwall“ = die Berliner Mauer, die angeblich vor <strong>de</strong>n I<strong>de</strong>en <strong>de</strong>s<br />

kapitalistischen Westens schützen, in Wahrheit jedoch “Republikflucht“ verhin<strong>de</strong>rn sollte<br />

2 Kartenarbeit:<br />

britisch: Schleswig-Holstein, Nie<strong>de</strong>rsachsen, Bremen, Hamburg, Nordrheinwestfalen, NW-Berlin<br />

US-amerikanisch: Hessen, Ba<strong>de</strong>n, Bayern, Westen W-Berlins<br />

französisch: Rheinland-Pfalz, Saarland, Württemberg, SW-Berlin<br />

sowjetisch: Mecklenburg, Bran<strong>de</strong>nburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Sachsen, O-Berlin<br />

3 Durch <strong>de</strong>n To<strong>de</strong>sstreifen verloren viele Menschen ihr Leben, die Mauer machte die DDR-<br />

BürgerInnen zu „Gefangenen im eigenen Land“. Die Teilung trennte Familien, Fre<strong>und</strong>innen <strong>und</strong><br />

Fre<strong>und</strong>e. Manche Menschen verloren ihren Arbeitsplatz, <strong>und</strong> viele litten psychisch unter <strong>de</strong>m leben<br />

in einer geteilten Stadt.<br />

4 Lösungsbeispiel, Brandt:<br />

Brandts offene Haltung gegenüber <strong>de</strong>n kommunistischen Staaten ermöglichte eine Entspannung<br />

16


<strong>de</strong>s Verhältnisses zwischen BRD <strong>und</strong> DDR. Das Vier-Mächte-Abkommen über West-Berlin (1971)<br />

war ein erster Schritt in Richtung einer Begrenzung <strong>de</strong>s Wettrüstens von USA <strong>und</strong> UdSSR. Durch<br />

gegenseitiges Entgegenkommen Moskaus <strong>und</strong> Bonns wur<strong>de</strong> auch <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>stein für die<br />

Wie<strong>de</strong>rvereinigung gelegt.<br />

Linktipp: http://www.dhm.<strong>de</strong>/cgi-bin/lemosuche [Willy Brandt / Helmut Kohl]<br />

Literaturtipp: Schwan, Heribert/Steininger, Rolf (2009): Die Bonner Republik 1949-1998. Ullstein.<br />

5.7 Letzter Höhepunkt <strong>und</strong> En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Kalten <strong>Krieg</strong>es<br />

Seite 88<br />

Lösung zu Fragen & Aufgaben<br />

1 Der Kalte <strong>Krieg</strong> als <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong>sstifter?<br />

<strong>Frie<strong>de</strong>n</strong> gab <strong>und</strong> gibt es auch ohne ständiges Bedrohungsszenario, etwa kurz vor En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Zweiten<br />

Weltkriegs, als Roosevelt eine Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r UdSSR anstrebte. Sein Nachfolger Truman<br />

war ein Verfechter <strong>de</strong>r „Containment-Policy“ („Eindämmungspolitik“). Ab 1949 verfügten bei<strong>de</strong><br />

Großmächte über Atomwaffen. Die ständige gegenseitige Bedrohung half ihnen, Verbün<strong>de</strong>te,<br />

Einflusssphären <strong>und</strong> Absatzmärkte für die eigene Politik, Wirtschaft <strong>und</strong> I<strong>de</strong>ologie zu gewinnen. Ob<br />

sie zur Aufrechterhaltung <strong>de</strong>s <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong>s beitrug, lässt sich nicht wirklich klären. Sicher ist hingegen,<br />

dass das Wettrüsten <strong>de</strong>s Kalten <strong>Krieg</strong>es die Gefahr einer „Welt-Katastrophe“ in sich barg ( S. 83).<br />

Metho<strong>de</strong>: Das Lied als historische Quelle<br />

Seite 89–91<br />

Zur Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r vorgestellten Metho<strong>de</strong><br />

In Lie<strong>de</strong>rn spiegeln sich individuelle Gefühle <strong>und</strong> Haltungen, aber auch zeitspezifische soziale <strong>und</strong><br />

politische Positionen. Deshalb sind Lie<strong>de</strong>r als historische Quellen beson<strong>de</strong>rs wertvoll. Das Medium<br />

Musik macht die Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit Liedtexten für viele Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler außer<strong>de</strong>m<br />

beson<strong>de</strong>rs attraktiv.<br />

Der Geschichtsdidaktiker Michael Sauer betont:<br />

Lie<strong>de</strong>r sind eine im Geschichtsunterricht nur wenig genutzte Quellengattung. Dabei bieten sie<br />

beson<strong>de</strong>re didaktische Vorzüge: Sie dokumentieren vor allem sozial-, alltags- <strong>und</strong><br />

mentalitätsgeschichtliche Aspekte <strong>de</strong>r Historie <strong>und</strong> zeigen häufig eine Perspektive von unten. Ihr<br />

emotionaler Gehalt, <strong>de</strong>r sich beson<strong>de</strong>rs über die Musik vermittelt, lädt zur Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit<br />

historischen Positionen, Stimmungen, Meinungen <strong>und</strong> Wirkungsabsichten ein. Durch Hören <strong>und</strong><br />

Singen von Lie<strong>de</strong>rn lassen sich Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler für historische Themen motivieren. (Michael<br />

Sauer, Lie<strong>de</strong>r im Geschichtsunterricht, in: Geschichte lernen 50 [1996], S. 4).<br />

Die methodische Arbeit mit Lie<strong>de</strong>rn erleichtert aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r klaren Perspektivität, Direktheit <strong>und</strong><br />

Authentizität <strong>de</strong>r Quellenart <strong>de</strong>n Zugang zu historischen Ereignissen. Sach- <strong>und</strong> Werturteile wer<strong>de</strong>n<br />

emotional formuliert <strong>und</strong> transportiert. Musik <strong>und</strong> Text verstärken gegenseitig die inhaltliche Botschaft.<br />

Beim Einsatz im Unterricht wird man <strong>de</strong>n Lie<strong>de</strong>rn am besten gerecht, wenn man sie als zentralen<br />

Untersuchungsgegenstand in <strong>de</strong>n Mittelpunkt stellt <strong>und</strong> von diesem Quellenpunkt ausgehend eine<br />

historische Kontextualisierung vornimmt. In <strong>de</strong>r Eingangsphase <strong>de</strong>s Unterrichts ist das Lied geeignet<br />

zur Illustration, zu Wecken von Problembewusstsein <strong>und</strong> als Ausgangspunkt zur Formulierung von<br />

Fragen.<br />

17


Seite 90<br />

Lösungsvorschläge für die Anwendungsaufgaben<br />

Analyse <strong>de</strong>s Lieds „Russians“ von Sting<br />

• Schritt 1: Mögliche Assoziationen: empfindsam, klagend, traurig, bedrückend, düster<br />

• Schritt 2: Das Lied han<strong>de</strong>lt von <strong>de</strong>r angespannten Situation im Kalten <strong>Krieg</strong>. Amerika <strong>und</strong> die<br />

Sowjetunion stehen einan<strong>de</strong>r gegenüber, von <strong>de</strong>n Drohungen Russlands scheint eine große<br />

Gefahr auszugehen.<br />

Titel: Russians. Text: Sting, Sergei Prokofiev. Produktion: Sting, Peter Smith. Entstehungsjahr:<br />

1985. Zielgruppe: Das Lied richtet sich an ein globales, eher westlich orientiertes Publikum.<br />

Am En<strong>de</strong> aller Strophen wird im Refrain die Hoffnung formuliert, dass auch die Russen ihre Kin<strong>de</strong>r<br />

lieben <strong>und</strong> darum ihre Drohungen nicht wahrmachen wür<strong>de</strong>n.<br />

Genannt wer<strong>de</strong>n „Krushchev“ (1. Strophe), also Nikita Chruschtschow, <strong>de</strong>r von 1958 bis 1964<br />

Regierungschef <strong>de</strong>r UdSSR war, sowie J. Robert Oppenheimer (2. Strophe), <strong>de</strong>r als Vater <strong>de</strong>r<br />

Atombombe gilt, <strong>und</strong> <strong>de</strong>r US-Präsi<strong>de</strong>nt Ronald Reagan (3. Strophe).<br />

In <strong>de</strong>r zweiten Strophe wird betont, dass wir alle unabhängig von jeglicher I<strong>de</strong>ologie „dieselbe<br />

Biologie teilen“, dass wir alle Menschen sind. Sting plädiert für eine friedliche Beilegung <strong>de</strong>s<br />

Konflikts, <strong>de</strong>nn er ist sicher, es könne keinen „winnable war“ geben (3. Strophe). Die Musik passt<br />

gut zum Text, <strong>de</strong>r ein trauriges <strong>und</strong> bedrohliches Thema behan<strong>de</strong>lt.<br />

• Schritt 3: Mögliche Fragen: Wer war Chruschtschow <strong>und</strong> womit hat er gedroht? Wie sah das<br />

atomare Waffenarsenal <strong>de</strong>r UdSSR bzw. <strong>de</strong>r USA aus? Welche Rolle spielte Reagan?<br />

Literaturtipp: Rolf Steininger (2004): Der Kalte <strong>Krieg</strong>.<br />

Analyse <strong>de</strong>s Lie<strong>de</strong>s „Leg <strong>de</strong>in Ohr auf die Schiene <strong>de</strong>r Geschichte“ <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Hip-Hop-Band<br />

Fre<strong>und</strong>eskreis<br />

• Schritt 1: Mögliche Assoziationen:<br />

verträumt, ruhig, traurig, bedrückend, empfindsam<br />

• Schritt 2: Liedtextanalyse<br />

Der Text thematisiert die „große“ Geschichte, die sich in <strong>de</strong>r persönlichen Geschichte <strong>de</strong>s Sängers<br />

wi<strong>de</strong>rspiegelt <strong>und</strong> geht dabei auf historische Ereignisse <strong>de</strong>s ausgehen<strong>de</strong>n 20. Jhs. ein.<br />

Titel: Leg <strong>de</strong>in Ohr auf die Schiene <strong>de</strong>r Geschichte. Text <strong>und</strong> Produktion: Fre<strong>und</strong>eskreis. Sänger:<br />

Max Herre. Entstehungsjahr: 1997. Zielgruppe: Das Lied richtet sich an ein <strong>de</strong>utschsprachiges<br />

Publikum; da <strong>de</strong>r Refrain aber auf Englisch ist, kann auch eine globalere Zielgruppe angesprochen<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Zeile „You’re just a part of it“: Schlüsselstelle. Je<strong>de</strong>r ist auf seine Weise Teil <strong>de</strong>r „großen“, globalen<br />

Geschichte. Darum ist es wichtig, sich mit politischen <strong>und</strong> gesellschaftlichen Themen<br />

auseinan<strong>de</strong>rzusetzen.<br />

Historische Bezugnahmen:<br />

Militärputsch in Chile (1973), <strong>de</strong>r sozialistische Präsi<strong>de</strong>nt Salvador Allen<strong>de</strong> wur<strong>de</strong> mit<br />

Unterstützung <strong>de</strong>r USA gestürzt, die Militärs übernahmen unter General Pinochet die Macht. Der<br />

chilenische Sänger Victor Jara, Anhänger Allen<strong>de</strong>s, <strong>de</strong>r sich in seinen Lie<strong>de</strong>rn gegen <strong>de</strong>n<br />

Kapitalismus <strong>und</strong> die USA gewandt hatte, wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n ersten Tagen nach <strong>de</strong>m Militärputsch<br />

gefoltert <strong>und</strong> ermor<strong>de</strong>t. – „ABC-Schütze“ spielt auf die Situation im Kalten <strong>Krieg</strong> an, als sich die<br />

USA <strong>und</strong> die UdSSR mit ABC-Waffen gegenüberstan<strong>de</strong>n. Europa wird als Schauplatz dieser<br />

Auseinan<strong>de</strong>rsetzung genannt. – Am 26. 04. 1986 ereignete sich in Tschernobyl (Ukraine) ein<br />

verheeren<strong>de</strong>s nukleares Unglück. Zehn Jahre vorher hatte sich in Meda (Norditalien) ein Unfall in<br />

einer chemischen Fabrik ereignet (Sevesounglück). Im Lied wird kritisiert, dass die<br />

Chemieindustrie nach wie vor floriert <strong>und</strong> wir auf Kosten an<strong>de</strong>rer Atomstrom nutzen. – Die<br />

irakische Regierung hatte im Jahr 1988 Giftgasangriffe auf die kurdische Bevölkerung in <strong>de</strong>r<br />

Provinz Halabdscha durchgeführt. Die Waffen waren aus Deutschland gekommen. – „Talking ‘bout<br />

the revolution“ ist <strong>de</strong>r bekannteste Song von Tracy Chapman, die diesen Song zum 70. Geburtstag<br />

<strong>de</strong>s Anti-Apartheid-Aktivisten <strong>und</strong> späteren Präsi<strong>de</strong>nten Nelson Man<strong>de</strong>la in London aufführte.<br />

• Schritt 3: Mögliche Fragen:<br />

Wie ist die aktuelle Lage in Kambodscha? Wird in Österreich bzw. in <strong>de</strong>r EU auch heute noch<br />

Atomstrom genutzt? Welche aktuellen globalen Ereignisse wirkten bzw. wirken sich auf unser<br />

alltägliches Leben aus?<br />

Hinweis: Auf Kopiervorlage 2 (S. XX) fin<strong>de</strong>n Sie <strong>de</strong>n Text Lie<strong>de</strong>s „Leg <strong>de</strong>in Ohr auf die Schiene <strong>de</strong>r<br />

Geschichte“.<br />

18


6 <strong>Krieg</strong> ohne En<strong>de</strong> – Kleine Geschichte <strong>de</strong>s Kongo<br />

Transfer-Einheit zum Abschluss von Kapitel 2<br />

Der Transfer-Abschnitt zeigt anhand eines kurzen historischen Längsschnittes „Geschichte <strong>de</strong>s Kongo<br />

von <strong>de</strong>r Kolonialzeit bis zur Gegenwart“, wie ein an Rohstoffen reiches Land durch europäische <strong>und</strong><br />

internationale Einmischung in wirtschaftliche <strong>und</strong> politische Abhängigkeit gebracht <strong>und</strong> <strong>de</strong>stabilisiert<br />

wur<strong>de</strong>. Die Einflussnahme ausländischer Mächte blieb auch nach <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 75 Jahre dauern<strong>de</strong>n<br />

belgischen Kolonialherrschaft (1985–1960) bestehen. Der Kongo wur<strong>de</strong> zu einem Spielball <strong>de</strong>r<br />

Mächtigen im Kalten <strong>Krieg</strong> <strong>und</strong> es kam zu bürgerkriegsartigen Zustän<strong>de</strong>n. Die Unterstützung <strong>de</strong>s<br />

autoritären Regimes von Diktator Joseph Mobutu durch <strong>de</strong>n Westen prolongierte eine <strong>de</strong>r<br />

korruptesten Diktaturen Afrikas. Nach Mobutus Entmachtung <strong>und</strong> Tod 1997 brach ein sechsjähriger<br />

<strong>Krieg</strong> aus, <strong>de</strong>r 2002 offiziell been<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>. Dennoch ist <strong>de</strong>r Kongo ist bis heute nicht befrie<strong>de</strong>t <strong>und</strong><br />

kommen die Gewinne aus <strong>de</strong>n reichen Rohstoffvorkommen in erster Linie <strong>de</strong>n Industrienationen <strong>und</strong><br />

internationalen Konzernen zugute.<br />

6.1 Die Kolonie Belgisch-Kongo bis zur Unabhängigkeit<br />

Seite 92/93<br />

Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />

1 Tabelle „Rechte <strong>de</strong>r Weißen, Benachteiligung <strong>de</strong>r Schwarzen“:<br />

Rechte <strong>de</strong>r Weißen<br />

- höfliche Anre<strong>de</strong> per „Sie<br />

- durch Gesetze, die ein „Recht <strong>de</strong>s Stärkeren“ postulieren, ermöglichter Landraub<br />

- Exekutieren eines grausamen Rechts, das Schwarze diskriminiert<br />

Benachteiligung <strong>de</strong>r Schwarzen<br />

- Anre<strong>de</strong> mit „du“<br />

- Ausgeliefertsein an ein Recht, das Weißen Gewalttaten, Demütigungen <strong>und</strong> Ermordung -<br />

Schwarzer erlaubt<br />

- Verfolgung, Inhaftierung <strong>und</strong> Ermordung aus politischen Grün<strong>de</strong>n<br />

2 Mögliche Reaktionen <strong>de</strong>r belgischen Wür<strong>de</strong>nträger:<br />

Entrüstung, Re<strong>de</strong> wur<strong>de</strong>n als Provokation, als rebellischer <strong>und</strong> „<strong>und</strong>ankbarer“ Akt <strong>de</strong>r schwarzen<br />

Bevölkerung empf<strong>und</strong>en<br />

3 Sicht <strong>de</strong>s Königs:<br />

Die Belgier waren „Kulturbringer“, sie brachten <strong>de</strong>n Bewohnerinnen <strong>und</strong> Bewohnern <strong>de</strong>s Kongos<br />

die „Zivilisation“ (Infrastruktur, medizinische Versorgung, Bildungseinrichtungen usw.) <strong>und</strong><br />

för<strong>de</strong>rten damit die „Entwicklung“ <strong>de</strong>s Kolonialgebietes.<br />

Mögliche Wirkungen auf Afrikanerinnen <strong>und</strong> Afrikaner:<br />

Die Sichtweise <strong>de</strong>s Königs könnte auf Ablehnung gestoßen sein, Ärger, Empörung <strong>und</strong> Zorn<br />

hervorgerufen haben, da die Kolonialzeit eine Zeit extremer Diskriminierung, Ausbeutung <strong>und</strong><br />

Unterdrückung <strong>de</strong>r Schwarzen war.<br />

4 Mögliche Schlagzeilen:<br />

„Neubeginn im Kongo“, „Aufbruch nach 125 Jahren Unterdrückung“<br />

5 Der Film „Lumumba“ stützt sich im Wesentlichen auf <strong>de</strong>n Dokumentarfilm „Lumumba – Der Tod<br />

<strong>de</strong>s Propheten“ aus <strong>de</strong>m Jahr 1991, <strong>de</strong>r ebenfalls von Raoul Peck produziert wur<strong>de</strong>. Viele<br />

Filmszenen sind historischen Fotografien <strong>und</strong> Filmaufnahmen <strong>de</strong>tailliert nachempf<strong>und</strong>en.<br />

Link zum Filmheft: http://www.bpb.<strong>de</strong>/shop/lernen/filmhefte/34089/lumumba<br />

6 Vergleich Originalre<strong>de</strong>, Filmversion:<br />

Raoul Beck hält sich bei <strong>de</strong>r Darstellung <strong>de</strong>r drei Parlamentsre<strong>de</strong>n eng an das historische Vorbild.<br />

Lumumba zeigt durch seine Mimik <strong>und</strong> Körperhaltung während <strong>de</strong>r Re<strong>de</strong> <strong>de</strong>s belgischen Königs<br />

<strong>de</strong>utlich seine Verachtung, auch die Position von Staatspräsi<strong>de</strong>nt Kasavubu, <strong>de</strong>r sich bei <strong>de</strong>n<br />

Belgiern bedankt, lehnt Lumumba ab. Er hält – mit großer Entschlossenheit – die letzte Re<strong>de</strong> <strong>und</strong><br />

begrüßt nur seine Landsleute, nicht aber die Belgier. Der Film zeigt auch AfrikanerInnen, die<br />

Lumumbas Re<strong>de</strong> begeistert im Radio verfolgen <strong>und</strong> weiße ZuhörerInnen in ablehnen<strong>de</strong>r Haltung.<br />

Linktipps zur Originalre<strong>de</strong>:<br />

www.youtube.com/watch?v=DGdf7wX-E7g (Re<strong>de</strong>ausschnitte)<br />

http://www.youtube.com/watch?v=rzPO4KQCZP8 (gesamte Re<strong>de</strong>)<br />

19


6.2 Die nachkoloniale Ära<br />

Seite 94/95<br />

Lösungen zu Fragen & Aufgaben<br />

1 Wichtige Daten für eine Zeitleiste zur kongolesischen Geschichte:<br />

14. Jh.: Gründung <strong>de</strong>s Königreichs Kongo, eines <strong>de</strong>r größten Staatswesen Afrikas<br />

15.–19. Jh.: Portugiesen im Kongo<br />

16. –19. Jh.: Briten <strong>und</strong> Nie<strong>de</strong>rlän<strong>de</strong>r als Kolonialherren; Kongolesen <strong>und</strong> Kongolesinnen als<br />

Sklaven bzw. Sklavinnen nach Amerika verbracht<br />

1885: Der Kongo wird „Privatbesitz“ <strong>de</strong>s belgischen Königs Leopold II.<br />

1959: Unruhen in <strong>de</strong>r Hauptstadt Léopoldville; Belgien zieht sich aus <strong>de</strong>m Kongo zurück.<br />

30. Juni 1960: Der Kongo wird unabhängig. Kasavubu wird Staatspräsi<strong>de</strong>nt, Lumumba wird<br />

Ministerpräsi<strong>de</strong>nt.<br />

1965: Militärputsch Mobutus, Errichtung einer Diktatur (1971–1997: Zaire)<br />

ab 1990: schrittweise Demokratisierung <strong>de</strong>s Systems<br />

1997: En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Diktatur Mobutus, Rebellenchef Laurent-Désiré Kabila wird neuer Präsi<strong>de</strong>nt;<br />

Kongo-<strong>Krieg</strong> bis 2003<br />

2006: Erstmals seit 1965 wird ein neuer Präsi<strong>de</strong>nt gewählt: Joseph Kabila<br />

2007–2009: Konflikt im Ostkongo, Vermittlung durch die UNO scheitert<br />

2012: Im Human Development In<strong>de</strong>x <strong>de</strong>r Vereinten Nationen nimmt die Demokratische Republik<br />

Kongo <strong>de</strong>n letzten (186.) Platz ein. Der Staat steht auf <strong>de</strong>m weltweiten Demokratiein<strong>de</strong>x auf <strong>de</strong>m<br />

155. von 167 Plätzen <strong>und</strong> wird <strong>de</strong>r Kategorie „Autoritäres Regime“ zugeordnet.<br />

2 Großbritannien, Portugal, Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>, Belgien (im 19. <strong>und</strong> 20. Jh. Kolonialmächte): wollen sich die<br />

Rohstoffe im Kongo sichern<br />

USA: Unterstützung <strong>de</strong>r Diktatur Mobutus, Antikommunismus im Kalten <strong>Krieg</strong><br />

Afrikanische Nachbarstaaten (Simbabwe, Angola, Namibia, Tschad, Sudan, Ruanda, Uganda,<br />

Bur<strong>und</strong>i): Grenzkonflikte, Unterstützung von Rebellenbewegungen<br />

UNO: Sicherung <strong>de</strong>s <strong>Frie<strong>de</strong>n</strong>s im Kongo <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Demokratisierungsprozesses<br />

3 Als „Failed State“ ist <strong>de</strong>r Kongo nicht in <strong>de</strong>r Lage, eine funktionieren<strong>de</strong> Infrastruktur im Land<br />

aufzubauen <strong>und</strong> zu erhalten; die Interessen <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Gruppierungen im Land divergieren<br />

stark; viele Rohstoffvorkommen sind im Besitz ausländischer Investoren.<br />

4 Mögliche Begriffe: Wut, Schmerz, Gewalt, Militär, Unterdrückung<br />

5 Hintergr<strong>und</strong>information: Der Dokumentarfilm (im Original: „King Leopold’s Ghost“, USA 2006, 108<br />

Minuten) von Pipa Scott zeigt <strong>de</strong>n 125 Jahre währen<strong>de</strong>n Kolonialterror im Kongo. Der Film basiert<br />

auf <strong>de</strong>m Buch von Adam Hochschild aus <strong>de</strong>m Jahr 2000.<br />

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Kopiervorlage 2 – Metho<strong>de</strong>: Das Lied als historische Quelle<br />

Kopiervorlage 2 Seite 90<br />

Fre<strong>und</strong>eskreis<br />

Leg <strong>de</strong>in Ohr auf die Schiene <strong>de</strong>r Geschichte<br />

[Intro]<br />

Viele Menschen schrecken zurück wenn sie „Geschichte“ hör‘n<br />

Geschichte ...<br />

Vier langweilige St<strong>und</strong>en pro Woche in <strong>de</strong>r Schule<br />

O<strong>de</strong>r was, das lange her ist o<strong>de</strong>r immer ohne einen passiert<br />

[Part 1]<br />

1973 – Geburtsjahr<br />

Wichtig für mich als auch geschichtlich<br />

Denn da wur<strong>de</strong> klar, dass die CIA 'ne Hure war<br />

Chile – Attentat, viele Tote, Allen<strong>de</strong> starb<br />

Tragisch da tragen<strong>de</strong>r Mann <strong>de</strong>r unidad popular<br />

C.I.A., Chile Ist Amerikanisch<br />

Victor Jara sang auf Spanisch, seine stimme mahnt dich<br />

Vergiss' die Toten nicht, vergiss' die Diktatur<strong>de</strong>spoten nicht<br />

1973<br />

Meine Mutter presste, gebar <strong>und</strong> liebt mich<br />

Trägt mich an <strong>de</strong>r Brust, stillt <strong>und</strong> wiegt mich<br />

In<strong>de</strong>s 'ne Mutter mit Sohn in Kambodscha <strong>de</strong>n Schuss zu spät sah<br />

Er wär' wie ich jetzt 23<br />

[Hook]<br />

You're just a part of it<br />

So get to the heart of it<br />

Cause if you don't go<br />

You won't know<br />

You're just a part of it<br />

So get to the heart of it<br />

Cause if you don't go<br />

You're never ever, never ever gonna know<br />

[Part 2]<br />

Ich war ein ABC-Schütze in <strong>de</strong>r Zeit um '80<br />

Man las von ABC-Geschützen in <strong>de</strong>r Zeitung, ein Streit entfacht sich<br />

Und Europa gewählt als Schlachtfeld um die Macht auf <strong>de</strong>r Welt<br />

Euer Opa dacht' vielleicht an damals, als auch er sich auf die Straße stellt<br />

'83, Angst macht sich breit, drei Jahre später Tschernobyl<br />

Seveso sowieso, weh' <strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r noch Atomstrom will<br />

Kennt ihr die Bil<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r missbil<strong>de</strong>ten Babys durch Chemie?<br />

Kennt ihr die Villen <strong>de</strong>r Millionäre aus <strong>de</strong>r Industrie?<br />

Wir spielten draußen Fußball als <strong>de</strong>r erste Regen kam<br />

Es ist ein Zufall, dass wir aus 'ner an<strong>de</strong>ren Gegend war'n?<br />

Ich <strong>de</strong>nk' an Kurdistan, Halabdscha, in mir bricht 'was<br />

Nach 'nem halben Jahrh<strong>und</strong>ert tötet wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsches Giftgas<br />

[Hook]<br />

21


Wir war'n 18, Antifas mit Intifada-Schal <strong>und</strong> Armyparka<br />

Andi war's, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Nacht an die Wand in <strong>de</strong>r Schule malte<br />

Nein, gemeint die Intervention im Irak<br />

Die in <strong>de</strong>r Tat viele Menschen mit <strong>de</strong>m Leben zahlten<br />

Andi sei Kroate, <strong>de</strong>r sein Land verrate, meint sein Vater<br />

Weil er lieber sprühte als mit Handgranaten töten übte<br />

Nur uns're Herzen glühten für die Riots in US-Städten<br />

Uns're W<strong>und</strong>erkerzen glühten für Asyl auf Lichterketten<br />

Und als ob sie's wichtig hätten, unter uns die Brandstifter auf Wählerfang<br />

Ich weiß was Tracy Chapman für Man<strong>de</strong>la sang<br />

„Talkin' 'bout the revolution“<br />

Leg' <strong>de</strong>in Ohr auf die Schiene <strong>de</strong>r Geschichte<br />

[Hook]<br />

[Bridge]<br />

Anything is connected to anything<br />

Is connected to anything, is connected to anything<br />

Cause you is all and all is you<br />

Is you is all is all is you is all<br />

Anything, anything, anythiAnnotateng<br />

Zit. nach: http://rapgenius.com/Fre<strong>und</strong>eskreis-leg-<strong>de</strong>in-ohr-auf-die-schiene-<strong>de</strong>r-geschichte-lyrics (Oktober 2013)<br />

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