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in Kirchlengern - ELSESTIFTE

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Trauerhelfer<br />

Partyhelfer<br />

Beispiel über Bestattungsvorsorge und die Möglichkeiten e<strong>in</strong>er Bestattung,<br />

direkt vor Ort anbieten.“ Dah<strong>in</strong>ter steht die Absicht, das Geschäftsgebiet zu<br />

erweitern und sich nicht nur auf <strong>Kirchlengern</strong> zu beschränken, zumal die entsprechende<br />

Man-Power jetzt vorhanden ist.<br />

Mit dem Erwerb und dem Umbau der Friedhofskapelle Südlengern-Dorf zu e<strong>in</strong>er<br />

privaten Trauerhalle hatte das Bestattungshaus Bode 2008 e<strong>in</strong>en weiteren<br />

Grundste<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Geschichte des Unternehmens gesetzt. Seitdem f<strong>in</strong>det hier<br />

das Bestattungsprocedere <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em persönlichen, familiären Umfeld statt.<br />

Hier gibt es auch die Sargausstellung, die Kunden können sich umfassend beraten<br />

lassen und auch <strong>in</strong> privater Atmosphäre Abschied von dem Verstorbenen<br />

nehmen. Axel Bode: „Die Menschen verweilen hier. Wichtig ist es, vor<br />

dem Tod nicht wegzulaufen.“ Beerdigt wird natürlich auch andernorts, nicht<br />

nur <strong>in</strong> Südlengern. Es ist immer e<strong>in</strong>e Sache des Vertrauens zum Bestatter.<br />

Jutta Kam<strong>in</strong>ski hat den Kopf immer oben. Sie und ihr Mann Dietmar haben<br />

den Schicksalsschlag, der sie 2005 traf, als ihr Sohn Wilken an e<strong>in</strong>er Gehirnentzündung<br />

erkrankte, zu der <strong>in</strong> der Folge noch Epilepsie h<strong>in</strong>zukam, verarbeitet,<br />

sich nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Schneckenhaus verzogen, sondern gehen ganz offensiv<br />

damit um und versuchen Qualität <strong>in</strong> ihr Leben zu br<strong>in</strong>gen. Die Beiden unisono:<br />

„Wir s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e ganz normale Familie.“<br />

Jutta Kam<strong>in</strong>ski (41 Jahre) ist im Haus ihrer Eltern <strong>in</strong> Rehmerloh aufgewachsen,<br />

<strong>in</strong> dem sie auch heute noch lebt. Nach Grundschule und Realschule sowie<br />

dem Erich-Gutenberg-Berufskolleg folgte die Ausbildung im „Schweichelner<br />

Krug“ bei Generotzky. In e<strong>in</strong>er harten fünfjährigen Ausbildung <strong>in</strong> der Gastronomie<br />

erlernte sie gleich zwei Berufe, den der Hotelfachfrau und den der<br />

Köch<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>s hat sie dabei ver<strong>in</strong>nerlicht, den Respekt vor dem Gast. Der treibt<br />

sie auch heute noch an.<br />

UNTERNEHMEN DES MONATS<br />

22<br />

Knapp 60 Jahre Erfahrung hat die Firma Bode<br />

im Bestattungswesen <strong>in</strong> <strong>Kirchlengern</strong>. Die ersten<br />

Anläufe unternahm der Firmengründer<br />

Gustav Bode 1947 als selbstständiger Tischler<br />

zusammen mit dem damaligen Küster Paul<br />

Br<strong>in</strong>kmann, der auch für die Organisation von<br />

Bestattungen <strong>in</strong> <strong>Kirchlengern</strong> zuständig war.<br />

1956 meldete Gustav Bode das Gewerbe als<br />

Bestatter bei der Geme<strong>in</strong>de an, gab die Tischlerei<br />

auf und war nun ausschließlich als Bestatter<br />

<strong>in</strong> <strong>Kirchlengern</strong> und Umgebung unterwegs.<br />

Über 30 Jahre war Gustav Bode <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Beruf<br />

tätig, bevor er sich 1988 aus gesundheitlichen<br />

Gründen zur Ruhe setzte und das Unternehmen<br />

an se<strong>in</strong>en Sohn Axel übergab, der bereits 1979<br />

<strong>in</strong> die Firma e<strong>in</strong>getreten war. Zusammen mit<br />

se<strong>in</strong>er Frau Ilona erweiterte Axel Bode den Betrieb<br />

<strong>in</strong> den Ortsbereich von Südlengern, wo sie<br />

das alte<strong>in</strong>gesessene Bestattungsunternehmen<br />

Kuhle-Ellersiek übernahmen.<br />

Inzwischen ist das Bestattungsunternehmen<br />

Bode e<strong>in</strong> re<strong>in</strong>er Familienbetrieb geworden,<br />

denn neben Axel und Ilona Bode haben auch<br />

die Söhne Karl Simon (25 Jahre) und Max Lukas<br />

(21 Jahre) nach erfolgreicher Ausbildung zur Bestattungsfachkraft<br />

den Weg <strong>in</strong> den elterlichen<br />

Betrieb gefunden. Karl Simon machte se<strong>in</strong>e<br />

Lehrzeit im seit 2006 anerkannten Ausbildungsbetrieb<br />

se<strong>in</strong>es Vaters, Max Lukas <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Bestattungsunternehmen <strong>in</strong> Bad Salzuflen. Inzwischen<br />

s<strong>in</strong>d sie voll <strong>in</strong> die Betriebsabläufe <strong>in</strong>tegriert.<br />

So betreut Max Lukas das im September<br />

2011 eröffnete Büro an der Brunnenallee<br />

27 <strong>in</strong> Bünde. Axel Bode: „Die Räume s<strong>in</strong>d hell<br />

und freundlich e<strong>in</strong>gerichtet und im Fenster und<br />

<strong>in</strong> den Räumen wurde absichtlich auf e<strong>in</strong>e Sargund<br />

Urnenausstellung verzichtet. Wir möchten<br />

<strong>in</strong> privater Atmosphäre Informationen, zum<br />

Angeboten werden alle Formen von Bestattungen, wie Erd, Feuer, See und<br />

Streuwiese. 70 bis 80 Prozent s<strong>in</strong>d nach Angaben der Bodes <strong>in</strong>zwischen Feuerbestattungen,<br />

was mit dem ger<strong>in</strong>gen Platzverbrauch und der ger<strong>in</strong>gen Grabpflege<br />

zu tun habe. Bode: „Es leben eben nicht mehr mehrere Generationen<br />

unter e<strong>in</strong>em Dach, wo die Grabpflege selbstverständlich war. Am Samstag<br />

wurde das Grab gepflegt, am Sonntag g<strong>in</strong>g es <strong>in</strong> die Kirche und anschließend<br />

zum Friedhof. Das war eben so. Heute wohnen die K<strong>in</strong>der weit weg und haben<br />

nicht mehr die Zeit, regelmäßig nach dem Grab zu schauen.“<br />

Für Axel Bode und se<strong>in</strong>e Söhne war es nie e<strong>in</strong>e Frage, was sie später machen<br />

würden: Immer hieß es Bestatter. Axel Bode wurde bei se<strong>in</strong>em Vater mit dem<br />

Beruf groß: „Das war deshalb für mich auch ke<strong>in</strong>e Frage, obwohl es natürlich<br />

auch e<strong>in</strong>e gewisse Erwartungshaltung gab.“ Karl Simon soll sogar schon im<br />

K<strong>in</strong>dergarten die entsprechende Frage mit „Bestatter“ beantwortet haben.<br />

Heute s<strong>in</strong>d die Bodes e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>gespieltes Team, <strong>in</strong> dem auch Ilona Bode e<strong>in</strong>e<br />

wichtige Rolle spielt. Sie hütet das Telefon wie e<strong>in</strong>e Augenweide hat sie doch<br />

den ersten Kontakt bei e<strong>in</strong>em Trauerfall und stellt die ersten Weichen.<br />

Das Berufsbild des Bestatters hat sich <strong>in</strong>zwischen stark verändert. Früher trat<br />

man dem Bestatter mit Angst und Ehrfurcht entgegen. Axel Bode: „Das ist alles<br />

Quatsch. Für uns ist es wichtig, Mensch zu se<strong>in</strong> und zu helfen. Viel geschieht<br />

dabei auch aus dem Bauch heraus. Wir haben immer mit traurigen Menschen<br />

zu tun, wir können da mitfühlen, aber nicht mittrauern. Da muss man mit E<strong>in</strong>fühlungsvermögen<br />

e<strong>in</strong>en Cut machen.“ Ilona Bode: „Im Privaten s<strong>in</strong>d wir ja<br />

auch e<strong>in</strong>e recht fröhliche, lustige Familie. Das gleicht dann aus.“<br />

In ihrer Freizeit war Jutta Kam<strong>in</strong>ski ehrenamtlich <strong>in</strong> der Kirchenarbeit aktiv,<br />

wirkte acht Jahre als Presbyter<strong>in</strong> und machte <strong>in</strong> der Jugendarbeit mit. Sie im<br />

Norden, Dietmar, den sie <strong>in</strong>zwischen kennengelernt hatte, <strong>in</strong> <strong>Kirchlengern</strong>,<br />

später auch geme<strong>in</strong>sam überregional. 1995 folgte die Hochzeit, 1997 wurde<br />

Tochter Johanna, 2000 Wilken und 2002 Henrich geboren. E<strong>in</strong>e ganz normale<br />

Familie also. Jutta Kam<strong>in</strong>ski, die <strong>in</strong> ihrer Elternzeit immer wieder aushilfsmäßig<br />

als Köch<strong>in</strong> gearbeitet hatte, wollte sich jetzt wieder ganz ihrem Beruf widmen<br />

und sich mit e<strong>in</strong>em Partyservice selbstständig machen. Der Bauantrag<br />

zum Umbau und zur Erweiterung des elterlichen Hauses wurde 2004 bewilligt,<br />

2005 sollte es losgehen. Dann aber der Supergau, als der damals fünfjährige<br />

Wilken, an e<strong>in</strong>er Gehirnentzündung erkrankte.<br />

Die verantwortlichen Ärzte erklärten den Kam<strong>in</strong>skis, dass sie mit dem<br />

Schlimmsten rechnen müssten, liege die Sterblichkeitsrate bei K<strong>in</strong>dern, die<br />

an e<strong>in</strong>er Gehirnentzündung erkrankt seien, doch bei 20 Prozent. Folgeschäden<br />

gab es bei Wilken <strong>in</strong> der körperlichen und motorischen Entwicklung,<br />

später durch die epileptischen Anfälle auch <strong>in</strong> der geistigen Entwicklung.<br />

Wilken besuchte zunächst ganz normal die Grundschule und lernte Lesen<br />

und Schreiben. Als dann die Anfälle immer schwieriger wurden, folgte der<br />

Schulwechsel zur Schule am Weserbogen <strong>in</strong> Eid<strong>in</strong>ghausen, wo Wilken <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Ganztagsschule lebenspraktischen Unterricht genießt. Allerd<strong>in</strong>gs immer<br />

wieder unterbrochen durch Aufenthalte <strong>in</strong> Bethel, wo die Medikamente e<strong>in</strong>gestellt<br />

werden müssen, zweimal ambulant pro Jahr und bisher schon zwölf<br />

Mal stationär, von e<strong>in</strong>er bis zu fünf Wochen, immer begleitet von Jutta oder<br />

Dietmar Kam<strong>in</strong>ski.<br />

Das Leben bei den Kam<strong>in</strong>skis hat sich seitdem<br />

verändert, sie haben es aber angenommen.<br />

Nach viermonatiger Pause entschlossen sie<br />

sich, ihre Pläne wieder aufzunehmen. Am 1.<br />

Juni 2006 machte sich Jutta Kam<strong>in</strong>ski mit ihrem<br />

Partyservice „Aufgetischt“ selbstständig. Dietmar<br />

Kam<strong>in</strong>ski: „Zunächst war es ja nur e<strong>in</strong> Hobby<br />

und wir haben abgewartet, was passiert.<br />

Das war schon toll, wenn das Telefon mal kl<strong>in</strong>gelte<br />

und sich e<strong>in</strong> Auftrag ankündigte.“ Heute<br />

sieht es ganz anders aus. Jutta Kam<strong>in</strong>ski: „Heute<br />

schaffe ich es kaum jeden Anruf persönlich<br />

entgegenzunehmen.“<br />

Mit sechs Wärmebehältern f<strong>in</strong>g es an, heute<br />

s<strong>in</strong>d es über 30, bei größeren Aufträgen musste<br />

früher schon e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> entsprechendes Fahrzeug<br />

gemietet werden, heute haben sie das<br />

selbst. Mit fünf Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und tätiger<br />

Mithilfe von Mutter und Vater stemmt Jutta<br />

Kam<strong>in</strong>ski heute das Geschäft, <strong>in</strong> das auch Dietmar<br />

nach acht Stunden bei Bünder Glas fest<br />

e<strong>in</strong>gebunden ist. Seit dem 1. August 2013 s<strong>in</strong>d<br />

täglich 40 Essen <strong>in</strong> der Aktion „Essen auf Rädern“<br />

zu kochen und auszuliefern. Der Kundenstamm<br />

kann ausgebaut werden. Das geht aber<br />

nur mit zusätzlichem Personal. Und das sucht<br />

sie derzeit. Im nächsten Jahr möchte sie auch<br />

e<strong>in</strong>en jungen Menschen zum Koch bzw. Köch<strong>in</strong><br />

ausbilden, nachdem sie den Ausbildersche<strong>in</strong><br />

im Dezember 2012 erworben hat.<br />

Bei aller beruflichen Arbeit steht die Familie<br />

aber ganz oben an. Täglich trifft sich die Familie<br />

zum geme<strong>in</strong>samen Abendessen und auch<br />

der Sonntag gehört ab 13 Uhr ganz der Familie.<br />

Jutta Kam<strong>in</strong>ski: „Wir trauen uns auch mit unserer<br />

verrückten Familie <strong>in</strong> die Öffentlichkeit, wir<br />

schotten uns nicht ab. Wir leben ganz natürlich<br />

und führen e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong> normales Leben. Vielleicht<br />

ist es das, was Inklusion ausmacht...“<br />

MENSCH DES MONATS<br />

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