in Kirchlengern - ELSESTIFTE

Der kleine Zelluloidball schielt oftmals etwas neidisch auf seine größeren
Kollegen, die, egal ob Fußball, Handball oder Tennis, mehr Anziehungskraft
auf Sportfreunde ausüben. Auch in Kirchlengern fristet der
Tischtennissport mehr oder weniger ein Mauerblümchendasein, obwohl
es den TTC Kirchlengern bereits seit 1949 gibt. Vorsitzender Dieter Schröder:
„Das weiß kaum einer in Kirchlengern.“ Das soll nun anders werden.
Seit einiger Zeit widmet sich der Verein verstärkt dem Nachwuchs, mit
der Konsequenz, dass es heute zwei Schülermannschaften und seit
kurzem sogar eine Jungenmannschaft gibt, die alle auf Kreisebene
spielen. Das Engagement für die Jugend wurde dadurch
ermöglicht, dass Schröder und Jugendtrainer Ludwig Steidele
dem Arbeitsleben ade gesagt haben, und jetzt mehr Zeit für
den geliebten Sport aufbringen können. Und da musste man
bei der Jugend ansetzen.
Dieter Schröder, seit 1982 als Nachfolger von Manfred Wehmeier
Vorsitzender und Mädchen für alles beim TTC, berichtet,
dass der Anfang an der Grundschule Kirchlengern
gemacht wurde, wo sich mit Einverständnis der Schulleiterin
Birgit Schwidde-Koebke die Jugendtrainer des TTC an
drei Tagen des Schulsports intensiv der Kinder annahmen.
Schröder: „Grundschüler sind gerade richtig zum Einstieg in
den Tischtennissport. Aber als dann am ersten Trainingstag
16 bis 18 Kinder erschienen, standen mir doch die Haare zu
Berge. Mit so einem Erfolg hatten wir überhaupt nicht gerechnet.
Zwar sind nicht alle dabei geblieben, aber das Ergebnis hat
gezeigt, dass sich der Einsatz lohnt.“
Aber gleich standen auch Probleme an. Die vier vorhandenen
Tischtennisplattenreichten einfach nicht mehr aus, um besonders
den Nachwuchs optimal zu trainieren. Wer Schröder
kennt, weiß, dass er nicht so schnell die Flinte ins Korn wirft.
Sein erster Ansprechpartner war Bürgermeister Rüdiger
Meier, der ein Einsehen hatte und dem TTC aus Gemeindemitteln
eine Platte zur Verfügung stellte. Meier ist im
Übrigen auch häufiger zu Gast beim Training des TTC und
nimmt auch schon mal den Schläger in die Hand. Die zweite Platte
folgte auf dem Fuße. Schröders Nachbar Detlef Kaase, der mit einigen
Freunden auf dem Weihnachtsmarkt Glühwein verkauft hatte, stellte den
Erlös dem TTC zur Anschaffung einer neuen Platte zur Verfügung. Schröder:
„Und die dritte Platte haben wir dann noch selbst gekauft.“ Alle sieben
Platten sind in der Sporthalle der Grundschule Kirchlengern deponiert,
wo der TTC auch trainiert und seine Meisterschaftsspiele austrägt. Trainiert
wird am Montag von 16 bis 18 Uhr und am Dienstag von 18 bis 22 Uhr.
Der kleine Verein, der aus zehn aktiven Senioren, 24 aktiven Jugendlichen und
zwei passiven Mitgliedern, die früher auch dem Tischtennis frönten, besteht,
lebt nur von den Beiträgen und einem Zuschuss der Gemeinde. Damit kann
er keine großen Sprünge machen. Schröder ist aber froh, dass zumindest
für den Nachwuchsbereich noch Trikots gekauft werden konnten. Außerdem
stellt der Verein die Bälle, Schläger muss sich jeder Aktive
aber selbst besorgen. Schüler und Jugend werden von Jugendleiter
Manuel Vidal und Ludwig Steidele trainiert. Die Senioren machen
das unter sich. Schröder: „Wir können uns finanziell keinen Trainer
leisten.“ Heute spielen die Herren in der 3. Kreisklasse. Das
war früher einmal anders, da ging es zu Zeiten von Arthur und
Martin Kirchner hoch bis in die Verbandsliga. Heute hat man
sich eher dem Breitensport verschrieben und setzt ganz auf die
Jugend. Und der wird auch etwas geboten. Schon zweimal hat
Manuel Vidal die Teilnahme am dreitägigen internationalen Jugendturnier
in Düsseldorf möglich gemacht. Und da möchte auch
bald der 7-jährige Micha Grewener dabei sein, einer der jüngsten
im TTC, den seine Schwester mit zum Training gebracht hat.
Zur neuen Entwicklung hat Dieter Schröder wesentlich beigetragen,
ein Tischtennisverrückter. Er ist seit 1958 aktiv und spielt auch heute
noch mit 67 Jahren, immer beim TTC Kirchlengern. Als Vorsitzender
und Geschäftsführer bildet er zusammen mit Kassierer Friedhelm
Knefelkamp den Vorstand, der natürlich auch noch als Spieler aktiv
ist. Ein wahrlich verschworener Haufen.
Über die Vereinsgeschichte weiß der Vorstand indes wenig. Es
gibt keinerlei Chronik, nur ein paar Urkunden und Plaketten.
Eine weist aus, dass Manfred Wehmeier 1953 Kreismeister im
Jugendeinzel wurde. Eine andere Urkunde ist Dieter Schröders
ganzer Stolz. Diese rettete er aus dem Keller des Vereinslokals
Pöhl, als dieses verkauft werden sollte. Sie bekam der Verein
vom Westdeutschen Tischtennisverband zum 25-jährigen Bestehen
im April 1974. Dieter Schröder: „Sonst wüssten wir nicht mal,
dass wir 1949 gegründet worden sind.“
Auf www.fb.com/ELSESTIFTE zeigen wir ein Video von der genialen, selbstgebauten Meistermachermaschine des TTC.