full text
full text
full text
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
184 •˜ 22 Magnetische Kernresonanz und chemische Konstitution<br />
Strahlung gleich der mechanischen Prazessionsfrequenz ist, welche<br />
durch Gleichung (84) gegeben wird, da co = 25t vist. Dies ist ein wesentlicher<br />
Unterschied zwischen den kernmagnetischen und den elektronischen<br />
Ubergangen bei den Spektren im Sichtbaren und Ultraviolett.<br />
Bei letzteren existiert keine Gleichheit zwischen emittierter<br />
Frequenz und Umlauffrequenz des Elektrons, die erst bei sehr<br />
kleinen Quanten zustandekommt, wie das Korrespondenzprinzip<br />
zum Ausdruck bringt.<br />
Die in Gleichung (84) angefuhrte Prazessionsfrequenz gilt fur ein<br />
vollkommen isoliert gedachtes resonanzfahiges Kernmoment, ohne<br />
die umgebende Elektronenhulle und ohne die gegenseitige Beeinflussung<br />
durch benachbarte Kernmomente. Beide Umstande jedoch<br />
rufen Anderungen der Larmor-Frequenz hervor, welche gerade zur<br />
Beantwortung von chemischen Konstitutionsfragen dienen konnen.<br />
Die den Kern umkreisenden Elektronen bewirken eine Abschirmung<br />
des angreifenden magnetischen Feldes. Die am Orte<br />
des Kernspins effektiv wirkende Feldstarke He~. ist um den Betrag<br />
aH, kleiner als die makroskopische Feldstarke H,, d. h.<br />
Hes. = H,, - a H,<br />
worin a die diamagnetische Abschirmungskonstante bedeutet. Sie<br />
hangt von der Elektronendichte um den Kernspin ab. Die durch<br />
die diamagnetische Abschirmung hervorgerufenen Verschiebungen<br />
der Resonanzfrequenzen geben uber die Elektronendichte und folglich<br />
uber den Bindungsgrad der Atome Auskunft. Je nach der<br />
Ho -<br />
Abb. 39. Kernresonanzspektrum des Aethylalkohols<br />
Art des Molekuls bzw. je nach der Stelle des Molekuls, an welcher<br />
der Kernspin eingebaut ist, erhalt man Verschiebungen der Resonanzfrequenz,<br />
welche man<br />
Verschiebungen" (chemical<br />
shifts) benannt hat. In Abb. 39 ist das Kernresonanzspektrum des<br />
Athylalkohols wiedergegeben. Es ist in drei Gruppen von Signalen<br />
3 22 Magnetische Kernresonanz und chemische Konstitution 185<br />
aufgespalten, die den drei Gruppen CH, und OH zuzuordnen<br />
sind. Sie ruhren von den Kernmomenten der Protonen her, welche<br />
durch die verschiedene Abschirmung in den drei genannten Gruppen<br />
bei um maximal 40 Milligauss von einander verschiedenen<br />
magnetischen Feldstarken absorbieren. Die ,,chemischen Verschiebungen"<br />
sind feldabhangig, ihre Abstande konnen durch Erhohung<br />
der Feldstarke H, vergrosert werden, da sie dieser proportional<br />
sind. Man gibt die chemical shifts zahlenmasig durch<br />
die relative Verschiebung der magnetischen Feldstarke H, gegenuber<br />
einer als Standardsubstanz H, gewahlten Verbindung fur<br />
das Resonanzsignal desselben Kernspins an, indem man definiert :<br />
Fur den Protonspin wahlt man Wasser als Vergleichssubstanz.<br />
Dann ist das dimensionslose 6 von der Grosenordnung von 10-5,<br />
und es ist um so groser, je starker die Abschirmung durch die Elektronenhulle,<br />
d. h. je groser die den Kernspin umgebende Elektronendichte<br />
ist.<br />
Neben den chemischen Verschiebungen beobachtet man bei<br />
starker apparativer Auflosung eine Aufspaltung der Resonanzfrequenzen<br />
in eine Gruppe von Signalen. Die starke Dispersion<br />
der Aufnahme in Abb. 39 zeigt, das die CH,- bzw. CH2-Resonanzstellen<br />
aus 3 bzw. 4 einzelnen Absorptionslinien bestehen. Die Aufspaltung<br />
ruhrt von der gegenseitigen Storung der Prazessionsfrequenzen<br />
durch die benachbarten Kernspins her. Man kann ihre<br />
Wirkung dadurch beschreiben, das man einenKernspin herausgreift<br />
und die Veranderung des Magnetfeldes Ho durch die Nachbarschaft<br />
eines zweiten Kernspins bis zu einem Wert H,,' betrachtet. Je nach<br />
der paralellen oder antiparallelen Einstellung der Kernspins zueinander<br />
findet eine Addition oder Substraktion des Feldes H,'<br />
zum auseren Felde H, statt, so das zwei neue Resonanzsignale<br />
bei Ho + H,' und H,- H,' symmetrisch zu H, auftreten. Diese<br />
Erscheinung wird Spin-Spin-Wechselwirkung genannt. Die dadurch<br />
bewirkte Aufspaltung ist unabhangig von der Feldstarke und<br />
betragt nur einige Milligauss.<br />
Nur ein Teil, Ca. der Elemente und deren Isotope besitzen<br />
ein Kernmoment. l2C beispielsweise hat kein Kernmoment, weil im<br />
C-Kern die Neutronen und Protonen in gerader Zahl vorkommen,