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180 321 Die chemische Reaktivitat vom Standpunkt der Elektronentheorie 5 22 Magnetische Kernresonanz und chemische Konstitution 181<br />
ist C. LAAR~ aufgefallen, das derselben Substanz unter verschiedenen<br />
Bedingungen verschiedene Strukturformeln zukommen konnen,<br />
wenn man dafur ihr reaktives Verhalten als Kriterium zugrunde<br />
legt. Die faktisch vorhandenen Strukturen konnen ineinander<br />
ubergefuhrt werden. Diese Erscheinung ist Tautomerie<br />
genannt worden. Man lernte zwei Klassen von Umwandlungen<br />
unterscheiden, die zu den tautomeren Produkten fuhren: die anionotropen<br />
und die kationotropen oder prototropen Umlagerungen.<br />
Wir wissen heute, das diese Art von Umlagerung nur als spezielle<br />
Falle der allgemeinen Strukturverschiebungen aufzufassen sind,<br />
die man als nucleophile bzw. elektrophile Umlagerungen bezeichnet.<br />
Bei den nucleophilen Umlagerungen entsteht primar ein Anion,<br />
wahrend das entsprechende Kation isomere Strukturverschiebungen<br />
erleidet. In der zweiten Phase wird das Anion an einer anderen<br />
Stelle des Molekulkations angelagert. Zu den nukleophilen, anionotropen<br />
Umlagerungen gehoren z. B. die Wagner-Meerweinsche<br />
Umlagerung von Isobornylchlorid in Kamphenhydrochlorid,<br />
die Umwandlung vonKetoximen in substituierte Saureamide (Beckmannsche<br />
Umlagerung).<br />
R-CCH, R-C-CH3 R-C +<br />
II + I/ +G+ I/ +o% 4<br />
N OH N+ N-CH,<br />
R-COH<br />
II<br />
N-CH,<br />
RC-0<br />
+ I<br />
'?$H,<br />
die Umlagerung von Phenylhydroxylamin in p-Aminophenol<br />
Als Beispiele elektrophiler Urnlagerungen seien angefuhrt, die:Claisensche<br />
Umlagerung, die in der Umgruppierung eines Aryl-allylathers<br />
in ein o-Allylphenolderivat besteht,<br />
1 C. LAAR Ber. dtsch. chem. Ges. 18, 652 (1885).<br />
und die Benzidinumlagerung, d. i. die durch Saure erfolgende Umwandlung<br />
des Diphenylhydrazins in pDiaminodipheny1<br />
$ 22 Magnetische Kernresonanz und cheniische Konstitution<br />
Wir sind dem Kernspin, d. h. dem Drehimpuls eines Atomkernes<br />
bei der Besprechung der zwei Wasserstoffmodifikationen, des o- und<br />
p-Wasserstoffes, begegnet. (S. 121) Wir sahen, das die verschiedene<br />
gegenseitige Orientierung der Kernspins zu verschiedenen Auswahlregeln<br />
der Rotationsquantelung fuhrt, so das die spezifischen<br />
Warmen der beiden H,-Modifikationen sich bei tiefen Temperaturen<br />
erheblich unterscheiden. Nun spielt das durch diesen Drehimpuls<br />
entstehende magnetische Moment der Atomkerne auch bei<br />
sonstigen organischen Verbindungen eine grose Rolle, so das die<br />
Ermittelung ihrer Grose durch F. BLOCH^ einerseits und E. M.<br />
PURCELL~ andererseits der Forschung einen Antrieb in neue Richtungen<br />
gegeben haben.<br />
Das magnetische Moment eines Atomkernes wird in Kernmagnetonen<br />
ausgedruckt<br />
wobei 1 Kernmagneton gleich 5,05 10-24 erg./Gaus ist. Wird ein<br />
Atomkern mit magnetischem Moment in ein magnetisches Feld<br />
gebracht, so wird es ausgerichtet, indem es gleichzeitig mit einer<br />
bestimmten Geschwindigkeit auf einer Kegelflache von bestimmter<br />
Offnung um die Richtung des angelegten magnetischen Feldes<br />
prazediert. Diese Prazessionsfrequenz, die sog. Larmor-Frequenz o,<br />
ist gegeben durch :<br />
1 F. BLOCH W. W. HANSEN U. M. E. PACKARD, Phys. Rev. 69,127 (1946).<br />
E. M. PURCELL, H. C. TORREY, R.V. POUND, Phys. Rev. 69,37 (1946).