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09.01.2014 Aufrufe

116 3 21 Die chemische Reaktivitat vom Standpunkt der Elektronentheorie $21 Die chemische Reaktivitat vom Standpunkt der Elektronentheorie 177 I \ H - dagegen nicht in Richtung eines meta-Chinons, welches valenzmasig nicht moglich ist. Es mus jedoch betont werden, das die Substitution an allen freien Stellen des Benzolmolekuls erfolgt, da nur relative Unterschiede der Reaktionsgeschwindigkeiten an den o-P- bzw. m-Stellungen existieren. Die Richtigkeit der gegebenen Erklarung der Substitutionsregeln des Benzols last sich experimentell schrittweise verfolgen. Im Phenyltrimethylammoniumion dirigiert das positive (CH,),N+- Ion wegen seiner Elektronenacceptoreigenschaft ein elektrophiles Agens in die meta-Stellung. So entsteht bei der Nitrierung hundertprozentig das m-Nitroderivat. Wird jedoch zwischen dem positiven (CH,),N+-Ion und dem Phenylkern eine CH2-Gruppe eingeschaltet, so fallt der prozentuale Anteil des m-Derivates auf 88%, indem nunmehr zu 12% die o-P-Nitroderivate gleichzeitig entstehen. Die weitere Entfernung der m-dirigierenden (CH3),N+-Gruppe vom Phenylkern durch mehrere CH2-Gruppen bringt einen weiteren Abfall des m-Anteils und einen Anstieg der Ausbeute an o-P-Derivaten, so das die Kette CH,-CH2-CH,-N+(CH,), nunmehr zu einer o-P-dirigierenden Gruppe geworden ist. Sie nahert sich mit zunehmender Kettenlange langsam den Eigenschaften der CH,- Gruppe im Toluol, welche, da sie eine Elektronendonatorgruppe ist, nach o-p dirigiert. In analoger Weise kann man einen in die o-P-Stellung dirigierenden Substituenten durch Anderung seines Elektronenzustandes zu einem meta-dirigierenden Substituenten verwandeln. Die CH3-Gruppe im Toluol ist wegen des Hyperkonjugationseffektes eine Donatorgruppe und dirigiert ein elektrophiles Agens demnach in die o-p-Stellung. Wenn aber die H-Atome sukzessive durch das elektronegative C1 ersetzt werden, so verschiebt sich der Anteil des m-Derivates auf Kosten der o-P-Derivate, so das das Trichloromethylbenzol \ / CL zu 64% in m- Stellung nitriert wird. 0 Es ist festgestellt worden, das die Substituenten 1. Ordnung die Reaktionsgeschwindigkeiten im Vergleich zum Benzol erhohen, wahrend die Substituenten 2. Ordnung dieselben erniedrigen. Die am Toluol bzw. Benzoesaureathylester angeschriebenen Zahlen stellen das Verhaltnis der Nitrierungsgeschwindigkeit an der betreffenden Molekulstelle zu der Nitrierungsgeschwindigkeit des Benzols dar. 0' COOCaH. 0,0026 /'10,0026 0,0079 \ 0,0079 58 0,0009 Aus ihnen ist in anderer Weise auch die o-, p bzw. m-dirigierende Wirkung der beiden Substituenten zu entnehmen. Genaue Messungen zeigen, das o- und p-Stellung nicht gleichwertig sind, wie bisher angenommen wurde. Die induktive Wirkung eines Substituenten auf die Ladungsverteilung im Phenylkern betrifft starker die zwei benachbarten o-Stellungen als die P-Stellung, wofur der kurzere Abstand der o-Stellung vom induzierenden Substituenten verantwortlich zu machen ist. Hingegen beeinflust der Konjugationseffekt die P-Stellung starker als die o-Stellungen. Dies hangt, valenzstrukturmasig gesprochen, mit der groseren Stabilitat der p-chinoiden gegenuber der o-chinoiden Struktur zusammen. In der Sprache der v.b.-Theorie besagt dieses, das die p-chinoide polare Struktur I im Resonanzhybrid mit einem groseren Gewicht vertreten ist als die o-chinoide polare Struktur I1 Die Verschiedenheit der Gewichte ruhrt davon her, das zur Schaffung einer o-chinoiden eine Doppelbindung, dagegen fur die p-chinoide Formel zwei Doppelbindungen delokalisiert werden mussen. Man kann an Hand des Verhaltnisses der o / p Ausbeuten das Zusammenwirken bzw. den Antagonismus von Induktions- und Mesomerieeffekt gut verfolgen. In der Reihenfolge C6H,F, C5H,C1, C6H5Br, C6H5J nimmt das olp-Verhaltnis des Mononitroderivates vom Wert 118 bis fast zum Wert 1 zu. Diese Reihenfolge ist die Reihenfolge fallender Elektronegativitat und steigender Konjugationswirkung des Halogens. Es ist auffallend, das das voluminosere Xaragnunis, Elektronentheorie 12

178 8 21 Die chemische Reaktivitat vom Standpunkt der Elektronentheorie •˜ 21 Die chemische Reaktivitat vom Standpunkt der Elektronentheorie 179 J nicht etwa den Eintritt der NO,-Gruppe in die o-Stellung verhindert, ein Effekt, welchem man bei anderen Gruppen begegnet. So last sich der sterische Einflus der bereits vorhandenen Substituenten an Hand der Nitrierungsausbeuten an o- und P-Derivaten in der Reihe nachweisen. Die Ausbeute an o-Nitroderivaten fallt in der gegebenen Reihenfolge standig ab, wahrend die der p-Derivate entsprechend ansteigt. Das Verhaltnis olp durchlauft die Werte von 1,4 bis 0,15 in der Richtung zunehmenden Volumens der Seitenkette. Wenn mehr als ein Substituent im Phenylkern vorhanden ist, so ist es nicht immer einfach vorauszusagen, welche Stelle eine neu einzufuhrende Atomgruppe besetzen wird. So wird sowohl das m-Nitroanisol als auch der m-Nitrobenzaldehyd wider alle Erwartung an der Stelle 2 nitriert. Ahnliche Unstimmigkeiten beobachtet man, wenn zwei verschiedene Halogenatome im Benzol vorhanden sind. Hier kommt es auf die sehr feine Abwagung von 5 Induktions- und & Mesomerieeffekten an, welche den schlieslichen, nicht immer bekannten Ladungszustand des Molekuls bestimmen, der fur die dirigierende Wirkung ausschlaggebend ist. Wenn durch Anhangen von starken Elektronenacceptoren, wie NO,-Gruppen, der Phenylkern an Elektronen verarmt ist, so wird er leicht Stellen aufweisen, die nucleophile Agentien anziehen. Das 1-Brom-2,4-dinitrobenzol tauscht verhaltnismasig leicht das Bromatom gegen eine Methoxygruppe nach dem nucleophilen Reaktionsschema aus : Fur die nucleophilen, aromatischen Substitutionen mus die dirigierende Wirkung der Substituenten gerade umgekehrt gerichtet sein, wie im obigen Fall der Nitrierung, welche, wie erwahnt, eine elektrophile Substitution ist. Als Beispiel dafur sei eine Reaktion besprochen, die eingehend untersucht worden ist. Sie besteht in der Einfuhrung von Halogenionen in den Benzolkern durch Zersetzung der entsprechenden Diazoniumsalze. Sie verlauft nach dem Schema : und ist eine SN^-Reaktion, d. h. sie ist eine nucleophile Substitution erster Ordnung. Der Reaktionsablauf ist darum monomolekular, weil die Zersetzung des Diazoniumions, die wahrscheinlich allein von der Diazoniumionen-Konzentration abhangt, die langsamste Reaktionsstufe und darum geschwindigkeitsbestimmend ist. Die darauf folgende Vereinigung des positiven Phenylions mit den Halogenionen verlauft unmesbar rasch. Man hat nun den Einflus verschiedener Gruppen in m-Stellung auf die Zersetzungsgeschwindigkeit dieser Diazoniumsalze, d. h. auf eine nucleophile Substitution, untersucht1 und gefunden, das Gruppen, die einen +M-Effekt aufweisen, d. h. konjugativ an den Phenylkern Ladungen abgeben, die Zersetzungsgeschwindigkeit des Diazoniumions bis auf das IOfache erhohen. Das bedeutet, das sie die m-Stellung fur eine nucleophile Substitution aktivieren. Der Befund steht in Ubereinstimmung mit obigem, fur die elektrophilen Substitutionen abgeleiteten, Orientierungsmechanismus. Dagegen verlangsamen Elektronenacceptoren wie COOH, C1 in m-Stellung die Zersetzungsgeschwindigkeit. Das bedeutet, das die m-Stellung relativ zu o- und P-Stellungen negativ geladen ist und damit die nucleophile Substitution erschwert. Versucht man aber dieselben Erklarungsprinzipien auf die o- bzw. p-substituierten Diazoniumsalze auszudehnen, so stost man auf erhebliche Unstimmigkeiten, deren Beseitigung bis heute noch nicht vollstandig gegluckt ist. Eine besondere Stellung unter den chemischen Reaktionen nehmen die molekularen Umlagerungen ein. Schon im Jahre 1885 1 E. A. MOELWYN-Huca~s and P. JOHNSON, Trans. Faraday Soc. 36,948 (1940). 12*

178 8 21 Die chemische Reaktivitat vom Standpunkt der Elektronentheorie •˜ 21 Die chemische Reaktivitat vom Standpunkt der Elektronentheorie 179<br />

J nicht etwa den Eintritt der NO,-Gruppe in die o-Stellung verhindert,<br />

ein Effekt, welchem man bei anderen Gruppen begegnet.<br />

So last sich der sterische Einflus der bereits vorhandenen Substituenten<br />

an Hand der Nitrierungsausbeuten an o- und P-Derivaten<br />

in der Reihe<br />

nachweisen. Die Ausbeute an o-Nitroderivaten fallt in der gegebenen<br />

Reihenfolge standig ab, wahrend die der p-Derivate entsprechend<br />

ansteigt. Das Verhaltnis olp durchlauft die Werte von 1,4<br />

bis 0,15 in der Richtung zunehmenden Volumens der Seitenkette.<br />

Wenn mehr als ein Substituent im Phenylkern vorhanden ist,<br />

so ist es nicht immer einfach vorauszusagen, welche Stelle eine neu<br />

einzufuhrende Atomgruppe besetzen wird. So wird sowohl das<br />

m-Nitroanisol als auch der m-Nitrobenzaldehyd wider alle Erwartung<br />

an der Stelle 2 nitriert. Ahnliche Unstimmigkeiten beobachtet<br />

man, wenn zwei verschiedene Halogenatome im Benzol vorhanden<br />

sind. Hier kommt es auf die sehr feine Abwagung von 5 Induktions-<br />

und & Mesomerieeffekten an, welche den schlieslichen,<br />

nicht immer bekannten Ladungszustand des Molekuls bestimmen,<br />

der fur die dirigierende Wirkung ausschlaggebend ist.<br />

Wenn durch Anhangen von starken Elektronenacceptoren, wie<br />

NO,-Gruppen, der Phenylkern an Elektronen verarmt ist, so wird<br />

er leicht Stellen aufweisen, die nucleophile Agentien anziehen.<br />

Das 1-Brom-2,4-dinitrobenzol tauscht verhaltnismasig leicht das<br />

Bromatom gegen eine Methoxygruppe nach dem nucleophilen<br />

Reaktionsschema aus :<br />

Fur die nucleophilen, aromatischen Substitutionen mus die<br />

dirigierende Wirkung der Substituenten gerade umgekehrt gerichtet<br />

sein, wie im obigen Fall der Nitrierung, welche, wie erwahnt, eine<br />

elektrophile Substitution ist. Als Beispiel dafur sei eine Reaktion<br />

besprochen, die eingehend untersucht worden ist. Sie besteht in der<br />

Einfuhrung von Halogenionen in den Benzolkern durch Zersetzung<br />

der entsprechenden Diazoniumsalze. Sie verlauft nach dem Schema :<br />

und ist eine SN^-Reaktion, d. h. sie ist eine nucleophile Substitution<br />

erster Ordnung. Der Reaktionsablauf ist darum monomolekular,<br />

weil die Zersetzung des Diazoniumions,<br />

die wahrscheinlich allein von der Diazoniumionen-Konzentration<br />

abhangt, die langsamste Reaktionsstufe und darum geschwindigkeitsbestimmend<br />

ist. Die darauf folgende Vereinigung des positiven<br />

Phenylions mit den Halogenionen<br />

verlauft unmesbar rasch. Man hat nun den Einflus verschiedener<br />

Gruppen in m-Stellung auf die Zersetzungsgeschwindigkeit dieser<br />

Diazoniumsalze, d. h. auf eine nucleophile Substitution, untersucht1<br />

und gefunden, das Gruppen, die einen +M-Effekt aufweisen,<br />

d. h. konjugativ an den Phenylkern Ladungen abgeben, die Zersetzungsgeschwindigkeit<br />

des Diazoniumions bis auf das IOfache erhohen.<br />

Das bedeutet, das sie die m-Stellung fur eine nucleophile<br />

Substitution aktivieren. Der Befund steht in Ubereinstimmung<br />

mit obigem, fur die elektrophilen Substitutionen abgeleiteten,<br />

Orientierungsmechanismus. Dagegen verlangsamen Elektronenacceptoren<br />

wie COOH, C1 in m-Stellung die Zersetzungsgeschwindigkeit.<br />

Das bedeutet, das die m-Stellung relativ zu o-<br />

und P-Stellungen negativ geladen ist und damit die nucleophile<br />

Substitution erschwert. Versucht man aber dieselben Erklarungsprinzipien<br />

auf die o- bzw. p-substituierten Diazoniumsalze auszudehnen,<br />

so stost man auf erhebliche Unstimmigkeiten, deren Beseitigung<br />

bis heute noch nicht vollstandig gegluckt ist.<br />

Eine besondere Stellung unter den chemischen Reaktionen<br />

nehmen die molekularen Umlagerungen ein. Schon im Jahre 1885<br />

1 E. A. MOELWYN-Huca~s and P. JOHNSON, Trans. Faraday Soc. 36,948<br />

(1940).<br />

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