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09.01.2014 Aufrufe

168 •˜ 21 Die chemische Reaktivitat vom Standpunkt der Elektronentheorie dem Diagramm mit einem kleinen Kreis verzeichnete Punkt und liegt auf einem relativen Minimum im Potentialgebirge. Die oben beschriebene Art der nukleophilen Substitution ist eine Reaktion zweiter Ordnung, da sie proportional sowohl der J--, als auch der CH,Br-Konzentration ist. Sie wird durch die Abkurzung SN^ (nucleophile Substitution 2. Ordnung) symbolisiert und ist von einer stereochemischen Inversion des Molekuls begleitet, wie eine grose Reihe von Beispielen beweist. Es seien die Racemisierungen von sekundarem Butylalkohol, Menthol, a- Phenylathylalkohol, Methylcyclohexanol durch die Wirkung von starken d. h. nucleophilen Agentien erwahnt. In den homologen Reihen der Alkylhalogenide beobachtet man einige interessante Gesetzmasigkeiten. Die Geschwindigkeitskonstante k, der SNz-Reaktion nimmt mit zunehmender Kettenlange ab, wofur man in erster Linie sterische Grunde verantwortlich machen mus. Denn je langer die Kette wird, desto kleiner ist die Wahrscheinlichkeit dafur, das der Zusammenstos an der Stelle erfolgt, die zur Umsetzung fuhrt. Gleichzeitig stellt man eine Zunahme der Aktivierungsenergie fest, die man mit der Abnahme der Hyperkonjugation, wegen der zunehmenden Entfernung der CH,- Gruppe von der Reaktionsstelle, erklart. Wenn der Umsatz der Alkylhalogenide in Losungsmitteln vorgenommen wird, die als schwache wirken, wie Wasser, Alkohol usw., so verwandelt sich der Reaktionstypus von SN2 zu SN^, d. h. die Realrtion wird erster Ordnung, da sie nur von der Konzentration des Alkalihalogenides abhangt. Das mitreagierende Losungsmittel ist in grosem Uberschus vorhanden, und somit seine Konzentration wahrend der Umsetzung als konstant anzusehen. Die Reaktion ist eine monomolekulare, oder besser, eine pseudomonomolekulare geworden, die, weil das Losungsmittel eine entscheidende Rolle spielt, auch Solvolyse genannt wird. Betrachtet man die Anlagerung von Halogenwasserstoffen oder ganz allgemein von protonenliefernden HX-Verbindungen an ein unsymmetrisches Olefin, so stellen sich Gesetzmasigkeiten ein, die bereits vonM~~~ow~1~0s~~beobachtet wurden und in der nach ihm benannten Regel zusammengefast worden sind. Nach dieser Regel findet die Anlagerung des HX an das Olefin immer derart statt, das das H-Atom das wasserstoffreichere C-Atom aufsucht. Die -- I W. MARKOWNUIOFF, Ann. 153, 256 (1870). •˜ 21 Die chemische Reaktivitat vom Standpunkt der Elektronentheorie 169 Anlagerung von HBr an Propylen, beispielsweise, fuhrt nicht zum normalen Propylbromid, sondern nach der Formel CH,-C=CH, + HBr + CH3-C-CH, I H ,' \ H Br zum Isopropylbromid. Die Erklarung dieser Gesetzmasigkeit kann auf Grund der bisher geschilderten Elektronenverschiebungseffekte gegeben werden. Die Methylgruppe wirkt, wie wir gesehen haben, als ein Elektronendonator, so das das Propylen eine Polaritat in dem Sinne aufweist, das das C, negativ gegenuber dem C, erscheint: - Der elektrophile Teil der H+, wird sich somit an das C- (3 Br- an das C (2) anzulagern bestr Betrachtet man die CH=C-, , - .:/ J 'PP so befremdet zunachst die Tatsache, 'W &s,Chlof,an deselben C-Atom angelagert wird, an welchem bereits +n.G&&&m sitzt. Man ware eher geneigt, wegen der Abstosung zw6ibFgleichartiger Atome. die Anlanerunz des zweiten Chlors am entferntesten C- " " Atom anzunehmen, wobei ein symmetrisches Dichlorathan entstehen wurde. Dies ist jedoch nicht der Fall, es entsteht das unsymmetrische H /C1 Dichlorathan. Seine Bildung ist in erster Linie durch 'die Wirkung des Induktionseffektes des Halogenatoms zu erklaren. Dieser entzieht dem Nachbar-C-Atom Elektronen, wodurch es eine positive Ladung an nimmt und somit zur Anlagerungsstelle fur das nucleophile Cl- wird: H H H/C~ CH,=C-Cl -t CH, = (I-Cl + HCI -t CH34 . + i- - 'c1

170 •˜ 21 Die chemische Reaktivitat vom Standpunkt der Elektronentheorie Wenn immer Abweichungen von dieser Regel beobachtet wurden, konnte nachgewiesen werden, das es sich um eine Anderung des Reaktionsmechanismus handelt, bei welchem naturlich ganz andere Faktoren reaktionsbestimmend sind. In Gegenwart von Sauerstoff oder von Peroxyden findet die Hal~genaddit~ion nicht im Sinne der Markownikoffschen Regel am wasserstoffarmsten C-Atom, sondern gerade am wasserstoffreicheren statt, so das sich bei obiger Reaktion das normale Bromid bildet. Der Reaktionsmechanismus ist in diesem Falle ein anderer. Durch Einwirkung des Sauerstoffes oder des Peroxydes auf das HBr entsteht atomares Brom : HBr + 0, 4 (HO,) + Br das nach der allgemeinen Art von Radikalen an der Stelle mit der hochsten freien Valenz angreift. Das ist im Falle des Propylens das Kohlenstoffatom 3 . CH,-CH = CH, + Br - CH,CH-CH,Br Das intermediar entstehende freie Radikal reagiert mit dem HBr unter Neubildung von Br-Atomen H CH,-C-CH,Br + HBr + CH3-CH,-CH,Br + Br, 0 die entweder erneut mit dem Propylen reagieren, wodurch die Reaktionskette weiter erhalten bleibt, oder sich miteinander unter Bildung eines Br,-Molekuls vereinigen, wodurch die Kette abbricht. Auch das Vinylchlorid CH,=CHCl addiert Sauren in Gegenwart von Sauerstoff oder von Peroxyden unter Bildung des symmetrischen Dihalogenides, und das Gleiche stellt man mit der Anlagerung des Merkaptans C,H,SH fest: Hingegen gelingt es nicht, die Anlagerung von HC1 und HJ mit Hilfe von 0, bzw. Peroxyden umzuleiten. Sie findet immer im Sinne der Markownikoffschen Regel statt. Ist das angreifende Agens elektrophil, so nennt man die gesamte Reaktion elektrophile Reaktion, und zwar elektrophile Substitution, wenn ein Atom oder eine Atomgruppe des Substrates •˜ 21 Die chemische Reaktivitat vom Standpunkt der Elektronentheorie 171 gegen das angreifende Agens ausgetauscht wird. Sie wird mit dem Symbol SEI bzw. SE,, je nachdem sie eine elektrophile Substitution erster oder zweiter Ordnung ist, bezeichnet. Eine elektrophile Substitution ist eine Nitrierung von aroinatischen Kohlenwasserstoffen mit konzentrierter Salpetersaure. Das angreifende Agens ist das Nitroniumion, entstanden aus : HONO, 2 NO,+ + OHund die Nitrierung kann wie folgt formuliert werden : C6H,H + NO,+ + C,H,NO, + H+. Auch die Chlorierung des Benzols mit unterchloriger Saure HOC1 lauft auf eine elektxophile Subst,itution hinaus, wenn sie in stark saurer Losung vorgenommen wird : Im Gegensatz zu den gesattigten Kohlenwasserstoffen, bei welchen nur a-Bindungen vorkommen, und die nur sehr ungern polare Reaktionen eingehen, unterliegen die aromatischen Kohlenwasserstoffe wegen der groseren Beweglichkeit der n-Elektronen leichter elektrophilen Reaktionen. Die Chlorierung von Benzol mit gasformigem Cl, in Gegenwart von als Katalysator, ist eine elektrophile Substitution, im Gegensatz zur Chlorierung der Paraffine bei hoheren Temperaturen, die der Gegenwart von Cl-Atomen bedarf. Diese erweist sich somit als eine nicht polare Radikalreaktion. Das Gleiche gilt fur die Nitrierung der Paraffine. Oft begegnet man Reaktionen, die ihren Charakter, je nach den auseren Bedingungen, andern. Die Bromierung des Naphthalins bei Temperaturen unterhalb 400•‹ ist hauptsachlich eine elektro. phile Substitution, die sich an der heterogenen Phase des zugegebenen Katalysators abspielt. Bei hoheren Temperaturen jedoch verwandelt sie sich zu einer homolytischen Reaktion, weil thermisch erzeugte Br-Atome zum angreifenden Agens werden und als Radikale mit dem Substrat reagieren. Auch sonstige Reaktionsbedingungen, die zu Bildung freier Halogenatome fuhren, wie etwa die Einwirkung von Licht, leiten einen Radikalmechanismus ein. Die unten angegebenen Reaktionsgleichungen beziehen sich auf weitere elektrophile Substitutionen, unter welchen die Friedel- Crafts-Reaktion und die Kuppelung mit Diazoniumionen hervorgehoben seien :

168 •˜ 21 Die chemische Reaktivitat vom Standpunkt der Elektronentheorie<br />

dem Diagramm mit einem kleinen Kreis verzeichnete Punkt und<br />

liegt auf einem relativen Minimum im Potentialgebirge.<br />

Die oben beschriebene Art der nukleophilen Substitution ist<br />

eine Reaktion zweiter Ordnung, da sie proportional sowohl der<br />

J--, als auch der CH,Br-Konzentration ist. Sie wird durch die Abkurzung<br />

SN^ (nucleophile Substitution 2. Ordnung) symbolisiert<br />

und ist von einer stereochemischen Inversion des Molekuls begleitet,<br />

wie eine grose Reihe von Beispielen beweist. Es seien die<br />

Racemisierungen von sekundarem Butylalkohol, Menthol, a-<br />

Phenylathylalkohol, Methylcyclohexanol durch die Wirkung von<br />

starken d. h. nucleophilen Agentien erwahnt.<br />

In den homologen Reihen der Alkylhalogenide beobachtet man<br />

einige interessante Gesetzmasigkeiten. Die Geschwindigkeitskonstante<br />

k, der SNz-Reaktion nimmt mit zunehmender Kettenlange<br />

ab, wofur man in erster Linie sterische Grunde verantwortlich<br />

machen mus. Denn je langer die Kette wird, desto kleiner ist<br />

die Wahrscheinlichkeit dafur, das der Zusammenstos an der Stelle<br />

erfolgt, die zur Umsetzung fuhrt. Gleichzeitig stellt man eine Zunahme<br />

der Aktivierungsenergie fest, die man mit der Abnahme der<br />

Hyperkonjugation, wegen der zunehmenden Entfernung der CH,-<br />

Gruppe von der Reaktionsstelle, erklart. Wenn der Umsatz der<br />

Alkylhalogenide in Losungsmitteln vorgenommen wird, die als<br />

schwache wirken, wie Wasser, Alkohol usw., so verwandelt<br />

sich der Reaktionstypus von SN2 zu SN^, d. h. die Realrtion<br />

wird erster Ordnung, da sie nur von der Konzentration des<br />

Alkalihalogenides abhangt. Das mitreagierende Losungsmittel ist<br />

in grosem Uberschus vorhanden, und somit seine Konzentration<br />

wahrend der Umsetzung als konstant anzusehen. Die Reaktion ist<br />

eine monomolekulare, oder besser, eine pseudomonomolekulare geworden,<br />

die, weil das Losungsmittel eine entscheidende Rolle<br />

spielt, auch Solvolyse genannt wird.<br />

Betrachtet man die Anlagerung von Halogenwasserstoffen oder<br />

ganz allgemein von protonenliefernden HX-Verbindungen an ein<br />

unsymmetrisches Olefin, so stellen sich Gesetzmasigkeiten ein, die<br />

bereits vonM~~~ow~1~0s~~beobachtet<br />

wurden und in der nach ihm<br />

benannten Regel zusammengefast worden sind. Nach dieser Regel<br />

findet die Anlagerung des HX an das Olefin immer derart statt,<br />

das das H-Atom das wasserstoffreichere C-Atom aufsucht. Die<br />

--<br />

I W. MARKOWNUIOFF, Ann. 153, 256 (1870).<br />

•˜ 21 Die chemische Reaktivitat vom Standpunkt der Elektronentheorie 169<br />

Anlagerung von HBr an Propylen, beispielsweise, fuhrt nicht zum<br />

normalen Propylbromid, sondern nach der Formel<br />

CH,-C=CH, + HBr + CH3-C-CH,<br />

I<br />

H<br />

,' \<br />

H Br<br />

zum Isopropylbromid.<br />

Die Erklarung dieser Gesetzmasigkeit kann auf Grund der bisher<br />

geschilderten Elektronenverschiebungseffekte gegeben werden.<br />

Die Methylgruppe wirkt, wie wir gesehen haben, als ein Elektronendonator,<br />

so das das Propylen eine Polaritat in dem Sinne aufweist,<br />

das das C, negativ gegenuber dem C, erscheint:<br />

-<br />

Der elektrophile Teil der<br />

H+, wird sich somit an das C- (3<br />

Br- an das C (2) anzulagern bestr<br />

Betrachtet man die<br />

CH=C-, , - .:/ J<br />

'PP<br />

so befremdet zunachst die Tatsache, 'W &s,Chlof,an deselben<br />

C-Atom angelagert wird, an welchem bereits +n.G&&&m sitzt.<br />

Man ware eher geneigt, wegen der Abstosung zw6ibFgleichartiger<br />

Atome. die Anlanerunz des zweiten Chlors am entferntesten C-<br />

" "<br />

Atom anzunehmen, wobei ein symmetrisches Dichlorathan entstehen<br />

wurde. Dies ist jedoch nicht der Fall, es entsteht das unsymmetrische<br />

H /C1<br />

Dichlorathan. Seine Bildung ist in erster Linie durch 'die Wirkung<br />

des Induktionseffektes des Halogenatoms zu erklaren. Dieser entzieht<br />

dem Nachbar-C-Atom Elektronen, wodurch es eine positive<br />

Ladung an nimmt und somit zur Anlagerungsstelle fur das nucleophile<br />

Cl- wird:<br />

H H H/C~<br />

CH,=C-Cl -t CH, = (I-Cl + HCI -t CH34 .<br />

+ i- - 'c1

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