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160 8 21 Die chemische Reaktivitat vom Standpunkt der Elektronentheorie<br />
5 21 Die chemische Reaktivitat vom Standpunkt der Elektronentheorie 161<br />
katalysieren sind und auch dem Einflus polarer Losungsmittel<br />
nicht unterliegen.<br />
Zum besseren Verstandnis des Einteilungsprinzipes der Reaktionen<br />
seien auch einige neue Bezeichnungen fur die reagierenden<br />
Atomgruppen vorangestellt. Man hat die Agentien in nucleophile,<br />
elektrophile und in Radikale eingeteilt. Man nennt sie nucleophil,<br />
d. h. kernliebend, wenn sie Elektronendonatoren sind. Durch die<br />
Abgabe von Elektronen verwandeln sie sich zu Kernen, oder sie<br />
suchen Kerne auf, an welche sie unter Anlagerung ihre Elektronen<br />
ganz oder teilweise abgeben konnen. Sie heisen auch Anionoide, da<br />
sie Anionen erzeugen. Unter diese Bezeichnung kommen die verschiedenartigsten<br />
Gruppen zu stehen. Das NH, ist ein nucleophiles<br />
Agens, weil es durch teilweises Abgeben seines einsamen Elektronenpaares<br />
an ein Molekul mit einer Elektronenlucke, wie etwa<br />
BF, oder reagieren kann. Metalle, wie Na, K, Ca, waren<br />
wegen ihrer Fahigkeit, Elektronen ganz abzugeben, als nucleophile<br />
Agenzien zu bezeichnen und in analoger Weise die Anionen OH-,<br />
CN- usw.<br />
Man sieht, das man unter der Bezeichnung nucleophile Agenzien<br />
recht heterogene Stoffe zusammenfast, welche zu chemischen<br />
Vorgangen befahigt sind, wie etwa die Oxydation des Sn++ zu<br />
Sn+ -t + +, der Ubergang eines Metalles in den Ionenzustand (Na +<br />
Na+), die Neutralisierung des OH- mit NH, + unter Bildung von<br />
H,O und NH3, die Anlagerung von NH, an BF, unter Komplexbildung<br />
usw. Alle diese Vorgange haben ein gemeinsames Merkmal,<br />
namlich die vollstandige Abgabe an einen oder das Teilen von<br />
Elektronen mit einem elektronenaufnehmenden Partner.<br />
In analoger Weise bezeichnet man als elektrophile Agentien<br />
Atome oder Atomgruppen, Acceptoren, die<br />
von anderen Atomen bzw. Atomgruppen entweder vollstandig<br />
Elektronen aufnehmen oder sich an elektronenreichen Stellen (einsamen<br />
Elektronenpaaren) anlagern und somit an deren Elektronen<br />
anteilig werden. Elektrophile Agentien sind demnach Gruppen wie :<br />
NO,, SO3-, RCO+, AICl,, BF, usw. Schlieslich nennt man in konsequenter<br />
Folge Radikale solche Atome bzw. Atomgruppen, die<br />
beim chemischen Umsatz ihre Elektronenzahl nicht verandern.<br />
Von diesen Agenzienbezeichnungen stammen die Unterteilung<br />
der Reaktionen in nucleophile und elektrophile Reaktionen. Bei<br />
einer Reaktion unterscheidet man zwischen einem Substrat und<br />
einem Reagens, wobei die Unterscheidung rein konventionell ist<br />
und nicht immer moglich. Man ist nun ubereingekommen, den<br />
Namen des Reagens auf die ganze Reaktion zu ubertragen. So<br />
nennt man eine Substitution eine nucleophile Substitution, wenn<br />
die als Reagenz fungierende Substanz nukleophiler Natur ist. Die<br />
Anlagerung von CH, J an (CH3),N unter Bildung eines Ammoniumions<br />
ist eine nucleophile Substitution, da das nucleophile (CH,),N<br />
als das Reagens aufgefast wird.<br />
Ist dagegen das Reagens eine elektrophile Substanz, so heist<br />
auch der gesamte Realitionsverlauf elektrophil. Die Nitrierung von<br />
Benzol beispielsweise ist eine elektrophile Substitution, weil das als<br />
Reagens aufgefaste NO,+ elektrophil ist :<br />
NO,+ + C,H,H 4 C,H5N0, +H+.<br />
Tabelle 28 zeigt eine Reihe von nucleophilen und elektrophilen<br />
Substitutionsreaktionen. An welchen Stellen des Substrates der<br />
Tabelle 28. Elektrophile Substitutionen<br />
C6H5H + NO2+ -t C,HSN02 + H+<br />
(CH3),NH + NO2+ -t (CH,),N-NO2 + H+<br />
C6H50H + RCO+ C,H,O-COCH, + H+<br />
C6H,H + Cl+ -t C,H,Cl + H+<br />
C6H5N2+ + CH30H -t CH,ON, + C6H5 + H+<br />
Nucleophile Substitutionen<br />
C,H,Br + CN- + C,H5CN + B r<br />
C&J + (CzHA2S + (C,H,),S+ + J-<br />
(C&,),N $. C2H,J+ (C,H,)P+ + J-<br />
(R,S)+ + NR, + R,Nf + R,S<br />
R,N+ + OH- 4 ROH + R,N<br />
C2H50- + C2H5C1 4 (C2H5) ,O + C1-<br />
Angriff eines nucleophilen bzw. elektrophilen Reagens ansetzen<br />
kann, wird durch die relative Elektronendichte im Molekul bestimmt.<br />
Diese wird am besten, wenn sie bekannt ist, durch die sogenannten<br />
Molekulardiagramme wiedergegeben, in welchen man<br />
graphisch gleichzeitig Bindungsgrad, relative elektrische Ladungsverteilung,<br />
d. h. Ladungsdichte und freie Valenz niederschreibt.<br />
Diese drei Grosen sind masgebend fur die drei Typen chemischer<br />
Reaktionen. Die Additionsreaktionen werden durch den Bindungsgrad,<br />
die Substitutionsreaktionen durch die Elektronendichte und<br />
Karagogounis, Elektronentheorie 11