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8 •˜ 4 Das Bohrsche Atommodell Seine Erfolge und seine Unzulanglichkeit 9<br />
unter Ausstrahlung in den Kern fallen wurde. Auch bestanden<br />
sonstige Schwierigkeiten in der Anwendung dieses Modelles, z. B.<br />
lies sich keine Beziehung zwischen der Umlaufsfrequenz des strahlenden<br />
Elektrons und den Spektrallinien der Atome finden.<br />
N. BOHR fuhrte in das Atommodell von RUTHERFORD das ele-<br />
mentare Wirkungsquantum h ein (1913), indem er forderte, das die<br />
Wirkung q - dg, (m [r . V] = q = Drehimpuls) eines kreisenden<br />
Elektrons uber eine geschlossene Kreisbahn ein ganzzahliges Vielfaches<br />
von h sein soll, was durch die Gleichung<br />
ausgedruckt wird. Wenn das Elektron sich auf solchen Bahnen<br />
bewegt, das n die ganzzahligen Werte 1, 2, 3, . . . . besitzt, sollte<br />
es nicht ausstrahlen. Dadurch bleiben Bahnradius und Geschwin-<br />
digkeit zeitlich konstant. Man nannte diese stationaren Zustande<br />
kurzerhand im Gegensatz zu den zwischen ihnen liegenden<br />
bei denen die Bahn wegen des erwahnten Energieverlustes<br />
durch Ausstrahlung instabil wird.<br />
Verbindet man die Gleichung, welche die Zentrifugalkraft gleich<br />
der Coulombschen Anziehung zwischen Kern und Elektron setzt,<br />
mit G1. (6), so gelangt man als Folge der Quantelung der Wirkung<br />
zu einer Quantelung der Bahnradien.<br />
Hierin bedeuten m die Masse und e die Ladung des Elektrons.<br />
Die einzelnen diskreten Bahnradien stellen die Abstande des Elektrons<br />
vom Kerne fur die verschiedenen Quantenzahlen n dar. Sie<br />
wachsen mit dem Quadrat dieser ganzen Zahlen.<br />
Die oben erwahnte Beziehung zwischen mechanischer Umlauffrequenz<br />
des Elektrons und der Frequenz des emittierten Lichtes<br />
existiert auch hier nicht, da ja das Elektron auf den stationaren<br />
Bahnen nicht ausstrahlen darf. BOHR forderte aber, das die Differenzen<br />
der Energien zweier stationarer Zustande ausgestrahlt bzw.<br />
absorbiert werden, d. h.<br />
Diese Gleichung war der groste Erfolg des Bohrschen Atommodells,<br />
denn sie stimmt ausgezeichnet mit der Erfahrung uberein. Es<br />
konnt,e namlich auf diese Weise die empirisch aufgestellte Beziehung<br />
der Balmerserie des Wasserstoffspektrums, nach welcher die<br />
emittierte Frequenz V durch die Gleichung<br />
dargestellt wird, als ein Elektronensprung von der Bahn mit n = 2<br />
auf die Bahnen mit n = 3, 4, 5 . . . . gedeutet werden. Analog sind<br />
die anderen Serienspektren von LYMAN durch den Ubergang von<br />
von n = 3 auf n - 4, 5,<br />
n = 1 auf n = 2,3,4 . . . . und PASCHEN<br />
6, 7, . . . . usw. abzuleiten. Die Konstante R, genannt Rydbergsche<br />
Konstante, die seit langem empirisch ermittelt war, konnte auf<br />
Masse, Ladung des Elektrons und das elementare Wirkungsquantum<br />
zuruckgefuhrt werden. Die numerische Ubereinstimmung lies<br />
nichts zu wunschen ubrig, vor allem als spater durch SOMMERFELD<br />
(1916) die relativistischen Masseveranderungen des Elektrons bei<br />
nicht kreisformigen, d. h. elliptischen Bahnen und die Mitbewegung<br />
des Kernes berucksichtigt wurden.<br />
Man beachte den Unterschied zwischen der quantentheoretischep<br />
und der klassischen Vorstellung uber den Mechanismus<br />
der Lichtemission. Nach letzterer sind im Atom Oscillatoren vorhanden,<br />
welche beliebige Energiezustande annehmen konnen und<br />
deren mechanische Frequenz als Lichtfrequenz zugleich ausgesandt<br />
wird. Nach der Quantenvorstellung von BOHR, die ein spezielles<br />
Atommodell benutzt, sind nur bestimmte, diskret aufeinanderfolgende<br />
Zustande erlaubt, und die Energie des emittierten Lichtes<br />
ist gleich der Energiedifferenz von zwei erlaubten Zustanden. Dieser<br />
sehr starke Gegensatz wird in gewissem Sinne durch das Bohrsche<br />
Korrespondenzprinzip gemildert, auf welches wir hier nur hinweisen<br />
konnen1.<br />
Fur die grundlegende Annahme von BOHR, das namlich auf<br />
gewissen geschlossenen Bahnen das Elektron trotz seiner Bescheunigung<br />
keine Energie ausstrahlt, fehlt jede physikalische<br />
Begrundung. Sie war eine ad hoc-Hypothese, die nur durch ihren<br />
Siehe A. SOMMERFELD, Atombau und Spektrallinien. 5. Auflage, S. 699.