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136 20 Farbe, chemische Konstitution und Mesomerie 3 20 Farbe, chemische Konstitution und Mesomerie 137<br />

Es war zunachst uberraschend festzustellen, das die Hammettsehe<br />

Gleichung (74) in analoger Weise fur den Einflus von Substituenten<br />

auf die Reaktionsgeschwindigkeiten Geltung hat. Man<br />

hat in den genannten Gleichungen die Gleichgewichtskonstanten K<br />

durch die Reaktionsgeschwindigkeitskonstanten k zu ersetzen, um<br />

zu einer linearen Abhangigkeit zwischen dem Logarithmus des<br />

Verhaltnisses der Reaktionsgeschwin-<br />

Abb. 25. Abhangigkeit einer<br />

Reaktionsgeschwindigkeitskonstante<br />

von der Hammettscheu<br />

Konstante<br />

digkeitskonstanten von substituierten<br />

zu den nicht substituierten Benzolen<br />

und den o-Werten der Substituenten<br />

zu gelangen (Abb. 25). Sie erlaubt unbekannte<br />

Reaktionsgeschwindigkeitskonstantenvorauszuberechnenl.<br />

Auf die<br />

Erklarung dieser Tatsachen soll im Kapitel<br />

uber Reaktionskinetik eingegangen<br />

werden.<br />

Fur die o-substituierten Benzolderivate<br />

findet man keine einfache lineare<br />

Beziehung im Sinne der Hammettschen<br />

Gleichung. Der Grund hierfur liegt in<br />

dem eingangs behandelten thermodynamischen<br />

Zusammenhang zwischen<br />

Affinitatskonstante und Resonanzenergie. Nur im Falle, daB die<br />

Entropieanderungen in den zu vergleichenden Substanzen die<br />

gleichen sind, ist eine derartige Beziehung zu erwarten. Bei den<br />

o-Derivaten scheint diese Voraussetzung, weil die Ordnungszustande<br />

verschieden ausfallen, nicht er<strong>full</strong>t zu sein.<br />

g 20 Farbe, chemische Konstitution und Mesomerie<br />

Eines der physikalisch-chemischen Probleme, welches seit je her<br />

das rege Interesse der Forschung auf sich gelenkt hat, ist das<br />

Problem der Beziehungen zwischen Farbe und chemischer Konstitution.<br />

Eine Verbindung erscheint farbig, wenn sie das Licht selektiv<br />

absorbiert, d. h. wenn ein gewisser Bereich des sichtbaren Spektrums<br />

durch die Verbindung absorbiert, und die dazu komplementare<br />

Nach H.H. JAFFE, Chem. Revs. 53 (1953), ist es moglich, auf Grund der<br />

bisher bestimmten o- und @-Konstanten circa 42000 Gleichgewichts- bzw.<br />

Geschwindigkeitskonstanten vorauszuberechnen.<br />

Farbe unverandert hindurchgelassen wird. Die Frage nach dem<br />

Zusammenhange zwischen Farbe und chemischer Konstitution<br />

reduziert sich daher auf die Frage nach der Abhangigkeit der Lage<br />

des Absorptionsspektrums von der chemischen Natur der Verbindung.<br />

Die daran anknupfenden Theorien haben zwar sehr wechselvolle<br />

Wandlungen erfahren, fuhren aber in konsequenter Entwicklung<br />

zu den heutigen Anschauungen uber die Farbigkeit von Substanzen,<br />

welche detaillierte Angaben uber die mit der Lichtabsorption<br />

verbundenen Elektronenvorgange in Zusammenhang mit ihrer<br />

Konstitution machen.<br />

Im Jahre 1868 erkannten GRABE und LIEBERNANN, das mit<br />

steigender Zahl von Doppelbindungen auch die Farbigkeit der<br />

organischen Verbindungen zunimmt, und acht Jahre spater pragte<br />

WITT zum ersten Male den Begriff der chromophoren, d. h. der<br />

farbentragenden Gruppen, die notwendigerweise in einer Substanz<br />

vorkommen mussen, damit sie farbig erscheint. Solche Gruppen<br />

sind die mit doppelter und dreifacher Bindung, wie C = 0, -C =N,<br />

-N = N-, N = 0, NO, und andere. Gleichzeitig machte WITT<br />

die Beobachtung, das eine andere Reihe von Gruppen, wie NH2,<br />

CH,-, OH-, CH,O-, welche an sich im Sichtbaren nicht absorbieren,<br />

die Wirkung von chromophoren Gruppen verstarken.<br />

Er fuhrte fur sie die Bezeichnung auxochrome (farbenverstarkende)<br />

Gruppen ein. Mit diesen beiden Begriffen war das Wesentlichste<br />

erfast, was in qualitativer Hinsicht uber die Farbeigenschaften<br />

gesagt werden konnte. Die spater von ARMSTRONC, BAYER,<br />

WILLSTATTER geauserte Ansicht, das die chinoide und merichinoide<br />

(halbchinoide) Struktur die Trager der Farbeigenschaften<br />

der Triphenylmethanfarbstoffe sind, ist gleichzusetzen mit der Auffindung<br />

eines bis dahin nicht beachteten chromophoren Komplexes.<br />

DILTEY (1920) loste die Chromophorgruppen in Atome auf,<br />

nachdem ein Jahrzehnt fruher PFEIFFER (1910) die koordinative<br />

Ungesattigtheit als notwendig fur das Zustandekommen der chromophoren<br />

Eigenschaften postulierte. An dieser Vorstellung weiterbauend,<br />

fuhrte WIZINGER den Begriff der antiauxochromen Gruppen<br />

ein, d. h. solcher Gruppen, die in bestimmter Kombination den<br />

auxochromen entgegenwirken und damit die Farbigkeit vermindern.<br />

Die Versuche, die moderne Elektronentheorie organischer Verbindungen<br />

auf die Farbstoffe anzuwenden, datieren erst seit dem

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