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132 3 19 Einflus der Elektronenverschiebungen auf chemische Gleichgewichte ist schwacher (0,9 10-5) als die trans-Verbindung H-C-CH8 I1 (5,l 10-5), und denselben Abstufungen begegnet man bei den cistrans-Isomeren des Chlorathylens und der Phenylcarbonsaure. Der beschriebene Einflus der hybridischen Bindung auf die ~bdissoziation von H+ sollte nicht so verstanden werden, als ob auch die Bindung des H-Atoms geringer ist. Vielmehr ist das Gegenteil der Fall, wie der Vergleich der Aciditat der Kohlenwasserst,offe CR4, CH, = CH, und HC = CH mit den Uberlappungsintegralen der sp3-, sp2- und sp-Hybride mit dem 1s-Elektron des Wasserstoffes zeigt. Letztere Grose SAB = JYA y~ dz ist, wie wir gesehen haben, ein Mas fur die Bindungsstarke der beiden Atome, zu welcher die genannten Elektronen gehoren. Die Werte fur diese Uberlappungsintegrale sind 0,72 fur die C-H-Bindung im CH,, 0,74 imAthylen und 0,76 im Azetylen1. Sie entsprechen den Abstufungen der Dissoziationsenergien dieser Kohlenwasserstoffe in Wasserstoffatome und Radikale, z. B. CH4 + CH, + H und zeigen, das die Wasserstoffatome im Azetylen starker gebunden sind als im Methan. Demgegenuber hat gerade das Acetylen die Fahigkeit, seine Wasserstoffatome als Ionen abzugeben. Die im Vergleich zu CH, = CH, und CH, erhohte Aciditat entspricht dem Vorgang HC = CH + HC = C- + H+. Sie kommt in der leichten Ersetzbarkeit dieses Wasserstoffes durch Metalle (Kupferacetylen, HC - CCu) zum Ausdruck. Wenn man sich vor Augen halt, das sich das Uberlappungsintegral letzten Endes auf die Elektronenwolkender C- bzw. H-Atome bezieht und dieFestigkeit ihrer Bindung angibt, so erscheint die damit parallel gehende Abdissoziierung eines elektronenlos gewordenen Wasserstoffes (H+) plausibel. Es ist HAMMETT~ gelungen, die Donator- bzw. Acceptorwirkung von Substituenten in Bezug auf den Phenylkern in quantitativer Weise zu erfassen und zahlenmasige Angaben uber ihre Fahigkeit, - R. S. MULLIKEN, J. Amer. chem. Soc. 72,4493 (1950).-A. D. WALSH, Disc. Faraday Soc. 2, 18 (1947). L. PAULING, Nature of the Chemical Bond". Cornell Univ. Press, 1940. - Uber eine welienmechanische Berechnung der Polarisationseffekte der Ionen siehe KIRKWOOD, Phys. Z. 33, 259 (1932). L. P. H-~MMETT, Chem. Rev. 17,125 (1935); Trans. Faraday soc. 34,156 (1938). 3 19 Einflus der Elektronenverschiebungen auf chemische Gleichgewichte 133 Elektronen aufzunehmen oder abzugeben, zu machen. Er hat im Jahre 1935 festgestellt, das zwischen der Anderung der freien Energie von physikalisch-chemischen Gleichgewichten, durch die Einfuhrung von Substituenten, und der Elektronenaffinitat derselben eine lineare Abhangigkeit existiert. Denn es zeigt sich, das, wenn der lg K, eines bestimmten Gleichgewichtes gegen den lg K, eines zweiten Gleichgewichtes fur eine Substanzreihe aufgetragen wird, die man durch Variation der Substituenten erhalt, eine gerade Linie resultiert. Vor allem bei den p- und m-Benzolderivaten stellt sich eine scharfe Linearitat ein, die HAMMETT durch die Formel 1gKl =&?hKz+ C (73) wiedergibt. Die Neigung der Kurve Q stellt die Anderung dei. freien Energie des Gleichgewichtes, beim Ubergang von einem Substituenten zum anderen dar. Wenn man die Gleichgewichtskonstanten der nichtsubstituierten Verbindungen fur zwei Gleichtgewichte mit Ko bzw. Kot und die der Substituierten mit Ks bzw. Ks' bezeichnet, so gelangt man durch Substitution zur Gleichung K,' K, lg-7 = ek- Ko Ko ' Auf Grund dieser Formel kann ein beliebiges Gleichgewicht als ein normales Gleichgewicht ausgewahlt -. werden, mit welchem alle ananderen verglichen werden. Als solches ist das Dissoziationsgleichgewicht der substituierten Benzoesauren festgesetzt wor- 3 [ den (Abb. 24). Man hat dem Ver- , K, haltnis lg - die Bezeichnung o Ko gegeben, welche somit das Ver- + 2 haltnis der DissoziationskonstantedersubstituiertenBenzoe- - L @,# saure zu der Benzoesaure selbst, o +CO +2,0 /g k/ko /n H20 in logarithmischem Masstab, Abb. 24. Dissoziationskonstanten in darstellt. Gleichung (74) last verschiedenen Losungsmitteln sich in der Form lg Ks' / Kot = Q a (75) schreiben, worin Q und a Konstanten sind. Die Konstante a, die auch Hammettsche Konstante genannt wird, stellt die, durch den

i34 5 19 Einflus der Elektronenverschiebungen auf chemische Gleichgewichte Substituenten verursachte Anderung der Starke der Benzoesaure, dar. Sie wird letzten Endes auf die Veranderung der Ladungsdichte an der Dissoziationsstelle, durch die Wirkung des Substituenten zuruckgefuhrt. Die Konstante Q ist anderseits ein Mas fur die Ansprechbarkeit des jeweils ins Auge gefasten Gleichgewichtes bei Anderung der Ladungsdichte. Die Ermittelung der o-Werte fur eine Reihe von Substituenten, die eine grose Zahl von Untersuchungen ergeben hat, zeigt, das sie in zwei Klassen eingeordnet werden konnen, die eine mit positiven und die andere mit negativen Vorzeichen. Tabelle 25 enthalt die o-Werte einer Reihe von Substituenten. Man kann aus ihr entnehmen, das Substituenten mit negativen o-Werten Elektrodonatoren sind, wahrend Substituenten mit positiven o-Werten zu den Elektroacceptoren gehoren, wenn man von den Halogenen absieht, bei welchen Induktions- und Mesomerieeffekte entgegenlaufigen Sinn haben konnen. Substituent 1 o-Wert p-0-. . . . I -l,oo m-0-. . . . ' -0,71 p-NH2. . . I - 0,66 m-NH, . . . I -0,161 Tabelle 25 Substituent 1 "-wert I 0,372 m-Cl.. . I p-Br. .. 1 + 0,232 m-Br. . . I + 0,931 . ' $- 0,276 P-J.. m- J I 0,352 PNOz 0,778 m-NO2 0,710 P-CFS I + 0,551 m-CF, . . . + 0,415 p-CN. . . + 0,628 m-CN. . . I + 0,678 m-OCH, ... I +0,115 Der NH,- Gruppe beispielsweise kommt in p-Stellung der @-Wert -0,66 zu. Das bedeutet, das der lg der Dissoziationskonstante der p-NH,-C,H,-COOH um 0,66 kleiner ist, als der lg der Dissoziationskonstante der Benzoesaure selbst. Die NE,-Gruppe in p-Stellung schwacht demnach die Saurestarke um 0,66 logarithmische Einheiten. Man findet den Wert K = 1,34 . 10-f~ im Vergleich zu den K,, = 6,27. 10-5 der Benzoesaure. Die NO,-Gruppe mit dem positiven @-Wert +0,77 erhoht dagegen den Saurecharakter um den genannten Betrag. Die Erhohung bzw. Verminderung der •˜ 19 Einflus der Elektronenverschiebungen auf chemische Gleichgewichte 135 Saurestarke beruht, wie man leicht ableiten kann, auf der Acceptoreigenschaft der NO,- bzw. der Donatorwirkung der NH,-Gruppe. Da die Elektronenverschiebungen in zwei Kategorien zerfallen, in die induktiven &I und in die mesomeren &M, konnte man versucht sein, die o-Werte in zwei Bestandteile, in den induktiven or und den mesomeren oM-Anteil aufzuspalten. Eine Moglichkeit dazu bietet die Beobachtung, wonach die o-Werte in m-Stellung immer positiver ausfallen als die in pstellung. Im Falle der OCH,- Gruppe beobachtet man sogar eine Umkehrung des Vorzeichens des G-Wertes von -0,268 zu +0,115. Man schreibt den Einflus der Substituenten in m-Stellung ausschlieslich einem induktiven Effekt zu, weil, wie bereits auseinandergesetzt, es nicht moglich ist, eine m-chinoide Struktur aufzubauen1. Eine andere Methode zur Aufspaltung der o-Werte in ol-und c r ist ~ von ROBERTS~ vorgeschlagen worden. Sie benutzt den Ein-. . flus der Substituenten einer vollig hydrierten Carsaure der 4-Rbicyclo-(2,2,2)-octan-1-carbonsaure: H, H1 . , Hz H* . . h /' als Mas fiir den induktiven Effekt. Die Wahl gerade d& kompliziert erscheinenden Verbindung geschah wahrscheinlich aus der Uberlegung heraus, eine evtl. Feldwirkung des SubstituentenR auf die Carboxylgruppe durch Vorbau von drei Cyclohexanringen auszuschliesen und uberdies die Flexibilitat der einfacheren Cyclohexancarbonsaure (Sessel- und Wannenform), welche vom Standpunkt der Eliminierung der Doppelbindungen genugt hatte, aufzuheben. Die Ergebnisse dieser beiden Methoden, sowie einer dritten von TAFT^ angegebenen, decken sich nicht immer in allen numerischen Werten. Es mus diesbezuglich auf die Originalliteratur verwiesen werden. - Vgl. Die Unveranderlichkeit des Absorptionsspektrum von Polyphenylen in m-Stellung Seite 141. 2 J. D. ROBERTS and W. T. MORELAND, J. Amer. chem. Soc. 75,2167 (1953). R. W. TAFT jr., Newman's Steric Effects in Org. Chemistry 559 (1956). ., ? %

132 3 19 Einflus der Elektronenverschiebungen auf chemische Gleichgewichte<br />

ist schwacher (0,9 10-5) als die trans-Verbindung<br />

H-C-CH8<br />

I1<br />

(5,l 10-5), und denselben Abstufungen begegnet man bei den cistrans-Isomeren<br />

des Chlorathylens und der Phenylcarbonsaure.<br />

Der beschriebene Einflus der hybridischen Bindung auf die<br />

~bdissoziation von H+ sollte nicht so verstanden werden, als ob<br />

auch die Bindung des H-Atoms geringer ist. Vielmehr ist das Gegenteil<br />

der Fall, wie der Vergleich der Aciditat der Kohlenwasserst,offe<br />

CR4, CH, = CH, und HC = CH mit den Uberlappungsintegralen<br />

der sp3-, sp2- und sp-Hybride mit dem 1s-Elektron des<br />

Wasserstoffes zeigt. Letztere Grose SAB = JYA y~ dz ist, wie wir<br />

gesehen haben, ein Mas fur die Bindungsstarke der beiden Atome,<br />

zu welcher die genannten Elektronen gehoren. Die Werte fur diese<br />

Uberlappungsintegrale sind 0,72 fur die C-H-Bindung im CH,, 0,74<br />

imAthylen und 0,76 im Azetylen1. Sie entsprechen den Abstufungen<br />

der Dissoziationsenergien dieser Kohlenwasserstoffe in Wasserstoffatome<br />

und Radikale, z. B. CH4 + CH, + H und zeigen, das die<br />

Wasserstoffatome im Azetylen starker gebunden sind als im Methan.<br />

Demgegenuber hat gerade das Acetylen die Fahigkeit, seine<br />

Wasserstoffatome als Ionen abzugeben. Die im Vergleich zu<br />

CH, = CH, und CH, erhohte Aciditat entspricht dem Vorgang<br />

HC = CH + HC = C- + H+. Sie kommt in der leichten Ersetzbarkeit<br />

dieses Wasserstoffes durch Metalle (Kupferacetylen,<br />

HC - CCu) zum Ausdruck. Wenn man sich vor Augen halt, das<br />

sich das Uberlappungsintegral letzten Endes auf die Elektronenwolkender<br />

C- bzw. H-Atome bezieht und dieFestigkeit ihrer Bindung<br />

angibt, so erscheint die damit parallel gehende Abdissoziierung eines<br />

elektronenlos gewordenen Wasserstoffes (H+) plausibel.<br />

Es ist HAMMETT~ gelungen, die Donator- bzw. Acceptorwirkung<br />

von Substituenten in Bezug auf den Phenylkern in quantitativer<br />

Weise zu erfassen und zahlenmasige Angaben uber ihre Fahigkeit,<br />

-<br />

R. S. MULLIKEN, J. Amer. chem. Soc. 72,4493 (1950).-A. D. WALSH,<br />

Disc. Faraday Soc. 2, 18 (1947). L. PAULING, Nature of the Chemical<br />

Bond". Cornell Univ. Press, 1940. - Uber eine welienmechanische Berechnung<br />

der Polarisationseffekte der Ionen siehe KIRKWOOD, Phys. Z. 33, 259<br />

(1932).<br />

L. P. H-~MMETT, Chem. Rev. 17,125 (1935); Trans. Faraday soc. 34,156<br />

(1938).<br />

3 19 Einflus der Elektronenverschiebungen auf chemische Gleichgewichte 133<br />

Elektronen aufzunehmen oder abzugeben, zu machen. Er hat im<br />

Jahre 1935 festgestellt, das zwischen der Anderung der freien<br />

Energie von physikalisch-chemischen Gleichgewichten, durch die<br />

Einfuhrung von Substituenten, und der Elektronenaffinitat derselben<br />

eine lineare Abhangigkeit existiert. Denn es zeigt sich, das,<br />

wenn der lg K, eines bestimmten Gleichgewichtes gegen den lg K,<br />

eines zweiten Gleichgewichtes fur eine Substanzreihe aufgetragen<br />

wird, die man durch Variation der Substituenten erhalt, eine gerade<br />

Linie resultiert. Vor allem bei den p- und m-Benzolderivaten stellt<br />

sich eine scharfe Linearitat ein, die HAMMETT durch die Formel<br />

1gKl =&?hKz+ C (73)<br />

wiedergibt. Die Neigung der Kurve Q stellt die Anderung dei. freien<br />

Energie des Gleichgewichtes, beim Ubergang von einem Substituenten<br />

zum anderen dar. Wenn man die Gleichgewichtskonstanten<br />

der nichtsubstituierten Verbindungen fur zwei Gleichtgewichte<br />

mit Ko bzw. Kot und die der Substituierten mit Ks bzw. Ks' bezeichnet,<br />

so gelangt man durch Substitution zur Gleichung<br />

K,' K,<br />

lg-7 = ek-<br />

Ko Ko '<br />

Auf Grund dieser Formel kann ein beliebiges Gleichgewicht als ein<br />

normales Gleichgewicht ausgewahlt<br />

-.<br />

werden, mit welchem alle ananderen<br />

verglichen werden. Als<br />

solches ist das Dissoziationsgleichgewicht<br />

der substituierten<br />

Benzoesauren festgesetzt wor- 3<br />

[<br />

den (Abb. 24). Man hat dem Ver- ,<br />

K,<br />

haltnis lg - die Bezeichnung o<br />

Ko<br />

gegeben, welche somit das Ver- +<br />

2<br />

haltnis der DissoziationskonstantedersubstituiertenBenzoe-<br />

- L<br />

@,#<br />

saure zu der Benzoesaure selbst, o +CO +2,0<br />

/g k/ko /n H20<br />

in logarithmischem Masstab,<br />

Abb. 24. Dissoziationskonstanten in<br />

darstellt. Gleichung (74) last verschiedenen Losungsmitteln<br />

sich in der Form<br />

lg Ks' / Kot = Q a (75)<br />

schreiben, worin Q und a Konstanten sind. Die Konstante a, die<br />

auch Hammettsche Konstante genannt wird, stellt die, durch den

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