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124 5 19 Einflus der Elektronenverschiebungen auf chemische Gleichgewichte 3 19 Einflus der Elektronenverschiebungen auf chemische Gleichgewichte 123<br />
Werte von Gleichung (69) ein, so erhalt man fur die Gleichgewichtskonstante<br />
die Beziehungen<br />
AS 4H<br />
l n K =<br />
R<br />
-<br />
RT'<br />
und daraus<br />
Sie demonstrieren, das die Saure bzw. Base um .so starker ist, je<br />
groser der Abfall des Warmeinhaltes und je groser der Entropiezuwachs<br />
beim Dissoziationsvorgang ist. Wenn der Vergleich<br />
zwischen Sauren bzw. Basen angestellt wird, die konstitutionell<br />
nicht sehr voneinander verschieden sind, so kann man die Entropieanderungen<br />
beim Dissoziationsvorgang als gleich gros annehmen,<br />
so das man fur den Vergleich in erster Naherung die Dissoziationskonstanten<br />
mit der Anderung der Gesamtenergie und damit mit der<br />
Resonanzenergie in Beziehung setzen kann. Grose Dissoziationskonstanten<br />
entsprechen grosen Elektronenverschiebungsenergien.<br />
Bevor man jedoch den Einflus dieser Verschiebungseffekte auf die<br />
Saurestarke behandelt, mussen einige elektrostatische Effekte, die<br />
einzelne geladene Gruppen aufeinander ausuben, besprochen<br />
werden.<br />
Man hat in neuerer Zeit die alte Definition von Sauren und<br />
Basen als diejenigen Stoffklassen, welche in wasriger Losung H+-<br />
Ionen bzw. OH--Ionen abzudissoziieren imstande sind (ARRHE-<br />
NIUS), in solcher Art erweitert, das sie in theoretischer Hinsicht<br />
einen besseren Uberblick uber die Ionengleichgewichte vermitteln.<br />
Nach LOWRY-BRDNSTED~ sind Sauren Substanzen, die als Protonen-<br />
Donatoren und Basen als Protonen-Acceptoren aufzutreten imstande<br />
sind. Eine und dieselbe Substanz kann sowohl Saure als auch<br />
Base sein, je nach der Reaktion, an welcher sie beteiligt ist. An den<br />
folgenden Gleichgewichten :<br />
Saure Base Saure Base<br />
(1) HCl + H,O 2 H,O- + C1-<br />
(2) HS04- + NH, -H,+ + SO4- -<br />
(3) (C&,)&H + NH2- -H, + (C&),C-<br />
(4) H20 + H20 -4 H,O- + OH-<br />
1 T. M. LOWRY, Chemistry and Industry 42, 43 (1923).- J. N. BR~N-<br />
STED, Rec. Trav. chim. 42, 718 (1923).<br />
sind die Molekule HC1 und H30- Sauren, weil sie Protonen abgeben<br />
konnen, dagegen H,O und C1 - sind als Basen anzusehen, da<br />
sie Protonen aufnehmen konnen. Zu jeder Saure gehort eine konjugierte<br />
Base und umgekehrt. Eine und dieselbe Substanz, z. B.<br />
NH3, fungiert in einem bestimmten Gleichgewicht (2) als Base, in<br />
einem anderen Gleichgewicht (3) jedoch als Saure. Konsequenterweise<br />
mus man bei der Selbstdissoziation des H,O-Molekuls (Gleichgewicht<br />
(4) von links nach rechts) einem Wassermolekul Saure- und<br />
zweiten Baseneigenschaften zuschreiben.<br />
Bei den zweibasischen Sauren hat man es entsprechend der<br />
zweistufigen Dissoziation mit zwei Konstanten zu tun. In der Regel<br />
ist die zweite Dissoziationskonstante kleiner als die erste, weil bei<br />
der ersten Stufe das Proton von einem einfach geladenen Anion zur<br />
Bildung der undissoziierten Saure, dagegen bei der zweiten Stufe,<br />
von einem doppelt geladenen Anion, zur Bildung des sauren Anions<br />
angezogen wird :<br />
1. H,SO, HC + HSO,-<br />
2. HS0,- r' H+ + SO,--.<br />
Da bei der ersten Stufe zwei Moglichkeiten zur Abdissoziierung und<br />
nur eine Moglichkeit fur das Einfangen eines Protons vorliegen, dagegen<br />
in der zweiten Stufe umgekehrt nur eine Moglichkeit zur<br />
Dissoziation eines Protons, und zwei Moglichkeiten fur dessen Einfangen,<br />
ist das Verhaltnis der a priori-Wahrscheinlichkeiten der<br />
Dissoziation der ersten zur zweiten Stufe 4 : 1. Dies muste auch das<br />
Verhaltnis der beiden Dissoziationskonstanten sein, d. h. K,<br />
= 4K,. An den experimentellen<br />
,<br />
Daten der zweibasischen Dicarbonsauren<br />
des Typus<br />
COOH<br />
(CH2)n<br />
'COOH<br />
stellt man fest, das das Verhaltnis der beiden Dissoziationskonstanten<br />
groser als dieser Faktor 4 ausfallt. Nach BJERRUM~ ist es<br />
moglich, dieser Tatsache durch die elektrostatische Wirkung des<br />
einen Carboxylions auf die noch nicht dissoziierte zweite Carboxylgruppe<br />
Rechnung zu tragen. Er gelangt zur Gleichung<br />
N. BJERRUM, Z. physik. Chem. 106, 219 (1923).