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80 8 16 Bindungsgrad und Atomabstande 8 16 Bindungsgrad und Atomabstande 81<br />
dreifache Bindung den Bindungsgrad 3, entsprechend den zwei,<br />
vier und sechs Elektronen, welche die zwei C-Atome miteinander<br />
verbinden. Die Nutzlichkeit einer solchen Konzeption erkennt man<br />
an den komplizierteren vor allem konjugierten Doppelbindungsmolekulen,<br />
bei denen der Bindungscharakter wegen der Elektronenverschiebungen<br />
nicht konstant ist, sondern je nach der Art<br />
der Konjugation und der Natur der Substituenten innerhalb eines<br />
gewissen Bereiches variiert.<br />
Beim Benzol mus, da die drei Doppelbindungen uber das aus<br />
sechs o-Bindungen bestehende Gerust ausgebreitet sind, der Bindungsgrad<br />
einer C-C-Bindung 1,5 betragen1. Im Graphit ist der<br />
Bindungsgrad 1,33. Nun mus zwischen der Zahl der Elektronen<br />
und der Bindungsstarke ein Zusammenhang existieren, in dem<br />
Sinne, das je groser der Bindungsgrad um so groser auch die Bindungsstarke<br />
ist. Andererseits ist zu erwarten, das mit steigender<br />
Bindungsstarke die Atomabstande kleiner werden. In der Tat gibt<br />
es, wie aus Abb. 18 ersichtlich ist, einen solchen Zusammenhang,<br />
der experimentell gefunden worden ist. Diese empirisch gefundene<br />
Kurve, die spater auch theoretisch abgeleitet werden konnte, bebesagt,<br />
das der Abstand<br />
CHj-CH3<br />
I I I I zwischen zweiC-Atomen in<br />
regelmasiger Weise vom<br />
Werte 1,535 A beimAthan<br />
mit dem Bindungsgrad 1<br />
$ 6.w auf den Wert von 1,20 A<br />
'R<br />
beim Acetyleqdessen Bin-<br />
'<br />
B<br />
8 dungsgrad 3 ist, abfallt.<br />
Durch Messung des Ab-<br />
4.90<br />
standes zweier C-Atome<br />
\ kann man auf den Bin-<br />
CH=CH dungsgrad und dadurch<br />
4s &J 2s 50 auf die Zahl der Elektro-<br />
B/bdunysgmd<br />
nen, die an der Bindung<br />
Abb. 18. Abhangigkeit der C-C-Abstande vom anteilig sind, schliesen.<br />
Bindungsgrad<br />
Diese Zahl braucht keine<br />
ganze Zahl zu sein, womit zum Ausdruck gebracht wird, das Zustande<br />
zwischen der einfachen und doppelten bzw. der dreifachen<br />
Vgl. weiter unten die schwach von einander abweichenden Werte der<br />
Bindungsgrade nach der v. b. und MO-Methode.<br />
Bindung, verursacht durch eine kontinuierliche Ladungsverschiebung<br />
der Elektronen, zugunsten oder zu ungunsten gewisser Bindungen,<br />
existieren mussen.<br />
Nachdem diese Zusammenhange erkannt worden waren, setzte<br />
eine grose Reihe von Untersuchungen zur Bestimmung von Atomabstanden<br />
organischer Molekule ein. Es sind vier Methoden, welche<br />
zu diesem Zwecke weitgehend verwendet werden. Die Rontgeninterferenzmethode<br />
fur feste Stoffel, die Elektroneninterferenzen<br />
im Gaszustand2, die Analyse der Feinstrukturen der Ultrarotspektren3<br />
und die Mikrowellenmethode4. Eine Zusammenstellung<br />
von Atomabstanden und Atomwinkeln fur eine sehr grose Zahl von<br />
Verbindungen (gemessen bis 1954) hat G. W. WHELAND~) gegeben.<br />
Einige interessante Ergebnisse sollen hier mitgeteilt werden.<br />
Beim Diamanten sowohl als auch beim Aethan betragt der<br />
C-C-Abstand 1,54 A. Bei den Verbindungen ,CH240 Methylcyanid<br />
><br />
CH,CN<br />
Methylacetylen CH,C CH, Diketopiperazin NH nimmt<br />
'CO-CH,<br />
der C-C-Abstand die Werte 1,49, 1,46 und 1,47 A an (mittlerer<br />
Fehler &0,02). An Hand der Kurve (Abb. 18) stellt man fest, das<br />
beim letzteren Abstand der Bindungsgrad 1,3 ist, d. h. das 2,6<br />
und nicht 2,O Elektronen die C-C-Bindung zusammenhalten. Demzufolge<br />
kann sie in den angefuhrten Verbindungen keine reine einfache<br />
Bindung, sondern sie mus vielmehr eine Bindung sein, die<br />
zwischen einer einfachen und einer Doppelbindung liegt. Die uber<br />
der Zahl 2 der reinen Einfachbindung hinausgehenden O,6 Elektronen<br />
mussen von den benachbarten Doppel- bzw. Dreifachbindungen<br />
stammen und sind durch einen Verschiebungsvorgang uber<br />
die C-C-Bindung ausgebreitet.<br />
Das Benzol ist nach der Elektronenbeugungsmethode bezuglich<br />
der C-C-Atomabstande genau untersucht worden. Es wurde<br />
- --<br />
I J. M. BIJVOET, N. H. KOLKMEIJER U. C. H. MACGILLAVRY: Rontgenanalyse<br />
von Kristallen. 1940.<br />
L. 0. BROOKWAY, ,,Physical Methods of Organic Chemistry", 11. Teil,<br />
New York 1949.<br />
G. HERZBERQ, Spectra and Molecular Structure", I. Teil<br />
1956. D. H. WHWFEN, ,,Rotation Spectra" Quart. Rev. 4, 131 (1950).<br />
W. GORDY, Microwave Spectroscopy. Rev. Mod. Phys. 20, 668 (1948).<br />
W. MAIER, Ergebn. exakt. Naturwiss. 24,275 (1951).<br />
G. W. WHELAND, ,,Resonance in Organic Chemistry" S. 695 (1955).<br />
Karagounis, Elektronentheorie 6