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78 3 15 Hybridwierung •˜ 16 Bindungsgrad und Atomabstande 79<br />
hat die Form einer Pyramide, an deren Spitze das Stickstoffatom<br />
mit zwei 2s-Elektronen ohne Liganden sitzt. Wollte man einen<br />
funfwertigen Stickstoff dadurch schaffen, das man das einsame<br />
Elektronenpaar sprengt und ein Elektron auf den 3s-Zustand<br />
bringt, so muste man einen erheblich groseren Energiebetrag als<br />
bei den oben beschriebenen Vorgangen aufwenden, der nachtraglich<br />
bei der Vereinigung mit den anderen Elementen nicht gedeckt<br />
werden kann. Denn das 3 s-Energieniveau liegt erheblich hoher als<br />
das der 2p-Zustande. Folglich kann man nicht beim Stickstoff<br />
funf Elektronen miteinander vermischen, um funf gleichwertige<br />
Valenzhybride zu bilden, da der Energieinhalt von mindestens<br />
einem von diesen sehr differieren wurde. Diese Art der Hybridisierung<br />
unterbleibt, und so erklart sich die Nichtexistenz einer<br />
NC1,-Verbindung. Wir gelangen zu dem Schlus, das bei den Elementen<br />
der ersten Periode die kovalente Wertigkeit vier nicht uberschritten<br />
werden kann, weil nur 2 s und 2p-Zustande existieren.<br />
Dagegen ist dieser Vorgang beim Phosphor, dem entsprechenden<br />
Element der nachsthoheren Periode, moglich. Die Elektronenkonfiguration<br />
des Phosphors ist<br />
(2s)ll (2pz)lt (2pu)li (2pZ)l:; (3s)Tl (3pz)? (3pu)T (3pZ)i (34'<br />
d. h. er besitzt eine vollstandige L-Schale mit acht Elektronen und<br />
eine M-Schale, die zwei 3s- und drei 3p-Elektronen enthalt. Mit<br />
letzteren kann es sofort dreiwertig auftreten. Auserdem ist er<br />
jedoch befahigt, weil sein dreiquantiger Zustand nicht voll besetzt<br />
ist, ein 3s-Elektron durch eine geringe Anregung in den unbesetzten<br />
3d-Zustand uberzufuhren und die funf einsamen gleichgerichteten<br />
Elektronen zu funf gleichwertigen sp3d-Hybriden zu vermischen.<br />
(35)f(3~z)T(3pu)T(3~Z)t<br />
(34t.<br />
Diese Anordnung ist eine bipyramidale, die beim verhaltnismasig<br />
stabilen PCI, verwirklicht ist. Ahnliche Argumentierung mus fur den<br />
von G. WITTIG~ hergestellten Pentaphenylphosphor (C,H,),Pgelten.<br />
Auf dieselbe Art kommen bei den Ubergangselementen Eisen,<br />
Kobalt, Nickel, deren 4s- und 3d-Zustande ungefahr gleiche Energie<br />
haben, Vermischungen des Elektronencharakters zustande, die<br />
zu hoheren kovalenten Wertigkeitsstufen fuhren. Beim Co-Atom<br />
entstehen durch Vermischung der s-, P- und &Zustande sechs<br />
G. WITTIG, Liebigs AM. Chem. 862, 187 (1949).<br />
gleichwertige sp3d2-Hybride, die nach den Ecken eines regularen<br />
Oktaeders gerichtet sind. Man trifft diese Art der Elektronenvermischung<br />
und Befahigung zu hoheren kovalenten Konfigurationen<br />
bei den Kobalt-Hexamin-Komplexen [Co(NH,),]+ + +. Wir<br />
mussen uns den Vorgang der Bildung dieses Komplexes nach den<br />
Vorstellungen der Hybridisierungstheorie folgendermasen denken :<br />
Im Co++4 fehlen die zwei auseren 4s- sowie ein inneres 3d-Elektron<br />
(S. 37). Jedes hinzukommende NH3-Molekul liefert je ein Elektron<br />
aus dem 2s-Zustand und verwandelt sich selbst zu einem sp3-<br />
tetraedrischen Hybrid ahnlich dem eines positiv geladenen NH:-<br />
Ions. Von den 12 dem Co hierbei zukommenden Elektronen besetzen<br />
6 den 3d-Zustand und die ubrigen 6 bilden durch Vermischung<br />
mit dem unbesetzten 4s- und 4p-Zustanden die sechs gleichwertigen<br />
sp3d2-Hybride, die nach den Ecken eines regularen Oktaeders<br />
gerichtet sind. Durch ihre Absattigung mit den sechs sp3-Valenzen<br />
der 6 (NH3)+ bilden sich in Komplexkation 6 oktaedrisch angeordnete<br />
0-Bindungen.<br />
Bei den Elementen Nickel, Platin und Palladium ist in den<br />
Komplexen [Ni (CN),]- und [PtCl,]-- eine tetragonale Hybridisierung<br />
realisiert. Die vier sp2d-Hybride sind hier nach den Ecken<br />
eines Quadrates gerichtet, so das das Molekul eine planare Konfiguration<br />
hat. Diese Forderung der Theorie (L. PAULIBG) ist durch<br />
die Darstellung von cis-trans-Isomeren, die bei tetraedrischer Anordnung<br />
nicht moglich waren, bestatigt worden.<br />
Aus diesem Beispiel geht hervor, das eine wesentli-e Voraussetzung<br />
fur die Vermischung der Elektronenzustande ihrebmgefahre<br />
Energiegleichheit ist.<br />
•˜ 16 Bindungsgrad und Atomabstande<br />
Wir sind nun auf Grund der Hybridisierungstheorie uber die<br />
Natur der einfachen, doppelten und dreifachen Bindung unterrichtet<br />
und wir konnen Charakter und Starke einer Bindung durch<br />
die Zahl der Elektronen, die an ihr anteilig sind, ausdrucken.<br />
Man definiert als Bindungsgrad die Zahl der Elektronen pro Atom,<br />
welche die betreffende Bindung zusammenhalten. Eine o-C-C-Bindung<br />
hat den Bindungsgrad 1, eine Doppelbindung, da sie aus einer<br />
o- und einer n-Bindung zusammengesetzt ist, hat den Bindungsgrad<br />
2 und die aus einer o- und zwei n-Bindungen zusammengesetzt-