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66 14 Resonanz, Komplanaritat und sterische Hinderung 5 14 Resonanz, Komplanaritat und sterische Hinderung 67<br />
das eine kleine Resonanzenergie aufweist entsprechend seinem ungesattigten<br />
reaktionsfahigen Charakter.<br />
Die mit der Delokalisierung erfolgende Ausbreitung der Elektronen<br />
uber das ganze, mit konjugierten Doppelbindungen durchsetzte<br />
Molekul ist durchaus zu vergleichen mit der adiabatischen<br />
Expansion eines idealen Gases. Gleich diesem werden die wie ein<br />
Gas sich verhaltenden n-Elektronen, bei der adiabatischen Ausdehnung<br />
uber das gesamte Doppelbindungssystem, eine Verminderung<br />
ihres Energieinhaltes erfahren. Damit diese Expansion<br />
stattfinden kann, mussen samtliche Atomrumpfe in einer Ebene<br />
liegen. Bilden die Atomschwerpunkte in einem Molekul Raumwinke1<br />
zueinander, so kann der zu einem Energieminimum fuhrende<br />
Vorgang der adiabatischen Expansion nicht erfolgen. Wir gelangen<br />
auf diese Weise zu einem interessanten stereochemischen Schlus<br />
bezuglich der Mesomerie. Das mesomere Molekul mus eben gebaut<br />
sein. Fur die Molekule Benzol, Naphthalin, Anthracen usw. ist dies<br />
auf Grund ihrer Strukturformeln und den rontgenographischen<br />
Befunden zur Genuge bewiesen. Bei den Carbonsauren tritt die<br />
Mesomerie durch einen Ladungswechsel zwischen den beiden<br />
Sauerstoffatomen im Sinne der Gleichung<br />
in Erscheinung. Die Resonanzenergie der Benzoesaure (67,O kcal<br />
pro Mol) ubersteigt die Summe der Resonanzenergien des Benzols<br />
(35,9 kcal/Mol) und der Ameisensaure HCOOH (18,O kcal/Mol) um<br />
10 kcal/M01.~ Dieser zusatzliche Betrag ware vielleicht auf die<br />
Wechselwirkung der n-Elektronen des Phenylrestes mit den einsamen<br />
Elektronenpaaren der Sauerstoffatome der Carboxylgruppe<br />
zuruckzufuhren, wenn beide Molekulhalften in eine Ebene zu liegen<br />
kommen. Jedoch sind die Zahlenangaben zu unsicher fur eine<br />
bundige Schlusfolgerung.<br />
Wenn Abweichungen von der Komplanaritat beobachtet<br />
werden, so gehen sie in den meisten Fallen mit einem Ausbleiben der<br />
Resonanz einher. Sie konnen dadurch zustandekommen, das das<br />
Molekul wegen sterischer Hinderung nicht die Moglichkeit hat, seine<br />
Die benutzten Zahlen sind der tabellarischen Zusammenstellung von<br />
G. W. WHELAND, The Theory of Resonance, S. 69 (1947), entnommen.<br />
Atome in eine Ebene zu legen, was, wie wir gesehen haben, die<br />
wichtigste raumliche Voraussetzung fur das Eintreten der Resonanzstabilisierung<br />
ist. Einige Beispiele sollen diese Grundtatsache, die fur<br />
das physiko-chemische Verhalten organischer Verbindungen mit<br />
konjugierten Doppelbindungen von Bedeutung ist, illustrieren.<br />
Schaltet man in den Benzolring eine CH2-Gruppe ein, indem<br />
man das Cycloheptatrien herstellt,<br />
'C&'<br />
H H<br />
so bleibt zwar die Zahl der n-Elektronen und die damit verknupfte<br />
Zahl der kanonischen Strukturen die gleiche wie beim Benzol, die<br />
Resonanzenergie aber sinkt auf den Betrag von nur 6,7 kcal/Mol.<br />
In Ubereinstimmung damit steht die Tatsache, das die genannte<br />
Verbindung keinen aromatischen Charakter besit,zt und reaktionsfahig<br />
ist. Das Molekul kann nicht eben gebaut sein, wegen der tetraedrischen<br />
Anordnung der eingeschalteten CH,-Gruppe.<br />
Verwandelt man jedoch den Cycloheptatrienring in ein Kation,<br />
so resultiert ein stabileres System mit einem gewissen Grad<br />
von aromatischem Charakter, wie das von DOERINC und KNOX~ hergestellte<br />
Cycloheptatrienylbromid<br />
beweist. Dieser Befund wirft vielleicht Licht auch auf die Frage<br />
nach der Stabilitat des Tropolons2,<br />
0 OH<br />
das, obwohl es eine Resonanzenergie von nur 21 kcal besitzt, in<br />
manchem aromatisches Verhalten zeigt. Mit Diazoniumsalzen beispielsweise<br />
reagiert es wie ein Phenol, indem es Kupplungsreaktionen<br />
eingeht.<br />
W. E. v. DOERING and L. KNOX, J. Amer. chem. Soc. 76,3203 (1954).<br />
J. W. COOK and J. D. LOUDON, Quart. Rev. 5, 99 (1951).<br />
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