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09.01.2014 Aufrufe

52 5 12 Mesomerie. ,,Resonanz" 3 12 Mesomerie. 53 Entdeckung der Tautomerie eine wichtige Rolle. Erst C. LAAR~, dann A. V. BAEYER~ und spater zahlreiche a.ndere Forscher fanden, das gewissen organischen Verbindungen, je nach den auseren Bedingungen, zwei konkret verschiedene Formeln, die mit einander im chemischen Gleichgewicht stehen, zukommen konnen. In den klassischen Beispielen fur die Tautomerie, namlich beim Acetessigester, p-Nitrosopheno15 und p-Nitropheno13 stehen die Keto- mitder Enolform bzw. dieNitro- mit der Chinonaciform derart im Gleichgewicht merie besteht darin, das die Lage der Massenpunkte bei allen diesen Grenzstrukturen die gleiche ist, und nur die Doppelbindungen, d. h. die Elektronendichten, verschoben sind. Ein drastisches Beispiel fur die neue Sachlage ist das Beispiel des Benzols, fur das man zwei Formeln (a) und (b), mit gegenuber den numeriert gedachten C- Atomen des Ringes verschobenen Doppelbindungen (a) (b) -. schreiben kann. Kame dem Benzol nur die eine'srmel (a) ZU, so i! muste man zwei o-Disubstitutionsprodukte (C) pnd (d) das je nach dem p, und der Natur des Losungsmittels die eine oder die andere Form quantitativ erfast werden kann (Desmotropie). An Hand der Fornielbilder I und I1 stellt man fest, das die Erscheinung der Tautomerie mit einer Wanderung des Protons unter gleichzeitiger Verschiebung der Doppelbindung verbunden ist. Seit Beginn der zwanziger Jahre hauften sich jedoch die Beobachtungen, nach denen das Verhalten von Verbindungen mit konjugierten Doppelbindungen nicht durch eine einzige Formel wiedergegeben werden kann, sondern durch eine Reihe von Strukturformeln, die ohne Verschiebung von H- oder anderen Atomen, sich voneinander, nur durch die Lage der Elektronen im Molekul, unter Bewahrung der Doublett- bzw. Oktettkonfigurationen unterscheiden. Die Struktur des Molekuls schien eine nicht ganz scharf zu definierende Zwischenstellung zwischen diesen extremen, jedoch genau formulierbaren Grenzstrukturen einzunehmen4. Dem letzteren Umstand verdankt die Erscheinung ihren Namen - Mesomerie. Der grundsatzliche Unterschied gegenuber der Tauto- - C. LAAR, B. 18, 648 (1885); 19, 730 (1886). A. V. BAJZYER, B. 16,2188 (1883). 3 An der Richtigkeit der Chinonaciformel des p-Nitrophenols wurden, wegen der bei der Salzbildung auftretenden Farbvertiefung des m-Nitrophenols, Zweifel geausert. Vgl. N. V. SIDGWICK, The Orgsnic Chemishy of Nitrogen 5.267. C. K. INUOLD, Chem. Rev. 15,225 (1934) ARNDT und EISTERT, Z. phys. Chem. B 31, 125 (1936). L. C. ANDERSON und M. G. GEIGR, J. Amer. chem. Soc. 54,3064 (1942). erwarten, je nachdem zwischen den beiden Substituenten eine Doppelbindung liegt oder nicht. Bekanntlich hat KEKULE, um dieser Schwierigkeit aus dem Weg zu gehen, eine Oscillation der Doppelbindungen zwischen den beiden Lagen (a) und (b) angenommen, die so rasch erfolgen sollte, das ein Nachweis, der als faktisch vorhanden angenommenen Grenzstrukturen (a) und (b), nicht moglich ware. Aber gerade in diesem Punkt unterscheidet sich der moderne Mesomeriebegriff von den alteren Anschauungen. Die quantenmechanische Behandlung des Problems zeigt, das es sich im Falle des Benzols nicht um zwei konkrete, etwa im Gleichgewicht zueinander stehende Molekularten handelt, sondern um einen einzigen Zustand, der zwischen den durch die Formeln (a) und (b) dargestellten Zustanden liegt. Demnach existieren zwischen den C-Atomen des Benzolkernes nicht etwa zeitlich abwechselnd einfache und doppelte Bindungen, sondern es existiert gleichmasig unter allen C-Atomen eine Bindungsart, welche zwischen doppelter und einfacher liegt, etwa eine anderthalbfache Bindung. Wie sehr einwirkende Agenzien diesen Zwischenzustand zugunsten des einen oder des anderen Grenzzustandes verschieben konnen, zeigt die Tatsache, das man das Vorhandensein der drei Doppelbindungen im Benzol nach der ublichen Bromaddition nicht nachweisen kann, da Benzol mit Brom nicht reagiert, wohl aber mit dem wirksameren Agenz 03, das zur Bildung des Triozonids fuhrt. Analoge Verhaltnisse trifft man bei komplizierteren Verbindungen

54 3 12 Mesomerie. mit konjugierten Doppelbindungen. Man konnte die y-Pyrone nach Formel I als ein Diolefinketon formulieren, obwohl es die typischen Ketonreaktionen wie Kondensation mit Hydroxylamin, im Gegensatz zu dem analog gebauten Dibenzalaceton, nicht gibt. Man ware demnach versucht, den y-Pyronen die Struktur eines Zwitterions mit aromatischem Charakter nach Formel I1 zuzuschreiben. Diese Struktur jedoch Iast ein hohes Dipolmoment erwarten, wahrend das tatsachlich gemessene zwischen den Werten eines Zwitterions und eines Diolefines liegt. Andererseits kann man mit dem p-Nitrophenylhydrazin, das ein kraftigeres Agenz auf CO-Gruppen ist, zu einem Hydrazon kommen und damit einen Ketocharakter der Pyrone zum Vorschein bringen. Wollte man das Gesamtverhalten der Pyrone mit einer einzigen Formel beschreiben, so muste man eine wahlen, die zwischen der des Diolefins und der des Zwitterions liegt. Da die chemische Formelsprache diesen an verschiedenen Zustanden anteiligen Zwischenzustand (Mesomerie) nicht wiedergeben kann, wird er durch einen Doppelpfeil zwischen den beiden extremen Grenzstrukturen CH CH CH CH CII CH CI* CH dargestellt. Man spricht von der mesomeren Elektronenverschiebung der Grenzformeln zum stabilen Zwischenzustand, den man nicht niederschreiben, sondern sich nur vorstellen kann. Eine ebenso verbreitete Ausdrucksweise ist, von einer Resonanz zwischen den Strukturen (a) und (b) zu sprechen. Das konnte jedoch leicht zu Misverstandnissen fuhren, als gabe es tatsachlich die beiden Kekuleschen Grenzformeln, die etwa durch einen geheimen Kopplungsmechanismus in Resonanz zueinander treten. Dies ist jedoch keineswegs der Fal1,da das Molekul durch eineneinzigenzustand reprasentiert wird. Der Name Resonanz stammt von der wellenmechanischenBehandlung desBindungsmechanismus der zweiElektronen im Heliumatoml, die auch beim H,-Problem ubern~mmen P- I W. HEISENBERG, Z. Phys. 39, 499 (1926). •˜ 13 Methoden der Valenzstrukturen (v.b.) u. der molecular orbitals (MO) 55 wurde. Sie ist eine mathematische Behandlungsweise und kein physikalisches Phanomen. In welcher Art sie fur die konjugierten Doppelbindungen angewandt wird, soll gleich gezeigt werden. •˜ 13 Die Methoden der Valenzstrukturen (V. b.) und der molecular orbit,als (MO) Die wellenmechanische Erfassung dieses stabilen mesomeren Zustandes geschieht nach zwei verschiedenen Methoden, der Valenzstruktur- (valence bond) und der Molekularbahnmethode (nioleculare orbitals), zwei Rechenverfahren, welche zu den gleichen Resultaten fuhren. Nach der Valenzst~rukturmethode (SLATER, PAULISC:) schreibt man samtliche durch Elektronenverschiebung moglichen Struktiirformeln nieder und ermittelt das aus diesen dv-rch Uberlagerung entstehende, energetisch tiefer als jede der Ausgangsstrukturen liegende Resonamhybrid. Diese Ermittlung besteht im wesentlichen in der Bestimmung der relativen Gewichte, mit denen die einzelnen oben erwahnten Grenzstrukturen im Resonanzhybrid enthalten sind. Die Vermischung geschieht mathematisch durch Bildung von linearen Kombinationen der Wellenfunktionen der einzelnen Strukturen und Gleichsetzung mit der Wellenfunktion des Hybrides nach dem Schema Die Gewichte der Strukturen sind gleich den Quadraten der Koeffizienten c2, c3 . . . cn, mit denen die Wellenfunktionen yl, y2, . . . in die Gleichung der linearen Kombination eingehen. Dabei werden die Koeffizienten c2, c3 . . . C, so variiert, das die Energie E der entstehenden Wellenfunktion y den tiefstmoglichen Wert einnimmt (Variationsmethode). Das ist eine notwendige Bedingung fur die Stabilitat des Resonanzhybrides. Da die Energie einer Valenzstruktur sich aus ihrer Wellenfunktion durch ergibt,l wird die Energie des Resonanzhybrides, das im Falle des 1 H stellt in der Quantenmechanik den Hamiltonschen Operator dar, welcher aus der klassischen Hamilton-Funktion hervorgeht, indem die Imh a pulse durch -- ersetzt werden. 2ni ax

54 3 12 Mesomerie.<br />

mit konjugierten Doppelbindungen. Man konnte die y-Pyrone nach<br />

Formel I als ein Diolefinketon formulieren,<br />

obwohl es die typischen Ketonreaktionen wie Kondensation mit<br />

Hydroxylamin, im Gegensatz zu dem analog gebauten Dibenzalaceton,<br />

nicht gibt. Man ware demnach versucht, den y-Pyronen die<br />

Struktur eines Zwitterions mit aromatischem Charakter nach<br />

Formel I1 zuzuschreiben. Diese Struktur jedoch Iast ein hohes<br />

Dipolmoment erwarten, wahrend das tatsachlich gemessene<br />

zwischen den Werten eines Zwitterions und eines Diolefines liegt.<br />

Andererseits kann man mit dem p-Nitrophenylhydrazin, das ein<br />

kraftigeres Agenz auf CO-Gruppen ist, zu einem Hydrazon kommen<br />

und damit einen Ketocharakter der Pyrone zum Vorschein<br />

bringen. Wollte man das Gesamtverhalten der Pyrone mit einer<br />

einzigen Formel beschreiben, so muste man eine wahlen, die<br />

zwischen der des Diolefins und der des Zwitterions liegt. Da die<br />

chemische Formelsprache diesen an verschiedenen Zustanden anteiligen<br />

Zwischenzustand (Mesomerie) nicht wiedergeben kann,<br />

wird er durch einen Doppelpfeil zwischen den beiden extremen<br />

Grenzstrukturen<br />

CH CH<br />

CH CH<br />

CII CH<br />

CI* CH<br />

dargestellt. Man spricht von der mesomeren Elektronenverschiebung<br />

der Grenzformeln zum stabilen Zwischenzustand, den man<br />

nicht niederschreiben, sondern sich nur vorstellen kann.<br />

Eine ebenso verbreitete Ausdrucksweise ist, von einer Resonanz<br />

zwischen den Strukturen (a) und (b) zu sprechen. Das konnte jedoch<br />

leicht zu Misverstandnissen fuhren, als gabe es tatsachlich die<br />

beiden Kekuleschen Grenzformeln, die etwa durch einen geheimen<br />

Kopplungsmechanismus in Resonanz zueinander treten. Dies ist jedoch<br />

keineswegs der Fal1,da das Molekul durch eineneinzigenzustand<br />

reprasentiert wird. Der Name Resonanz stammt von der wellenmechanischenBehandlung<br />

desBindungsmechanismus der zweiElektronen<br />

im Heliumatoml, die auch beim H,-Problem ubern~mmen<br />

P-<br />

I W. HEISENBERG, Z. Phys. 39, 499 (1926).<br />

•˜ 13 Methoden der Valenzstrukturen (v.b.) u. der molecular orbitals (MO) 55<br />

wurde. Sie ist eine mathematische Behandlungsweise und kein physikalisches<br />

Phanomen. In welcher Art sie fur die konjugierten Doppelbindungen<br />

angewandt wird, soll gleich gezeigt werden.<br />

•˜ 13 Die Methoden der Valenzstrukturen (V. b.)<br />

und der molecular orbit,als (MO)<br />

Die wellenmechanische Erfassung dieses stabilen mesomeren<br />

Zustandes geschieht nach zwei verschiedenen Methoden, der Valenzstruktur-<br />

(valence bond) und der Molekularbahnmethode<br />

(nioleculare orbitals), zwei Rechenverfahren, welche zu den gleichen<br />

Resultaten fuhren. Nach der Valenzst~rukturmethode (SLATER,<br />

PAULISC:) schreibt man samtliche durch Elektronenverschiebung<br />

moglichen Struktiirformeln nieder und ermittelt das aus diesen<br />

dv-rch Uberlagerung entstehende, energetisch tiefer als jede der<br />

Ausgangsstrukturen liegende Resonamhybrid. Diese Ermittlung<br />

besteht im wesentlichen in der Bestimmung der relativen Gewichte,<br />

mit denen die einzelnen oben erwahnten Grenzstrukturen im Resonanzhybrid<br />

enthalten sind. Die Vermischung geschieht mathematisch<br />

durch Bildung von linearen Kombinationen der Wellenfunktionen<br />

der einzelnen Strukturen und Gleichsetzung mit der<br />

Wellenfunktion des Hybrides nach dem Schema<br />

Die Gewichte der Strukturen sind gleich den Quadraten der Koeffizienten<br />

c2, c3 . . . cn, mit denen die Wellenfunktionen yl, y2,<br />

. . . in die Gleichung der linearen Kombination eingehen. Dabei<br />

werden die Koeffizienten c2, c3 . . . C, so variiert, das die<br />

Energie E der entstehenden Wellenfunktion y den tiefstmoglichen<br />

Wert einnimmt (Variationsmethode). Das ist eine notwendige Bedingung<br />

fur die Stabilitat des Resonanzhybrides. Da die Energie<br />

einer Valenzstruktur sich aus ihrer Wellenfunktion durch<br />

ergibt,l wird die Energie des Resonanzhybrides, das im Falle des<br />

1 H stellt in der Quantenmechanik den Hamiltonschen Operator dar,<br />

welcher aus der klassischen Hamilton-Funktion hervorgeht, indem die Imh<br />

a<br />

pulse durch -- ersetzt werden.<br />

2ni ax

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