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20 •˜ 6 Die wellenmasige Darstellung mechanischer Vorgange 3 7 Die Unscharferelation von Heisenberg 2 1<br />
Durch die 3 Quantenzahlen n, I, und ma ist der Zustand eines<br />
Elektrons im Atomverband noch nicht eindeutig festgelegt. Denn<br />
es kann sich um ein Elektron handeln, das sich links- oder rechtssinnig<br />
um die eigene Achse dreht. Diese Eigendrehung des Elektrons<br />
hat man einfuhren mussen, um die Feinstruktur der Atomspektra<br />
zu erklaren (UHLENBECK U. GOUTSMIT~. Der durch den<br />
h<br />
Elektronenspin verursachte Drehimpuls ist durch l/ s (s + I) -<br />
2 n<br />
gegeben, worin s nur die Werte + 1/2 und -1/2 annehmen kann.<br />
Die Koppelung dieses Spindrehimpulses mit dem Bahndrehimpuls<br />
fuhrt zu einer erneuten Aufspaltung der Energiezustande und damit<br />
zu der genannten Feinstruktur der Spektren. Der Zustand des<br />
Elektrons ist durch diese 4 Quantenzahlen nunmehr eindeutig<br />
definiert.<br />
Um uber die Art der Raumverteilung der y-Funktion klar zu<br />
werden, mus man sich vorher mit der physikalischen Interpretation<br />
von y befassen. Man kann dem y selbst keine anschauliche<br />
Bedeutung abgewinnen. Aber man interpretiert das y2dv als die<br />
Wahrscheinlichkeit, das Teilchen-Elektron im Volumenelement dv<br />
anzutreffen2. Indem man sich aber dieser Deutung anschliest, gibt<br />
man die gegenseitige streng kausale Abhangigkeit der Variabeln<br />
eines Systems im atomaren Bereich auf. An Stelle von definitiven<br />
Feststellungen uber die Grose dieser Variabeln in atomaren Mikrobereichen<br />
treten nunmehr Wahrscheinlichkeitsaussagen. Wie es<br />
dazu kommen muste, zeigt die Betrachtung der Heisenbergschen<br />
Ungenauigkeitsrelation.<br />
Obwohl diese Deutung der Quantentheorie, die auch Kopenhagener<br />
Interpretation genannt wird (BOHR, KRAMERS, HEISEN-<br />
BERG, SLATER), von den Physikern weitgehend angewandt wird,<br />
ist sie bei weitem nicht von allen anerkannt. Eine Gruppe von<br />
Forschern (EINSTEIN, VON LAUE, SCHR~DINGER) kann sich mit<br />
den ausersten Konsequenzen dieser Anschauung, die einen Bruch<br />
mit der klassischen Vorstellung des Objektiv-Realen bedeuten<br />
wurde, nicht befreunden. Denn im atomaren Bereiche losen sich<br />
nach dieser Deutung die Konturen einer objektiv-realen Welt auf,<br />
und an Stelle des Faktischen tritt das Potentielle, das Mogliche<br />
ein. Der Wunsch der letztgenannten Forscher, die Prinzipien des<br />
Physica 6, 266 (1925). - Nature 117, 264 (1926).<br />
M. BORN, Z. Phys. 37, 863; 38,803 (1926).<br />
makroskopisch Beobachtbaren auch auf atomare Bereiche zu extrapolieren,<br />
scheint bis heute wenigstens nicht in physikalisch einwandfreier<br />
Weise durchfuhrbar zu sein1.<br />
fj 7 Die Unscharferelation von Heisenberg<br />
Die in der ursprunglichen Quantentheorie unternommenen<br />
Versuche, die Gesetze der makroskopischen Mechanik, wie sie uns<br />
aus der taglichen Erfahrung bekannt sind, auf das atomare Geschehen<br />
zu ubertragen, beruhen auf der stillschweigenden Voraussetzung,<br />
das die Vorgange im Makrokosmos mit absoluter Genauigkeit<br />
bestimmbar sind, d. h. das wir uns einem Zustande der<br />
Korper, der an sich absolut definiert ist, beliebig annahern konnen,<br />
wenn nur die Feinheit unserer apparativen Hilfsmittel dies gestattet.<br />
Man war sich zwar daruber im klaren, das apparative<br />
Unvollkommenheit diesem Bestreben ein Ende setzten, man glaubte<br />
aber, das die Vorgange ,,an sich" beliebig genau bestimmbar sind,<br />
weil ihr Zustand scharf definiert ware, unabhangig davon, ob wir<br />
ihn zu bestimmen versuchen oder nicht.<br />
Eine genaue Uberlegung zeigt jedoch, das diese Annahme auserhalb<br />
der Moglichkeit einer experimentellen Nachprufung liegt. Die<br />
gedankliche Verfolgung eines Versuches, den Zustand eines Systemes<br />
bis in atomare Bereiche hinunter exakt zu bestimmen, hat<br />
W. HEISENBERG (1927) durchgefuhrt und ist hierbei zu dem uberraschenden<br />
Ergebnis gekommen, das es nicht moglich ist, zwei zueinander<br />
gehorende sog. konjugierte Variabeln, die einen Zustand<br />
charakterisieren, mit beliebiger Genauigkeit zu bestimmen. Wenn<br />
es gelingt, die eine Variabel exakt zu bestimmen, so geschieht dies<br />
nur auf Kosten der Scharfe in der Bestimmung der zweiten konjugierten<br />
Variabel. Die funktionelle, unvermeidliche Verknupfung<br />
beider ist derart, das das Produkt aus dem Fehler, den man bei<br />
der Bestimmung der einen Variabel begeht, A q, und dem Fehler der<br />
zweiten Ap, groser oder hochstens gleich dem Wirkungsquantum h<br />
ist, d. h. Aq-Apr h.<br />
(32)<br />
Der Grund fur diese auf den ersten Blick befremdende Feststellung<br />
liegt darin, das wir keine Messung ausfuhren konnen, ohne den zu<br />
vermessenden Gegenstand selbst durch die Anlegung des Masstabes<br />
Vergl. die Darstellung von W. HEISENBERG, Phys. Blatter 7,289 (1956).