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Trauer um vier Unfallopfer - Kurier-E-Paper - Ihre persönliche Online ...

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Nordbayerischer <strong>Kurier</strong> Montag, 3. Juni 2013 Seite 9<br />

Futter für Fiffi:<br />

Verein will eine<br />

Tiertafel gründen<br />

Rosenfestival:<br />

Gartenfreunde<br />

trotzen dem Wetter<br />

Jasmin Schwiers:<br />

Vom Sternchen<br />

z<strong>um</strong> Star<br />

Das Handwerk<br />

in Oberfranken<br />

im Jahr 2030<br />

Seite 10<br />

Seite 11<br />

Seite 15<br />

Seite 16<br />

von tag zu tag<br />

Straßenfeger<br />

E sgibtsienoch,diesebesonderen<br />

Momente.DieseAbende,andeneneineeigenartigeRuheüberder<br />

Stadtliegt.Andenenaufdemsonst<br />

immerirgendwiegeschäftigenInnenstadtringeinfachmalgarnichts<br />

losist.AndenensichdieTankwarte<br />

unddieBedienungenindenKneipenlangweilen,weilalleBessereszu<br />

tunhaben.Undandenensogarder<br />

endloseVerkehrsstromaufderAutobahnabebbt–derRegendieZeit<br />

hat,aufdenAsphaltzufallen.Wer<br />

nochwaszuerledigenhat,beeilt<br />

sich,dennerweiß:Erwirdaufjeden<br />

Falletwasverpassen.Alsoschnell<br />

nachHause.<br />

DerSamstagabendwareinsol-<br />

cherAbend.EinStraßenfeger-<br />

Abendkönntemansagen,andem<br />

fastganzDeutschlandendlichmal<br />

vereintvordemFernsehersaß.Der<br />

AbenddesPokalfinales.DerAbend<br />

desTriples.DerAbend,andemder<br />

FCBayerndeutscheFußballgeschichtegeschriebenhat.<br />

Undich,ichkonntenichtzuschauen,mussteunterwegssein.<br />

NurperSMS-Nachrichtenaufs<br />

Handywarichdarüberinformiert,<br />

wasdortinBerlinvorsichgeht.<br />

Schrecklichschönistes,wennman<br />

malsehnlich,malbangeaufdie<br />

nächsteKurznachrichtwartet.<br />

Wennbei3:0allesklaristundbei3:2<br />

alleswanktimRegeninBayreuthan<br />

einemdieserStraßenfeger-Abend.<br />

DasHappyEnd:Z<strong>um</strong>Feiernhabeich<br />

esgeschafft. FrankSchmälzle<br />

gesicht des tages<br />

Der letzte große Sprung<br />

ArschbombenartistChristian Guthfällt aus 43 Meter Höhe und verletzt sichschwer<br />

Welterbe<br />

lockt viele<br />

Touristen an<br />

Viele Gäste von<br />

auswärts haben den<br />

gestrigen Welterbetag<br />

der Unesco für<br />

einen Besuch im<br />

Opernhaus genutzt.<br />

In dem barocken<br />

Bau, der derzeit saniert<br />

wird, gab es<br />

den ganzen Tag<br />

über Führungen. In<br />

die radelten Peter<br />

Haartje (von links),<br />

Rudolf Heitsch und<br />

Joachim Bock aus<br />

Hamburg zufällig<br />

hinein –und waren<br />

begeistert. Den<br />

Bayreuthern drücken<br />

sie die Da<strong>um</strong>en,<br />

dass es mit<br />

der Sanierung bis<br />

2017 klappt. „Als<br />

Hamburger haben<br />

wir ja leidvolle Erfahrungen<br />

mit Dauerbaustellen“,<br />

meinte Heitsch.<br />

kat/Foto: Harbach<br />

Ô Seite 11<br />

HEINZ FÖTTINGER<br />

Heinz Föttinger ist passionierter<br />

Radfahrer, leitet Touren des<br />

ADFC und benutzt sein Rad auch zu<br />

Fahrten in seine Heimatstadt Bayreuth.<br />

Die verließ der 78-Jährige<br />

1970, <strong>um</strong> in das eigene Domizil in<br />

Donndorf zu ziehen. Sein Rad, ein<br />

Damenrad ohne Gangschaltung,<br />

nahm er mit, <strong>um</strong> damit täglich zur<br />

Arbeit nach Bayreuth zu fahren. Damals<br />

war ein Radfahrer noch einsam<br />

auf den Straßen, erinnert er sich.<br />

Heute pendeln viel mehr mit dem<br />

Rad aus den Randgemeinden in die<br />

Stadt. Eine <strong>um</strong>weltfreundliche Methode<br />

der Fortbewegung. Und es<br />

könnten noch mehr werden, hofft<br />

Föttinger. Vielleicht trage ja der<br />

heutige Attac-Aktionstag „Europäischer<br />

Tag des Fahrrades“ dazu bei,<br />

dass die Zahl der radfahrenden<br />

Pendlerzunimmt. gb/Foto: Harbach<br />

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BAYREUTH/BERLIN<br />

Von Frank Schmälzle<br />

Mit diesem Sprung wollte er<br />

seinen eigenen Weltrekord<br />

brechen. Doch er hätte<br />

ihn fast für immer in<br />

den Rollstuhl gebracht: Der 28-jährige<br />

Bayreuther Christian Guth ist der mutigste<br />

unter den Splashdivern, der Härteste<br />

unter den Arschbomben-Wasserspringern.<br />

Sein letzter Sprung allerdings,<br />

vom Hubschrauber und aus<br />

43 Meter Höhe auf eine Wasserfläche<br />

im Ötztal, ging schief. Christian Guth,<br />

den sie in der Szene nur „Elvis“ nennen,<br />

erlitt schwere Verletzungen und<br />

zieht jetzt Konsequenzen: Er wird irgendwann<br />

wieder springen, auch <strong>um</strong><br />

aus einem Unfall kein Tra<strong>um</strong>a werden<br />

zu lassen. Die extremen Höhen aber,<br />

die überlässt<br />

Guth, der als<br />

Kind und Jugendlicher<br />

bei<br />

der Bayreuther<br />

Turnerschaft<br />

aktiv war, künftig<br />

anderen<br />

Splashdivern.<br />

Fast auf den Tag<br />

genau fünf Wochen<br />

sind seit<br />

Christian Guth diesem Augenblick,<br />

der ein Leben<br />

verändert hat, vergangen: Das<br />

Funksignal vom Boden kommt im Hubschrauber<br />

an, 43 Meter. Guth lässt sich<br />

fallen, von einem wackeligen Objekt<br />

springt ein erfahrener Splashdiver<br />

nicht. Er fällt. Guth hat die drei Phasen<br />

einer perfekten Arschbombe im<br />

Blut, er winkelt die Füße nach hinten<br />

an, <strong>um</strong> im Gleichgewicht zu bleiben.<br />

Breitet die Arme aus –„wie Jesus am<br />

Kreuz“, wie er sagt. Dann streckt er<br />

sich, so wie schon tausendmal zuvor<br />

in seiner mehr als zehnjährigen Splashdiver-Karriere.<br />

Diesmal aber ist es eben keine normale<br />

zweite Sprungphase, eine Windböe<br />

erwischt ihn. Guth weiß in diesem<br />

Moment: Das geht schief. „Zusammenkugeln<br />

und alle Muskeln anspannen“,<br />

der junge Bayreuther, der in-<br />

Aus einem Hubschrauber<br />

und<br />

aus 43 Meter<br />

Höhe: Dieser<br />

Sprung ging für<br />

Christian Guth<br />

schief. Er verletzte<br />

sich<br />

schwer.<br />

Foto: red<br />

zwischen in Berlin lebt, kennt die Krisenreaktion<br />

der Splashdiver-Zunft, die<br />

er einst im Bayreuther Kreuzsteinbad<br />

mitbegründet hat, genau. Dann der<br />

zweite, vielleicht entscheidende Zwischenfall.<br />

Der Wind ist so stark, dass<br />

es ihm ein Knie verreißt. Christian Guth<br />

kommt in Rückenlage, knallt so aufs<br />

Wasser. Aus 43 Meter Höhe.<br />

Es gibt Videos von seinem Unfallsprung,<br />

Christian Guth kann sie sich inzwischen<br />

anschauen und hat das auch<br />

ausführlich getan. Er weiß, was schief<br />

gelaufen ist. Dass es äußere Umstände<br />

waren und nicht eigenes Fehlverhalten.<br />

Doch er hat auch gesehen, wie seine<br />

Verlobte, die er am 8. August heiraten<br />

wird, reagiert hat, als er noch<br />

aus eigener Kraft aus dem Wasser stieg,<br />

ihm dann die Knie wegsackten. Wie<br />

versteinert stand die junge Frau an seiner<br />

Seite. „Ich musste in der Vergangenheit<br />

ja nie für jemanden sorgen“,<br />

sagt Guth im <strong>Kurier</strong>-Gespräch. Das ist<br />

jetzt anders und das ist kein schlechter<br />

Grund, <strong>um</strong> die Extremsprünge künftig<br />

zu lassen. Dass es trotz allem möglich<br />

ist, dass man aus 43 Metern vom Hubschrauber<br />

aus eine Arschbombe machen<br />

kann, daran hat Guth auch nach<br />

seinem Unfall keine Zweifel. „Aber ich<br />

bin mir genau so sicher: Ich werde nicht<br />

derjenige sein, der es macht.“ Drei Wochen<br />

lang lag Christian Guth im Krankenhaus<br />

Hohe Warte, vor ein paar Tagen<br />

wurde er entlassen. Den Ärzten<br />

dort verdankt der 28-Jährige, dass er<br />

inzwischen sein alltägliches Leben wieder<br />

im Griff hat, sich bewegen kann,<br />

fast schmerzfrei ist. Die Klinik<strong>um</strong>-Ärzte<br />

haben ihm die völlig zerstörte Bandscheibe<br />

zwischen dem ersten und zweiten<br />

Lendenwirbel entfernt und ihm in<br />

einer schwierigen Operation ein Stück<br />

seines eigenen Oberschenkelknochens<br />

als Ersatz eingepflanzt. Und sie haben<br />

ihn nicht im Unklaren gelassen. „Die<br />

Ärzte haben mir gesagt, dass sie schon<br />

Patienten hatten, die mit weniger<br />

schlimmen Verletzungen querschnittgelähmt<br />

waren. Ich hatte ein Wahnsinnsglück.“<br />

Noch einmal wird er sein Schicksal<br />

so nicht herausfordern. Der Bewegungsmensch<br />

Guth ackert in diesen Tagen<br />

in der Reha –sechs Stunden täglich<br />

trainiert er, damit sein Körper wieder<br />

so fit wird, wie er ihn haben will.<br />

Und ein Ziel hat er sich bereits gesetzt:<br />

„In einem Jahr will ich wieder einen<br />

Dreifach-Salto vom Zehn-Meter-Turm<br />

machen.“ Er will es wieder spüren, dieses<br />

Gefühl zu fallen, das ihn süchtig<br />

und glücklich macht. Diese Kraft, die<br />

es einem gibt, eine Situation, an die anderen<br />

nicht im Tra<strong>um</strong> denken, zu beherrschen.<br />

Das Limit muss er jetzt nicht<br />

mehr ausloten, er bringt das Splashdiving<br />

künftig lieber auf anderen Wegen<br />

voran. Christian Guth hat sich die<br />

Vermarktungsrechte in Sachen Arschbombenspringen<br />

für Deutschland, Österreich<br />

und die Schweiz gesichert. Das<br />

ist ein Markt und aus dem Sportler<br />

wird ein Sportmanager.<br />

Wenn Sie den<br />

Code mit einem<br />

Smartphone scannen,<br />

sehen Sie ein<br />

Video von dem<br />

missglückten Rekordsprung.<br />

Alternativ<br />

geben Sie tinyurl.com/guthbt<br />

in <strong>Ihre</strong>n Browser ein.

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