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AUDI IM BAUHAUS-STIL,
TOYOTA IM RETRO-LOOK
Mit Sportwagen ist das so eine Sache:
Manche definieren sich über ihre Zweisitzigkeit,
andere über die niedrige
Bauhöhe, viele über ein hohes
Leistungsgewicht. Fast allen gemeinsam
aber sind Preise, die jenseits des
durchschnittlichen Jahreseinkommens
liegen. So gesehen dürfen unsere beiden
Testkandidaten fast schon als
Volkssportwagen gelten: Audi TT und
Toyota GT 86 sind zu Einstiegskursen
um die 30 000 Euro relativ wohlfeil.
Was man dafür bekommt, unterscheidet
sich aber schon formal ziemlich
deutlich. Die einstige Design-Ikone von
Audi verkam in ihrer schon seit 2006
gebauten reduziert-modernistischen
Form zu einem rundum geglätteten Abklatsch
des Ur-TT von 1998, während
der neue Toyota GT 86 eher dem klassisch-barocken
Sportwagen-Strickmuster
entspricht: Die flache Silhouette mit
der markanten Frontpartie, den ausgestellten
Radhäusern und dem wuchtigen
Heck erinnert an Zeiten, in denen
Aerodynamik und vornehme Zurückhaltung
noch nicht zu den wichtigsten Design-Parametern
zählten.
ACV AUTO-TEST
Der Sanfte
und das Biest
TOYOTA: SCHLICHTES, ABER
SPORTLICHES INTERIEUR
An eine fast vergangene Ära gemahnt
auch der Innenraum des Toyota: Zerklüftete,
wenig ansehnliche und teilweise
aus Kohlefaser-Imitat gefertigte
Oberflächen dominieren im Cockpit,
fummelige Kippschalter zieren die
Mittelkonsole. Immerhin vermitteln die
roten Ziernähte an Schalensitzen und
Türverkleidungen sowie am sportlich
steil stehenden Lenkrad, die gelochte
Aluminium-Pedalerie und der zentral
positionierte Drehzahlmesser einen
guten Schuss an sportiver Atmosphäre.
Ganz anders gibt sich da der
TT: Elegant und wie aus einem Guss
sind Instrumente, Schalter und Belüf-
Der eine wirkt modern, ist aber nicht mehr der
jüngste. Der andere ist völlig neu, sieht aber aus wie
ein Klassiker. Audi TT und Toyota GT 86 verkörpern
zwei ganz unterschiedliche Sportwagenkonzepte
1 Beschränkung aufs Wesentliche im Toyota-
Cockpit: Rundes Lenkrad, Drehzahlmesser in
der Mitte
7 Im klassischen Gran Turismo-Design:
Lange Haube, schlanke Taille und
breites Heck schmücken den GT 86
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Besser geht's kaum:
Der Innenraum im Audi ist
perfekt verarbeitet
tungsdüsen in die Armaturentafel integriert,
das inklusive Navigationssystem
und Radio 2320 Euro teure Multimedia-Display
in der Mittelkonsole
wirkt nicht nur hochwertiger als das serienmäßige
Mäusekino im Toyota, sondern
ist es auch. Im Vergleich zum
eher rustikalen Ambiente des GT 86
herrscht hier Premium-Atmosphäre,
die nur durch das unten abgeflachte
Lenkrad getrübt wird. Das mag zwar
den Einstieg erleichtern und Motorsport-Feeling
vermitteln, erweist sich
aber spätestens beim Kurbeln in engen
Kurven als wenig ergonomisch. Und
Premium will auch extra bezahlt sein:
1 Hochwertig, aber wenig funktionell: Im
edlen Audi-Cockpit stört das eckige Lenkrad
Daten & Fakten: Audi TT 2.0 TFSI Toyota GT 86
Motor: Otto/4-Zyl./16 V Otto/4-Zyl./16 V
Antrieb: Front/6-Gang-Automatik Heck/6-Gang-Schaltgetriebe
Hubraum: 1984 cm 3 1998 cm 3
Leistung: 155 kW/211 PS bei 4300/min 147 kW/200 PS bei 7000/min
Drehmoment: 350 Nm bei 1600–4200/min 205 Nm bei 6400–6600/min
Abmessungen (m): 4,20/1,84/1,35 4,24/1,78/1,29
Leergewicht (kg): 1375 1239
Zuladung (kg): 325 431
Kofferraum (Liter): 292–700 243
Höchstgeschwindigkeit: 245 km/h 226 km/h
Beschl. 0 – 100 km/h: 6,1 Sek. 7,6 Sek.
Verbrauch Test/Norm 9,0/7,1 (l/100 km) 9,4/7,8 (l/100 km)
CO 2 -Ausstoß (g/km): 164 181
Typenklassen VK/TK/H: 20/25/14 23/27/17
Grundpreis: 36 150 Euro 28 990 Euro
Im Toyota serienmäßige Accessoires
wie belederte Sitze, Xenonlicht, Tempomat
und Alu-Pedale sind im Audi
aufpreispflichtig.
AUDI: DAS BASISMODELL HAT
NUR FRONTANTRIEB
Wahre Sportwagen-Fans dürften sich
aber vor allem für die Technik interessieren
– und auch da sind die Unterschiede
zwischen den beiden Kontrahenten
erheblich. Während der TT mit
dem bereits bekannten 2,0 TFSI-Turbo-
Direkteinspritzer bestückt ist, der seine
Kraft über die Vorderachse auf die
Straße bringt, verfügt der Toyota über
eine völlig neue Antriebseinheit: Der
Zweiliter-Vierzylinder wurde von Su -
baru entwickelt und arbeitet nach dem
Boxer-Prinzip, dessen geringe Bauhöhe
neben einer flachen Motorhaube auch
einen tiefen Schwerpunkt ermöglicht.
Einen weiteren Punkt gegenüber dem
Audi macht der GT 86 mit seinem Antriebskonzept:
Wie es sich für einen ordentlichen
Sportwagen gehört, wird die
Leistung hier über die Hinterachse in
Vortrieb umgesetzt. Das begünstigt
nicht nur die Lenkeigenschaften, sondern
führt auch zu der nahezu idealen
Gewichtsverteilung von 53:47 zwischen
Vorder- und Hinterachse.
Rund geschliffene Ikone:
Von den Ecken und Kanten
des ersten TT ist nichts mehr übrig1
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Fazit
von ACV-Autotester
Hermann J. Müller
1 Bullig motorisiert und komfortabel gefedert: Der TT ist der ideale Reisesportwagen
Richtig spannend wird es aber erst
nach dem Druck auf den Anlasserknopf.
Der Audi quittiert ihn mit einem
vornehmen Leerlauf-Wummern, das
sich auch beim Gasgeben nie über Gebühr
steigert. Zumal der Fahrer allenfalls
auf der Autobahn höhere Drehzahlregionen
bemühen muss, um zügig
unterwegs zu sein. Das bullige Drehmoment
strömt schon bei 1600/min
von der Kurbelwelle – und spätestens
dann beschleunigt der TT so linear und
kraftvoll, wie man es sonst nur von
Elektromotoren kennt. Dagegen liefert
der Toyota schon im Leerlauf ein klares
Bekenntnis zum Verbrennungsmotor
alter Prägung ohne Turbolader, Ventilverstellung
und sonstige moderne Errungenschaften
ab. Mit aggressivem
Unterton knurrt er kernig vor sich hin,
um beim Gasgeben mit brüllend lautem
Ansauggeräusch vor sich hin zu
trompeten. Und mit halbherzigem Pedaltreten
ist es hier nicht getan: Leistung
und Drehmoment gibt es im GT
86 nur gegen entsprechende Drehzahlen.
Wer einigermaßen flott vorankommen
will, muss dementsprechend häufig
schalten, was ambitionierte Fahrer
aber kaum stören wird, im Gegenteil:
Die knackig kurzen Schaltwege und die
präzise geführte Kulisse erinnern fast
schon an ein Renngetriebe.
AKUSTIK IM TOYOTA:
JEDER KANN MITHÖREN
Als ausgesprochen sportlich erweist
sich im GT 86 auch der weitgehende
Verzicht auf Dämmmaterial. Das Resultat:
Gang einlegen – ratsch, Kupplung
kommen lassen – klack, Schlagloch
überfahren – knack. Hier und auch
bei der herrlich direkten Lenkung und
dem sehr straff abgestimmten Fahrwerk
merkt man noch, was sich im
Auto so alles tut – im Gegensatz zum
Echte Sportwagen sind sie beide,
aber hier prallen Welten aufeinander.
Der Audi ist sehr schnell und
dabei auch noch komfortabel, der
Toyota kann da in beiden Disziplinen
objektiv nicht mithalten. Für
sportive Puristen ist der GT 86 aber
dennoch die erste Wahl, weil er mit
einer fast schon vergessenen Qualität
aufwartet: Dem unverfälschten
Fahrerlebnis, das sich vor allem
auf gewundenen Landstraßen und
erst recht auf abgesperrten Rundstrecken
manifestiert. In der Stadt
und auf der Autobahn aber bildet
der nahezu perfekte TT ganz klar
die bessere – allerdings auch deutlich
teurere – Alternative.
TT, der die meisten mechanischen Geräusche
und unmittelbaren Fahreindrücke
so perfekt unterdrückt, dass er im
direkten Vergleich fast schon langweilig
wirkt, wenn da nicht seine ausgesprochen
imposanten Beschleunigungsund
Höchstgeschwindigkeitswerte
wären, mit denen er den akustisch und
haptisch viel sportlicheren Toyota
locker hinter sich lässt. Aber wie bereits
gesagt: Mit Sportwagen ist das so
eine Sache. Nicht jeder, der einen
fährt, legt auch Wert auf das komplette
Sportprogramm.
Audi TT 2.0 TFSI
+
-
Hochwertiges Interieur
Elastischer Motor
Komfortable Federung
Reizarmes Design
Eckiges Lenkrad
Karge Serienausstattung
Toyota GT 86
+
Präzise Lenkung
Kernige Fahrwerksabstimmung
Günstiger Preis
-
Billig wirkender Innenraum
Relativ zahme Fahrleistungen
Hohes Geräuschniveau
1 Hart, aber herzlich: Der GT 86
ist eine Fahrmaschine für Sportwagen-Puristen
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